Sunday, October 30, 2022

Feministische Musikwissenschaft - Susanne Wosnitzka ist jetzt bei Real Scientsits DE!

Wir freuen uns diese Woche auf unsere neue Kuratorim Susanne Wosnitzka (@ Donauschwalbe)! Susanne ist Musikwissenschaftlerin und Wieder-Glänzend-Macherin: die gelernte Schreinerin und Möbelrestauratorin studierte Musikwissenschaft in Augsburg und arbeitet die Geschichte von Frauen in der Musik auf. Derzeit ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Archiv Frau und Musik Frankfurt/Main (größtenteils online) tätig. Zudem arbeitet sie ehrenamtlich im wissenschaftlichen Beirat von KVAST (schwedische Komponistinnen-Society) und der Deutschen Mozart-Gesellschaft und ist ehrenamtliche Mitvorstandsfrau im Verein musica femina münchen.





Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ein weiter und steiniger Weg: Aus einem Nicht-Akademiker:innen-Haushalt (aber mit Faible für Chorgesang und sehr an Geschichte interessierten Eltern, die meine Schwester und mich in jedes Heimatmuseum, auf jede Burg, zu jedem Chorfest und Wertungssingen mitnahmen) über Hauptschule (verheerendes Lernumfeld), geglückter Wechsel auf Realschule, danach Ausbildung zur Schreinerin, wegen unguter Arbeitsverhältnisse nach Arbeitslosigkeit eine Weiterbildung in Möbelrestauration. Darin lernte ich handwerklich mehr als in drei Jahren Ausbildung und stellte fest, dass ich nicht mit neuem Holz arbeiten möchte, sondern mit altem. Als ich das erste Mal erlebt habe, wie ein völlig zerschundenes Möbelstück, dem ich gleichsam neuen Schellack zu trinken gab, wieder zum Leben erweckte, wollte ich genau das: Alten Stücken wieder eine Bedeutung geben. Allerdings war der Job unterbezahlt und für ein Studium der Möbelrestauration hätte ich so noch weitere zwei Jahre auf Ausbeutung arbeiten müssen oder sowieso das Abitur gebraucht. Also Abi nachholen innerhalb zwei Jahren auf einer technischen Oberschule mit zweiter Fremdsprachewährenddessen Arbeit in einem kleinen Theater, in dem ich bühnen- und beobachtungstechnisch ‚Sehen‘ lernte, dann über ‚zufällige‘ Verkettungen das Studium der Musikwissenschaft in Augsburg (Nebenfächer Klassische Archäologie, Europäische Ethnologie/Volkskunde und Kunstgeschichte): Magistra Artium. Danach fand ich Arbeit bei einem Violinwettbewerb als Leitungsassistenz, es trudelten die ersten Aufträge und die Idee zur Dissertation ein und ich machte mich selbstständig, weil ich keinen Platz an der Uni fand bei ca. 10 Doktorand:innen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Für mein aktuelles Feld – die feministische Musikwissenschaft – habe ich mich nicht entschieden, sondern es hat sich mich eher ausgesucht, weil ich dieses Gespür habe, aus unscheinbaren Dingen wieder etwas Schönes herzustellen. Dieses Credo zieht sich durch meine ganze Arbeit, bin ich zur Forschung nach ‚vergessenen‘ bzw. von herkömmlicher Musikwissenschaft oft gar nicht beachteten Komponistinnen gekommen. Weil an der Uni dazu kaum gelehrt wurde, entwickelte ich im Studium meine eigene Vorlesungsreihe und dachte mir, ob es überhaupt möglich sei, eine ganze Reihe nur zu Komponistinnen zu machen. Ich dachte: „Es muss eigentlich nichts dazu geben, denn sonst würde es doch im Fach Musik gelehrt werden!“ Als ich dann recht schnell feststellte, dass es dazu seit mehr als 40 Jahren fundierteste Forschung, Publikationen, Noten und Musik gab, wurde ich wütend. Und noch wütender, als ich erstmals Lieder von Fanny Hensel hörte: Mit einer dermaßen Brillanz, dass ich mich fragte, wie man das alles nicht kennen oder nicht beachten könne. Mit meiner Reihe hatte ich so großen Erfolg, dass ich damit zu tingeln anfing auch in Kulturzentren. Durch eines davon in Kempten kam ich zur Dirigentin Mary Ellen Kitchens, die die erste war, die mich in diese feministischenMusiknetzwerke mitnahm. Und dort blühte ich auf, weil ich genau mein Ding gefunden hatte. Ich möchte diesen bedeutenden Anteil an der Gesamtgeschichte vermitteln, wie ich es als Laiin und Studierende selbst gerne vermittelt bekommen hätte. Dahingehend bin ich immer noch die ‚Handwerkerin‘, die sich auf die Baustellen begibt, um Lücken zu schließen. Mitunter gewaltige Lücken!