Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Robert Hoffie (@ForscherRobert)
vorstellen zu dürfen! Robert hat an der Leibniz Universität Hannover Pflanzenbiotechnologie studiert. Bereits in seiner Masterarbeit hat er mit Genome-Editing-Techniken an Mais gearbeitet. Heute ist Robert Hoffie Doktorand am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben. Dort arbeitet er mithilfe von CRISPR/Cas an Gerste, um diese resistent gegen eine Viruskrankheit zu machen.
Neben der Forschung ist Robert Hoffie außerdem in der Wissenschaftskommunikation aktiv. Unter anderem beteiligt er sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Gatersleben unter dem Namen „CRISPR/Gate“ am Videoprojekt „erforschtCRISPR“ und ist Mit-Initiator der Plattform progressive-agrarwende.org. Als @ForscherRobert bringt er sich bei Twitter regelmäßig in den gesellschaftlichen Dialog zur Grünen Gentechnik und neuen Züchtungstechniken ein.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Für Natur und Technik habe ich mich schon als Kind sehr interessiert. Ich bin mit Peter Lustig und der Sendung mit der Maus aufgewachsen, die sicher prägend waren. In der Schule waren meine Lieblingsfächer Deutsch und Bio. Es war lange mein Plan, Journalist zu werden, obwohl ich zum Beispiel schon in der 9. Klasse meinen ersten Vortrag über Gentechnik gehalten habe. Während des Abiturs kam ich doch zu dem Entschluss, ein biowissenschaftliches Studium aufzunehmen. Ich wurde auf den Studiengang Pflanzenbiotechnologie an der der Uni Hannover aufmerksam und begann dort nach dem Zivildienst. Ziemlich schnell nach Beginn des Studiums wurde mir klar, dass ich auch danach die wissenschaftliche Laufbahn einschlagen möchte.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Dass ich aus der großen Bandbreite der Biologie eigentlich nur mit Pflanzen arbeiten wollte, war mir von Anfang an klar. Darum habe ich mich für den recht speziellen Studiengang Pflanzenbiotechnologie entschieden. Innerhalb dieses Teilbereichs war das Modulangebot in Hannover aber sehr breit. Von praktischen Anbaufächern im Bereich Gartenbau, über Züchtung bis hin zur Grundlagenforschung in der Molekularbiologie war alles dabei. Für meine Bachelorarbeit habe ich mich in einer Gruppe beworben, die verschiedene Aspekte der Photosynthese erforscht hat. So hätte ich auch gut in der Pflanzenphysiologie landen können. Doch es war gerade ein Thema zur Genregulation in der Photosynthese frei. So wurde es dann die Molekulargenetik. Für die Masterarbeit ergab sich die Möglichkeit, mit der gerade neuen CRISPR-Technik (es war 2015, knapp drei Jahre nachdem die Technik in Bakterien beschrieben wurde) Mutanten in Mais herzustellen. Diese Methode hat mich so beeindruckt, dass ich für meine Promotion gezielt nach einem solchen Thema gesucht habe. Darum arbeite ich heute mit CRISPR in Gerste.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Unsere Arbeitsgruppe hat mittlerweile einen deutlichen Schwerpunkt in der Entwicklung von Genome Editing Techniken, allen voran CRISPR, und ihrer Anwendung in Kulturpflanzen. Wir arbeiten vor allem mit Gerste, Weizen, Mais, Leindotter und Tomate. Das zweite Standbein der Gruppe ist die Entwicklung von Zellkultursystemen. Wir erarbeiten Protokolle, mit denen sich aus einzelnen Zellen in In-vitro-Kultur wieder ganze Pflanzen regenerieren lassen - eine Grundvoraussetzung für die Nutzung von Gentechnik.
In meinem Projekt geht es hauptsächlich darum, die CRISPR-Genschere zu nutzen, um Gerste resistent gegen eine Viruskrankheit zu machen. Meine Arbeit umfasst die Auswahl von Zielen für die Genschere in den jeweiligen Kandidatengenen, den „Zusammenbau“ der Genschere und ihres Navigationssystems im Labor und die Vorbereitung für die Übertragung in die Pflanzenzelle. Anschließend müssen die regenerierten Pflanzen untersucht werden: Hat das Experiment funktioniert, hat die Genschere Mutationen an der vorgegebenen Stelle ausgelöst? Bis zu diesem Punkt sind ungefähr 4 bis 6 Monate vergangen. Bis die Pflanzen reif sind, dauert es etwa nochmal so lange. Das ist das Schicksal derer, die mit Kulturpflanzen arbeiten. Ob die ausgelösten Mutationen den gewünschten Effekt haben, können wir meist erst in der nächsten Pflanzengeneration testen.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Pflanzenforschung ganz allgemein wird häufig unterschätzt. Dabei sind Pflanzen die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Die Photosynthese produziert Sauerstoff und abgesehen von ein paar Bakterien leben alle anderen Lebewesen von Pflanzen oder von Lebewesen die Pflanzen gefressen haben.
Die angewandte Pflanzenforschung, wie wir sie am IPK Gatersleben betreiben, steht ganz am Anfang einer langen Kaskade über Pflanzenzüchtung, Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft bis am Ende die Produkte im Supermarkt stehen, die wir täglich essen.
Das speziellere Thema Gentechnik und mittlerweile zunehmend auch CRISPR hat da sogar noch vergleichsweise viel Aufmerksamkeit. Allerdings ist die Wahrnehmung, wie nützlich diese Methoden sind und ob sie besondere Risiken bergen, zwischen Wissenschaft und der breiteren Gesellschaft doch sehr unterschiedlich. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich in die Diskussion rund um diese Themen einbringen möchte.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wie schon angedeutet, beteilige ich mich ein Stück weit an der Öffentlichkeitsarbeit des Instituts, nehme an Vortragsveranstaltungen oder Podiumsdiskussionen teil. Darüber hinaus bin ich mit meinen Kollegen Iris Koeppel, Christian Hertig und Julie-Sophie Himpe am Videoprojekt „erforschtCRISPR“ beteiligt. Dort versuchen wir, in YouTube-Videos unsere Arbeit zu zeigen und unsere Projekte zu erklären. Außerdem bin ich Mit-Initiator der Plattform progressive-agrarwende.org, wo wir versuchen, das Bild einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu entwickeln, die neue Techniken im Sinne von mehr Nachhaltigkeit nutzt.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nach Feierabend oder am Wochenende gehe ich gerne in den Garten. In der Erde wühlen, Gemüse aussäen, den Pflanzen beim Wachsen zu gucken, ernten, essen. Die Forschung ist ja oft doch recht abstrakt und Ergebnisse bekommt man oft erst nach vielen Monaten Arbeit. Im Garten sieht man am gleichen Tag, was man geschafft hat. Das tut gut.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, nichts vorhaben und einfach tun, wonach mir gerade ist. Lesen, Fahrradfahren, Freunde und Familie treffen.
