Sunday, June 26, 2022

Wissenschaft und deren Kommunikation - Katja Knuth-Herzig ist jetzt bei Real Scientists!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Katja Knuth-Herzig (@KKnuthHerzig) vorstellen zu dürfen! Katja seit Juli 2019 Koordinatorin im Graduiertenkolleg WiMaKo „Wissenschaftsmanagement und Wissenschaftskommunikation als forschungsbasierte
Praxen der Wissenschaftssystementwicklung“ an der Deutschen Universität für
Verwaltungswissenschaften Speyer tätig. Katja Knuth-Herzig promovierte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Bereich Pädagogische Psychologie zu "Der Einfluss nicht-inhaltsrelevanter Abbildungen auf die Vertrauenseinschätzung und das Verstehen wissenschaftsbezogener Texte im Internet" im Rahmen des DFG geförderten SPP 1409 „Wissenschaft und Öffentlichkeit“. Als Postdoc
konnte sie zudem Erfahrung im Bereich Bildungsforschung in einem interdisziplinären Projekt zur Evaluation des Praxissemesters in Hessen sammeln. Seit Februar 2022 arbeitet sie zusätzlich zu ihrer Arbeit als Koordinatorin des Graduiertenkollegs noch als Referentin für Weiterbildung beim Zentrum für Wissenschaftsmanagement (ZWM) in Speyer, um einen Blick in die Welt außerhalb der
Hochschule zu werfen. Dort betreue sie aktuell u.a. ein Weiterbildungsprogramm zum
Thema Wissenschaftskommunikation.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Klassische Rekrutierung. Der Betreuer meiner Diplomarbeit hat sich nach meinem Abschluss
gemeldet und mir die Stellenausschreibung für ein Projekt geschickt, das er gerade mit zwei anderen
Professoren bewilligt bekommen hat. Es ging um Wissenschaftskommunikation mit Texten und
Bildern im Internet. Nachdem sich meine Diplomarbeit schon um das Thema gedreht hatte, wie
Wahrnehmung und Erinnern von Webseiten passiert, fand ich das Thema natürlich spannend und
habe mich beworben. Über das alltägliche Arbeiten in der Wissenschaft wusste ich damals nur sehr
wenig. Ich hatte nie einen Job als Hilfskraft o.ä., sondern immer nur Jobs außerhalb der Uni.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich bin eigentlich über das Thema Verarbeitung von Informationen im Internet durch den
Seiteneingang zum Thema Wissenschaftskommunikation gekommen. Über die sechs Jahre, die ich
dann in meinem Projekt im DFG geförderten Schwerpunktprogramm „Wissenschaft und
Öffentlichkeit“ gearbeitet habe, ich mir das Thema immer mehr ans Herz gewachsen. Einen großen
Anteil daran hatte Rainer Bromme als Sprecher des Schwerpunktprogramms, der sich unermüdlich
und mit großer Begeisterung für das Thema Wissenschaftskommunikation eingesetzt hat – und das
heute noch macht. Nach Ende des Projekts war ich eine Weile im Bereich der Bildungsforschung
unterwegs mit einem großen Evaluationsprojekt. Das war auch ein spannendes Thema aber als ich
(auf Twitter😉) eine Stellenanzeige für ein Kolleg gesehen habe, das einen Schwerpunkt im Bereich
Wissenschaftskommunikation hat, war mir schnell klar, dass ich wieder zurück in das Themenfeld
möchte. Seither haben sich mein Horizont und meine Begeisterung für das Thema nur noch
vergrößert, besonders dadurch, dass ich jetzt neben der Forschung auch ganz viel Kontakt zur Praxis
der Wisskomm habe.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im Graduiertenkolleg WiMaKo geht es hauptsächlich um die Betreuung und Unterstützung der
Promovierenden. Dazu zählt die individuelle Betreuung ebenso wie die Orga des Rahmenprogramms
und des Austauschs über unsere drei Standorte (Speyer, Magdeburg, Wittenberg) hinweg. Dazu
kommt natürlich noch Wissenschaftskommunikation im Rahmen des Kollegs. Meine eigene
Forschung im Rahmen des Kollegs ist über die Corona Zeit komplett in den Hintergrund getreten.