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Für das Archiv Frau und Musik arbeite ich als Social-Media- und Webseiten-Beauftragte als auch für die Öffentlichkeitsarbeit. Dafür bieten wir Workshops und Vorträge, beraten Leute, die sich andere und innovativere Konzertprogramme wünschen oder mache ich hin und wieder Führungen durch das Archiv mit seiner Schatzkammer. Meine andere Arbeit aber – und von der ich durchdrungen bin – ist die Forschung an historischen Augsburger Tageszeitungen, derer ich bislang sieben zwischen 1746 und 1878 in Gänze auf Musik-, Kultur- und andere Nachrichten abgegrast habe. Ich suchte zunächst nur Musiknachrichten, aber schnell wurde mir klar, dass ich eine Stadt in Gänze auf Kultur anschauen muss, weil sich alles aufeinander bezieht, vor allem in der Vergangenheit, weil das Stadtgefüge eine andere, eine kleine Welt für sich war mit eigenen Gesetzen zu Funktionalität und Repräsentation. So konnte ich daraus die gesamte Theater- und Konzertgeschichte der Stadt fast lückenlos chronologisch nachvollziehen; ebenso Seuchen- und Hygienegeschíchte, zu Gesetzgebung, Naturkatastrophen, Femiziden, Abtreibungen, Antisemitismus, zu vergessenen Mordgeschichten, einer bis dahin völlig unbekannten große Frauenbewegung in Paris im späten 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts, völlig Neues zu Clara Schumann in Augsburg und als Highlight eine sehr heiße Spur zu Beethovens und Mozarts verschollenen Oboen-Konzerten, von denen sich Abschriften eventuell in Augsburg befinden könnten – mit meiner Arbeit gebe ich vor allem der Stadt Augsburg quasi ein neues Antlitz. Dazu blogge ich auf meiner Webseite und auf Twitter und biete Stadtführungen in Augsburg. Dieses Lesen der Zeitungen (also nicht nur die Suche nach Stichworten darin) sowie das Abtippen der alten Nachrichten half mir über eine schlimme Zeit der ersten beiden Corona-Jahre, in denen ich fast alle Vorträge und Aufträge verlor und durch Schließungen auch die Uni und Archive nicht mehr nutzen konnte. Fabrikarbeit hielt mich körperlich fit, danach die Arbeit an den Zeitungen abends und nachts auch geistig (bis ich den Fabrik-Job wieder verlor). Über das Bloggen spürte ich dann erstmals wieder, wie gefragt meine Forschungen und vor allem meine ‚Nase‘ für Querverbindungen sind, als sich auch viele Kulturinstitute in den Online-Kosmos wagten und mir die Chance gaben, meine Schätze als Gastbloggerin zu zeigen. Daher wurde mir die Online-Arbeit ein zweites Standbein, besonders auf Twitter, wodurch ich unglaubliche Solidarität grade in der Histo-Bubble erfuhr, tolle neue Leute kennenlernte und mich weiter entfalten konnte.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 
Das ergibt sich glaube ich aus dem bereits Erzählten: Wenn ich on fire bin, kann ich andere Leute begeistern, die sonst mit Musik oder Geschichte gar nichts anfangen können. Ich möchte nicht unbedingt für einen Elfenbeinturm schreiben, von dem kaum jemand etwas mitbekommt, sondern Geschichte leben, so annährend, wie mir das möglich ist. Arbeit mit und an Geschichte ist – so schrecklich manche Dinge auch sind, die dadurch ans Tageslicht kommen – eine poetische und notwendige Arbeit: Verstorbenen Menschen, denen auch Unrecht geschehen ist durch Nichtbeachtung oder Falscherzählung, wieder ein Gesicht geben. Ich bin durch und durch eine Wieder-Glänzend-Macherin, und glänzende Dinge ziehen nicht nur Elstern an.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Mehr geht glaube ich fast nicht mehr 😉

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Klavierspielen (besonders gerne historische Tonfilmmusik der 1920er bis 1950er Jahre), ein bisschen Ukuleleklampfen, Flohmärkte nach interessanten Sachen abgrasen, Tante zweier reizender Nichten sein, gewisse PC-Spiele auf Darstellung von Musikinstrumenten, auf Platzierung von Musik und korrekte Wiedergabe von Musikgeschichte prüfen. Und dazu ebenfalls bloggen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Der Versuch, auszuschlafen. Über den Stadtmarkt schlendern und die verschiedenen Gerüche inhalieren. Die besondere Atmosphäre von Museen genießen. Ein stiller Tag meist ohne Musik. Herumradeln und versuchen, das in den historischen Zeitungen Gelesene in der modernen Stadt wiederzufindenwie durch einen inneren Guckkasten hindurch – Vieles ist noch da: latente Geschichte (Blut und Blutspritzer), das ich mit meinem Wissen (Luminol) und Kombinierungsgabe (UV-Licht) wieder sichtbar machen kann (die Zeitmaschine in mir werde ich einfach nicht los). Rumgammeln.

