Diese Woche freuen wir uns auf unseren neuen Kurator Rudolf Thomas Inderst! Rudolf (@gamestudies.bsky.social) ist Professor für Game Design an der IU Internationale Hochschule mit den Arbeitsschwerpunkten Digital Game Studies, Digitalspieljournalismus sowie Politische Ideengeschichte. Er leitet das Ressort Digitale Spiele beim TITEL kulturmagazin, gibt den wöchentlichen Newsletter DiGRA D-A-CH Game Studies Watchlist heraus und ist Gründer wie Host der internationalen Podcasts Game Studies des New Book Networks.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Durch die Unterstützung meiner Familie und Freund:innen, der grundsätzlichen Interessensweckung durch exzellente Lehrer:innen und Hochschullehrer:innen sowie reichlich eigener Disziplin, intrinsischer Motivation, SciFi-und-Phantastik-Genre- wie Technologiefaszination und ... der üblichen (auch systemisch begründeten) kreativ-akademischen Selbstausbeutung.
Erzähle uns was über deine Arbeit!
Ich habe mich für die Digitalspielforschung - trotz der "herausfordernden" Karriereaussichten im universitären Umfeld - entschieden, weil sie ein faszinierendes Fenster in die modernen Erzählweisen, Medien und die Art und Weise bietet, wie Gesellschaften sich selbst und ihre Ideale und "Selbstverständlichkeiten" in virtuellen Räumen abbilden wie verhandeln. Digitale Spiele verbinden künstlerische, handwerkliche, narrative und audiovisuelle-haptische Aspekte in einzigartiger Weise und bieten eine (Achtung - Reizworte!) "interaktiv-immersive" Plattform, die Kulturen und Werte sowohl widerspiegelt als auch aktiv gestaltet - oder in Frage stellt. Was mich in diesem Feld hält, ist das Potenzial, zu untersuchen, ob und wie Spiele Empathie fördern, Identitäten formen und komplexe Themen wie Moral, Politik und Geschichte vermitteln können – oft auf eine (vermeintlich) viel zugänglichere Weise als klassische Medienformen. Außerdem reizt es mich, die noch relativ jungen und sich rasant entwickelnden Forschungsansätze der Digital Game Studies mitgestalten zu können und dabei neue Fragen über Technologie, Gemeinschaft und Medienwahrnehmung, zusammen mit interessierten, motivierten und fachlich-exzellenten Kolleg:innen, zu stellen.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich bewege mich - nicht untypisch in unserem akademischen Berufsfeld vermutlich - im Dreieck von Lehre, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Die Spielforscher:innen, die ich kenne sind zumeist Überzeugungstäter (was Segen und Fluch, in etwa für die Work-Life-Balance, bedeutet). Digitalspielkultur bewegt mich aber nicht nur an der Hochschule, sondern auch als Publizist und ebenso im Privaten, was ein (bewusstes) Abschalten oft erschwert. Daher ist für mich der Co-op-Mode in ludischen wie nicht-ludischen sowie privat-beruflichen Kontexten King.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Die Spielforschung aus der Perspektive der Kulturgeschichte und politischen Ideengeschichte eröffnet ein tieferes Verständnis für die Rolle von Spielen als Spiegel und Mitgestalter gesellschaftlicher Werte, Normen und Ideologien. Spiele sind längst mehr als bloßer Zeitvertreib; sie reflektieren und beeinflussen Vorstellungen von Identität, Macht und sozialem Zusammenleben. Ein kulturgeschichtlich und ideengeschichtlich fundierter Blick auf digitale Spiele deckt auf, wie historische und politische Konzepte – etwa über Zugehörigkeit, Konflikt oder die Beziehung von Individuum und Gesellschaft – im Spiel neu interpretiert und in interaktiven Szenarien erlebbar gemacht werden. Die Öffentlichkeit kann durch diese Forschung besser nachvollziehen, wie Spiele soziale Debatten aufnehmen und in symbolischer Form abbilden wie weiterverhandeln, was es ermöglicht, deren Bedeutung für die zeitgenössische Kultur und die politische Bildung neu zu bewerten und in gesellschaftlichen Diskursen mitzudenken.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
2013 übernahm ich zusätzlich die Ressortleitung Games beim Schweizer Kulturjournal Nahaufnahmen. Zuvor hatte ich dieselbe Position drei Jahre beim Titel kulturmagazin inne. Mitte 2024 ging es dorthin wieder zurück in derselben Position. Zudem bin ich Gründer und Moderator des Podcasts Game Studies im internationalen Podcast-Netzwerk New Books Network und darf eine unregelmäßige Digitalspielkultur-Radioshow namens Replay Value auf Lora München moderieren.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nach langen Stunden am Schreibtisch trainiere ich als Übungsleiter Ju Jutsu auf der klassisch rot-grünen Matte. Dabei liegt mein Fokus auf praktischer Gewaltmanagement und -handhabung. Und man sollte unbedingt @hoerspieler auf tiktok folgen - super sympathischer Bre!
Wie sieht dein idealer freier Tag aus?(Forschende sind ja auch nur Menschen)
Auf diese Trickfrage falle ich doch nicht herein! Pah! "Freier Tag!" ...Nun ... wenn überhaupt ... durch Kopenhagen schlendernd, in New England an der Küste Apfelkuchen essend, in Wien Drei-???-Hörspiele hören und den liebsten Menschen in meinem Leben sagen, wie gern ich sie habe und wie wertvoll sie sind. Am Abend erhalte ich noch eine Textnachricht, dass am nächsten Tag ein gemeinsames Doppelalbum (Stieber Twins, Umse, Aphroe und Method Man) und ein Sequel von La Horde (2009) oder Baldur's Gate: Dark Alliance III erscheint, während Tilda Swinton als "der" nächste Bond angekündigt wird und überall die Digital-Game-Studies-Institute wie -Professuren und Stellen für akademische (Ober-)Räte aus dem Boden ballern.
Bitte begrüßt Rudolf ganz herzlich auf dem Kanal!
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