Bitte begrüßt Robert ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Sunday, September 29, 2019
Sunday, September 22, 2019
Wissenschaft im Klassenzimmer - Stacy Kunst ist jetzt bei Real Scientists DE!
Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Stacy Kunst (@StacyCBaker) vorstellen zu dürfen!
Hallo! Mein Name ist Stacy Kunst. Obwohl ich meine wissenschaftliche Karriere mit der Erforschung von Seevögeln in Alaska begann, habe ich meine Karriere hauptsächlich damit verbracht, Jugendliche in Klassenzimmern mit Wissenschaftlern zu verbinden. Die traditionelle Umgebung im Klassenzimmer ist langweilig, voreingenommen gegenüber weißen Männern und tötet das natürliche Interesse der Schüler an der Wissenschaft. Ich habe versucht, traditionelle Modelle mit Hilfe von Strategien der Wissenschaftskommunikation und Social Media zu verändern. Nachdem ich meinen Master-Abschluss gemacht hatte, veröffentlichte ich einen Artikel darüber, wie Naturwissenschaftsmuseen Twitter nutzen sollten, um besser mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Es ist mir ein großen Aniegen, die wissenschaftlichen Umgebunge für alle sicherer zu machen. Ich engagiere mich aktiv für die Reduzierung sexueller Belästigung und für die Gleichstellung der Geschlechter.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe Wissenschaft immer geliebt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich herausgefunden habe, wo ich in die Wissenschaftswelt passen wollte. Ich erkannte früh, dass die akademische Forschung nicht gut zu mir passte. Ich habe einige erstaunliche Erfahrungen in der Wissenschaft gemacht, indem ich nicht einem traditionellen Karriereweg gefolgt bin.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine Arbeit als Freelancer ist nur vorübergehend. Ich zog nach Deutschland, um meinen Post-Doc-Mann bei der Erreichung seiner Karriereziele zu unterstützen. Leider war es für mich nicht so einfach, Deutsch zu lernen, wie ich es mir erhofft hatte. Das hat meine Karrierepläne ein wenig eingeschränkt, aber ich habe gelernt, dass die Dinge im Leben nicht immer so laufen, wie du es geplant hast. Ich habe viele interessante Menschen getroffen, indem ich verschiedene Dinge ausprobiert habe, und viele Türen haben sich in letzter Zeit für mich geöffnet. Das Scwierige ist jetzt die Entscheidung zu treffen, in welche Richtung man gehen soll!
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich habe gerade erst den Co-Vorsitz eines Panels übernommen, das Preise an Wissenschaftler vergibt, die dazu beitragen, die Wissenschaft integrativer zu gestalten. Es war sehr aufregend! Wir hören viele schlechte Nachrichten über Missbrauch in der Wissenschaft, deshalb ist es sehr wichtig, dass wir uns auf die Menschen konzentrieren, die helfen. Es gibt einige wunderbare Nachwuchswissenschaftler, die den Status quo aufrütteln und dazu beitragen, die Wissenschaft für alle sicherer zu machen.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Der Großteil meiner Arbeit konzentrierte sich auf die Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts. So viel von den Missverständnissen der Menschen über die Wissenschaft lässt sich auf ihre Erfahrungen im Klassenzimmer zurückführen. Die Art und Weise, wie wir Naturwissenschaft als eine Reihe von Vokabellisten und rezeptähnlichen Laborexperimenten unterrichten, führt dazu, dass die Menschen falsche Erwartungen daran haben, wie Wissenschaft funktioniert. Es ist notwendig, dass wir die Art und Weise, wie wir Naturwissenschaften unterrichten, ändern.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Nein.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Obwohl ich keine traditionelle Erfahrung im Grafikdesign habe, baue ich gerne Websites und mache Infografiken. Darüber hinaus habe ich nicht viel Zeit für Hobbys, da ich den Großteil meiner Freizeit mit meiner Familie verbringe.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Meine Familie war kürzlich im Legoland. Das hat viel Spaß gemacht. Wir gingen in die Legofabrik und mein Sohn lernte, wie Legos hergestellt werden. Dann fuhren wir Achterbahnen. Das war ein wirklich schöner Tag.
Bitte begrüßt Stacy ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Hallo! Mein Name ist Stacy Kunst. Obwohl ich meine wissenschaftliche Karriere mit der Erforschung von Seevögeln in Alaska begann, habe ich meine Karriere hauptsächlich damit verbracht, Jugendliche in Klassenzimmern mit Wissenschaftlern zu verbinden. Die traditionelle Umgebung im Klassenzimmer ist langweilig, voreingenommen gegenüber weißen Männern und tötet das natürliche Interesse der Schüler an der Wissenschaft. Ich habe versucht, traditionelle Modelle mit Hilfe von Strategien der Wissenschaftskommunikation und Social Media zu verändern. Nachdem ich meinen Master-Abschluss gemacht hatte, veröffentlichte ich einen Artikel darüber, wie Naturwissenschaftsmuseen Twitter nutzen sollten, um besser mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Es ist mir ein großen Aniegen, die wissenschaftlichen Umgebunge für alle sicherer zu machen. Ich engagiere mich aktiv für die Reduzierung sexueller Belästigung und für die Gleichstellung der Geschlechter.
