Sunday, May 21, 2017

Mit Placebos gegen den Schmerz - Sandra Kamping ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen euch sehr, euch unsere neue Kuratorin Sandra Kamping (@sakamping) vorstellen zu dürfen! Sandra hat in Münster Psychologie studiert und in Mannheim und Heidelberg in der Schmerzforschung promoviert. Diesem Thema ist sie treu geblieben und erforscht jetzt im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, wie man die Mechanismen, die der Placeboanalgesie zugrundeliegende, in der Arbeit mit Patienten mit chronischem Schmerz und Patienten mit akutem Schmerz nach einer Operation einsetzen kann.
Alles andere als selbstverständlich für Psychologen in der Forschung: Sandra ist auch ausgebildete Psychotherapeutin und betreut Schmerzpatienten.


Hier ist Sandra in ihren eigenen Worten:


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Eher per Zufall; ich habe nach dem Vordiplom nach einem mit dem Studium vereinbaren Job gesucht und habe in der Uniklinik Münster in der Neurologie eine HiWi Stelle in der Forschung angenommen. Das hat mir dort so viel Spaß gemacht, dass ich in der Wissenschaft geblieben bin.

Ich wollte, nachdem ich ganz viel pharmakologische Forschung in der HiWi Stelle gemacht habe, unbedingt funktionelle Kernspintomographie erlernen. Also habe ich nach einer Stelle gesucht, die das beinhaltet. Damals (ist schon so lang her) gab es noch nicht so viele Doktorandenstellen und vor allem noch nicht so viel mit Kernspin. Ich habe mir mehrere Sachen angeschaut und bin dann schließlich in der Schmerzforschung gelandet und geblieben. Chronischer Schmerz ist ein immens wichtiges Thema; sowohl auf individueller Ebene (die Lebenszeitprävalenz ist z.B. ca. 85% und wir wissen noch nicht wirklich warum der Schmerz für manche chronisch wird und bei manchen wieder nachlässt), als auch auf volkswirtschaftlicher Ebene (Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems liegen immer an der Spritze aller Krankheitsarten, wenn es um Arbeitsunfähigkeit geht). Zu verstehen, welche Mechanismen bei chronischen Schmerzpatienten also verändert sind (z.B. absteigende schmerzhemmende Systeme) ist total wichtig. Im Verlauf bin ich dann zur Placeboforschung "gewechselt", über die ich hier in meiner Woche auch tweeten werde.

Die Placeboforschung ist noch nicht so alt, vor allem die wissenschaftliche Beschäftigung damit. Bisher gibt es sehr, sehr viele Studien an gesunden Probanden, bei denen man den Effekt eines Scheinmedikamentes untersucht. Der Übertrag zu chronischen Schmerzpatienten z.B. ist da sehr schwierig, weil wir ja Patienten erstens nicht anlügen wollen und zweitens ein Placebo keine langfristige Lösung ist (mehr dazu später auf Twitter). Der gesunde Proband und der chronische Schmerzpatient unterscheiden sich auch im Hinblick auf Erfahrung, Erwartung und Hoffnung an/mit der Behandlung ziemlich extrem. Daher ist es schwierig einfach so zu sagen, dass die Effekte, die wir in den Grundlagenstudien sehen, auf Patienten übertragbar sind. In meinem ersten Projekt haben wir uns damit beschäftigt und geschaut, ob und wie Placeboeffekte bei Patienten mit chronischem Rückenschmerz aussehen. Im jetzigen Projekt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir den psychologischen Effekt von Schmerzmitteln (auch mehr dazu und dem Unterschied zum pharmakologischen Effekt später auf Twitter) verstärken können. Dazu untersuchen wir Patienten nach einer totalen Endoprothese des Kniegelenks (Knie-TEP) im Krankenhaus, um die Wirkung der Schmerzmittel zu verbessern. Sehr spannend :)

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil es super spannend ist und weil sich jeder Mensch die Mechanismen hinter der Placebo-Analgesie (Erwartung und Konditionierung) zunutze machen kann. Mehr davon später :)

Ich arbeite psychotherapeutisch mit Schmerzpatienten. Reise durch die Republik zu Vorträgen zur psychologischen Behandlung von chronischen Schmerzen und zu Placebo.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ehm, zählt dazu die Betreuung von Doktoranden? Das mache ich nämlich in meiner "Freizeit". Ansonsten sind meine Lieblingshobbys schlafen, lesen und stricken :)


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen! Dann schön brunchen, da gibt es in Hamburg ganz tolle Ecken mit direktem Blick auf die Elbe; dann an der Elbe zurückspazieren zum Hafen (ist so ein 2 Stunden Marsch). In die Kunsthalle Hamburg, da gibt es immer wieder interessante Ausstellungen und Bilder in der ständigen Ausstellung, in die ich mich verliebt habe. Und dann viel Zeit am Telefon oder Skype mit Freunden verbringen (als Forscher sind die zwangsläufig eher verstreut) und Balkonien genießen.

Bitte begrüßt Sandra ganz herzlich bei Real Scientists DE!


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