Bitte begrüßt Susanne ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 23, 2022

Debatten über Technik früher und heute - Andie Rothenhäusler ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns diese Woche auf unseren neuen Kurator Andie Rothenhäusler (@goldenassam)Andie hat Geschichte und Medienwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie studiert und promoviert aktuell zu einem technikhistorischen Thema an der TU Darmstadt. Neben seiner Doktorarbeit arbeitet er in der Wissenschaftskommunikation und im Medienbereich, bis April 2022 als Autor und Producer des ZDF-Formats "Terra X Geschichte - der Podcast". In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit Debatten um Technikakzeptanz in den 1980er Jahren in Westdeutschland.


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich fand Geschichte immer schon spannend - dass es aber ausgerechnet Technikgeschichte werden sollte, war eher Zufall. Kurz nach dem Abi wusste ich nicht mal, dass es das als eigene Disziplin gibt. An meinem Studienort Karlsruhe habe ich dann in ein paar Vorlesungen reingeschnuppert und war beeindruckt, wie komplex die Fragestellungen sind. Davor hätte ich mich selbst nicht unbedingt als technisch interessiert beschrieben - inzwischen habe ich das Gefühl, dass das Thema sehr wichtig ist, da technische Entwicklungen uns viel über eine Gesellschaft verraten, diese aber auch stark verändern können.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Eine beispielhafte Erkenntnis daraus, die mich selbst erstaunt hat: Wir sehen seit den 1980ern eine starke Polarisierung beim Thema Atomkraft - eher linkere Parteien lehnen sie ab, konservative und wirtschaftsnahe Parteien sind eher offen für sie. Zu Beginn der 1970er Jahre war Atomenergie hingegen noch erstaunlich unpolarisiert und taugte vor allem nicht dazu, Wähler*innen zu motivieren, da weitgehend alle Parteien sie mittrugen. Die politische Austarierung, die wir heute kennen und die für uns selbstverständlich geworden ist, vollzog sich also innerhalb eines einzigen Jahrzehnts - und ich finde die Frage spannend, durch welche Faktoren sie auf der Mikroebene bewirkt wurde. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wirklich gerne mochte ich meinen letzten Job als Autor und Producer des ZDF-Formats "Terra X Geschichte - der Podcast" mit Mirko Drotschmann. Ich fand das Jahr in der Medienbranche unglaublich spannend und habe sehr viel gelernt. Gleichzeitig hat es mir die Augen dafür geöffnet, wie wenig junge Menschen lange Zeit bei der Kommunikation von (Geschichts-)Wissenschaft mitgedacht wurden. Mirko, vielen bekannter als MrWissen2Go, erreicht eine vergleichsweise junge Zielgruppe - im Gegensatz dazu ist der Altersdurchschnitt vieler öffentlicher Wissenschafts-Veranstaltungen oft 50 plus.
Natürlich sollte es unser Ziel sein, alle Altersgruppen gleichermaßen zu erreichen - aber vielleicht sollten wir uns eingestehen, dass der an der Uni erlernte Habitus es erschwert, unsere Forschung gerade jungen Menschen zu kommunizieren, die diese (noch) nicht besucht haben. Und die ohnehin schon weniger Mitspracherechte und Gestaltungsmöglichkeiten haben.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich interessiere mich vor allem dafür, wie technische Innovationen in einer bestimmten Epoche wahrgenommen werden - welche Konflikte es um sie gibt - und was uns das über das Denken von Menschen in der Moderne verrät. In meiner Dissertation geht es um politische Debatten, die in den 1980er Jahren in Westdeutschland um Technik geführt wurden. Interessanterweise hat mich das aber auch wieder etwas von der Technikgeschichte weggeführt - und mehr in die Richtung Politik- und Zeitgeschichte, Umfrageforschung und Politikwissenschaft.
Für meine Doktorarbeit habe ich mir zu bestimmten Begriffen Korpusse aus möglichst vielen online zugänglichen Zeitungsarchiven zusammengestellt, hinzu kommen Sachbücher aus den 1980ern, Bundestagsprotokolle und viele, viele politische Programme und Broschüren. Anhand dieser Textmenge - mehrere Citavi-Projekte mit tausenden Einzelquellen - versuche ich nachzuvollziehen, was sich einzelne Parteien oder Institutionen von einer bestimmten Technologie versprachen, wie für oder gegen sie argumentiert wurde und ob dies aus Sachgründen, Überzeugung oder vielleicht sogar eher opportunistischen Motiven heraus geschah.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Viele Fragestellungen aus meinem Dissertationsprojekt beschäftigen uns alle auch in der Gegenwart: Wie kann technischer Fortschritt gestaltet werden, ohne mit sozialen oder ökologischen Konflikten einherzugehen? Finden Menschen ausreichend Gehör, die auf Probleme einer bestimmten Technologie hinweisen? Und wie gehen wir mit einer Technologie um, die kurzfristig die Wirtschaft ankurbelt - aber langfristig soziale, psychische oder Umwelt-Kosten erzeugt, die ihren ökonomischen Nutzen in den Schatten stellen? Diese Fragen stellen sich nicht nur bei Technologien wie der Atomkraft, sondern auch bei Digitalisierung, sozialen Netzwerken, Straßenverkehr oder Onlinehandel, also Themen, mit denen wir alle täglich zu tun haben.
Natürlich sollte es unser Ziel sein, alle Altersgruppen gleichermaßen zu erreichen - aber vielleicht sollten wir uns eingestehen, dass der an der Uni erlernte Habitus es erschwert, unsere Forschung gerade jungen Menschen zu kommunizieren, die diese (noch) nicht besucht haben. Und die ohnehin schon weniger Mitspracherechte und Gestaltungsmöglichkeiten haben.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Im wunderschönen Mainz joggen gehen, mit Menschen angeregte Gespräche über alle möglichen Themen führen, an einem meiner vielen Nebenprojekte basteln (üblicherweise etwas mit Grafik- und Webdesign).

