Sunday, October 27, 2024

Game Studies - Rudolf Thomas Inderst ist jetzt bei Real Scientist DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren neuen Kurator Rudolf Thomas Inderst! Rudolf (@gamestudies.bsky.social) ist Professor für Game Design an der IU Internationale Hochschule mit den Arbeitsschwerpunkten Digital Game Studies, Digitalspieljournalismus sowie Politische Ideengeschichte. Er leitet das Ressort Digitale Spiele beim TITEL kulturmagazin, gibt den wöchentlichen Newsletter DiGRA D-A-CH Game Studies Watchlist heraus und ist Gründer wie Host der internationalen Podcasts Game Studies des New Book Networks.








Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Durch die Unterstützung meiner Familie und Freund:innen, der grundsätzlichen Interessensweckung durch exzellente Lehrer:innen und Hochschullehrer:innen sowie reichlich eigener Disziplin, intrinsischer Motivation, SciFi-und-Phantastik-Genre- wie Technologiefaszination und ... der üblichen (auch systemisch begründeten) kreativ-akademischen Selbstausbeutung. 

Erzähle uns was über deine Arbeit!
Ich habe mich für die Digitalspielforschung - trotz der "herausfordernden" Karriereaussichten im universitären Umfeld - entschieden, weil sie ein faszinierendes Fenster in die modernen Erzählweisen, Medien und die Art und Weise bietet, wie Gesellschaften sich selbst und ihre Ideale und "Selbstverständlichkeiten" in virtuellen Räumen abbilden wie verhandeln. Digitale Spiele verbinden künstlerische, handwerkliche, narrative und audiovisuelle-haptische Aspekte in einzigartiger Weise und bieten eine (Achtung - Reizworte!) "interaktiv-immersive" Plattform, die Kulturen und Werte sowohl widerspiegelt als auch aktiv gestaltet - oder in Frage stellt. Was mich in diesem Feld hält, ist das Potenzial, zu untersuchen, ob und wie Spiele Empathie fördern, Identitäten formen und komplexe Themen wie Moral, Politik und Geschichte vermitteln können – oft auf eine (vermeintlich) viel zugänglichere Weise als klassische Medienformen. Außerdem reizt es mich, die noch relativ jungen und sich rasant entwickelnden Forschungsansätze der Digital Game Studies mitgestalten zu können und dabei neue Fragen über Technologie, Gemeinschaft und Medienwahrnehmung, zusammen mit interessierten, motivierten und fachlich-exzellenten Kolleg:innen, zu stellen.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich bewege mich - nicht untypisch in unserem akademischen Berufsfeld vermutlich - im Dreieck von Lehre, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Die Spielforscher:innen, die ich kenne sind zumeist Überzeugungstäter (was Segen und Fluch, in etwa für die Work-Life-Balance, bedeutet). Digitalspielkultur bewegt mich aber nicht nur an der Hochschule, sondern auch als Publizist und ebenso im Privaten, was ein (bewusstes) Abschalten oft erschwert. Daher ist für mich der Co-op-Mode in ludischen wie nicht-ludischen sowie privat-beruflichen Kontexten King. 
 
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Die Spielforschung aus der Perspektive der Kulturgeschichte und politischen Ideengeschichte eröffnet ein tieferes Verständnis für die Rolle von Spielen als Spiegel und Mitgestalter gesellschaftlicher Werte, Normen und Ideologien. Spiele sind längst mehr als bloßer Zeitvertreib; sie reflektieren und beeinflussen Vorstellungen von Identität, Macht und sozialem Zusammenleben. Ein kulturgeschichtlich und ideengeschichtlich fundierter Blick auf digitale Spiele deckt auf, wie historische und politische Konzepte – etwa über Zugehörigkeit, Konflikt oder die Beziehung von Individuum und Gesellschaft – im Spiel neu interpretiert und in interaktiven Szenarien erlebbar gemacht werden. Die Öffentlichkeit kann durch diese Forschung besser nachvollziehen, wie Spiele soziale Debatten aufnehmen und in symbolischer Form abbilden wie weiterverhandeln, was es ermöglicht, deren Bedeutung für die zeitgenössische Kultur und die politische Bildung neu zu bewerten und in gesellschaftlichen Diskursen mitzudenken.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
2013 übernahm ich zusätzlich die Ressortleitung Games beim Schweizer Kulturjournal Nahaufnahmen. Zuvor hatte ich dieselbe Position drei Jahre beim Titel kulturmagazin inne. Mitte 2024 ging es dorthin wieder zurück in derselben Position. Zudem bin ich Gründer und Moderator des Podcasts Game Studies im internationalen Podcast-Netzwerk New Books Network und darf eine unregelmäßige Digitalspielkultur-Radioshow namens Replay Value auf Lora München moderieren.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nach langen Stunden am Schreibtisch trainiere ich als Übungsleiter Ju Jutsu auf der klassisch rot-grünen Matte. Dabei liegt mein Fokus auf praktischer Gewaltmanagement und -handhabung. Und man sollte unbedingt @hoerspieler auf tiktok folgen - super sympathischer Bre!

