Sunday, April 29, 2018

Lesen lernen - Xenia Schmalz ist jetzt bei Real Scientists DE!


Wir freuen uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Xenia Schmalz (@xenia_sch) vorzustellen! Xenia hat in Australien Psychologie studiert und dann in Sydney in Kognitionswissenschaften promoviert. In ihrer Promotion beschäftigte sie sich damit, wie sich die kognitiven Prozesse beim Lesen in Deutsch und Englisch unterscheiden. Nach ihrem Studium verbrachte sie zwei Jahre als Postdoc in Padua und arbeitet aktuell als Postdoc in München. Sie interessiert sich weiterhin für das Thema Lesen in verschiedenen Sprachen und für kognitive Defizite, die zu Lese- und/oder Rechtschreibschwäche führen können. 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich komme aus einer Akademikerfamilie, und dass ich nach dem Bachelorstudium weiterstudiert habe war für mich irgendwie ganz natürlich. Danach habe ich für zwei Jahre als Postdoc in Padua (Italien) gearbeitet, und bin jetzt in München gelandet. Besonders hat mich an einer wissenschaftlichen Karriere gereizt, dass ich unabhängig bin und an Themen arbeiten kann, die mich wirklich interessieren. Bis jetzt bin ich nicht enttäuscht worden!

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mein Forschungsgebiet ist Kognitionspsychologie/Psycholinguistik. Ich habe Psychologie an der Australian National University in Canberra studiert, und habe mich immer für Sprachen interessiert. Während meiner Bachelor-Arbeit habe ich an einem Projekt über Lesen Lernen gearbeitet. Ich fand das Thema interessant und habe auch zu diesem Thema an der Macquarie University in Sydney promoviert.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Die meisten von uns lesen täglich (seien es Bücher, Zeitungen, Facebook, oder Werbungen in der U-Bahn), ohne dass es uns bewusst wird, wie komplex der Prozess des Lesens ist. Dass wir aus visuellen Symbolen komplexe Konzepte und Sichtweisen entnehmen können, ist schon ziemlich beeindruckend. Ich arbeite mit Kindern und Erwachsenen. Mein Ziel ist es, besser zu verstehen, welche kognitiven Prozesse für das Lesen und Lesen Lernen wichtig sind.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Da ich vor allem Grundlagenforschung betreibe,  fällt es mir manchmal schwer zu erklären, wieso meine Forschung wichtig und interessant ist. Wahrscheinlich hat wenig von dem, was ich mache, unmittelbare Anwendungen in der Praxis. Aber ein besseres Verständnis der kognitiven Prozesse, die dem Lesen Lernen zugrunde liegen, geben uns Einsichten darüber, wie man in der Schule das Lesen unterrichten sollte, und wie wir Kindern mit Leseschwäche am besten helfen können.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich engagiere mich für Open Science. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass wir unsere Resultate einer breiten Öffentlichkeit vermitteln. Das schließt  auch Informationen darüber ein, wie wir zu unseren Schlussfolgerungen gekommen sind. Leider gibt es zum Thema Lesen lernen und  Lese- und Rechtschreibschwäche ziemlich viel Quacksalberei. Wenn wir als Wissenschaftler ernst genommen werden wollen, müssen wir auch unsere Methoden klar darstellen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich spiele Cello und Klavier und reise und lese sehr gerne. Ich treibe auch ziemlich viel Sport (als Ausgleich dafür, dass ich die meiste Arbeitszeit am Schreibtisch vor dem Computer verbringe).

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Da sehe ich zwei Möglichkeiten: Entweder eine neue Stadt in einem neuen Land erkunden, oder ein entspannter Tag zu Hause: Brötchen zum Frühstück, ein Spaziergang oder Fahrradausflug mit meinem Mann, Musik, Lesen, und dann irgendwas leckeres zum Abendessen.

