Diese Woche freuen wir uns auf unseren
Kurator Moritz Fritschle (@moritzfritschle.bsky.social)! Moritz hat
an der Philipps Universität Marburg Economics studiert. Seit Oktober 2021 ist er
an der Universität Osnabrück als Research Assistant angestellt. Als Teil der AG
Umweltökonomie arbeitet er dort an seiner Promotion. Von Januar bis Mai 2023
war er als Guest Researcher am James Hutton Institut in Dundee (Schottland).
Das Hauptthema seiner Forschung ist, wie die Berufsidentität von Landwirten
ihre Entscheidungen beeinflusst.
Wie bist du in der Wissenschaft
gelandet?
Ich habe während meines Studiums in
Volkswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg als Studentische
Hilfskraft am Lehrstuhl für Umweltökonomie gearbeitet und dort an Forschungsprojekten
mitarbeiten dürfen. Auch meine Masterarbeit habe ich im Bereich Umwelt und
Verhaltensökonomik geschrieben und dabei versucht herauszufinden, ob es
ideological biases unter U.S. amerikanischen Bürgern hinsichtlich des Anstiegs
des Meeresspiegels gibt. Die Forschungsarbeit hat mir in der Arbeitsgruppe und
auch während meiner Masterarbeit sehr viel Spaß gemacht. Das hat dazu geführt,
dass ich gern weiter in der Wissenschaft tätig sein wollte. Die Arbeitsgruppe
Umweltökonomie an der Universität Osnabrück war dann der Ort wo ich meine PhD
Reise gestartet habe.
Warum hast du dich für dein
aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mein Interesse galt während dem
Master der Umwelt- sowie Verhaltens- & Experimentalökonomie. Gleichzeitig
war die ausgeschriebene PhD Stelle, auf die ich mich beworben hatte im Bereich
Agrarökonomie mit dem Ziel mit Hilfe von experimentalökonomischer Methoden, die
Präferenzen von Landwirten und Landwirtinnen für die Umsetzung von nachhaltigen
Landbaumaßnahmen zu untersuchen. Das hat alles super zusammengepasst, und so
bin ich mit Start meiner Promotion in die Agrarökonomie gerutscht. Kleiner
Fun-Fact am Rande: Mein Opa ist gelernter Landwirt und ich tausche mich noch
immer gerne mit Ihm über das Thema aus. Das Thema Landwirtschaft ist also auch
für mich eine emotionale Angelegenheit. Zwar werde ich nie ein Landwirt sein,
doch fühle ich mich seitdem ich mit dem PhD angefangen habe noch ein bisschen
stärker mit meinem Opa verbunden, weil wir ein gemeinsames Thema haben, über
das wir immer und immer wieder diskutieren und reden können. Außerdem glaube
ich, dass er mir mit seinen Einblicken dahin wie Landwirtschaft früher
funktioniert hat, helfen kann, mich besser in das Thema hineinzuversetzen.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Arbeit als Doktorand der sich
mit dem Verhalten von Landwirten beschäftigt, ist sehr abwechslungsreich. Ein
verhaltensökonomisches Experiment besteht aus super vielen Schritten, die man
nacheinander abarbeiten muss. Gestartet wird mit der Literaturarbeit, um die
theoretische Grundlagen zu legen und die ersten Hypothesen vorzubereiten.
Möchte man seine Forschungsfrage mittels eines Online-Experiments testen, dann
muss vorher der Fragebogen erstellt werden, dieser muss programmiert werden.
Gleichzeitig müssen wir, wenn wir mit menschlichen Probanden arbeiten, einen
Ethik Antrag vorbereiten und einreichen. Wenn wir mit Landwirten arbeiten, kann
man auch mal im Vorfeld zu den Landwirten und Landwirtinnen auf den Hof fahren
und den Fragebogen mit diesen im Interview durchsprechen. Dabei lernt man auch
nochmal viel über den Alltag auf den Höfen. Manchmal reichen auch Interviews
nicht aus und wir müssen eine Focus Gruppe organisieren. Letztes Jahr, war ich
z.B. in England und habe mich mit 10 Landwirten zu einem Gruppengespräch getroffen,
um herauszufinden, ob mein Fragebogen auch wirklich verständlich ist und ob
meine Fragestellungen auch mit den realen Problemen, die Landwirte tagtäglich
bewältigen müssen, übereinstimmen.
Motivation: Warum sollte sich
die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Meine Arbeit ist für viele Menschen
in ihrem Alltag nicht direkt sichtbar. Warum sollte man sich dafür interessieren,
ob Landwirt*innen an einem freiwilligen Programm teilnehmen, wo diese Geld
bekommen, dass sie verschiedene Habitate miteinander verbinden, oder dass sie
Carbon Farming betreiben? Die Landwirtschaft in Europa steht vor vielen
Herausforderungen. Das Mitwirken von Landwirten und Landwirtinnen im Kampf
gegen den Klimawandel oder die Biodiversitätskrise ist essentiell, wenn diese
effektiv angegangen werden sollen. Gleichzeitig sind Strategien zum Umwelt und
Klimaschutz kostenintensiv, während Landwirte und Landwirtinnen unter
Kostendruck stehen und dem tagtäglichen Produktionsrisiko durch Klima und
Wetter ausgesetzt sind. Damit der Agrarsektor also effektiv nachhaltige
Umweltmaßnahmen einsetzten kann, benötigt dieser Unterstützung aus der Politik.
Oft in Form von finanzieller Unterstützung. Meine Arbeit kann in Zukunft
hoffentlich dazu beitragen, dass Landwirte gerne an Förderprogrammen
teilnehmen, welche sie bei der Implementierung von nachhaltigen
Landbaumaßnahmen unterstützen. Davon können dann nicht nur die Landwirte und
Landwirtinnen profitieren, sondern auch wir alle auf lokaler (z.B. Boden- und
on-Ground Biodiversität), regionaler (z.B. Wasserqualität) und globaler (z.B.
Klima) Ebene.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin Teil des Öko-Progressives
Netzwerk e.V. (@oekoprog.bsky.social).
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich laufe für mein Leben gern. Am
liebsten laufe ich Trails. Dieses Jahr bin ich auch meinen ersten Marathon
gelaufen. In Zukunft sollen noch ein paar folgen. Ansonsten gerne auch mal eine
Runde Rennrad oder Wandern. Hauptsache draußen sein!
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Am liebsten verbringe ich meinen
idealen freien Tag mit lieben Menschen beim Sport an der frischen Luft. Eine
ausgedehnte Laufrunde, eine lange Radfahrt, oder eine schöne Wanderung durch
den Teutoburger Wald oder auf einem anderen Wanderweg.
Bitte begrüßt Moritz ganz
herzlich bei Real Scientists DE!