Wie sieht dein idealer freier Tag aus?(Forschende sind ja auch nur Menschen)
Auf diese Trickfrage falle ich doch nicht herein! Pah! "Freier Tag!" ...Nun ... wenn überhaupt ... durch Kopenhagen schlendernd, in New England an der Küste Apfelkuchen essend, in Wien Drei-???-Hörspiele hören und den liebsten Menschen in meinem Leben sagen, wie gern ich sie habe und wie wertvoll sie sind. Am Abend erhalte ich noch eine Textnachricht, dass am nächsten Tag ein gemeinsames Doppelalbum (Stieber Twins, Umse, Aphroe und Method Man) und ein Sequel von La Horde (2009) oder Baldur's Gate: Dark Alliance III erscheint, während Tilda Swinton als "der" nächste Bond angekündigt wird und überall die Digital-Game-Studies-Institute wie -Professuren und Stellen für akademische (Ober-)Räte aus dem Boden ballern. 

Bitte begrüßt Rudolf ganz herzlich auf dem Kanal!


Sunday, October 20, 2024

Erinnerungskultur erforschen - Christine Gundermann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin Christine Gundermann! Christine (@cgpublichistory.bsky.social) studierte Geschichte, Ethik und Philosophie an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg und der Erasmus-Universiteit Rotterdam. Sie hat ihre Dissertation zu deutsch-niederländischen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg verfasst und wurde 2014 an der Freien Universität Berlin promoviert. Dort hat sie auch mitgewirkt an der Implementierung des ersten Masterstudiengangs für Public History. Seit 2014 ist sie an der Universität zu Köln tätig, zunächst als Juniorprofessorin, seit 2022 als ordentliche Professorin für Public History und leitet dort den Master Public History. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der historischen Comicforschung, zeitgeschichtlichen westeuropäischen Erinnerungskulturen und digitaler Public History.




Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe eigentlich auf Lehramt (Geschichte/Ethik) am Gymnasium studiert. Nach dem 1. Staatsexamen hat mich ein Professor angesprochen, ob ich nicht über eine Promotion nachdenken möchte. Als Studierende der ersten Generation war das für mich damals ein sehr großer Schritt. Ich habe mich mit einem Exposé auf die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin beworben und habe diese bekommen. Während meiner Jahre dort haben wir unter Paul Nolte von der FU Berlin und in Kooperation mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF, Martin Sabrow) den ersten Masterstudiengang für Public History entwickelt, den ich dann koordiniert habe und auch teileweise schon mitunterrichten konnte. Meinen eigentlichen Weg in die Wissenschaft hat dann die ausgeschriebene Junior-Professur für Public History in Köln geebnet, die tatsächlich direkt zum Abschluss meiner Dissertation als Option erschien. Mit der Professur habe ich mich gegen eine (immer noch optionale) Lehramtskarriere entschieden und für den Aufbau dieser neuen Teildisziplin der Geschichte.

