Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Maria-Elena Vorrath (@MEVorrath) vorstellen zu dürfen! Nach ihrem Abitur hat Maria-Elena (Jahrgang 1985) ein halbes Jahr einen Freiwilligendienst in Costa Rica absolviert. Danach absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Toningenieurin und anschließend ein Bachelorstudium in systematischen Musikwissenschaften. Mit 26 entschied sie sich schließlich, Geowissenschaften (BSc und MSc) mit dem Schwerpunkt marine Geologie und Biogeochemie zu studieren. Seitdem forschte sie in Bremerhaven mit Algenlipiden das Meereis der Vergangenheit auszuspüren, unternahm eine Expedition in die Antarktis und untersuchte in Brest (Frankreich) Spurenmetalle. Seit August 2021 arbeitet sie am Alfred Wegener Institut am Helmholtzzentrum für Polar- und Meeresforschung, wo sie erforscht, wie man durch Gesteinsverwitterung im Meer der Atmosphäre CO2 entziehen kann.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe
studiert und studiert und studiert. Ich hatte schon immer
einen Hang dazu über eine Sache, die mich begeistert, alles
wissen zu wollen. Als ich 2011 den dritten Anlauf für einen
Beruf in meinem Leben startete, mein Studium der
Geowissenschaften, war ich sofort von allem begeistert. Die
Erde ist einfach nur da und die Natur steht für sich selbst.
All die Kräfte, die Kontinente verschieben und Vulkane
explodieren lassen, kommt aus dem Inneren der Erde. Dagegen
sind wir Menschen ganz klein. Durch meine große Begeisterung
im Studium bekam ich viele, tolle Gelegenheiten mich
einzubringen, sei es als Tutorin, als LaborHiWi, bei
Expeditionen und als Aushilfe bei Laborpraktika. Für mich war
immer klar, dass ich danach promovieren würde, denn einen
Bürojob als Geologin in der Baugrunderkundung (da landen die
meisten) konnte ich mir nicht vorstellen. Entdecken wollte
ich.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden,
und/oder was hält dich dort?
Ich habe einige
Schiffsexpeditionen gemacht und die Vergangenheit und
aktuellen Zustand der Erde dokumentiert. Überall wachsen die
Schäden der Klimakrise und ich fühlte mich, als würde ich das
Elend einfach nur dokumentieren, aber nichts dagegen
ausrichten können. Mit meinem neuen Forschungsfeld der
negativen Emissionen kann ich aktiv etwas positives gegen die
Klimakrise beitragen. Da die Klimakrise allein durch radikale
Emissionsreduktionen nicht mehr aufgehalten werden kann (so
der Weltklimarat), ist die aktive Entnahme von CO2 aus der
Atmosphäre nötig. Damit behebt man die Ursache der globalen
Erwärmung und Ozeanversauerung. Die Natur hat viele kluge
Mechanismen, um Kohlenstoff aufzunehmen und zu speichern und
als Geowissenschaftlerin kenne ich mich damit besonders gut
aus. Das Ziel ist es, den Kohlenstoff so langfristig und
schonend wie möglich außerhalb der Atmosphäre zu speichern.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich erforsche die
Gesteinsverwitterung: wie schnell löst sich das Mineral Olivin
auf, wenn es am Meeresboden von einer Meersströmung bewegt
wird. Wenn sich Olivin auflöst wird das CO2 im Wasser entweder
neutralisiert oder zu einem neuen Mineral ausgefällt. Dadurch
kann mehr CO2 im Meer aufgenommen werden und das reduziert
langfristig den CO2 Gehalt der Atmosphäre. Die
Gesteinsverwitterung gibt es, seitdem es die Erde gibt. Das
einzige Manko ist, dass dieser Vorgang sehr langsam ist,
jedoch durch eine hohe Temperatur, einen niedrigen pH oder
mechanische Einwirkung auf das Olivin beschleunigt werden
kann. Streut man, wie in meinem Projekt ursprünglich gedacht,
Olivin an den Strand, wird er durch die Wellen zerkleinert und
verwittert schneller. Da Feldversuche leider verboten sind,
habe ich versucht Meeresströmungen und Wellen im Labor zu
simulieren.
Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine
Forschung/Arbeit interessieren?
Mein Forschungsfeld fällt in
den Bereich Geoengineering, besser die negativen Emissionen.
Bei dem Thema stehen bei vielen Leuten die Haare zu berge, da
sie oft nur ein veraltetes und ziemlich falsches Bild im Kopf
haben. So ist das aber ganz und gar nicht. Schließlich hat die
Menschheit durch die Industrialisierung aktiv Geoengineering
betrieben, eben nur in Richtung warm. Zudem denken immer noch
viele Menschen, dass ein kleiner Beitrag von jedem die
Klimakrise schon aufhalten wird. Dem ist leider nicht so. Es
ist bereits so spät, dass alle Optionen, die möglich sind,
erforscht werden müssen, damit möglichst viele von ihnen
schnell und in großen Stil angewendet werden können.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Ja: ich mache Science Slams, ich bin
involviert in zwei Buchprojekte mit dem Rowohlt Verlag und
Springer Verlag. Ich bin häufig bei Treffen von Projekt Carbon
Drawdown dabei, die einen ähnlichen Ansatz meiner Arbeit,
statt im Meer an Land, verfolgen. Die Gesteinsverwitterung
setzt nämlich viele Mikronährstoffe frei, die für die
Landwirtschaft sehr interessant sind. Ansonsten engagiere ich
mich noch in der Olivin-Community. Es gibt weltweit eine
kleine Gemeinschaft von Olivin-Fans, da dieses Mineral so
wandelbar ist und ein unterschätzter Superstar unter den
negativen Emissionen ist.
10) Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns
erzählen möchtest?: Momentan nimmt mich die Wissenschaft
komplett ein, Freizeit ist sehr, sehr rar. Ich gönne mir aber
immer wieder zu Fuß zu Arbeit zu laufen (45min) und nenne das
meinen sportlichen Ausgleich. Seit ein paar Monaten schaffe
ich es immer wieder etwas zu lesen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja
auch nur Menschen)?
Einfach nur schlafen und mit lieben Menschen treffen, die man sonst immer vernachlässigt. Und 1-3 Katzen kraulen.
Bitte begrüßt Maria-Elena ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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