Monday, March 22, 2021

Krebszellen unterm Mikroskop - Lena Schwenker ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Lena Schwenker (@SchwenkerLS) vorstellen zu dürfen! Lena ist Masterstudentin an der Universität Heidelberg im Studiengang Molecular Biosciences (Major Molecular and Cellular Biology). Aktuell steht sie für ihre Masterarbeit am Deutschen Krebsforschungszentrum im Labor. Genauer beschäftigt sie sich mit dem Stoffwechsel von Tumorzellen. Vorher hat sie an der Universität Hohenheim ihren Bachelor in Ernährungswissenschaft gemacht. Wie Ernährungswissenschaft und Zellbiologie zusammenpassen und warum Lipide spannende Moleküle sind wird sie diese Woche berichten.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich war schon immer ein Mensch mit sehr vielen verschiedenen Interessen und nach dem Abitur ist es mir sehr schwergefallen, mich auf eine Sache festzulegen. Außerdem wollte ich schon immer ganz genau wissen, wie ein Organismus funktioniert und habe als Kind sehr gerne Insekten oder andere Tiere beobachtet. So war schnell klar, dass ich mich im Studium in die Naturwissenschaften vertiefen möchte. Doch auch hier kam wieder die Qual der Wahl - und die Ernährungswissenschaft hat im Modulplan den perfekten Mix aus naturwissenschaftlichen Grundlagen, Biologie, Physiologie, Chemie, und Medizin geboten. Seither konnte mein Wissensdurst noch nicht gestillt werden und es ist einfach extrem cool an der Grenze zum bisher Unbekannten zu arbeiten. Darum bin ich wohl hier gelandet.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden und/oder was hält dich dort?

Ich habe mir schon immer gerne Gedanken darüber gemacht, welche Prozesse sekündlich im kleinsten Maßstab in unseren Zellen ablaufen und wie einzelne Moleküle in unserer Nahrung mit unseren Zellen interagieren (zumindest seit ich eine Vorstellung habe, was ein Molekül ist). Nach meiner Bachelorarbeit im Bereich Biochemie der Ernährung habe ich mich also für ein Masterstudium in der Molekularen und Zellulären Biologie entschieden. Mir war klar, dass ich gerne promovieren möchte, um den Ursprung metabolischer Erkrankungen sowohl auf systemischer als auch auf molekularer Ebene besser verstehen zu können. In meinem Masterstudium konnte ich mir die dafür nötigen methodischen Skills aneignen (oder zumindest einen Teil davon...man hat nie genug gelernt). Warum ich mich so sehr für Fette (oder auch Lipide genannt) interessiere? Lipide bilden nicht nur die Zellmembran, also die Schutzschicht, die die Reaktionen im Zellinneren vom Raum außerhalb der Zelle abtrennt. Sie sind auch wichtige Signalübermittler innerhalb der Zelle sowie innerhalb unseres Körpers. Nicht zuletzt sind Fette natürlich auch Energielieferanten und Energiespeicher - wir kennen es alle. Das interessante ist auch, dass die Lipidzusammensetzung unseres Körpers mit der Lipidzusammensetzung unserer Nahrung beeinflusst werden kann. Darum faszinieren mich diese vielseitigen Moleküle und ihre molekularen Interaktionspartner sehr und ich möchte mehr darüber lernen, welche Rolle sie für verschiedene Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs, Adipositas oder Typ 2 Diabetes spielen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit.

Für meine Masterarbeit arbeite ich an einem Projekt, das den Fettstoffwechsel von Leberkrebszellen beforscht. Wir untersuchen, ob man das Krebswachstum beeinflussen kann, indem man einzelne Gene gezielt ausschaltet. Wir fokussieren uns dabei auf Gene, die an der Lipidverteilung in der Zelle beteiligt sind. Dazu arbeite ich hauptsächlich im Zellmodell. Das heißt, ich kultiviere Leberzellen, die aus Mäusen stammen, unter verschiedenen Bedingungen, die der Tumorumgebung im Körper ähneln. Von diesen Zellen sammle ich dann Proben und analysiere ihre Lipidzusammensetzung und Genexpressionsmuster. Für manche Versuche nutzen wir auch Mäuse als Modell für einen lebenden Organismus.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 

Leberkarzinom ist aktuell eine der häufigsten und am schwierigsten zu behandelnden Krebsarten mit einer eher schlechten Prognose. Zudem ist Leberkrebs sehr häufig mit einem ungünstigen Lebensstil oder Alkoholabhängigkeit assoziiert. Ein großer Anteil der Bevölkerung läuft demnach Gefahr, einmal ein Leberkarzinom zu entwickeln. Darum sollte die Öffentlichkeit wissen, dass wir uns diesem Problem annehmen und aktiv an neuen Therapieansätzen forschen. Nichtsdestotrotz muss ich betonen, dass es sich bei uns um Grandlagenforschung handelt, die nicht immer auf den Menschen übertragen werden kann. Aber genau aus diesem Grund halte ich es für enorm wichtig, der Öffentlichkeit die Vorgehensweisen in der Forschung und eine wissenschaftliche Denkweise zu vermitteln. Jeder Mensch sollte nachvollziehen können, warum wir Zell- oder Tiermodelle benötigen, um auch den menschlichen Körper besser verstehen zu können. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

In meiner Freizeit beschäftige ich mich leidenschaftlich gerne mit Wissenschaftskommunikation. Meiner Meinung nach sollte eine naturwissenschaftliche Allgemeinbildung zur Selbstverständlichkeit werden. Als Ernährungswissenschaflerin bin ich häufig in Diskussion über emotional sehr aufgeladene Themen verwickelt. Mit einer naturwissenschaftlichen Brille könnten viele Menschen hier vermutlich einen kühleren Kopf bewahren und hätten einen entspannteren Alltag (nicht nur was das Thema Ernährung betrifft). Darum führe ich seit kurzer Zeit den (noch sehr kleinen) Instagram Kanal @labcoat.lena. Außerdem helfe ich bei der Organisation von Pint of Science Heidelberg und bin als Tutorin beim Heidelberg Life Science Lab aktiv. Seit einer Weile arbeite ich zudem zusammen mit einer Gruppe von sehr coolen Menschen am Projekt „Respect Science“. Wir möchten eine Kommunikationsstrategie entwickeln, um auf die alltäglichen Probleme von Wissenschaftler:innen öffentlich aufmerksam zu machen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Wenn ich nicht gerade mit der Kamera durch die Gegend renne, dann Bewege ich mich auf Mountainbike, Snowboard oder Longboard. Insbesondere zum Mountainbike fahren und Longboarden bietet Heidelberg perfekte Bedingungen. Stand Up Paddeln auf dem Neckar zählt auch zu meinen Hobbies. Mein allerliebster Antistress-Mechanismus ist aber das Kochen. Beim Kochen und Backen lasse ich meiner Kreativität freien Lauf und probiere sehr gerne neue Sachen aus - auch hier ist ein naturwissenschaftliches Verständnis äußerst hilfreich.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?  

Idealerweise startet der Tag mit Ausschlafen bis ca. 9 Uhr und einem ausgiebigen Frühstück in der Sonne. Dann geht es raus ins Freie, wo ich einer der unter Hobbies aufgeführten Aktivitäten nachgehe. Außerdem bin ich ein sehr geselliger Mensch. Darum sollte der Tag unbedingt mit einem Grillen o.Ä. mit vielen coolen Menschen, die ich zu meinen Freunden zählen darf, abgerundet werden (sobald solche Aktivitäten wieder möglich sind).

Bitte begrüßt Lena ganz herzlich bei Real Scientists DE!    

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