Aktuell läuft sie aber wieder an und in den nächsten Tagen geht eine Befragung zum Vertrauen, das
Forschende in die Kommunikationsabteilung ihrer Einrichtung haben an den Start. Über die Zeit, in
der Hirnkapazität und Konzentration für die Forschung zu knapp waren, habe ich viel zu
Wissenschaftskommunikation in der Praxis und auf der eher wissenschaftspolitischen Ebene
gemacht. Ich habe bei der #FactoryWisskomm mitgearbeitet, war beim Siggener Kreis dabei, haben
Diskussionen moderiert, größere und kleinere digitale Veranstaltungen, bis hin zu einem kompletten
Veranstaltungsjahr oder einer Science Watch Party (mit)organisiert, Workshops zu Wisskomm
gegeben und durfte mich selbst mit vielen Formaten ausprobieren.
Im vergangenen Herbst ist noch ein neues Projekt (SPARK) hinzugekommen, das ich zusammen mit
meinen beiden tollen Kolleginnen Rubina Zern-Breuer und Julia Rathke eingeworben habe. In dem
Projekt geht es darum, Frauen in der Wissenschaft darin zu unterstützen, mehr Sichtbarkeit zu
bekommen. Dazu haben wir gemeinsam mit Expertinnen ein Workshop Format entwickelt, das wir
gerade testen und eine große Befragung gestartet, die gerade noch läuft.
An der Uni mache zusätzlich noch Lehre im Bereich Wissenschaftskommunikation und Methoden im
Masterstudiengang Wissenschaftsmanagement. Dazu bin ich noch in mehreren Gremien der Uni und
mit zwei Kolleginnen zusammen Gleichstellungsbeauftragte.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Schwierige Frage, ich hoffe einfach, dass sie das tut. Ich möchte einen Blick hinter die Kulissen geben,
der nicht von der perfekten Karriere und der großen Forschung erzählt. Es wird gerade viel über die
wissenschaftliche Karriere und den Ausstieg aus der Wissenschaft gesprochen. Hierzu möchte ich
meine Perspektive erzählen und über den Versuch eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu
bauen, ohne dabei in den Fluss zu fallen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Eigentlich ist meine „externe“ Tätigkeit gerade meine Haupttätigkeit. Ich bin im Februar mit dem
größeren Teil meiner Arbeitszeit beim Zentrum für Wissenschaftsmanagement in Speyer
eingestiegen und arbeite dort als Referentin für Weiterbildung. Ich plane und organisieren also
Weiterbildungen, auch im Bereich Wissenschaftskommunikation. Momentan stehe ich daher mit
jedem Fuß in einer Welt und sehe die Vorteile und die Nachteile von beiden mit den Augen der Halb-
Außenseiterin.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich mache sehr gerne Fotos, zocke am Rechner oder auf der Switch und arbeite gelegentlich als Mod
für einen Kanal auf Twitch.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Zuerst einmal ausschlafen, dann mit der Fotokamera und mit Musik auf den Ohren in einer fremden
Stadt auf Entdeckungstour gehen, danach mit meinem Sohn auf der Switch zocken und zum
Abschluss mit meinem Mann einen schönen Serien Abend machen. 

Bitte begrüßt Katja ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, June 19, 2022

Über den Schulunterricht hinaus - Kristin Eichhorn ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Kristin Eichhorn (@DrKEichhorn) vorstellen zu dürfen! Kristin studierte zwischen 2005 und 2010 Germanistik und Nordistik in Kiel, wo sie 2013 mit einer Arbeit zur Fabel des 18. Jahrhunderts promovierte. Zwischen 2015 und 2021 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Paderborn und habilitierte 2020 dort zu Johannes R. Becher und der literarischen Moderne. Seit dem Wintersemester 2021/22 vertritt sie die Professur von Sandra Richter für Neuere Deutsche Literatur I an der Universität Stuttgart. Sie ist auf Twitter sehr aktiv und bekannt vor allem durch die Aktion #IchBinHanna, die sie zusammen mit Amrei Bahr (@AmreiBahr) und Sebastian Kubon (@SebastianKubon) initiiert hat.