Bitte begrüßt Andie ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 16, 2022

Wie junge Menschen essen - Stephanie Peschel ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns diese Woche auf unsere neue Kuratorin Stephanie Peschel (@StephaniePsyc)! Stephanie hat Psychologie in München und Dresden studiert und ihre Psychotherapieausbildung in Hannover absolviert. 2021 erhielt sie ihre Approbation als psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie). Seit Ende 2021 ist sie zurück an der TU Dresden und arbeitet als Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Behaviorale Epidemiologie. In ihrer Dissertation untersucht sie problematisches Essverhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Mein Psychologiestudium hatte ich ursprünglich nur mit dem Plan begonnen, Psychotherapeutin zu werden. Im Studium habe ich dann aber entdeckt, wie abwechslungsreich, super faszinierend  und wichtig psychologische Forschung ist! Durch einige tolle Möglichkeiten, wie eine spannende Summerschool relativ am Anfang des Studiums, Erfahrungen als studentische Hilfskraft und ein sehr cooles Forschungspraktikum in den USA, hatte ich dann endgültig Feuer gefangen. 



Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Es gibt mindestens zwei Gründe: zum einen kenne ich seit meiner Teenagerzeit einige Menschen in meinem Umfeld, die an Essstörungen leiden oder gelitten haben. Daher weiß ich aus nächster Nähe, wie hoch der Leidensdruck der Betroffenen ist und wie wichtig es ist, die Behandlung, Versorgung, und Prävention zu verbessern. Zum anderen habe ich meine allererste Stelle als studentische Hilfskraft in einer Forschungsgruppe mit Fokus auf Essstörungen absolviert. Da ich die Forschung in diesem Bereich von Beginn an extrem spannend und abwechslungsreich fand, gab es gleich noch einen guten Grund, in diesem Feld zu bleiben

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Dank eines Promotionsstipendiums kann ich den Großteil meiner Zeit direkt in die Forschung für meine Dissertation investieren (wofür ich super dankbar bin). Hier untersuche ich gestörtes Essverhalten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen anhand einer großen epidemiologischen Stichprobe. Außerdem bin ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin noch in die Lehre, Betreuung von Abschlussarbeiten und ein wenig Projektarbeit eingebunden. 

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Essstörungen und gestörtes Essverhalten treten leider häufiger auf, als man vielleicht denkt und sind somit definitiv kein Nischenthema sondern ein Feld, das für die öffentliche Gesundheit durchaus relevant ist. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin auch approbierte Psychotherapeutin und liebe die Psychotherapie sehr. Aus Zeitmangel kann ich leider gerade keine eigenen Klient:innen sehen, hoffentlich ändert sich das im nächsten Jahr wieder ☺️.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Als gebürtige Münchnerin habe ich die Lust am Wandern quasi mit in die Wiege gelegt bekommen – der kann ich hier in der Sächsischen Schweiz auch sehr gut nachgehen. Außerdem spiele ich Volleyball, mache Yoga und fungiere gelegentlich als Hundesitterin

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Morgens ausschlafen, tagsüber eine moderate Wanderung bei Sonnenschein, abends Veggieburger und Deep-Talk mit meinen zauberhaften Freund:innen. Und es wäre toll, wenn es an irgendeiner Stelle Kuchen gibt. 