Ich habe Wissenschaft immer geliebt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich herausgefunden habe, wo ich in die Wissenschaftswelt passen wollte. Ich erkannte früh, dass die akademische Forschung nicht gut zu mir passte. Ich habe einige erstaunliche Erfahrungen in der Wissenschaft gemacht, indem ich nicht einem traditionellen Karriereweg gefolgt bin.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine Arbeit als Freelancer ist nur vorübergehend. Ich zog nach Deutschland, um meinen Post-Doc-Mann bei der Erreichung seiner Karriereziele zu unterstützen. Leider war es für mich nicht so einfach, Deutsch zu lernen, wie ich es mir erhofft hatte. Das hat meine Karrierepläne ein wenig eingeschränkt, aber ich habe gelernt, dass die Dinge im Leben nicht immer so laufen, wie du es geplant hast. Ich habe viele interessante Menschen getroffen, indem ich verschiedene Dinge ausprobiert habe, und viele Türen haben sich in letzter Zeit für mich geöffnet. Das Scwierige ist jetzt die Entscheidung zu treffen, in welche Richtung man gehen soll!
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich habe gerade erst den Co-Vorsitz eines Panels übernommen, das Preise an Wissenschaftler vergibt, die dazu beitragen, die Wissenschaft integrativer zu gestalten. Es war sehr aufregend! Wir hören viele schlechte Nachrichten über Missbrauch in der Wissenschaft, deshalb ist es sehr wichtig, dass wir uns auf die Menschen konzentrieren, die helfen. Es gibt einige wunderbare Nachwuchswissenschaftler, die den Status quo aufrütteln und dazu beitragen, die Wissenschaft für alle sicherer zu machen.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Der Großteil meiner Arbeit konzentrierte sich auf die Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts. So viel von den Missverständnissen der Menschen über die Wissenschaft lässt sich auf ihre Erfahrungen im Klassenzimmer zurückführen. Die Art und Weise, wie wir Naturwissenschaft als eine Reihe von Vokabellisten und rezeptähnlichen Laborexperimenten unterrichten, führt dazu, dass die Menschen falsche Erwartungen daran haben, wie Wissenschaft funktioniert. Es ist notwendig, dass wir die Art und Weise, wie wir Naturwissenschaften unterrichten, ändern.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Nein.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Obwohl ich keine traditionelle Erfahrung im Grafikdesign habe, baue ich gerne Websites und mache Infografiken. Darüber hinaus habe ich nicht viel Zeit für Hobbys, da ich den Großteil meiner Freizeit mit meiner Familie verbringe.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Meine Familie war kürzlich im Legoland. Das hat viel Spaß gemacht. Wir gingen in die Legofabrik und mein Sohn lernte, wie Legos hergestellt werden. Dann fuhren wir Achterbahnen. Das war ein wirklich schöner Tag.
Bitte begrüßt Stacy ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Sunday, September 15, 2019
Dem Gehirn das Rauchen abgewöhnen - Amelie Haugg ist jetzt bei Real Scientists DE!
Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Amelie Haugg (@amhaugg) vorstellen zu dürfen! Amelie ist Kognitive Neurowissenschaftlerin und Doktorandin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Sie beschäftigt sich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen und trainiert Raucher, wie sie ihr Verlangen nach Rauchen mittels Neurofeedback reduzieren können. Nach einem Bachelorstudium in Kognitionswissenschaft in Tübingen zog es sie für den Master in Kognitiver Neurowissenschaft nach Maastricht in den Niederlanden. Ihre Masterarbeit schrieb sie letztlich in London Ontario in Kanada, wo sie bei Wachkomapatienten untersuchte, wie bewusst deren Gehirn einen spannungsgeladenen Hitchcock-Film verarbeiten kann. Seit 2016 ist sie nun in der Schweiz, wird aber demnächst ein paar Monate für einen Forschungsaufenthalt in Wien verbringen.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Zu Beginn meines Bachelorstudiums wollte ich einfach möglichst viel aus möglichst vielen verschiedenen Studienrichtungen kennenlernen. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass die Hirnforschung viele dieser Richtungen verbindet – sei es Informatik, Biologie, Psychologie, Linguistik oder Philosophie. Um das Gehirn auch nur ein bisschen verstehen zu können, müssen Experten aus allen Bereichen zusammenarbeiten. Diese interdisziplinäre Arbeitsweise hat mich fasziniert und ich habe mich schliesslich gezielt für einen Forschungs-Masterstudiengang beworben.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine Entscheidung für die Hirnforschung habe ich ja schon etwas erläutert und, seien wir mal ehrlich, irgendwie möchte doch jeder gerne wissen, wie sein Gehirn eigentlich funktioniert. Gerade da wir aber noch immer so verschwindend wenig über diese Funktionsweise des Gehirns – und deren Störungen – wissen, ist es ein unglaublich faszinierendes Gebiet. Für mich war dann auch sehr schnell klar, dass ich gerne mit neurologischen und psychiatrischen Patienten arbeiten möchte. Ich habe das große Glück, dass meine aktuelle Forschung sehr patientennah und anwendungsbezogen ist – jeder einzelne Proband kann von seiner Studienteilnahme profitieren. Den Nutzen seiner Forschung so konkret zu sehen ist einfach sehr bereichernd.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich beschäftige mich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen, die auf funktioneller Magnetresonanztomographie (auch: fMRT) basieren. Momentan arbeite ich dabei vor allem mit Echtzeit fMRT Neurofeedback. Das heißt, ich zeige meinen Probanden ihre Hirnaktivität in Echtzeit. Dadurch können sie lernen, wie sie diese Aktivität durch bestimmte mentale Strategien nach oben oder unten regulieren können. Je nach Hirnregion kann das dann verschiedenen Patientengruppen helfen, ihr Gehirn wieder besser unter Kontrolle zu bekommen. In meiner Hauptstudie handelt es sich bei den Probanden um Raucher, die lernen sollen, ihr Verlangen nach Rauchen (kodiert durch Aktivität im Anterioren Cingulate Cortex) zu reduzieren. Da ich an einer Psychiatrie arbeite, bin ich aber auch in Studien zu anderen psychiatrischen Krankheiten involviert, wie etwa Depression oder Schizophrenie.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Obwohl die Methode noch relativ neu ist, hat Echtzeit fMRT Neurofeedback in den letzten Jahren gezeigt, dass es durchaus Potential hat, in der Zukunft zur Verbesserung von klinischen Symptomen genutzt zu werden. Besonders spannend finde ich, dass Neurofeedback nicht-invasiv arbeitet und dabei vor allem auf einen entscheidenden Faktor setzt: Die Fähigkeit des Menschen zu lernen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin Mitglied der „Student and Postdoc Special Interest Group“ der „Organization for Human Brain Mapping“. Wir versuchen, das Leben von Doktoranden und Postdocs ein bisschen zu verbessern, indem wir beispielsweise ein Online Mentoring Programm anbieten, Workshops zum Thema Karriere veranstalten, oder Social Events und Partys zum Networken organisieren. Zudem habe ich auch auf lokaler Ebene schon den ein oder anderen Brainhack mitorganisiert – so nennen wir Hackathons mit Fokus auf die Hirnforschung.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Aufgewachsen im Allgäu, jetzt wohnhaft in der Schweiz – kein Wunder, dass ich alles liebe, was mit „Berg“ zu tun hat! Neben Wandern, Skifahren und Bouldern mache ich aber auch sehr gerne Yoga oder gehe zum Tanzen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich mag Orte ohne Internetverbindung, wo man nicht durch ständige Mails und Nachrichten gestört werden kann: hoch oben in den Bergen etwa, oder an einem abgelegenen Strand. Idealerweise bin ich an meinem freien Tag an einem solchen Ort, umgeben von lieben Menschen. Abends lasse ich mich aber gerne wieder von der Großstadt treiben oder gehe auf ein Konzert.