Bitte begrüßt Xenia ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 22, 2018

Kampf den Antibiotikaresistenzen - Uli Klümper ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unseren neuen Kurator Uli Klümper (@UliKluemper) vorstellen! Uli hat in Duisburg-Essen „Water Science“ studiert und 2009 seinen Bachelor- und 2011 seinen Mastertitel erworben. Nach Forschungsaufenthalten in Wales und Hong Kong hat er seine Doktorarbeit unter Anleitung von Prof. Barth F. Smets an der Technical University of Denmark in Lyngby verfasst und 2015 abgeschlossen. Anschliessend verbrachte er einen zweijährigen Postdoc im European Centre for Environmental and Human Health an der University of Exeter, UK. 2017 erhielt er ein Individual Research Fellowship vom europäischen Marie-Curie-Forschungsprogramm um mit Prof. Angus Buckling und Prof. Will Gaze im College of Life and Environmental Sciences, University of Exeter an der Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen in bakteriellen Gemeinschaften zu forschen.
  
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Schon während der Schulzeit war ich mir eigentlich immer sicher, dass ich etwas mit Naturwissenschaften studieren wollte. Nachdem ich mich während meines „Water Science“ Studiums (Universität Duisburg-Essen) über diverse Forschungsprojekte und Auslandsaufenthalte (Wales, Hong Kong) einmal in der Universitätswelt eingelebt hatte, war mir eigentlich klar, dass eine wissenschaftliche Karriere genau das richtige für mich ist. Entsprechend habe ich mir eine PhD-Stelle im Ausland (Technical University of Denmark) gesucht und kann mir auch nach dem jetzigen Wechsel zum PostDoc aktuell nur schwer vorstellen, der Wissenschaft und Forschung in der Zukunft den Rücken zu kehren. Einer meiner liebsten Aspekte in der Wissenschaft ist die Möglichkeit, Kollaborationen mit Laboren aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen einzugehen und über Reisen zu Konferenzen verschiedene Teile der Welt zu erkunden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Während meiner Masterarbeit in Hong Kong habe ich realisiert, dass ich gerne eine längere Zeit im Ausland verbringen möchte und mich entsprechend auf die Suche nach PhD Stellen in der angewandten Mikrobiologie gemacht. Auf ein bestimmtes Feld hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht festgelegt und mir auch Stellen in biologischer Abwasserreinigung und Bioremediation von mit Schadstoffen belasteten Ökosystemen angeschaut. Im Nachhinein bin ich allerdings sehr froh über meine finale Entscheidung, mich während meiner Doktorarbeit der Ausbreitung von Resistenzgenen in bakteriellen Gemeinschaften zu widmen. Antibiotikaresistenzgene, vor allem in Krankheitserregern, werden zu einem immer grösseren Problem für unsere Gesundheit, da die herkömmlichen Antibiotika ihre Wirkung verlieren. Die Arbeit in einem gesundheitsrelevanten Bereich ist motivierend und herausfordernd und gibt mir das Gefühl, mit meiner Arbeit einen Unterschied ausmachen zu können. Da Bakterien nicht nach Tarifplan arbeiten, ist meine Arbeitszeit außerdem sehr flexibel, je nachdem wie ich meine Experimente plane. Diese Freiheit in der Gestaltung meiner Forschung und Arbeitszeit will ich auf keinen Fall missen, auch wenn es hin und wieder mal unerwarteter Weise ein Wochenende kosten kann.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin aktuell seit 2.5 Jahren in Penryn (UK) and der University of Exeter, zuerst als Postdoctoral Research Fellow und nun als individueller Forscher finanziert über das europäische Marie-Curie-Forschungsprogramm. Als Mikrobiologe befinde ich mich tagtäglich im Labor, wo ich mich mit meinen Bakterien beschäftige. Bakterien leben in der Umwelt in sehr diversen Gemeinschaften von mehreren Milliarden Mikroorganismen und in meiner Forschung nutze ich jene Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt von Schweinen vorkommen, als Modell. Entsprechend begebe ich mich regelmässig auf eine lokale Schweinefarm um Stuhlproben der dort ansässigen Schweine einzusammeln. Im Labor kultivieren wir die Bakterien aus diesen Proben, um sie in meinen Experimenten zu nutzen. In meinem Projekt versuchen wir jene Umweltbedingungen zu identifizieren, in denen ein Bakterium das resistent gegen ein bestimmtes Antibiotikum ist einen selektiven Wachstumsvorteil gegenüber einem für dieses Antibiotikum anfälliges Bakterium hat, und sich dadurch ausbreiten kann. Auf diesem Wege können wir dann in der Zukunft Massnahmen treffen, um diese Bedingungen die zur Ausbreitung von Resistenzen beitragen zu vermeiden.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Antibiotikaresistenz und im speziellen die Entstehung und Ausbreitung von multiresistenten Krankheitserregern steht auf der Liste der Gefahren für die zukünftige Gesundheit der Menschheit sehr weit oben. Diese Superbugs sind mit den aktuell klinisch verfügbaren Antibiotika nicht mehr behandelbar und somit ein sehr komplexes und auch internationales (Bakterien kennen keine Grenzen) Problem für unsere Gesundheit.
Ein vom britischen Gesundheitsministerium veröffentlichter Report aus dem Jahr 2014, schätzt, dass falls keine Maßnahmen ergriffen werden, im Jahr 2050 mit bis zu 50 Millionen Todesfällen pro Jahr durch resistente Bakterien zu rechnen ist. Es ist also essentiell, die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen, um schnellstmöglich eingreifen zu können.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich spiele aktuell mehrmals die Woche aktiv Fußball, gehe regelmässig und sehr gerne auch ins Stadion um unseren lokalen Verein zu unterstützen. Zudem bin ich ein großer Fan von Brettspielen und mindestens einmal die Woche findet man mich im Pub um an einem Pubquiz teilzunehmen. Um als Ausgleich zur Laborarbeit in die Natur zu kommen, schnappe ich mir ausserdem regelmäßig mein GPS-Gerät und begebe mich auf die Suche nach versteckten Geocaches an schönen Orten.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ein idealer Tag beginnt mit langem Ausschlafen, gefolgt von einem ausgiebigen Frühstück mit echtem deutschen Aufschnitt (den ich hier in England wirklich vermisse). Anschliessend geht es bei bestem Wetter ins Fussballstadion um unseren lokalen Verein zu supporten. Um den Tag ausklingen zu lassen, begebe ich mich anschließend an den Strand um bei Sonnenschein einen ausgiebigen Grillabend mit Freunden zu verbringen.