Bitte begrüßt Stepahnie ganz herzlich bei Real Scientists DE!


Sunday, October 9, 2022

Zwischen den Phasen in der Verfahrenstechnik - Lutz Böhm ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns diese Woche auf unseren neuen Kurator Lutz Böhm (@drlutzboehm)! Lutz hat 2009 das Diplom ider Fachrichtung ''Verfahrens- und Energietechnik'' gemacht und arbeitet seitdem am Fachgebiet Verfahrenstechnik der Technische Universität Berlin. 2015 hat er eine Promotion zum Thema Comparison of single bubble and bubble swarm behavior in narrow gaps inside flat sheet membrane modules erfolgreich zu Ende gebrachtSeitdem arbeitet er als Postdoktorand, hat sich eine Arbeitsgruppe zum Thema Transportphänomene in reaktiven Newtonschen und nicht-Newtonschen Mehrphasensystemen'' aufgebaut und betreut momentan sieben Doktorand:innen.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Etwas kompliziert. Zum Ende meines Studiums konnte ich mir eine Promotion und damit die wissenschaftliche Arbeit vorstellen, während viele meiner Mitstudierenden eigentlich nur raus in die Industrie wollten. Irgendwie auch normal bei uns Ingenieur:innen. Ein bisschen ist es durch meinen Vater bedingt, der im Prinzip meinte, dass es ohne die Promotion in der Karriere gläserne Decken gibt, die nicht durchbrochen werden können, man also irgendwann nicht mehr weiter aufsteigen kann. Das ist übrigens in der Ingenieurskarriere durchaus bis zu einem gewissen Grad richtig (aber auch nicht zwangsläufig). Naja, am Ende haben vergleichsweise viele meiner Mitstudierendenden den Weg der Promotion verfolgt, was auch nicht wenig mit der Wirtschaftskrise 2007 und folgend zusammenhing. In der Uni gab es halt noch Jobs, während auch große Unternehmen einen Einstellungsjob lebten. Klingt alles relativ unromantisch, aber so ist es nun mal. Bei mir war das aber, wie gesagt gar nicht der Grund. Ich hatte Lust auf die Promotion und kannte durch meine studentische Tätigkeit am Fachgebiet das Arbeitsumfeld schon. Da hatte ich richtig Lust drauf und habe mich dafür entschieden in Berlin zu bleiben, obwohl ich auch eine Zusage an der vielleicht sogar renommierteren RWTH Aachen hatte.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mein aktuelles Feld als PostDoc im Bereich der Verfahrenstechnik lautet „Transport phenomena in reactive Newtonian and non-Newtonian multiphaseflow“ und ist eine logische Fortentwicklung dessen, was ich schon selbst in meiner Promotion gemacht habe, und was mich daneben sowieso interessiert hat. Das spannende daran ist, dass man es auf allen Ebenen betrachten kann, von fundamental im ganz kleinen Maßstab bis zur >500m³ Anlage. Nur kurz: Phasen sind hier also zum Beispiel Gas, Flüssigkeit, Feststoff. Also, wenn man mehr als eine Phase hat, wird das Forschungsfeld schon riesig. In der Realität sind die Systeme häufig aber eben sogar noch komplexer, was sich im Namen meiner Arbeitsgruppe widerspeigelt.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin grundsätzlich erstmal ein Wissenschaftlicher Mitarbeit, der über den Haushalt der Uni bezahlt wird. Das bedeutet auch, dass ich Verpflichtungen im Bereich der Lehre, Forschung und universitären Selbstverwaltung habe. Um mal mit letzterem anzufangen bin ich in ein paar Gremien, wo es um die Verteilung von Mittel und Personal in der Fakultät geht und auch um andere Entscheidungen auf Instituts- und Fakultätsebene. 