Bitte begrüßt Amelie ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Zu Beginn meines Bachelorstudiums wollte ich einfach möglichst viel aus möglichst vielen verschiedenen Studienrichtungen kennenlernen. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass die Hirnforschung viele dieser Richtungen verbindet – sei es Informatik, Biologie, Psychologie, Linguistik oder Philosophie. Um das Gehirn auch nur ein bisschen verstehen zu können, müssen Experten aus allen Bereichen zusammenarbeiten. Diese interdisziplinäre Arbeitsweise hat mich fasziniert und ich habe mich schliesslich gezielt für einen Forschungs-Masterstudiengang beworben.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine Entscheidung für die Hirnforschung habe ich ja schon etwas erläutert und, seien wir mal ehrlich, irgendwie möchte doch jeder gerne wissen, wie sein Gehirn eigentlich funktioniert. Gerade da wir aber noch immer so verschwindend wenig über diese Funktionsweise des Gehirns – und deren Störungen – wissen, ist es ein unglaublich faszinierendes Gebiet. Für mich war dann auch sehr schnell klar, dass ich gerne mit neurologischen und psychiatrischen Patienten arbeiten möchte. Ich habe das große Glück, dass meine aktuelle Forschung sehr patientennah und anwendungsbezogen ist – jeder einzelne Proband kann von seiner Studienteilnahme profitieren. Den Nutzen seiner Forschung so konkret zu sehen ist einfach sehr bereichernd.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich beschäftige mich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen, die auf funktioneller Magnetresonanztomographie (auch: fMRT) basieren. Momentan arbeite ich dabei vor allem mit Echtzeit fMRT Neurofeedback. Das heißt, ich zeige meinen Probanden ihre Hirnaktivität in Echtzeit. Dadurch können sie lernen, wie sie diese Aktivität durch bestimmte mentale Strategien nach oben oder unten regulieren können. Je nach Hirnregion kann das dann verschiedenen Patientengruppen helfen, ihr Gehirn wieder besser unter Kontrolle zu bekommen. In meiner Hauptstudie handelt es sich bei den Probanden um Raucher, die lernen sollen, ihr Verlangen nach Rauchen (kodiert durch Aktivität im Anterioren Cingulate Cortex) zu reduzieren. Da ich an einer Psychiatrie arbeite, bin ich aber auch in Studien zu anderen psychiatrischen Krankheiten involviert, wie etwa Depression oder Schizophrenie.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Obwohl die Methode noch relativ neu ist, hat Echtzeit fMRT Neurofeedback in den letzten Jahren gezeigt, dass es durchaus Potential hat, in der Zukunft zur Verbesserung von klinischen Symptomen genutzt zu werden. Besonders spannend finde ich, dass Neurofeedback nicht-invasiv arbeitet und dabei vor allem auf einen entscheidenden Faktor setzt: Die Fähigkeit des Menschen zu lernen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin Mitglied der „Student and Postdoc Special Interest Group“ der „Organization for Human Brain Mapping“. Wir versuchen, das Leben von Doktoranden und Postdocs ein bisschen zu verbessern, indem wir beispielsweise ein Online Mentoring Programm anbieten, Workshops zum Thema Karriere veranstalten, oder Social Events und Partys zum Networken organisieren. Zudem habe ich auch auf lokaler Ebene schon den ein oder anderen Brainhack mitorganisiert – so nennen wir Hackathons mit Fokus auf die Hirnforschung.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Aufgewachsen im Allgäu, jetzt wohnhaft in der Schweiz – kein Wunder, dass ich alles liebe, was mit „Berg“ zu tun hat! Neben Wandern, Skifahren und Bouldern mache ich aber auch sehr gerne Yoga oder gehe zum Tanzen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich mag Orte ohne Internetverbindung, wo man nicht durch ständige Mails und Nachrichten gestört werden kann: hoch oben in den Bergen etwa, oder an einem abgelegenen Strand. Idealerweise bin ich an meinem freien Tag an einem solchen Ort, umgeben von lieben Menschen. Abends lasse ich mich aber gerne wieder von der Großstadt treiben oder gehe auf ein Konzert.
Bitte begrüßt Amelie ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Sunday, September 8, 2019
Über wirksame Medizin und das Immunsystem - Andrea Kamphuis ist jetzt bei Real Scientists DE!
Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Andrea Kamphuis (@ak_text) vorstellen! Andrea ist Biologin. Ihre Doktorarbeit hat sie an der Universität Bonn in der Abteilung für Theoretische Biologie geschrieben, über die Schwerkraftorientierung des „Augentierchens“ (Gravitaxis bei Euglena gracilis). Nach langjähriger Tätigkeit in der Buchbranche, vor allem als Literaturübersetzerin und Sachbuchlektorin, arbeitet sie heute auf einer Teilzeitstelle im Stabsbereich Kommunikation des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) in Köln. Seit ihrer Erkrankung an Hashimoto-Thyreoiditis im Jahr 2011 beschäftigt sie sich mit der Biologie des Immunsystems. 2018 hat sie den ersten Band ihres „Autoimmunbuchs“ selbst verlegt. Band 2 lässt noch eine Weile auf sich warten.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Schon als Kind war ich von der Natur fasziniert und als etwas eigenbrötlerische Jugendliche täglich stundenlang im Wald unterwegs. Mit 18 Jahren bin ich auf einer offenen Liste der „Grünen“ in der Kommunalpolitik gelandet. Ein Biologie-Studium lag da auf der Hand; nebenbei habe ich Bücher übersetzt und lektoriert. Später wollte ich Journalistin oder Autorin mit dem Schwerpunkt Natur werden; mein großes Vorbild war Horst Stern. Nachdem ich mich auf die eher brotlose Disziplin der Theoretischen Biologie spezialisiert hatte und meine mathematischen Fähigkeiten für eine Biologin zwar überdurchschnittlich, für eine Karriere in der Theoretischen Biologie aber m. E. nicht gut genug waren, habe ich im Anschluss an die Doktorarbeit die Forschung an den Nagel gehängt und das literarische Übersetzen und das freie Lektorat ausgebaut. 2012 sah ich dann in einem sozialen Netzwerk die Ausschreibung einer halben Stelle in der IQWiG-Kommunikation. Zack: Beworben, eingeladen worden, angestellt. Das war, glaube ich, die dritte Bewerbung überhaupt in meinem Leben – und zugleich die Rückkehr in eine wissenschaftliche Einrichtung.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Was meine Teilzeitstelle im Institut angeht: Ich finde, wissenschaftliche Einrichtungen sind es der Gesellschaft schuldig, ihre Arbeit und deren Bedeutung gut zu erklären. Das gilt erst recht, wenn die Bürgerinnen und Bürger diese Arbeit finanzieren (in unserem Fall über ihre Krankenversicherung) und wenn sich die Ergebnisse unmittelbar auf ihr Leben auswirken, was beim IQWiG der Fall ist. Und Autorin oder … räusper … Privatgelehrte für Autoimmunerkrankungen bin ich aus eigener Betroffenheit geworden: Mir tut es gut zu verstehen, wie das Immunsystem arbeitet und wieso es manchmal dauerhaft entgleist. Inzwischen hat sich meine Vermutung bestätigt, dass viele andere Menschen das ähnlich sehen.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Montags, mittwochs und freitags arbeite ich ganztägig im Institut. Mittwoch ist Sitzungstag: Morgens besprechen wir mit der Institutsleitung die aktuelle Nachrichtenlage und die bevorstehenden Termine und Pressemitteilungen. Darauf folgt alle zwei Wochen eine Teamsitzung – die einzige Gelegenheit, bei der sich alle aus der Kommunikation um einen Tisch versammeln, denn sonst fehlt immer jemand wegen Teilarbeit oder Homeoffice. Alternierend tagt die Leitungskonferenz des Instituts, an der ich ab und zu als Vertretung meines Chefs teilnehme. „Das Telefon“, also die Aufgabe, Anrufe an die Pressestelle entgegenzunehmen, habe ich zum Glück selten. Viel Zeit verbringe ich mit dem Schreiben und Abstimmen von Pressemitteilungen, von denen ein Großteil nach Schema F aufgebaut ist, weil die entsprechenden Gutachten des Instituts immer dieselbe Struktur haben. Zwischendurch twittere ich fürs Institut oder mache Monitoring: Spricht jemand über uns? Sollte ich intervenieren? Brauche ich dafür noch Informationen von Kolleg*innen aus den Fachressorts? Oder ich ergänze Wikipedia-Artikel über Arzneimittel um Kernaussagen aus unseren Gutachten und aus den entsprechenden Beschüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses. (Das ist das höchste Gremium der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens in Deutschland.) Da wir mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten, sind wir auch relativ oft mit Beschaffungs- und Vergabeverfahren beschäftigt, also mit Bürokratie: unsexy, aber notwendig. Und oft steht plötzlich jemand in der Tür: „Kannst du mal eben …?“
Dienstags und donnerstags bleibe ich zu Hause. Eigentlich arbeite ich dann an Band 2 des Autoimmunbuchs: Ich recherchiere und lese Fachartikel, mache Exzerpte oder Zeichnungen, kümmere mich um den Vertrieb des ersten Bandes oder bereite Vorträge vor. Zurzeit fließt aber viel Energie in die „Scientists for Future“ und andere Aktivitäten rund um die Klimakrise.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Was die IQWiG-Gutachten angeht, darf man sich keinen Illusionen hingeben: Die Ergebnisse und erst recht die Methoden sind nur für eine begrenzte Fachöffentlichkeit interessant. Relevant sind sie aber für alle Menschen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Denn nur das, was nachweislich nützt, kommt in den Leistungskatalog der Kassen, wird von ihnen also erstattet. (Na gut, das war jetzt arg idealisiert: Schließlich zahlen viele Kassen auch für Homöopathie, während wir unsere Brillen weitgehend selbst finanzieren dürfen.)
Und was das Autoimmunbuch betrifft, so sind Autoimmunerkrankungen in den letzten Jahrzehnten deutlich häufiger geworden. Die meisten Menschen wissen sehr wenig über den Aufbau und die Arbeit des Immunsystems. Wenn das System dann dauerhaft versagt und unheimlicherweise Teile des eigenen Körpers zerstört, weckt das Ängste. Wissen tut gut!