Erzähle uns was über deine Arbeit!
Meine Arbeit besteht aus (mind.) vier Teilen: der akademischen Lehre (im aktuellen Wintersemester sind das 6 Lehrveranstaltungen), der universitären Verwaltung (dazu gehören Gremien, die wir benötigen, das Institut selbstbestimmt zu verwalten, aber eben auch durchaus zeitintensive Prozesse wie Berufungskommissionen), ein klein wenig Forschungszeit (zum Schreiben komme ich immer zu wenig) und der aktiven Netzwerkarbeit. Public History auch (und ich denke insbesondere) als Forschungsdisziplin lebt davon, überepochal und auch transdisziplinär arbeiten zu können. Dafür braucht es viel Kommunikation und Testräume innerhalb unserer wissenschaftlichen Communities und gerade weil wir hier ein ganz neues Wissenschaftsfeld aufbauen, nimmt das in den ersten Jahren meiner Professur sehr viel Zeit und Raum ein. Mehr dazu berichte ich dann natürlich während der Woche.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Geschichte ist überall. Sie ist immer präsent. Und wie diese Geschichte von wem mit welchen Mitteln und zu welchem Zweck kommuniziert wird, ist gesellschaftlich höchst relevant – denn das bestimmt, wie z.B. aktuelle Kriege und Krisen wahrgenommen werden und welche Deutungen dominant/populär in der Gesellschaft verankert sind oder werden können. Unsere Forschung soll (als gesellschaftlicher Beitrag) letztlich dazu die Menschen in die Lage versetzen, sich reflektiert mit diesen Kommunikationsangeboten auseinanderzusetzen. Damit kann sie auch populistische Geschichtsnarrative offen legen und helfen zu verstehen, warum z.B. manche Formen von Geschichte sich so gut verkaufen. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Mein wichtigstes externes Amt ist aktuell das der Vorsitzenden der AG Angewandte Geschichte I Public History im VHD (der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands). Das ist der nationale Verband, für alle, die sich als Public Historians wahrnehmen und wir freuen uns immer über Interesse und Engagement! Meine Aufgabe ist es hier gemeinsam mit einem Steuerungskomitee Ideen aus dem Verband aufzunehmen und umzusetzen – das kann in Form von Workshops und Konferenzen geschehen, als dauerhaftes Netzwerk, das z.B. die universitären Lehrstandorte vernetzt oder aber z.B. ethische Fragen im Verband diskutiert. 
Darüber hinaus berate ich in wissenschaftlichen Beiräten die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn, die NS-Dokumentation IP Vogelsang und habe auch bei der Errichtung der kritischen Ausstellung in der Garnisonkirche Potsdam mitberaten. Bis vor wenigen Wochen war ich zudem im Vorstand der KGD, der Konferenz für Geschichtsdidaktik tätig. Im internationalen Dachverband der Public History, der IFPH (International Federation for Public History) bin ich ebenfalls in einigen Gremien tätig. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Für Hobbies bleibt leider gerade nur sehr wenig Zeit. Ich laufe/jogge sehr gerne als körperlichen Ausgleich für die langen Schreibtischstunden. Und in langen und späten Pendelstunden im Zug greife ich mittlerweile immer mal zu Stricknadeln und einem Hörbuch.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Freie Tage sind eigentlich Familientage. Als Pendlerin – und das kennen sicherlich viele, die das auch betrifft – zerreißt man sich ja doch immer wieder zwischen Arbeit und Familie. Deswegen sind freie Stunden eigentlich erst einmal immer für die Familie und vor allem für unsere beiden Kinder reserviert: So auch die Wochenenden: die teilen sich meist zwischen den zwei Hobbies unserer Kinder (Leichtathletik/ Chor). Und wenn wir dann mal tatsächlich Zeit haben, sind wir sehr gerne mit Freunden in der Natur (das Elbsandsteingebirge, Erzgebirge und die Lausitz laden immer auch für kleine Touren ein) und dann ist da noch unsere Familie und Freunde in anderen Bundesländern, die auch gerne besucht werden. 

Bitte begrüßt Christine ganz herzlich auf dem Kanal!


Sunday, October 13, 2024

Alltägliches Sprechen zwischen "Standard" und Dialekt! Timo Schürmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

 