 
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Das war schon im ersten Semester zu Beginn meines Studiums in Kiel klar, das ich bewusst begonnen habe, um Literaturwissenschaftlerin zu werden. Nach dem Studium habe ich in Kiel meine Promotion begonnen und 2013 abgeschlossen. Danach hatte ich dort anderthalb Jahre eine halbe Stelle mit relativ viel Lehre, bevor ich die Gelegenheit bekam, nach Paderborn auf eine volle Habilitationsstelle zu wechseln. Meine Habilitation habe ich 2020 abgeschlossen. Während dieser Zeit habe ich meine beiden Forschungsschwerpunkte - die Aufklärung einerseits und die Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts andererseits - aufgebaut und immer wieder zu neuen Themen publiziert. Ich bin auf viele Konferenzen gefahren und habe 2015 die Zeitschrift "Expressionismus" ins Leben gerufen, um ein interdisziplinäres Austauschforum für die Erforschung dieser künstlerischen Strömung zu schaffen. Weiterhin bin ich seit 2018 im Vorstand der "Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts" (DGEJ) und habe mich gerade in Paderborn stark in hochschulinternen Gremien engagiert: Ich war dort zwei Jahre im Senat und außerdem Mittelbausprecherin des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft. 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Es ist einfach das, was mir am besten liegt. Ich war schon immer sehr gut im Umgang mit Sprache und interessiert an Literatur. Wir haben ja auch eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, indem wir in der Germanistik sehr viel Lehramtsausbildung machen. Natürlich wäre das alleine für mich nicht mehr recht erfüllend. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Aufgaben und Herausforderungen - daher auch das hochschulpolitische Engagement. Deshalb ist es gut, dass ich jetzt auf der Vertretungsprofessur auch endlich Führungs- und Leitungsaufgaben übernehmen kann, die ich als absolute Bereicherung empfinde. Außerdem ist Stuttgart ein sehr angenehmer Standort für meinen Fachbereich, nicht zuletzt wegen der Nähe zum Deutschen Literaturarchiv in Marbach. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im Augenblick vertrete ich die Professur von Sandra Richter an der Universität Stuttgart. Dabei übernehme ich alle Aufgaben, die mit einer Professur verbunden sind: Neben Forschung und Lehre leite ich die Abteilung Neuere Deutsche Literatur I. Ich habe da also die Haushaltsverantwortung und bin die Fachvorgesetzte aller dortigen Mitarbeiter*innen. Ich unterschreibe also die Dienst- und Urlaubsanträge, treffe aber auch viele Entscheidungen, organisiere Arbeitstreffen und bin in dieser Funktion auch im Fakultätsrat.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Zum einen: Es ist ein faszinierendes Fach. Viele Menschen laufen mit bestimmten Vorstellungen von der deutschen Literatur herum, die z. T. Schulunterricht stammen, der aber dann auch schnell lange her ist. Wenn sie die Gelegenheit haben, punktuell tiefer einzutauchen, stellen sie meist schnell fest, dass es doch alles etwas anders ist, als sie es in Erinnerung hatten. Wenn ich während meiner Gastwoche etwas davon vermitteln kann, wäre das schön. Im Alltag kommt es ja schnell zu unterkomplexen Weltbildern, weil natürlich niemand Zeit hat sich mit allen Dingen intensiv auseinanderzusetzen. Aber erst die Einblicke schaffen Verständnis und die Möglichkeit der Wertschätzung. Geisteswissenschaftliche Fächer sind ohnehin geradezu prädestiniert dazu, vorhandene Deutungen zu hinterfragen und auf komplexe Zusammenhänge hinzuweisen. Sie stören natürlich auch immer ein bisschen, weil es einfacher ist, eindeutige Antworten zu haben. Aber wir müssen immer wieder stören, denn nur auf dieser Basis des differenzierten Denkens kann Demokratie, die eigenverantwortliches kompetentes Handeln und Urteilen voraussetzt, funktionieren. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Gerade im letzten Jahr bin ich vor allem durch mein hochschulpolitisches Engagement gut beschäftigt. Ich habe mit Amrei Bahr und Sebastian Kubon zusammen im Juni 2021 die Twitter-Aktion #IchBinHanna gestartet, die auf die prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft sowie viele weitere strukturelle Missstände in diesem Arbeitsumfeld aufmerksam macht. Im März 2022 ist bei Suhrkamp unser Buch zur Aktion erschienen. Auch hier sind viele lange unhinterfragte Narrative im Spiel - etwa, dass Befristung Innovation fördere und der Wissenschaftsfreiheit diene. Für beides gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, die man bei Wissenschaftler*innen eigentlich unterstellen müsste. Darauf immer wieder hinzuweisen und die argumentativen Widersprüche dieser Perspektive herauszustellen, damit sich hier endlich etwas verbessert, ist eine wichtige Aufgabe, der wir uns deshalb intensiv widmen. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Hobbies langweilen mich im Allgemeinen schnell, ich möchte lieber etwas bewirken - insbesondere weil ich ja auch der privilegierten Position heraus agieren kann, recht viel Zeit und Energie zu haben. Das möchte ich dann auch nutzen. Das heißt aber nicht, dass ich meine Grenzen nicht kennen würde. Ich überarbeite mich nie und achte immer auf Ruhezeiten. So bleiben die Batterien voll und alle haben etwas davon.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Da ich zur Zeit zwischen Paderborn und Stuttgart pendle, ist das auf jeden Fall ein Tag ohne Zugfahrten, den ich alleine zu Hause verbringe. Ich habe mich während der Homeoffice-Zeit doch sehr an das Essen gewöhnt, das ich selbst koche und nutze das also soweit wie möglich aus. 

