Wir freuen uns sehr, euch unseren neuen Kurator Robert Guggenberger (@agricolabs) vorstellen zu dürfen! Robert hat in Bamberg Pädagogik studiert und in dieser Zeit nebenbei in einer stationären Einrichtung mit Drogenabhängigen gearbeitet. Diese Erfahrungen motivierten ihn später zu seiner ersten (!) sozialwissenschaftlich orientierten Promotion zum Thema "Sucht und Willensfreiheit" an der Uni Tübingen. Die rein philosophische Herangehensweise an dieses Thema war ihm jedoch nicht genug - etwas Angewandteres musste her, und so setzte er im Frühjahr 2017 noch eine zweite, neurowissenschaftliche Promotion drauf: Diesmal zum Thema Neurofeedback zur motorischen Reha nach Schlaganfall. Dr. Dr. Robert arbeitet als Postdoc in der translationalen Neurochirurgie am Universitätsklinikum Tübingen.
Hier ist Robert in seinen eigenen Worten:
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Während meines Studiums zum Diplom-Pädagogen habe ich mit Abhängigen gearbeitet. Meine Erfahrungen waren sehr eindrücklich. Ich wollte dann besser verstehen, ob man Abhängigen für den Rückfall Schuld zuschreiben kann, darf oder sollte. Zu diesem Thema habe ich mich auf ein Promotionsstipendium im Graduiertenkolleg Bioethik der Universität Tübingen beworben, und das erhalten. Das war mein Einstieg.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Nach meinem ersten Doktor habe ich mich auch auf praktische sozialpädagogische Arbeitsfelder beworben und hatte auch interessante Zusagen. Letztlich habe ich mich aber dann doch für die Wissenschaft entschieden. Ich denke, mich reizte damals die intellektuelle Herausforderung zu sehr.
Mein erster Doktor war ja primär sozialwissenschaftlich und philosophisch, aber das Thema Sucht ist ja interdisziplinär. Daher wollte ich auch die Neurowissenschaften noch besser verstehen. Ich hatte bereits klinisch zur Tiefen Hirnstimulation bei Abhängigkeit publiziert, und so bin ich zum Forschen dann in der Neurochirurgie gelandet.
Was mich in meinem aktuellen Feld hält, ist meine Vorliebe fürs Programmieren und quantitative Datenauswertung, aber auch die elektrotechnischen Aspekte machen mir sehr viel Spaß. Die Betreuung von Studenten macht mir oft Freude, auch wenn es eine große Verantwortung ist. Generell mag ich Forschung jeglicher Art, vor allem das Gefühl etwas zu verstehen, und die in der Wissenschaft eher übliche offene Kommunikationsstruktur, in der meist die besseren Argumenten gewinnen.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meisten sitze ich vor dem PC und schreibe Anträge, Studienprotokolle, Auswertungsskripte, Verwaltungskram, oder Manuskripte. Gelegentlich halte ich Lehrveranstaltungen, bereite Messaufbauten vor und bastle dafür auch elektronische Hardware. Dazu kommen noch regelmäßige Meetings mit Studierenden, Kollegen und Kollaborationspartnern zu unseren unterschiedlichen Forschungsprojekten.
Obwohl ich in der Neurochirurgie arbeite, befassen sich meine Projekte fast alle mit nicht-invasiven Methoden. Thematisch ist das vor allem hirnzustandabhängiges Verfahren zur Neurorehabilitation. Das heißt, wir wollen herausfinden, *wann* und *wie* man das Hirn und das Nervensystem stimulieren muss, um Krankheiten besser behandeln zu können.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Hm. Klinische Forschung ist spannend, weil ja jeder betroffen sein könnte und dann davon profitiert. Aber wenn man nicht gerade selber mitmacht, wirkt ja vieles was Wissenschaftler treiben, eher esoterisch, langatmig, und unnötig kompliziert. Und naja, als Ethiker bin ich mit dem Wörtchen *sollen* zurückhaltend, und als Pädagoge mag ich es nicht, wenn man eine Öffentlichkeit erzeugt, der gegenüber jemand dann die Expertenrolle übernehmen soll. Aber was ich glaube, ist dass man davon profitieren kann, einen Blick in den Arbeitsalltag anderer zu werfen. Und eben da der Alltag von Forschern so esoterisch wirkt, kann gute Wissenschaftskommunikation dazu beitragen, diesen Schleier etwas zu lüpfen. Und ganz persönlich mag ich auch einfach die flache Hierarchie der Kommunikation über Twitter.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Die Arbeit als Wissenschaftler füllt fast meine gesamte Zeit aus. Leider nehme ich mir auch die Zeit für vieles nicht, sondern lese in meiner Freizeit dann lieber Paper oder ein Fachbuch.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich klettere, und habe vor einigen Jahren auch eine C-Trainerlizenz erworben. Die nutze ich, um zwei-dreimal im Jahr, entweder für den DAV oder den Unisport, Exkursionen anzubieten, z.B. in die Berge oder Mittelgebirge. Am liebsten in meine Heimat, das Frankenjura, zum Sportklettern oder in die Heimat meiner Frau, ins Vorarlberg. Da trifft sich Hobby und Ehrenamt.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Sonnenschein, und mit meiner Frau und Freunden skifahren, bergwandern oder klettern. Danach gut essen und in der Natur campen.
Bitte begrüßt Robert ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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