In der Lehre betreue ich die zwei größten Lehrveranstaltungen bei uns am Fachgebiet. Das eine Fach heißt Physikalische Chemie und ist eine Mischung aus Thermodynamik und Reaktionstechnik. Das andere nennt sich Energie-, Impuls und Stofftransport und da lernen die Studierenden zB warum Schiffe schwimmen können und vor allem, wie man Apparate in der (chemischen) Industrie auslegen kann. Das sind unsere größten Lehrveranstaltungen, weil diese Fächer u.a. von Studierenden der Biotechnologie, dem Technischen Umweltschutz, der Werkstofftechnik, der Lebensmitteltechnologie usw. besucht werden.
Im Bereich der Forschung stehe ich tatsächlich inzwischen normalerweise nicht mehr selber im Labor, auch wenn man das für Photos gerne mal so macht. Ich beantrage Projekte und betreue Doktorand:innen, so dass sie hoffentlich erfolgreich ihr Projekt bearbeiten können. Im besten Fall schreibe ich Übersichtsartikel und präsentiere diese auf Konferenzen.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Meine erste Reaktion leite ich mal von Mai Thi Nguyen-Kim ab und frage: wie kann man sich nicht für MINT Fächer interessieren? Es ist super vielfältig und man lernt die Welt um sich herum zu verstehen.
Speziell auf meinen Bereich bezogen: Potentielle Arbeitgeber für Verfahrenstechniker:innen sind die Chemie-, Pharmazie-, Kosmetik-, Umwelt- und Lebensmittelindustrie. Neben dem klassischen Maschinenbau sind das mit die größten Arbeitgeber in Deutschland und insbesondere die Chemieindustrie wird auch in Zukunft eine extrem wichtige Rolle in der Umstellung dieses Landes auf die neuen Gegebenheiten spielen. Ohne die Chemieindustrie gibt eine keine Wärmedämmung für Häuser, keine Solarzellen, keine neuen Materialien für Batterien und so weiter. An der Herstellung praktisch all dieser wichtigen Prozesse sind Mehrphasensysteme, mein Forschungsthema, beteiligt. Um noch ein anderes wichtiges Thema zu nennen: Will man CO2 aus Abgasströmen herausholen, kann man dieses Gas durch Flüssigkeiten „blubbern“ lassen, das CO2 geht in die Flüssigkeit über und reichert sich dort an, so dass es nicht mit dem Abgas in die Umgebung abgegeben wird. Mit verschiedensten Aspekten dieser Themen beschäftigt sich meine Arbeitsgruppe.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Naja, zusammen mit Kollegen bin ich zB für den Web und Social Media Auftritt unseres Fachgebiets zuständig. Das umfasst einen Instagram- und auch unseren Youtube-Kanal. Und abgesehen davon versuche ich einigermaßen aktiv auf meinem eigenen Twitter Account zu sein. Meine Hauptanliegen sind dort Wissenschaftskommunikation auf verschiedensten Ebenen, von Kolleg:innen bis zur normalen Person, die mit MINT so gar nichts am Hut hat, aber sich vielleicht trotzdem ein bisschen dafür interessiert, und allgemeine Dinge, die mit dem Wissenschaftsbetrieb zu tun haben.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Interessante Hobbies sind eine gute Frage, da ich mit Job und Family schon echt gut eingespannt bin. Trotzdem: Seit vielen Jahren habe ich ein Abo bei einem Hörbuchanbieter und habe dort seit – das erstaunt mich selber – gut 100 Monaten etwa jeden Monat ein Buch gehört. Da gibt es auch Achievements und, wenn auch nicht im echten Leben, habe ich dort zumindest den Status „Professor“. :-) Wenn ich zeit finde, spiele ich gerne noch Playstation, aber dafür habe ich viel zu wenig Zeit. Meine Follower wissen außerdem, dass ich sehr gerne auf Konzerte gehe. Ein Hobby, das sehr in den heftigeren Corona-Zeiten gelitten hat, dieses Jahr aber wieder gut ausgelebt wurde.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Meine spontane Antwort, da steckt immer noch der Student  in mir, ist das berühmte Zitat von Harald Juhnke: keine Termine und leicht einen sitzen. Aber mal im Ernst: schlafen, alles andere ist fast egal. Ich glaube, alle mit kleinen Kindern werden das verstehen.