Bitte begrüßt Kristin ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, June 12, 2022

Die Rechengrundlage - Philipp Thiele ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Philip Thiele (@PhilippThiele2) vorstellen zu dürfen! Philipp wollte eigentlich immer schon Wissenschaftler oder Ingenieur werden. Nach dem Abitur hat er Computergestützte Ingenieurswissenschaften studiert und ist dabei immer weiter in den Bereich der angewandten Mathematik gewandert. Aktuell promoviert er im Bereich Wissenschaftliches Rechnen am Institut für Angewandte Mathematik der Leibniz Universität Hannover.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Im Master Computergestützte Ingenieurswissenschaften war ein Praxisprojekt vorgesehen, dass wir entweder in der Industrie, bei einer der Forschungsgemeinschaften oder im Ausland an einer Universität machen sollten.
Ich habe mich für letzteres entschieden und bin für ein halbes Jahr an die NUI Maynooth in Irland ans Centre for Ocean Energy Research gegangen. Dort wurde im Großen und Ganzen an der Regelung von Wellenenergieumwandlern geforscht. Ohne schwimmen die diversen Konzepte nämlich einfach nur mit der Strömung mit und der Energiegewinn ist nicht sonderlich gut. Ich selbst habe mich mit der Vorhersage von Wellenhöhen beschäftigt und dort neue Modelle untersucht.
Die gesamte Arbeitsatmosphäre, das eigenständige und gemeinsame Tüfteln an Problemen und der insgesamt rege Austausch haben mir sehr gefallen, so dass ich gerne im wissenschaftlichen Feld weiterarbeiten wollte.
Meine Masterarbeit am Institut für Meteorologie und Klimatologie hat das Ganze dann bekräftigt, da dort eine ähnliche Atmosphäre war. Also habe ich mich dann nach einer Stelle als Doktorand umgeschaut.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ursprünglich wollte ich Mechatronik studieren, bis ein Kumpel mir vom Studiengang Computergestützte Ingenieurswissenschaften erzählt hat. Die Mischung aus Ingenieurskursen, Mathematik und Informatik fand ich spannend und habe mich dann auch eingeschrieben.
Im Laufe des Studiums hat sich mein Interesse dann immer mehr in Richtung Strömungsmechanik und mathematische Methoden entwickelt. Dementsprechend habe ich mich auch nochmal für einen Master in Mathematik eingeschrieben mit Schwerpunkt in der angewandten Mathematik.
Zum Ende meiner Masterarbeit habe ich dann gesehen, dass es an meinem jetzigen Institut eine neue Arbeitsgruppe „Wissenschaftliches Rechnen“ gibt und habe mich bei meinem aktuellen Chef initiativ beworben. Die Mischung aus mathematischer Methodenentwicklung, Programmieren und Hochleistungsrechnen hat mich damals interessiert und macht die Arbeit nach wie vor immer wieder abwechslungsreich und spannend.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich beschäftige mich mit der Entwicklung von neuen und verbesserten Methoden in der Numerik partieller Differentialgleichungen und in der Entwicklung zugehöriger Software.
Bei partiellen Differentialgleichungen kommen Ableitungen (Differentiale) der unbekannten Lösung in einzelne Raumrichtungen vor.
Ein gutes Beispiel ist die Veränderung der Raumtemperatur durch Anschalten der Heizung. Der Heizkörper hat dann eine höhere Temperatur als die gegenüberliegende Wand, wir haben also von der Heizung zur Wand eine sinkende Temperatur. Die Steigung dieser Kurve sorgt dann dafür, dass sich das ganze Zimmer aufheizt und bestimmt wie schnell und wie stark das passiert.