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Außerhalb meiner IQWiG-Arbeitszeit mache ich bei der Köln-Bonner Regionalgruppe der „Scientists for Future“ mit. Kann sein, dass ich euch während meiner Woche als Kuratorin ein bisschen mit dem Thema Klimakrise nerve und für die Teilnahme am sogenannten Klimastreik am 20.09. werbe. Kann nicht nur sein: Wird so sein.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Zusammen mit einem Freund, der Physiker ist, veröffentliche ich seit mittlerweile über 10 Jahren fast jeden Monat Fotos und Texte zu Mustern und Strukturen in der Natur. Irgendwann machen wir daraus mal eine Zeitschrift oder Jahrbücher. In einem Anfall von Größenwahn haben wir diesem Projekt den Namen „Principia“ gegeben, nach Isaac Newtons Hauptwerk. Wenn ich wandern gehe oder in der Küche oder auf dem Balkon werkele, achte ich immer darauf, ob sich dabei interessante Muster zeigen. So habe ich schon die Haut einer geräucherten Makrele an unser Küchenfenster gepappt, um sie im Durchlicht zu fotografieren. Und einen Beutel Rosenkohl nach linksdrehenden und rechtsdrehenden Köpfchen sortiert.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Wandern und dabei fotografieren. Oder mein Balkongemüse pflegen. Lesen. Möglichst keine E-Mails abrufen, aber das gelingt mir eigentlich nur im Urlaub.
Bitte begrüßt Andrea ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Schon als Kind war ich von der Natur fasziniert und als etwas eigenbrötlerische Jugendliche täglich stundenlang im Wald unterwegs. Mit 18 Jahren bin ich auf einer offenen Liste der „Grünen“ in der Kommunalpolitik gelandet. Ein Biologie-Studium lag da auf der Hand; nebenbei habe ich Bücher übersetzt und lektoriert. Später wollte ich Journalistin oder Autorin mit dem Schwerpunkt Natur werden; mein großes Vorbild war Horst Stern. Nachdem ich mich auf die eher brotlose Disziplin der Theoretischen Biologie spezialisiert hatte und meine mathematischen Fähigkeiten für eine Biologin zwar überdurchschnittlich, für eine Karriere in der Theoretischen Biologie aber m. E. nicht gut genug waren, habe ich im Anschluss an die Doktorarbeit die Forschung an den Nagel gehängt und das literarische Übersetzen und das freie Lektorat ausgebaut. 2012 sah ich dann in einem sozialen Netzwerk die Ausschreibung einer halben Stelle in der IQWiG-Kommunikation. Zack: Beworben, eingeladen worden, angestellt. Das war, glaube ich, die dritte Bewerbung überhaupt in meinem Leben – und zugleich die Rückkehr in eine wissenschaftliche Einrichtung.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Was meine Teilzeitstelle im Institut angeht: Ich finde, wissenschaftliche Einrichtungen sind es der Gesellschaft schuldig, ihre Arbeit und deren Bedeutung gut zu erklären. Das gilt erst recht, wenn die Bürgerinnen und Bürger diese Arbeit finanzieren (in unserem Fall über ihre Krankenversicherung) und wenn sich die Ergebnisse unmittelbar auf ihr Leben auswirken, was beim IQWiG der Fall ist. Und Autorin oder … räusper … Privatgelehrte für Autoimmunerkrankungen bin ich aus eigener Betroffenheit geworden: Mir tut es gut zu verstehen, wie das Immunsystem arbeitet und wieso es manchmal dauerhaft entgleist. Inzwischen hat sich meine Vermutung bestätigt, dass viele andere Menschen das ähnlich sehen.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Montags, mittwochs und freitags arbeite ich ganztägig im Institut. Mittwoch ist Sitzungstag: Morgens besprechen wir mit der Institutsleitung die aktuelle Nachrichtenlage und die bevorstehenden Termine und Pressemitteilungen. Darauf folgt alle zwei Wochen eine Teamsitzung – die einzige Gelegenheit, bei der sich alle aus der Kommunikation um einen Tisch versammeln, denn sonst fehlt immer jemand wegen Teilarbeit oder Homeoffice. Alternierend tagt die Leitungskonferenz des Instituts, an der ich ab und zu als Vertretung meines Chefs teilnehme. „Das Telefon“, also die Aufgabe, Anrufe an die Pressestelle entgegenzunehmen, habe ich zum Glück selten. Viel Zeit verbringe ich mit dem Schreiben und Abstimmen von Pressemitteilungen, von denen ein Großteil nach Schema F aufgebaut ist, weil die entsprechenden Gutachten des Instituts immer dieselbe Struktur haben. Zwischendurch twittere ich fürs Institut oder mache Monitoring: Spricht jemand über uns? Sollte ich intervenieren? Brauche ich dafür noch Informationen von Kolleg*innen aus den Fachressorts? Oder ich ergänze Wikipedia-Artikel über Arzneimittel um Kernaussagen aus unseren Gutachten und aus den entsprechenden Beschüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses. (Das ist das höchste Gremium der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens in Deutschland.) Da wir mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten, sind wir auch relativ oft mit Beschaffungs- und Vergabeverfahren beschäftigt, also mit Bürokratie: unsexy, aber notwendig. Und oft steht plötzlich jemand in der Tür: „Kannst du mal eben …?“
Dienstags und donnerstags bleibe ich zu Hause. Eigentlich arbeite ich dann an Band 2 des Autoimmunbuchs: Ich recherchiere und lese Fachartikel, mache Exzerpte oder Zeichnungen, kümmere mich um den Vertrieb des ersten Bandes oder bereite Vorträge vor. Zurzeit fließt aber viel Energie in die „Scientists for Future“ und andere Aktivitäten rund um die Klimakrise.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Was die IQWiG-Gutachten angeht, darf man sich keinen Illusionen hingeben: Die Ergebnisse und erst recht die Methoden sind nur für eine begrenzte Fachöffentlichkeit interessant. Relevant sind sie aber für alle Menschen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Denn nur das, was nachweislich nützt, kommt in den Leistungskatalog der Kassen, wird von ihnen also erstattet. (Na gut, das war jetzt arg idealisiert: Schließlich zahlen viele Kassen auch für Homöopathie, während wir unsere Brillen weitgehend selbst finanzieren dürfen.)
