Sunday, November 3, 2024

Was Trash TV mit dem Mittelalter zu tun hat - Juliane Bienert ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere neue Kuratorin

Juliane Bienert! Juliane (@julianebienert.de) ist Literaturwissenschaftlerin, promoviert seit 2021 in der Germanistischen Mediävistik und arbeitet freiberuflich im Bereich Wissenschaftskommunikation. Außerdem ist sie Host des Podcasts „Sachgrundaktivismus“, in dem sie Themen rund ums Promovieren und das deutsche Wissenschaftssystem allein und mit Gäst*innen aus Forschung, Lehre und WissKomm diskutiert.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Angefangen hat alles damit, dass ich mich für eine Stelle als Wissenschaftliche Hilfskraft beworben habe. Mich hat interessiert, wie vor allem Lehre hinter den Kulissen funktioniert und ich hatte das Gefühl, dass ich mehr über mein Fach wissen möchte als mein eigentliches Studium mir bieten kann. Über eine Promotion habe ich an diesem Punkt nur vage nachgedacht, aber mit den ersten Forschungsseminaren und Tagungen hat sich immer mehr das Gefühl in mir breit gemacht, dass ich meinen Platz gefunden habe. In der Gemeinschaft der Forschenden habe ich mich sehr wohl und vor allem verstanden gefühlt, die Arbeit mit Studierenden war für mich schon als Hilfskraft sehr bereichernd und als es auf das Ende des Masters zuging, war es gar keine Frage mehr, OB ich promoviere, sondern nur, wann es losgeht.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Mediävistik und ich hatten einen schwierigen Start. Die Ruhr-Uni Bochum wirbt damit, dass man dort „das ganze Fach“ Germanistik studieren kann und obwohl ich vor meinem Studium noch nicht wusste, was das heißt, war mir klar, dass ich alle Aspekte dieses Faches kennenlernen möchte. Im Grundkurs habe ich mich dann wiederum für diesen anfänglichen Enthusiasmus verflucht, denn die mittelhochdeutsche Grammatik zu lernen, war für mich eine große Herausforderung. Ich kann mit Stolz behaupten, die Schlechteste im Kurs gewesen zu sein und jedes Mal, wenn es ans Vorlesen ging, habe ich versucht, mich möglichst klein zu machen. Dass ich die Klausur bestanden habe, war für mich wie ein Wunder. Der Wendepunkt kam mit meinem ersten Lektüreseminar in der Mediävistik. Ich habe verstanden, dass Mediävistik nicht nur aus Übersetzen besteht und dass ich dieser „fremden Sprache“ doch viel mehr abgewinnen kann, als ich gedacht habe. Die Aventiuren von Artus und seiner Tafelrunde haben mich sofort begeistert, weshalb sie auch zentraler Bestandteil meiner Dissertation sind. 

Erzähle uns was über deine Arbeit! 
Seit 2021 promoviere ich in der Germanistischen Mediävistik – das heißt, ich beschäftige mich mit der Literatur und Kultur des deutschsprachigen Mittelalters (ca. 500-1500 n. Chr., wobei ich mich meist im Hochmittelalter um 1200 bewege). Die beiden Säulen meiner Forschung sind verbindliche Sprechakte (Versprechen/Eid/Schwur etc.) und Geschlechterrollen. Ich stelle die Frage, inwiefern verbindliche Sprechakte innerhalb von Figurendialogen das Potenzial besitzen, bestehende Geschlechterrollen aufzubrechen, zu verändern oder ganz neu zu konstruieren.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Die Mediävistik gilt gemeinhin als Fach, das 2024 kaum noch Relevanz besitzt. Wenn ich auf Familienfeiern von meiner Promotion erzähle, dann wissen die wenigsten Personen damit etwas anzufangen. Ich mache ihnen keinen Vorwurf, denn wenn ich beispielsweise an meine Schulzeit zurückdenke (studiert haben in meiner Familie nur wenige), dann kommt das Mittelalter weder im Geschichts- und schon gar nicht im Deutschunterricht vor. Das ist aus meiner Sicht sehr schade, denn im Studium habe ich verstanden, dass die vermeintlich „düstere“ Epoche erstens gar nicht so „düster“ gewesen ist, wie es uns von zahlreichen Dokus suggeriert wird und viele der Ideen und gesellschaftlichen Konzepte des Mittelalters bis heute weiterbestehen. Wenn Ed Sheeran, Bruno Mars oder Adel Tawil über die Liebe singen oder in Romance Romanen bedenklich gewalttätige Männer ihre On-Off-Beziehungen mit Geschenken zu kitten versuchen, dann würden die Dichter des Mittelalters nur gelangweilt mit den Augen rollen. Auch Trash TV Formate wie „Die Bachelorette“ oder „Germanys Next Topmodel“ haben mehr mit dem Mittelalter zu tun, als wir glauben. Mehr erzähle ich euch gerne in meiner Woche hier. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben meinem Podcast „Sachgrundaktivismus“, den ich seit Januar 2024 betreibe, arbeite ich seit Juli freiberuflich. Hauptbestandteil meiner Arbeit ist die Bewerbungsberatung, das heißt, ich begleite Absolvent*innen und Promovierende (vorwiegend aus den Geisteswissenschaften) von der Stellensuche bis zum Bewerbungsgespräch. Ich helfe ihnen dabei, die versteckten Botschaften aus den Anzeigentexten herauszufiltern, das Verhandeln zu meistern und ihnen auch bei der Entscheidung für oder gegen eine akademische Laufbahn zur Seite zu stehen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben meinem Podcast „Sachgrundaktivismus“, den ich seit Januar 2024 betreibe, arbeite ich seit Juli freiberuflich. Hauptbestandteil meiner Arbeit ist die Bewerbungsberatung, das heißt, ich begleite Absolvent*innen und Promovierende (vorwiegend aus den Geisteswissenschaften) von der Stellensuche bis zum Bewerbungsgespräch. Ich helfe ihnen dabei, die versteckten Botschaften aus den Anzeigentexten herauszufiltern, das Verhandeln zu meistern und ihnen auch bei der Entscheidung für oder gegen eine akademische Laufbahn zur Seite zu stehen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Im Oktober habe ich offiziell das Laufen wieder begonnen. Nach einer längeren Krankheitsphase trainiere ich nun für einen Halbmarathon – mein vordergründiges Ziel ist aber, gesund zu bleiben und Spaß dabei zu haben. Ein toller Nebeneffekt: ich bekomme den Kopf frei und komme gerade in den dunkleren Monaten an etwas Serotonin.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Momentan habe ich tatsächlich auf dem Papier mehr „freie Tage“, als man auf Basis meiner verschiedenen Tätigkeiten vielleicht denken würde. Das heißt aber leider nicht, dass sich die vielen To Dos und ja, auch die Sorgen und der Stress damit verdrängen lassen. Ein idealer freier Tag ist also einer, den ich bestenfalls nicht alleine verbringe, sondern mit Freund*innen oder Familie, damit ich nicht über das nachdenke, was alles noch erledigt werden muss oder sollte. Was wir dann tun, ist relativ egal: vom Spazierengehen übers Filmeschauen bis zum Minigolfspielen ist mir alles sehr recht.

Bitte begrüßt Juliane ganz herzlich auf dem Kanal!


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