Diese Gleichungen müssen dann näherungsweise gelöst werden. Dazu verwenden wir in unserer Arbeitsgruppe hauptsächlich die Methode der Finiten Elemente (FEM). Für diese Methode müssen die Gleichungen häufig erst in eine passende Form umgeformt werden. Danach zerteilt man sein Gebiet in einzelne Elemente. Die einfachste Variante für unser Zimmer wären miteinander verbundene Quader oder Würfel, bei denen wir die Lösung jeweils an den Eckpunkten bestimmen wollen.
Nachdem diese Vorarbeit geleistet ist setze ich mich an den Rechner und baue das alles in eine FEM Softwarebibliothek ein. Diese Softwareentwicklung ist in meiner Forschung tatsächlich auch eine der Hauptaufgaben und es gibt eigentlich immer was zu tun und verbessern. Entweder an der Software selbst, oder an den zugrundeliegenden Methoden.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Simulationen bilden die Grundlagen für sehr viele technische Weiterentwicklungen. Die Basis dafür bildet die Numerik, ein Fachgebiet das als solches in der Schule eigentlich selten namentlich genannt wird. Dagegen sind Analysis, Lineare Algebra, Geometrie und Wahrscheinlichkeitsrechnung  bekannte Gebiete.
Ich möchte gerne einerseits einen kleinen Einblick in die Numerik geben und andererseits anhand meiner Forschung zeigen, was man damit dann auch anfangen kann.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Auf meiner Stelle bin ich auch in die Lehre eingebunden. Ich finde es immer wieder spannend mit den Studierenden zu Diskutieren. Wenn möglich lasse ich ab und zu Informationen aus meiner Forschung in die Grundlagenkurse einfließen. Das kommt bei den Studierenden gut an und erhöht bei einigen die Motivation zu wissen wofür man die Algorithmen und Methoden am Ende eigentlich gebrauchen kann.
Da die Lehre neben meiner eigenen Forschung aber einen großen Teil meiner Arbeitszeit beansprucht war bisher nicht allzu viel Zeit für zusätzliche Tätigkeiten.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ehrenamtlich bin ich bei den Maltesern in der Verpflegung und in der Jugendarbeit tätig. Da ich keine Zeit mehr für regelmäßige Gruppenstunden habe bin ich aber inzwischen eher in Gremien und bei der Planung von Veranstaltungen beteiligt.
Ansonsten habe ich inzwischen vier 3D Drucker und bemale so manche der Figuren die aus dem UV-Harz Drucker kommen, wenn die Zeit es zulässt. Falls ihr da Fragen habt
stellt diese gerne während der Woche oder danach auf meinem eigenen Twitteraccount.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Da ich vom Typ Eule bin beginnt mein idealer freier Tag üblicherweise etwas später. Ansonsten ist es eher bunt gemischt, Freunde oder Familie treffen, einen längeren Spaziergang und dabei Podcasts oder Hörbücher hören, aufwändigere Gerichte kochen, Story-lastige Computerspiele Spielen, Bücher lesen oder an den 3D Druckern schrauben, alles ist mal dabei.

Bitte begrüßt Philipp ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, June 5, 2022

Über das große, weite Universum - Jens Kube ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Jens Kube (@jenskube) vorstellen zu dürfen! Jens studierte Physik in Erlangen und Göttingen. Er wurde 2002 an der Universitätssternwarte Göttingen in Physik promoviert. Von 2003 bis 2004 war er Stationsleiter der deutschen Arktisforschungsstation auf Spitzbergen. Im Anschluss arbeitete er als Postdoc in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Alfred-Wegener-Instituts, bevor er 2007 als Chefredakteur von Welt der Physik ans DESY wechselte. Dort baute er den Abschnitt Wissenschaftskommunikation beim Projektträger DESY auf. Seit 2016 ist er mit awk/jk als Wissenschaftskommunikator selbständig.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Früh hat mich der Blick in den Nachthimmel fasziniert. Auch die Abenteuer von Wissenschaftler:innen in exotischen Gegenden fand ich immer spannend, wenn sie in Fernsehsendungen wie „Aus Forschung und Technik“, „Querschnitte" oder „Expeditionen ins Tierreich“ präsentiert wurden. In der Teenagerzeit war ich dann Mitarbeiter der Volkssternwarte eines Nachbarorts, bevor es mich zum Studium der Physik erst nach Erlangen, dann nach Göttingen gezogen hat. Dort – in der Universitäts-Sternwarte von Gauß, die auf dem letzten 10-DM-Schein abgebildet war – habe ich dann auch meine Diplom- und Doktorarbeit über enge Doppelsterne angefertigt. Der Sehnsucht nach Expeditionen bin ich erst danach gefolgt, als ich als Stationsleiter die Arktis-Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts für eine Saison betreut habe – ich war dort Überwinterer. Nach der Rückkehr aus dem Eis wurde ich hauptberuflicher Wissenschaftskommunikator: Erst am AWI, dann am DESY als Chefredakteur von Welt der Physik. Ende 2015 habe ich den Weg in die Selbständigkeit gewählt. Warum? Das erzähle ich wahrscheinlich in der Kurations-Woche.