Bitte begrüßt Uli ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 15, 2018

Globukalypse now - Natalie Grams ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch eine alte Bekannte vorzustellen: Natalie Grams (@nataliegrams1)! Vor genau einem Jahr sie hat uns zum ersten Mal als Kuratorin beehrt. Seitdem ist einiges passiert -- unter anderem hat sie ein neues Buch veröffentlicht -- und das wollten wir uns von ihr persönlich erzählen lassen.

Das Interview vom letzten Jahr findet ihr hier, und so stellt sich Natalie in ihren eigenen Worten vor:

Ich bin Ärztin und ehemalige Homöopathin. In meinem Buch "Homöopathie neu gedacht" beschreibe ich meinen Weg heraus aus der Homöopathie, breche darin aber auch eine Lanze für mehr Empathie und Zuwendung in der normalen Medizin. Als Kommunikationsmanagerin der GWUP und als Leiterin des Informationsnetzwerks Homöopathie setze ich mich mit Leidenschaft und Engagement dafür ein, dass Patienten und Laien über die Homöopathie und andere pseudomedizinische Verfahren zunehmend richtig informiert werden.
Dazu erschien im Oktober 2017 auch mein Appell für eine vernünftige Medizin „Gesundheit! Ein Buch nicht ohne Nebenwirkungen“.