Bitte begrüßt Lutz ganz herzlich bei Real Scientists DE!


Sunday, October 2, 2022

Serien-Junkies aufgepasst! Melissa Schuh ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin Melissa Schuh (@schuh_melissa)! Melissa Schuh ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Habilitandin am Lehrstuhl für Anglistik am Englischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie hat 2019 am English Department der Queen Mary University of London mit einer literaturwissenschaftlichen Doktorarbeit zu narrativen Strategien in zeitgenössischen autobiographischen Texten mit dem Titel “The (Un-)Making of the Novelist’sIdentity promoviert. Davor hat sie Anglistik, Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der University of Nottingham und der University of Oxford studiert. Sie ist Mitherausgeberin des Journals C21 Literature: Journal of 21st Century Writings. Darüber hinaus ist sie Vertrauensdozentin für Diversität, Gleichstellung und Inklusion am Englischen Seminar und stellvertretende Diversitätsbeauftragte für die philosophische Fakultät der CAU Kiel.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Bereits zu Schulzeiten habe ich mich sehr für Sprache, Geschichte, Literatur und Kultur interessiert und hatte das Privileg bei außerschulischen Programmen, wie sprachwissenschaftlichen Kursen auf der JuniorAkademie und SchülerAkademie, undim Zuge meiner Facharbeit in Geschichte wissenschaftliche Fragestellungen und Arbeitsweisen kennenzulernen. Im Anglistik- und Germanistikstudium in Nottingham wurde ich stetig von neuen Ideen und interessanten Fragen weitergetrieben. So schrieb ich zwei Bachelorarbeiten: eine zur Rolle des Publikums in einer bestimmten Romeo and Juliet Inszenierung des Nottingham Playhouse und eine weitere zu Motiven von Widerstand und Anpassung im autobiographischen Werk des ostdeutschen Autors Günter de Bruyn, wobei diese später zu meinem ersten publizierten Aufsatz wurde. Während ich meine komparatistische Masterarbeit zu Fiktionalität und Faktualität im Werk von Philip Roth und Günter Grass in Oxford schrieb, entwarf ich vier verschiedene Dissertationsprojekte, weil ich so viele darüberhinausgehende Ideen hatte. Meine letztendliche Doktorarbeit war ein darauf aufbauendes Projekt zu narrativen Strategien von Fiktionalität in der Selbstdarstellung zeitgenössischer Autobiographien, dass ich an der Queen Mary University of London durchführen konnte, weil ich das Glück hatte in meinem Forschungsbestreben stets von Mentor*innen und meiner Familie unterstützt zu werden


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Themen und Fragen rund um Sprache, Literatur und Kultur beschäftigen mich seit meiner Kindheit, da ich zweisprachig und als Teil einer großen diasporisch zerstreuten Verwandtschaft aufgewachsen bin, so kam ich dazu Literatur-, Kultur-, und Sprachwissenschaft zu studieren. Im Studium hat mich ein Kurs zu „German Life Writing“ (Life Writing ist ein Überbegriff für biographische und autobiographische Formen) von Professor Roger Woods besonders inspiriert, weshalb ich mich seit meiner Promotion immer wieder mit Fragen zu diesen Textformen beschäftige: was führt uns als Leser*innen dazu Autor*innen zu vertrauen oder zu misstrauen, wenn sie über ihr Leben schreiben? Welche stilistischen Formen tragen zu solchen Leseerfahrungen bei? Welche Rolle spielt insbesondere Fiktion bzw. Fiktionalität in Texten, die einem Wahrheitsanspruch unterworfen sind? Diese und weitere Fragen haben mich tief in die Literatur- und Kulturwissenschaft katapultiert und mein Interesse daran, wie die kulturelle Produkte (wie Texte, Filme, Serien), die wir erleben funktionieren und aufgebaut sind, warum wir sie konsumieren und welche Auswirkungen dies auf gesellschaftliche und politische Diskurse hat, bleibt unerschöpft. Außerdem möchte ich als Woman of Colour in meiner wissenschaftlichen (und Lehr-) Praxis einen Beitrag dazu leisten, dass in Bildung und Wissensproduktion diverse Perspektiven und Stimmen gehört und gesehen sowie strukturelle Hürden abgebaut werden. Diese Verantwortung fließt in all meine Forschungs- und Lehrtätigkeit ein und ist neben meinem wissenschaftlichen Erkenntnisdrang zentral für meine Motivation in der Wissenschaft zu arbeiten.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Neben meinem anhaltenden Interesse in Life Writing Studies beschäftige ich mich in meinem Habilitationsprojekt mit seriellen Formen in Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Seit dem Einzug von Streamingdiensten wie Netflix und auch dem weitreichenden Erfolg von seriell publizierten Fantasy-Romanreihen, zieht das Format Serie mehr Aufmerksamkeit auf sich und ist allgemein als populäre Form bekannt. Dabei liegt allerdings ein großer Fokus auf Serialität in Form von narrativer Kontinuität und Fortsetzung, also zum Beispiel die Frage „Wie geht es weiter?“ nach einem Cliffhanger oder wie die narrativen Stränge eines seriell publizierten Werks zu einer zufriedenstellenden Fortsetzung oder gar einem Ende zusammenkommen. Ich interessiere mich für Formen von Serialität, also Prozesse um Wiederholung und Variation, die anders funktionieren. So kommen in Literatur und Medien auch stilistische Wiederholungen und Adaptionen vor, Werke können lose im selben Universum verortet sein ohne narrativ aufeinander aufzubauen, wiederkehrende Figuren, Orte, Motive und Ideen können seriell zusammenhängend gelesen werden. Ich erforsche welche Effekte solche weniger auf narrative Fortsetzung bezogene Arten von Serialität haben. Der Vergleich solcher alternativen Formen von Serialität kann vielleicht die Frage beantworten, warum im Zusammenspiel mit entsprechenden Marktmechanismen manche Serien als eher populär und andere als literarisch wahrgenommen werden, was auch manche literaturhistorische Kanonisierungsprozesse miterklären könnte. 

