Sunday, February 13, 2022

Meeresgesteine als CO2-Staubsauger - Maria-Elena Vorrath ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Maria-Elena Vorrath (@MEVorrath) vorstellen zu dürfen! Nach ihrem Abitur hat Maria-Elena (Jahrgang 1985) ein halbes Jahr einen Freiwilligendienst in Costa Rica absolviert. Danach absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Toningenieurin und anschließend ein Bachelorstudium in systematischen Musikwissenschaften. Mit 26 entschied sie sich schließlich,  Geowissenschaften (BSc und MSc) mit dem Schwerpunkt marine Geologie und Biogeochemie zu studieren. Seitdem forschte sie in Bremerhaven mit Algenlipiden das Meereis der Vergangenheit auszuspüren, unternahm eine Expedition in die Antarktis und untersuchte in Brest (Frankreich) Spurenmetalle. Seit August 2021 arbeitet sie am Alfred Wegener Institut am Helmholtzzentrum für Polar- und Meeresforschung, wo sie erforscht, wie man durch Gesteinsverwitterung im Meer der Atmosphäre CO2 entziehen kann.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich habe studiert und studiert und studiert. Ich hatte schon immer einen Hang dazu über eine Sache, die mich begeistert, alles wissen zu wollen. Als ich 2011 den dritten Anlauf für einen Beruf in meinem Leben startete, mein Studium der Geowissenschaften, war ich sofort von allem begeistert. Die Erde ist einfach nur da und die Natur steht für sich selbst. All die Kräfte, die Kontinente verschieben und Vulkane explodieren lassen, kommt aus dem Inneren der Erde. Dagegen sind wir Menschen ganz klein. Durch meine große Begeisterung im Studium bekam ich viele, tolle Gelegenheiten mich einzubringen, sei es als Tutorin, als LaborHiWi, bei Expeditionen und als Aushilfe bei Laborpraktika. Für mich war immer klar, dass ich danach promovieren würde, denn einen Bürojob als Geologin in der Baugrunderkundung (da landen die meisten) konnte ich mir nicht vorstellen. Entdecken wollte ich.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich habe einige Schiffsexpeditionen gemacht und die Vergangenheit und aktuellen Zustand der Erde dokumentiert. Überall wachsen die Schäden der Klimakrise und ich fühlte mich, als würde ich das Elend einfach nur dokumentieren, aber nichts dagegen ausrichten können. Mit meinem neuen Forschungsfeld der negativen Emissionen kann ich aktiv etwas positives gegen die Klimakrise beitragen. Da die Klimakrise allein durch radikale Emissionsreduktionen nicht mehr aufgehalten werden kann (so der Weltklimarat), ist die aktive Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre nötig. Damit behebt man die Ursache der globalen Erwärmung und Ozeanversauerung. Die Natur hat viele kluge Mechanismen, um Kohlenstoff aufzunehmen und zu speichern und als Geowissenschaftlerin kenne ich mich damit besonders gut aus. Das Ziel ist es, den Kohlenstoff so langfristig und schonend wie möglich außerhalb der Atmosphäre zu speichern.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ich erforsche die  Gesteinsverwitterung: wie schnell löst sich das Mineral Olivin auf, wenn es am Meeresboden von einer Meersströmung bewegt wird. Wenn sich Olivin auflöst wird das CO2 im Wasser entweder neutralisiert oder zu einem neuen Mineral ausgefällt. Dadurch kann mehr CO2 im Meer aufgenommen werden und das reduziert langfristig den CO2 Gehalt der Atmosphäre. Die Gesteinsverwitterung gibt es, seitdem es die Erde gibt. Das einzige Manko ist, dass dieser Vorgang sehr langsam ist, jedoch durch eine hohe Temperatur, einen niedrigen pH oder mechanische Einwirkung auf das Olivin beschleunigt werden kann. Streut man, wie in meinem Projekt ursprünglich gedacht, Olivin an den Strand, wird er durch die Wellen zerkleinert und verwittert schneller. Da Feldversuche leider verboten sind, habe ich versucht Meeresströmungen und Wellen im Labor zu simulieren.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Mein Forschungsfeld fällt in den Bereich Geoengineering, besser die negativen Emissionen. Bei dem Thema stehen bei vielen Leuten die Haare zu berge, da sie oft nur ein veraltetes und ziemlich falsches Bild im Kopf haben. So ist das aber ganz und gar nicht. Schließlich hat die Menschheit durch die Industrialisierung aktiv Geoengineering betrieben, eben nur in Richtung warm. Zudem denken immer noch viele Menschen, dass ein kleiner Beitrag von jedem die Klimakrise schon aufhalten wird. Dem ist leider nicht so. Es ist bereits so spät, dass alle Optionen, die möglich sind, erforscht werden müssen, damit möglichst viele von ihnen schnell und in großen Stil angewendet werden können.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ja: ich mache Science Slams, ich bin involviert in zwei Buchprojekte mit dem Rowohlt Verlag und Springer Verlag. Ich bin häufig bei Treffen von Projekt Carbon Drawdown dabei, die einen ähnlichen Ansatz meiner Arbeit, statt im Meer an Land, verfolgen. Die Gesteinsverwitterung setzt nämlich viele Mikronährstoffe frei, die für die Landwirtschaft sehr interessant sind. Ansonsten engagiere ich mich noch in der Olivin-Community. Es gibt weltweit eine kleine Gemeinschaft von Olivin-Fans, da dieses Mineral so wandelbar ist und ein unterschätzter Superstar unter den negativen Emissionen ist.
10) Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?: Momentan nimmt mich die Wissenschaft komplett ein, Freizeit ist sehr, sehr rar. Ich gönne mir aber immer wieder zu Fuß zu Arbeit zu laufen (45min) und nenne das meinen sportlichen Ausgleich. Seit ein paar Monaten schaffe ich es immer wieder etwas zu lesen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

Einfach nur schlafen und mit lieben Menschen treffen, die man sonst immer vernachlässigt. Und 1-3 Katzen kraulen. 


Bitte begrüßt Maria-Elena ganz herzlich bei Real Scientists DE!    

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