Und was das Autoimmunbuch betrifft, so sind Autoimmunerkrankungen in den letzten Jahrzehnten deutlich häufiger geworden. Die meisten Menschen wissen sehr wenig über den Aufbau und die Arbeit des Immunsystems. Wenn das System dann dauerhaft versagt und unheimlicherweise Teile des eigenen Körpers zerstört, weckt das Ängste. Wissen tut gut!
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Außerhalb meiner IQWiG-Arbeitszeit mache ich bei der Köln-Bonner Regionalgruppe der „Scientists for Future“ mit. Kann sein, dass ich euch während meiner Woche als Kuratorin ein bisschen mit dem Thema Klimakrise nerve und für die Teilnahme am sogenannten Klimastreik am 20.09. werbe. Kann nicht nur sein: Wird so sein.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Zusammen mit einem Freund, der Physiker ist, veröffentliche ich seit mittlerweile über 10 Jahren fast jeden Monat Fotos und Texte zu Mustern und Strukturen in der Natur. Irgendwann machen wir daraus mal eine Zeitschrift oder Jahrbücher. In einem Anfall von Größenwahn haben wir diesem Projekt den Namen „Principia“ gegeben, nach Isaac Newtons Hauptwerk. Wenn ich wandern gehe oder in der Küche oder auf dem Balkon werkele, achte ich immer darauf, ob sich dabei interessante Muster zeigen. So habe ich schon die Haut einer geräucherten Makrele an unser Küchenfenster gepappt, um sie im Durchlicht zu fotografieren. Und einen Beutel Rosenkohl nach linksdrehenden und rechtsdrehenden Köpfchen sortiert.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Wandern und dabei fotografieren. Oder mein Balkongemüse pflegen. Lesen. Möglichst keine E-Mails abrufen, aber das gelingt mir eigentlich nur im Urlaub.
Bitte begrüßt Andrea ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Sunday, September 1, 2019
Die Karte im Gehirn - Matthias Nau ist jetzt bei Real Scientists DE!
Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Matthias Nau (@NauMatt) vorstellen zu dürfen! Matthias ist Kognitiver Neurowissenschaftler und promoviert derzeit am Kavli Institute for Systems Neuroscience in Trondheim. Er macht Grundlagenforschung um herauszufinden, wie unser Gehirn kognitive Karten der Umgebung bildet und wie diese unsere Wahrnehmung und unser Verhalten steuern. Nach seinem Neurobiologie-Studium in Tübingen arbeitete er dort längere Zeit am Zentrum für Integrative Neurowissenschaften und dem Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik. Hier lernte er, die funktionelle Magnetresonanz mit Eye-Tracking zu verbinden, um das menschliche Gehirn zu untersuchen. Für sein Doktorstudium zog er dann an das Bildgebungszentrum Donders Institute for Brain, Cognition & Behavior in der Niederlande und später an das Neurophysiologie-Institut Kavli Institute for Systems Neuroscience in Norwegen. Hier schreibt er derzeit seine Dissertation über unseren Sehsinn, Raumkognition und Gedächtnis. Außerdem ist er Gastmitarbeiter am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich glaube, ganz am Anfang war es wie bei vielen anderen der kindlich naive Drang, die Welt verstehen zu wollen. Ich wuchs direkt neben einem größeren Wald auf und verbrachte meine Zeit hauptsächlich in der Natur, welche mich sehr faszinierte. Dadurch entstand letztendlich der Wunsch, sie zu erforschen.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe in Tübingen Biologie studiert und im Rahmen dessen ein paar wirklich exzellente (Neuro)Physiologie-Vorlesungen erleben dürfen. Diese zeigten mir, dass man zu allererst verstehen musste, wie wir unsere Umwelt überhaupt wahrnehmen. Ich erinnere mich daran, wie ich manchmal abends von der Universität nach Hause ging und plötzlich die Welt mit völlig neuen Augen sah. Ich hatte dabei das Gefühl, mich selbst und meine gesamte Umwelt besser zu verstehen. Meine jetzige Forschungsrichtung (Kognitive Neurowissenschaften) ist zudem sehr divers und lebt vom Austausch verschiedener Disziplinen wie beispielsweise die Psychologie, Biologie, Philosophie, Computerwissenschaften oder Physik. Es gibt so viele verschiedene Perspektiven, die voneinander lernen. Da kommt erstens nie Langeweile auf und zweitens gibt es immer wieder andere spannende Fragestellungen. Zudem machen mir Datenanalyse und Schreiben schlichtweg wirklich Spaß, was definitiv hilft.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Mich persönlich fasziniert die Tatsache, dass das Gehirn eine Art ‘mentales Modell der Welt‘ generiert, welches unsere Erinnerungen und unser Verhalten steuert. Dieser Prozess entsteht durch die Zusammenarbeit einer großen Anzahl an Hirnarealen, welche in einer engen und oft hierarchischen funktionellen Beziehung zueinander stehen. Anfänglich sensorische Informationen, die wir z.B. mit unseren Augen wahrnehmen, werden transformiert und immer weiter abstrahiert, bis Hirnareale oben in der Hierarchie eine Karte unserer Umgebung repräsentieren. Diesen Prozess, oft als ‘cognitive mapping’ bezeichnet, untersuche ich in meiner Forschung. Ich lege dabei den Fokus auf unseren Sehsinn und auf unsere Augenbewegungen. Dabei sehe ich mir außerdem an, wie unser Gedächtnis die Art beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen und mit ihr interagieren.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Unser Gehirn und unseren Geist zu untersuchen heißt für mich auch, das menschliche Selbstbild zu entwickeln. Unser Gehirn ist der Teil von uns, der uns zu dem macht, der wir sind. Herauszufinden, wie es funktioniert, wie es Probleme löst und welche Fehler es macht, bedeutet auch, etwas über das Menschsein zu lernen. Das finde ich unglaublich spannend und bin sicher, dass viele von euch diese Faszination teilen. Diese Grundlagenforschung erlaubt uns außerdem, letztendlich auch die Vielzahl von Erkrankungen des Nervensystems besser verstehen zu können. Unsere Raumkognitionszentren sind mitunter die ersten Bereiche, die beispielsweise im Verlauf der Alzheimererkrankung absterben, was sich bereits frühzeitig auch in einem schlechteren Ortsgedächtnis widerspiegeln kann.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich war der erste Doktorand unserer Gruppe hier am Kavli Institut in Norwegen und half im Laufe der letzten Jahre dabei mit, das Labor aufzubauen. Dabei gab es unzählige tolle (und manchmal natürlich auch nicht so tolle) Aufgaben, die Kreativität und Einsatz forderten. Das kann zeitweise etwas stressig werden, ist aber eine tolle Erfahrung. Außerdem war ich lange in der Doktoranden- und Post-Doc Organisation (YROCK) hier am Kavli Institut aktiv, mit welcher ich regelmäßig Gastvorträge oder Karriereseminare organisierte. Das machte total Spaß, wich in jüngster Zeit allerdings dem Schreiben der Dissertation. Zudem supervidiere ich ein paar Studenten, was ebenfalls sehr spannend ist.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Neben der Wissenschaft schlägt mein Herz für Musik, Tauchen und Grafikdesign. Ich könnte stundenlang am Schlagzeug sitzen, ‘progressive drumming‘ Videos schauen, dem Fangschreckenkrebs hinterherschwimmen und Bilder bzw. Grafiken bearbeiten.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer freier Tag startet mit einer Fahrradtour, gefolgt von einem Sprung in den Trondheim-Fjord und endet mit einer guten Pizza.