Über dieses Projekt hinaus, forsche ich auch zum Thema Brexit in jüngster zeitgenössischer Literatur, und beschäftige mich mit der Darstellung von Theorie und Aktivismus in Wissenschaftsdiskursen und der Repräsentation von Marginalisierungserfahrungen in Literatur und Medien.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Der Konsum von Literatur, Kultur und Medien im weitesten Sinne dieser Begriffe ist allgegenwärtig und prägt gesellschaftliches und politisches Geschehen. Also steht die Frage danach wie die Form und der Inhalt eines jeden Kulturprodukts gewisse Effekte hervorrufen und Menschen bewegen hinter allen gesellschaftlichen Themen, die unser Leben bestimmen, sei es etwas Abstraktes wie unser Wahrheitsbegriff (in Bezug auf Life Writing und Lebensgeschichten) oder ein konkret einschneidendes Ereignis im Zeitgeschehen, wie Brexit. Wie und warum wir uns für die zu Büchern, Filmen, Serien, Interviews, Essays, Twitterthreads, Instagram Stories etc. entworfenen Geschichten, Berichte, Zeugnisse, Perspektiven und Argumentationen von fiktionalen Figuren wie auch realen Personen interessieren hat Auswirkungen darauf, wie wir miteinander umgehen und was uns wichtig erscheint. Meine Arbeit trägt dazu bei solche Mechanismen zu verstehen und zu vermitteln.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Mitherausgeberin der wissenschaftlichen online open access Zeitschrift C21 Literature: Journal of 21st Century Writings (https://c21.openlibhums.org/). Neben Lektoratsarbeit in diesem Forschungskontext, interessiere ich auch allgemein sehr für Schreibprozesse und wie man das wissenschaftliche und kreative Schreiben in Bildungskontexten vermitteln kann. Daher führe ich öfter Writing Retreats (strukturierte Schreibworkshops bei denen man an seinen eigenen Projekten arbeiten kann) für Doktorand*innen durch und betreue einen von Studierenden gegründeten Creative Writing Club. In meiner Rolle alsVertrauensdozentin für Diversität, Gleichstellung und Inklusion in meinem Institut berate ich zusammen mit meiner Kollegin Dorothee Marx Studierende zu Fragen von Diskriminierung und als stellvertretende Diversitätsbeauftragte für die philosophische Fakultät engagiere ich mich als Teil des Diversitätsteams dafür, dasssystemische und institutionelle Hürden für marginalisierte Personengruppen sichtbar gemacht und abgebaut werden. Ich bin zudem Mittelbauvertreterin im Beirat meine Instituts und im Konvent der philosophischen Fakultät und setze mich in beiden Positionen für die Interessen meiner Statusgruppe ein, die von weitreichender Befristung und daher anhaltender prekärer Lebensbedingungen geprägt ist.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich gehe gerne draußen in der Natur laufen, zum Beispiel an der Kiellinie mit Blick auf die Förde. Dabei kommen mir dann manchmal interessante Ideen und ich muss schnell nach Hause laufen, um sie mir aufzuschreiben. Außerdem stricke und häkele ich sehr gerne. In den letzten zwei Jahren habe ich über 40 Paar Socken gestrickt, aber ich häkele auch Dreieicksschalsund gerade bin ich an einer Reihe von Mützen für den Winter.Ich koche und backe auch wirklich leidenschaftlich gern und probiere immer wieder neue Rezepte aus. Neuerdings bin ich dem Sauerteig verfallen und backe entsprechend viel Brot.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

An einem idealen Tag schlafe ich morgens aus und gehe dann für einen gemütlichen langen Lauf ans Meer oder den Fluss. Dann koche ich ein aufwändigeres Gericht (das dann auch gelingt), wie zum Beispiel Laksa (ein malaysisches Nudelgericht) nach Familienrezept, und lade dazu Familie oder Freund*innen ein. Später lese oder stricke ich auf dem Sofa oder draußen (derzeit ist Axie Oh’s The Girl Who Fell Beneath the Sea oben auf meiner Liste an Büchern, die nicht für die Arbeit sind, und die zweite Socke eines Paars in der Farbe „Ostseestrand“ möchte vollendet werden) und schaue abends mit meinem Partner eine Serie - die dann je nach ihrer seriellen Form vielleicht doch in meine Arbeit einfließen könnte.


Bitte begrüßt Melissa ganz herzlich bei Real Scientists DE!