Timo Schürmann im Café

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Timo Schürmann (@timoschuer.bsky.social)! Timo ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Helmut Spiekermann an der Universität Münster und wissenschaftlicher Referent bei der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Seine Forschungsschwerpunkte sind Variationslinguistik, Dialektologie, interaktionale Linguistik und kognitive Linguistik. Er interessiert sich besonders dafür, wie wir in Gesprächen regionale Formen verwenden und welche Ordnung dahintersteckt. Bei seiner Tätigkeit bei der Kommission für Mundart- und Namenforschung betreuet er mit seiner Kollegin vom Landschaftsverband Rheinland die PALAVA-App, mit der sie versuchen mehr über die regionale Umgangssprache in Nordrhein-Westfalen zu erfahren.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin über den klassischen Weg in der Wissenschaft gelandet. Ich war studentische Hilfskraft bei meinem jetzigen Chef. 2018 wurde dann eine Mitarbeiterstelle frei und ich habe mich beworben und die Stelle bekommen. Vorher habe ich immer davon geträumt, mich Wissenschaftler nennen zu können und meinen Alltag damit zu bestreiten, meiner Neugier nachzugehen. Das ist bis heute so. Anfang diesen Jahres kam dann eine Stelle bei der oben genannten außeruniversitären Forschungsstelle dazu, bei der neben Forschung auch das "Zurückspielen" in die Gesellschaft eine größere Rolle spielt.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Wie sehr viele in meinem Umfeld habe ich eigentlich Germanistik studiert, weil ich Literatur mochte und viel über Literatur sprechen wollte. Im Laufe meines Studiums habe ich dann gemerkt, dass mir die empirische Arbeit mit Sprachdaten viel Freude bereitet und ich habe mich mehr auf die Sprachwissenschaft gestürzt. Durch meine Herkunft aus dem Norden Deutschlands kam ich dann recht bald beim Lehrstuhl für Niederdeutsch unter und hatte dann die Möglichkeit die Sprache meiner Heimatregion näher zu betrachten.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Zum einen arbeite und promoviere ich an der Uni Münster. Dort zählt neben Mitarbeit bei der Selbstorganisation der Universität (wie es immer so schön heißt) die Lehre und damit v.a. die Ausbildung künftiger Lehrer*innen zu meinen Aufgaben. In meiner Forschung beschäftige ich mich vor allem damit wie wir in unserem alltäglichen Sprechen zwischen "Standard" und Dialekt variieren, welche grammatischen Organisationsprinzipien dahinterstecken und welche Funktion dies erfüllt. Bei meiner Stelle bei der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens betreue ich aktuell hauptsächlich die PALAVA-App. Mithilfe dieser App versuchen wir, mehr über die regionale Umgangssprache in NRW zu lernen. Diese Stelle beinhaltet neben Forschung immer auch einen großen Anteil von Kommunikation dieser Forschung. Bei beiden Stellen arbeite ich viel daran Daten und die Analyse von Daten mithilfe von Web-Anwendungen niedrigschwellig zugänglich zu machen.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Die Regionalität von Sprache ist immer nah an der Identität von Menschen und neben vielen positiven Emotionen auch immer mit vielen Mythen und manchmal mit Stereotypen behaftet. Diese näher zu beleuchten, ist nicht nur spannend, sondern kann auch helfen Stigmatisierungen abzubauen.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
/

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Neben der Arbeit lese ich, koche gern und treibe Sport (v.a. laufen). Inwiefern die nun interessant ist, weiß ich auch nicht.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Ausgeschlafen auf dem Balkon Frühstücken und dann den Tag mit Lesen oder kleinen Projekten in der Wohnung verbringen (wie ich sagen würde: Tüdeln) und abends mit meiner Partnerin gemeinsam kochen und lecker essen.


Bitte begrüßt Timo ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 6, 2024

Wie die Berufsidentität von Landwirten deren Entscheidungen beeinflusst! Moritz Fritschle ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Moritz Fritschle (@moritzfritschle.bsky.social)! Moritz hat an der Philipps Universität Marburg Economics studiert. Seit Oktober 2021 ist er an der Universität Osnabrück als Research Assistant angestellt. Als Teil der AG Umweltökonomie arbeitet er dort an seiner Promotion. Von Januar bis Mai 2023 war er als Guest Researcher am James Hutton Institut in Dundee (Schottland). Das Hauptthema seiner Forschung ist, wie die Berufsidentität von Landwirten ihre Entscheidungen beeinflusst.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich habe während meines Studiums in Volkswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg als Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Umweltökonomie gearbeitet und dort an Forschungsprojekten mitarbeiten dürfen. Auch meine Masterarbeit habe ich im Bereich Umwelt und Verhaltensökonomik geschrieben und dabei versucht herauszufinden, ob es ideological biases unter U.S. amerikanischen Bürgern hinsichtlich des Anstiegs des Meeresspiegels gibt. Die Forschungsarbeit hat mir in der Arbeitsgruppe und auch während meiner Masterarbeit sehr viel Spaß gemacht. Das hat dazu geführt, dass ich gern weiter in der Wissenschaft tätig sein wollte. Die Arbeitsgruppe Umweltökonomie an der Universität Osnabrück war dann der Ort wo ich meine PhD Reise gestartet habe.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mein Interesse galt während dem Master der Umwelt- sowie Verhaltens- & Experimentalökonomie. Gleichzeitig war die ausgeschriebene PhD Stelle, auf die ich mich beworben hatte im Bereich Agrarökonomie mit dem Ziel mit Hilfe von experimentalökonomischer Methoden, die Präferenzen von Landwirten und Landwirtinnen für die Umsetzung von nachhaltigen Landbaumaßnahmen zu untersuchen. Das hat alles super zusammengepasst, und so bin ich mit Start meiner Promotion in die Agrarökonomie gerutscht. Kleiner Fun-Fact am Rande: Mein Opa ist gelernter Landwirt und ich tausche mich noch immer gerne mit Ihm über das Thema aus. Das Thema Landwirtschaft ist also auch für mich eine emotionale Angelegenheit. Zwar werde ich nie ein Landwirt sein, doch fühle ich mich seitdem ich mit dem PhD angefangen habe noch ein bisschen stärker mit meinem Opa verbunden, weil wir ein gemeinsames Thema haben, über das wir immer und immer wieder diskutieren und reden können. Außerdem glaube ich, dass er mir mit seinen Einblicken dahin wie Landwirtschaft früher funktioniert hat, helfen kann, mich besser in das Thema hineinzuversetzen.