Ich setze mich vielfältig für Aufklärung rund um falschen Glauben, Esoterik und Alternativmedizin ein. Zum Bespiel für den Deutschen Konsumentenbund, als ehrenamtliche Vize-Präsidentin des Humanistischen Pressedienstes, als Beirätin der Giordano-Bruno-Stiftung sowie als Mitglied im Münsteraner Kreis.

Bitte begrüßt Natalie ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 8, 2018

Kinder, Kinder - Janna Gottwald ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns sehr, euch Janna M. Gottwald als neue Kuratorin vorstellen zu dürfen! Janna ist Postdoc und wissenschaftliche Mitarbeiterin in Entwicklungspsychologie an der Universität Durham, Vereinigtes Königreich.
Sie hat Psychologie an den Universitäten Kiel und Potsdam studiert und hat als Marie-Curie Stipendiatin an der Universität Uppsala, Schweden in der Entwicklungspsychologie promoviert.
In ihrer Doktorarbeit hat sie sich mit motorischer Handlungsplanung und frühen kognitiven Prozessen im Säuglingsalter beschäftigt. Derzeit forscht sie hauptsächlich zur Entwicklung von Körperrepräsentation und Bewegung im Kindesalter.

Mehr über Janna erfahrt ihr in ihren eigenen Worten hier:


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich habe Psychologie studiert mit dem klaren Ziel, Psychoanalytikerin zu werden.
An der Psychoanalyse reizte mich damals das analytische Denken und die Haltung, die menschliche Psyche in ihrer Komplexheit grundlegend verstehen zu wollen.
An der Uni erschien mir dann die Entwicklungspsychologie am ehesten mit psychoanalytischen Ansätzen vereinbar. Besonders spannend fand ich die Säuglingsforschung, die sich schließlich die Bedeutung der ersten Lebensjahre für die menschliche Entwicklung beschäftigt! Ich habe daher meine Diplomarbeit an der Uni Potsdam in dem Bereich geschrieben und mich mit frühkindlichen Aufmerksamkeitsprozessen und deren neuropsychologischen Korrelaten beschäftigt. Der ganze Prozess, von Planung und Literaturrecherche über Datenerhebung und Datenanalyse bis hin zum Aufschreiben, hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich für die Wissenschaft entschieden habe. Ich hatte außerdem Glück mit meiner Diplomarbeitsbetreuerin (Prof Birgit Elsner), die mich gefördert und unterstützt hat, und mir direkt nach dem Diplom eine Stelle angeboten hat.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ursprünglich bin ich über mein Interesse an der Psychoanalyse zur Entwicklungspsychologie gekommen. Durch mein Psychologie-Studium und meine Diplomarbeit habe ich meine Liebe zur Grundlagenforschung und Methodik entdeckt. Insbesondere die Säuglingsforschung und ihre Möglichkeiten, komplexe Entwicklungsprozesse untersuchen (und hoffentlich verstehen!) zu können hat mich gereizt. Außerdem finde ich es spannend, die vorsprachliche Zeit direkt (und nicht retrospektiv) untersuchen zu können und dabei Verzerrungen durch sozial erwünschtes Verhalten der Versuchsteilnehmer_innen vermeiden zu können. Persönlich gefällt mir auch sehr der Kontakt mit Eltern und ihren Kindern. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich schon Säuglinge sind! Es gefällt mir, Studien mit Aufgaben zu planen, die möglichst spannend und unterhaltsam für die Kinder sind.
Mein Doktorarbeitsprojekt in Schweden an der Uni Uppsala hat mich weiterhin in meiner Wahl bestätigt. Ich habe dort im Babylab Zusammenhänge von sensu-motorischer und kognitiver Entwicklung untersucht. Und wieder hatte ich Glück mit einem sehr inspirierenden Betreuer (Prof Gustaf Gredebäck), der meine Begeisterung für die Entwicklungspsychologie (und die Wissenschaft allgemein) weiter befördert hat.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin seit drei Monaten in Durham, England, und arbeite im Bereich sensu-motorische Entwicklung, nun mit etwas älteren Kindern (4- bis 12-Jährige). Zusammen mit Dr Dorothy Cowie untersuche ich, wie Kinder ein Gefühl für ihren eigenen Körper entwickeln. Woher wissen wir, dass zum Beispiel die eigene Hand zum eigenen Körper gehört? Wie verändert sich diese sogenannte Körperrepräsentation im Laufe der Zeit und wie unterscheidet sie sich von der von Erwachsenen? Dabei schaue ich, wie die verschiedene Sinne, wie Sehen und Fühlen, zusammenspielen, und inwiefern Kinder die verschiedenen Sinneseindrücke miteinander integrieren. Zusätzlich interessiere ich mich dafür, welche Rolle eigene Bewegung dabei spielt. Zurzeit arbeite ich viel mit dem experimentellen Paradigma der Rubber Hand Illusion, d.h. die Kinder sehen, wie eine künstliche Hand mit einem Pinsel gestrichen wird, während ihre eigene Hand (nicht sichtbar!) ebenso gestrichen wird. Nach einer Weile geben die meisten Kinder an, das Gefühl zu haben, dass die künstliche Hand zu ihnen gehört, und wenn sie gefragt werden mit geschlossenen Augen zu zeigen, wo ihre Hand ist, zeigen sie eher in Richtung der künstlichen Hand als in Richtung der eigenen Hand. Zur Zeit testen wir gerade viele Schulkinder, was sehr praktisch und effizient ist! Wir besuchen die Schulen tageweise und testen viele Kinder einzeln hintereinander.
Zudem leite ich ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Uni Uppsala in Schweden. In dem Projekt untersuche ich, inwiefern motorische Planung von Greifhandlungen mit der Entwicklung der exekutiven Funktionen in den ersten zwei Lebensjahren zusammenhängt. Hängen motorische und kognitive Planung miteinander zusammen? Und welche Rolle spielt der elterliche Einfluss? Dazu werde ich eine Längsschnittsstudie mit vielen Säuglingen durchführen, die nächstes Jahr anläuft.



Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Meine Hoffnung ist, dass meine Forschung dazu beiträgt, die körperliche und kognitive Entwicklung von Kindern tiefergehend zu verstehen. Wenn wir besser erklären können, wie Kinder ein Gefühl für den eigenen Körper entwickeln und welche Rolle Bewegung und multisensorische Prozesse dabei spielen, könnte eventuell Menschen mit Körperbildstörungen oder Menschen mit Prothesen geholfen werden. Wenn wir besser erklären können, wie sich unsere exekutiven Funktionen entwickeln, könnten darauf aufbauend eventuell Trainings entwickelt werden, um Kinder mit Schwierigkeiten in diesem Bereich (z.B. Kindern mit ADHS) zu unterstützen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich habe eine Weile zusätzlich als externe Gutachterin für eine norwegische Universität gearbeitet, und habe Gastvorlesungen gehalten. Dabei haben mir meine Schwedisch-Kenntnisse sehr geholfen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich fotografiere sehr gern und teile meine Begeisterung dafür auf Instagram (@kvinnalene). Ähnlich wie auf Twitter bin ich dort umgehen von vielen anderen mit den gleichen Interessen. Ich treffe viele von meinen Instagram-Followern im analogen Leben zu Fotowalks und zum Teil haben sich Freundschaften daraus entwickelt. Fotografieren ist ein toller Ausgleich zum manchmal etwas stressigen Forscherinnenleben und ich nutze jede Konferenzreise zur Dokumentation der neuen Umgebung. Am liebsten fotografiere ich jedoch Hunde.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ein idealer freier Tag beginnt mit frisch geröstetem Kaffee und hält gutes Fotowetter bereit. Mein Freund und ich spazieren den ganzen Tag durch die Stadt (Berlin oder Stockholm) und fotografieren. Zwischendurch gehen wir schwedisch Kaffeetrinken. Abends gehe ich zum Yoga. Am nächsten Arbeitstag habe ich dann Inspiration für neue Projekte.