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Faszination für das Universum und unseren Planeten und wie alles funktioniert und zusammenhält finde ich extrem spannend. Da ich mehr als nur ein Spezialthema bis zu einem gewissen Punkt durchdringen möchte, habe ich mich dann entschieden, die eigene Forschung nicht weiter zu verfolgen sondern stattdessen anderen Wissenschaftler:innen zu helfen, über ihre Themen zu kommunizieren. Daher bin ich in der Wissenschaftskommunikation gelandet und bin dort sehr glücklich, da ich fast jeden Tag neue Zusammenhänge, Methoden oder Fragestellungen kennenlernen darf. Das ist nicht immer einfach, aber mein Traum vom lebenslangen Lernen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Viele Tage sind ähnlich und zugleich anders: Zwar sitze ich viel am Schreibtisch vor dem Computer, lese, verfasse Texte, denke nach und redigiere. Doch die Themen und Formate wechseln sich dabei ab. Mal ist es eine Pressemitteilung über vierdimensionale Holografie, mal die zwanzigste Version eines Ausstellungsposters über das Standardmodell der Teilchenphysik, mal ein 20-Sekunden-Video über Klimaforschung. Manchmal wird es nämlich auch multimedial: Dann programmiere ich eine Website, drehe einen Film in einem Labor oder nehme ein Interview für einen Podcast auf. Tatsächlich sehe ich die Arbeitsweise eines Wissenschaftskommunikators – wie sagt man wohl? – holistisch: Ich möchte ein Thema verständlich aufbereiten, einen inhaltlichen Punkt rüberbringen. Dann darf ich nicht nur in Texten denken, die schon irgendwer bebildern wird, nicht nur in Interviewfrage oder in Skizzen. Das Produkt der Wissenschaftskommunikation ist immer mehrkanalig. Und in Arbeitssituationen, die mich wirklich zufrieden machen, darf ich möglichst viele diese Kanäle selbst gestalten und optimal aufeinander abstimmen.
Einige Male im Jahr geht es dann ganz anders zu: Ich gebe Seminare und Workshops, um die Kommunikation von Wissenschaftler:innen zu trainieren und zu verbessern. In den letzten zwei Jahren ist da viel per Videoseminar geschehen, aber so langsam geht es auch vor Ort wieder los.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Meine Arbeit ist es ja gerade, die Öffentlichkeit anzusprechen und mit Forschung zu konfrontieren. Insofern sollten sich alle dafür interessieren, die nicht bei drei auf den Bäumen sind! Das ist mein Job.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich habe ein Kind, das ich bei seiner Entwicklung mit vollem Herzblut unterstütze. Reicht das?

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Alles, was irgendwie mit Technik zu tun hat, kann mich begeistern. Dabei finde ich Technik besonders spannend, wenn sie komplett zu durchdringen ist – jedenfalls im Prinzip. Das trifft zum Beispiel auf alte Computer zu. Mein erster Computer, ein C64 aus dem Jahr 1984 oder 85, tut mir immer noch treue Dienste – zwar nicht oft, aber prinzipiell. Genauso erfreue ich mich am Nerd-Hobby Amateurfunk (ja, das, was fast nur alte Männer betreiben …). Ich kann einigermaßen morsen. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Morgens motiviert aus dem Bett kommen, dann lecker Backwaren vom besten Bäcker der Stadt holen und bei Kaffee und Croissant ein paar Seiten eines digitalen Magazins auf dem Tablet lesen. Mit dem Rad rüber ans Segelboot und ein paar Stunden auf der Weser Wind und Wellen genießen. In der Abenddämmerung ein paar Funkverbindungen in möglichst große Entfernung schaffen, bevor ich das Teleskop rausholen und mindestens zwei Planeten in Ruhe betrachten und der Familie zeigen kann. Nach so viel Action gehts dann müde ins Bett. Vielleicht kann ich noch eine halbe Seite lesen, bevor die Augen zu fallen.

Bitte begrüßt Jens ganz herzlich bei Real Scientists DE!