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Meine Arbeit als Doktorand der sich mit dem Verhalten von Landwirten beschäftigt, ist sehr abwechslungsreich. Ein verhaltensökonomisches Experiment besteht aus super vielen Schritten, die man nacheinander abarbeiten muss. Gestartet wird mit der Literaturarbeit, um die theoretische Grundlagen zu legen und die ersten Hypothesen vorzubereiten. Möchte man seine Forschungsfrage mittels eines Online-Experiments testen, dann muss vorher der Fragebogen erstellt werden, dieser muss programmiert werden. Gleichzeitig müssen wir, wenn wir mit menschlichen Probanden arbeiten, einen Ethik Antrag vorbereiten und einreichen. Wenn wir mit Landwirten arbeiten, kann man auch mal im Vorfeld zu den Landwirten und Landwirtinnen auf den Hof fahren und den Fragebogen mit diesen im Interview durchsprechen. Dabei lernt man auch nochmal viel über den Alltag auf den Höfen. Manchmal reichen auch Interviews nicht aus und wir müssen eine Focus Gruppe organisieren. Letztes Jahr, war ich z.B. in England und habe mich mit 10 Landwirten zu einem Gruppengespräch getroffen, um herauszufinden, ob mein Fragebogen auch wirklich verständlich ist und ob meine Fragestellungen auch mit den realen Problemen, die Landwirte tagtäglich bewältigen müssen, übereinstimmen.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Meine Arbeit ist für viele Menschen in ihrem Alltag nicht direkt sichtbar. Warum sollte man sich dafür interessieren, ob Landwirt*innen an einem freiwilligen Programm teilnehmen, wo diese Geld bekommen, dass sie verschiedene Habitate miteinander verbinden, oder dass sie Carbon Farming betreiben? Die Landwirtschaft in Europa steht vor vielen Herausforderungen. Das Mitwirken von Landwirten und Landwirtinnen im Kampf gegen den Klimawandel oder die Biodiversitätskrise ist essentiell, wenn diese effektiv angegangen werden sollen. Gleichzeitig sind Strategien zum Umwelt und Klimaschutz kostenintensiv, während Landwirte und Landwirtinnen unter Kostendruck stehen und dem tagtäglichen Produktionsrisiko durch Klima und Wetter ausgesetzt sind. Damit der Agrarsektor also effektiv nachhaltige Umweltmaßnahmen einsetzten kann, benötigt dieser Unterstützung aus der Politik. Oft in Form von finanzieller Unterstützung. Meine Arbeit kann in Zukunft hoffentlich dazu beitragen, dass Landwirte gerne an Förderprogrammen teilnehmen, welche sie bei der Implementierung von nachhaltigen Landbaumaßnahmen unterstützen. Davon können dann nicht nur die Landwirte und Landwirtinnen profitieren, sondern auch wir alle auf lokaler (z.B. Boden- und on-Ground Biodiversität), regionaler (z.B. Wasserqualität) und globaler (z.B. Klima) Ebene.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Teil des Öko-Progressives Netzwerk e.V. (@oekoprog.bsky.social).


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich laufe für mein Leben gern. Am liebsten laufe ich Trails. Dieses Jahr bin ich auch meinen ersten Marathon gelaufen. In Zukunft sollen noch ein paar folgen. Ansonsten gerne auch mal eine Runde Rennrad oder Wandern. Hauptsache draußen sein!


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Am liebsten verbringe ich meinen idealen freien Tag mit lieben Menschen beim Sport an der frischen Luft. Eine ausgedehnte Laufrunde, eine lange Radfahrt, oder eine schöne Wanderung durch den Teutoburger Wald oder auf einem anderen Wanderweg.

 

Bitte begrüßt Moritz ganz herzlich bei Real Scientists DE!