Bitte begrüßt Matthias ganz herzlich bei Real Scientists DE!
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich glaube, ganz am Anfang war es wie bei vielen anderen der kindlich naive Drang, die Welt verstehen zu wollen. Ich wuchs direkt neben einem größeren Wald auf und verbrachte meine Zeit hauptsächlich in der Natur, welche mich sehr faszinierte. Dadurch entstand letztendlich der Wunsch, sie zu erforschen.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe in Tübingen Biologie studiert und im Rahmen dessen ein paar wirklich exzellente (Neuro)Physiologie-Vorlesungen erleben dürfen. Diese zeigten mir, dass man zu allererst verstehen musste, wie wir unsere Umwelt überhaupt wahrnehmen. Ich erinnere mich daran, wie ich manchmal abends von der Universität nach Hause ging und plötzlich die Welt mit völlig neuen Augen sah. Ich hatte dabei das Gefühl, mich selbst und meine gesamte Umwelt besser zu verstehen. Meine jetzige Forschungsrichtung (Kognitive Neurowissenschaften) ist zudem sehr divers und lebt vom Austausch verschiedener Disziplinen wie beispielsweise die Psychologie, Biologie, Philosophie, Computerwissenschaften oder Physik. Es gibt so viele verschiedene Perspektiven, die voneinander lernen. Da kommt erstens nie Langeweile auf und zweitens gibt es immer wieder andere spannende Fragestellungen. Zudem machen mir Datenanalyse und Schreiben schlichtweg wirklich Spaß, was definitiv hilft.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Mich persönlich fasziniert die Tatsache, dass das Gehirn eine Art ‘mentales Modell der Welt‘ generiert, welches unsere Erinnerungen und unser Verhalten steuert. Dieser Prozess entsteht durch die Zusammenarbeit einer großen Anzahl an Hirnarealen, welche in einer engen und oft hierarchischen funktionellen Beziehung zueinander stehen. Anfänglich sensorische Informationen, die wir z.B. mit unseren Augen wahrnehmen, werden transformiert und immer weiter abstrahiert, bis Hirnareale oben in der Hierarchie eine Karte unserer Umgebung repräsentieren. Diesen Prozess, oft als ‘cognitive mapping’ bezeichnet, untersuche ich in meiner Forschung. Ich lege dabei den Fokus auf unseren Sehsinn und auf unsere Augenbewegungen. Dabei sehe ich mir außerdem an, wie unser Gedächtnis die Art beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen und mit ihr interagieren.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Unser Gehirn und unseren Geist zu untersuchen heißt für mich auch, das menschliche Selbstbild zu entwickeln. Unser Gehirn ist der Teil von uns, der uns zu dem macht, der wir sind. Herauszufinden, wie es funktioniert, wie es Probleme löst und welche Fehler es macht, bedeutet auch, etwas über das Menschsein zu lernen. Das finde ich unglaublich spannend und bin sicher, dass viele von euch diese Faszination teilen. Diese Grundlagenforschung erlaubt uns außerdem, letztendlich auch die Vielzahl von Erkrankungen des Nervensystems besser verstehen zu können. Unsere Raumkognitionszentren sind mitunter die ersten Bereiche, die beispielsweise im Verlauf der Alzheimererkrankung absterben, was sich bereits frühzeitig auch in einem schlechteren Ortsgedächtnis widerspiegeln kann.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich war der erste Doktorand unserer Gruppe hier am Kavli Institut in Norwegen und half im Laufe der letzten Jahre dabei mit, das Labor aufzubauen. Dabei gab es unzählige tolle (und manchmal natürlich auch nicht so tolle) Aufgaben, die Kreativität und Einsatz forderten. Das kann zeitweise etwas stressig werden, ist aber eine tolle Erfahrung. Außerdem war ich lange in der Doktoranden- und Post-Doc Organisation (YROCK) hier am Kavli Institut aktiv, mit welcher ich regelmäßig Gastvorträge oder Karriereseminare organisierte. Das machte total Spaß, wich in jüngster Zeit allerdings dem Schreiben der Dissertation. Zudem supervidiere ich ein paar Studenten, was ebenfalls sehr spannend ist.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Neben der Wissenschaft schlägt mein Herz für Musik, Tauchen und Grafikdesign. Ich könnte stundenlang am Schlagzeug sitzen, ‘progressive drumming‘ Videos schauen, dem Fangschreckenkrebs hinterherschwimmen und Bilder bzw. Grafiken bearbeiten.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer freier Tag startet mit einer Fahrradtour, gefolgt von einem Sprung in den Trondheim-Fjord und endet mit einer guten Pizza.
Bitte begrüßt Matthias ganz herzlich bei Real Scientists DE!