Bitte begrüßt Janna ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, April 1, 2018

Wissen kommunizieren - Annette Leßmöllmann ist jetzt bei Real Scientists DE!


Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Annette Leßmöllmann (@annetteless) vorstellen! Genauer gesagt, Prof. Dr. Leßmöllmann - Annette ist Professorin für Wissenschaftskommunikation am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Studiert hat sie Allgemeine Sprachwissenschaft, Germanistische Linguistik, Geschichte und Philosophie in Wien und an der Humboldt-Universität zu Berlin, gefolgt von einer Promotion über die Adjektivsemantik. Ihre Wissenschaftsjournalismussporen verdiente sie sich in Hamburg u.a. bei der ZEIT, NDR Info und Technology Review, und wurde 2004 Redakteurin bei Gehirn&Geist/Spektrum der Wissenschaft. 2006 übernahm sie die Professur für Wissenschaftsjournalismus an der Hochschule Darmstadt, bevor sie 2013 ans KIT wechselte. Dort leitet sie die Abteilung Wissenschaftskommunikation des Instituts für Germanistik und forscht unter anderem zu vernachlässigten Zielgruppen in der Wissenschaftskommunikation, partizipativen Formaten, zum Berufsfeld Hochschulkommunikation und über die Integration von Wissenschaftskommunikation in die universitäre Lehre.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe Linguistik, Philosophie und Geschichte studiert, weil mich Denken, Handeln und Sprechen interessiert: Wann kann man z.B. berechtigterweise davon sprechen, dass Handlung A den Vorgang B ausgelöst hat? Gibt es diese Form der Kausalität in der Geschichte, können Historiker*innen diese rekonstruieren und wenn ja, wie begründen sie das - wenn es doch letztlich um Vorgänge geht, die hinter den Stirnen von handelnden Menschen verborgen sind? Und wie ist es mit der Sprache - woher weiß man eigentlich, dass eine bestimmte Formulierung präziser ist als eine andere? Und, Denken: Wie begründe ich, dass eine bestimmte Schlussfolgerung gerechtfertigt ist - ist diese Rechtfertigung nicht wiederum etwas, was ich begründen muss, und wie komme ich aus diesem infiniten Regress heraus (gar nicht, klar - aber ist das nicht ein echtes Problem für empirische Wissenschaften)? Das klingt vielleicht ein bisschen schwurbelig, aber mich hat das interessiert - wie man als Forscher*in überhaupt zu seinen Schlussfolgerungen kommt, und wie man sie wirklich valide begründet. Vielleicht bin ich deswegen Wissenschaftsjournalistin geworden, damit ich andere Leute mit diesen Fragen löchern kann. In die Lehre und Forschung bin ich gegangen, weil es mir Spaß macht, solche Fragen mit Studierenden zu diskutieren, und weil man ganz grundsätzliche Fragen immer wieder auch in empirische Forschungen einfließen lassen kann. (Und sollte.)

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich bin über den Wissenschaftsjournalismus zur Wissenschaftskommunikation gekommen, die ich als Dachbegriff verstehe: Er umfasst  für mich - und für viele andere, die in diesem Bereich tätig sind - Wissenschaftsjournalismus, Wissenschaft-PR und alle anderen Formen der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Mich sticht da manchmal der Hafer, und ich denke: Bei all den vielen Statements und Forderungen, dass Wissenschaftler*innen unbedingt mit der Öffentlichkeit kommunizieren sollten (wogegen nichts zu sagen ist, finde ich im Prinzip auch) sollten wir doch ab und zu einen Schritt zurücktreten und uns fragen: Wissen wir eigentlich schon so ganz genau, was passiert, wenn Wissenschaft und Öffentlichkeit kommunizieren? (Antwort: Wir haben eine Menge Einzel-Forschungsergebnisse, aber von einem etablierten Wissen können wir noch nicht sprechen.) Umgekehrt gefragt: Können wir erklären, warum die Kommunikation in manchen Fällen scheitert? Ich glaube z.B., dass wir mehr über das Verhältnis Wissenschaft - Öffentlichkeit wissen werden werden, wenn wir das Scheitern nachvollziehen können.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich mache sehr viel Management: Personalentwicklung, Projektmanagement, Studiengangsmanagement. Wir haben in den vergangenen Jahren zwei ganz neue Studiengänge an den Start gebracht, die sehr gut angenommen werden. Ich freue mich über die ersten Masterarbeiten, und wir haben bereits wissenschaftlicher Mitarbeiter*innen, die bei uns studiert haben. In der Forschung interessiert mich Berufsfeld-Relevanz: Können wir etwas herausfinden, das die Menschen da draußen irgendwie weiterbringt? Wir untersuchen z.B. das sich immer mehr entwickelnde und ausdifferenzierende Berufsfeld der Hochschulkommunikation, außerdem schauen wir uns an, wie digitale Darstellungsformen im Wissenschaftsjournalismus von Rezipienten wahrgenommen werden (z.B. im Vergleich mit Printmedien), und wir beschäftigen uns mit der Frage, wie man eigentlich diejenigen Zielgruppen erreicht, die man mit Wissenschaftskommunikation bislang nicht erreicht hat.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Es wird viel über "die Medien" und "die Wissenschaft" und auch manchmal "die Wissenschaftskommunikation" gesprochen, und da halte ich es für wichtig, dass die Forschung über Wissenschaftskommunikation sichtbar und zugänglich ist und das, was sie an Wissen erzeugt, zugänglich macht und diskutiert. Das können auch mal Fragen sein, die man in den Raum wirft, um gefühlte Wahrheiten darüber nicht einfach so stehen zu lassen. Wenn zum Beispiel alle behaupten, das Vertrauen in die Wissenschaft lasse nach, dann sollte man diskutieren, ob wir für diese Behauptung (oder eigentlich: Befürchtung) überhaupt ausreichende Evidenz haben.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Zusammen mit Wissenschaft im Dialog und dem NaWik betreibe ich die Plattform wissenschaftskommunikation.de, auf der wir unter anderem auch über die Forschung über Wissenschaftskommunikation berichten. Ich bin im Beirat der Tagung Wissenswerte - Bremer Forum für Wissenschaftsjournalismus tätig, in dem wir jährlich die aktuellen Herausforderungen diskutieren und über Tagungsinhalte beraten. Gefühlt sause ich ständig durch die Republik und bin in zahlreichen Gremien tätig, u.a. 2017 in der Jury für den Preis für Hochschulkommunikation der HRK.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich segle gerne mit meinem Mann über die Ostsee - und weil die Küsten gespickt sind mit Naturwundern, Museen und Handelsstädten mit viel Geschichte und Architektur, kann ich in allem schwelgen, was mich interessiert. Und ich bin dabei an der frischen Luft. Außerdem gilt es, Abenteuer zu bestehen, wenn man z.B. zu zweit durch die Nacht schippert, an den großen Schifffahrtsrouten entlang. Oder durch Nebel. Danach will man nie wieder segeln. Oder erst recht.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Freie Tage gibt es eigentlich nicht, denn ich kann nicht Nein sagen (z.B. hatte ich die lustige Idee, ab Ostermontag für euch zu twittern, das muss man seiner Familie schon ein bisschen verklickern) - richtig Pause mache ich nur beim Segeln, s. voriger Punkt. Sonst gibt es freie Stunden: Abschalten kann ich in einem Museum, das mich begeistert, beim Spaziergang durch eine unbekannte - oder sehr bekannte - Stadt, oder, mit dem Fernglas in der Hand, in der Natur. Außerdem lese ich mit großer Begeisterung Zeitung, analog oder digital.

Bitte begrüßt Annette ganz herzlich bei Real Scientists DE!