Sunday, December 26, 2021

Krebs verstehen helfen - Marisa Kurz ist jetzt bei Real Scientists DE!

In der letzten Woche des Jahres freuen wir euch sehr, euch unsere neue Kuratorin Marisa Kurz (@MarisaKurz) vorstellen zu dürfen! Marisa hat diesen Monat ihr Medizinstudium abgeschlossen (herzlichen Glückwunsch!) wird im Januar als Assistenzärztin in einer Uniklinik die Ausbildung zur Fachärztin für Hämatologie und Onkologie anfangen. Vor dem Medizinstudium hat sie bereits zwei andere Studiengänge abgeschlossen (Biochemie M. Sc., B. Sc., Philosophie B. A. mit Nebenfach Sprache, Literatur und Kultur). Seit drei Jahren arbeitet sie an ihrer medizinischen Doktorarbeit. Sie untersucht, wie ein bestimmter Immuncheckpoint in Lungenkrebs durch das Ubiquitin-Proteasom-System abgebaut wird. Da sich Krebszellen mit Immuncheckpoints vor der Immunabwehr schützen können, ist es therapeutisch sehr attraktiv, den Abbau dieser Checkpoints anzukurbeln. Nebenbei arbeitet sie als freie Medizin-Journalistin für den Georg Thieme-Verlag und schreibt als "Die Monacologin" auf Scilogs.Spektrum.de.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe direkt nach dem Abitur angefangen Biochemie zu studieren, weil ich verstehen wollte, was die Welt im Inneren zusammenhält - so steht es tatsächlich in meiner Abi-Zeitung aus dem Jahr 2007.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Im Biochemiestudium war Tumorbiologie mein Lieblingsfach. Im Philosophiestudium habe ich mich in Richtung Medizinethik spezialisiert. Onkologie ist für mich die Kombination meiner Interessen: Molekularbiologie und Ethik.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Das letzte Jahr habe ich als Medizinstudentin im Praktischen Jahr in der Klinik verbracht (u. a. auf einer COVID-19-Station), die Wochenenden im Labor für meine Doktorarbeit oder vor meinem Laptop, wenn ich Texte geschrieben habe. Sobald ich als Assistenzärztin loslege, werde ich auf Station Krebspatienten betreuen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Statistisch gesehen erkrankt fast jeder zweite von uns im Laufe seines Lebens an Krebs. Krebs betrifft uns also alle. Jeder sollte Krebs verstehen können und deshalb möchte ich leicht verständlich darüber aufklären.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wie auf meinen Fotos unschwer zu erkennen ist, habe ich einen ziemlich tollen Hund. Bevor ich ihn adoptiert habe, musste er sich als Straßenhund in Sarajevo durchschlagen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ein Tag, an dem ich wirklich nichts zu tun habe, und auch kein schlechtes Gewissen habe, wenn ich nichts Produktives tue. Und dann: mit Freunden und Hund ins Grüne, spazieren gehen und Biergarten.

Bitte begrüßt Marisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, December 12, 2021

Zurechtfinden im Alltag - Laura-Isabelle Klatt ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Laura-Isabelle Klatt (@LoraKlatt) vorstellen! Laura hat in Bochum und Freiburg Psychologie studiert. Als echtes Ruhrpottkind zog es sie dann zurück ins Ruhrgebiet, ans Leibniz Institut für Arbeitsforschung in Dortmund. Dort promovierte sie im Jahr 2020 und ist aktuell weiterhin als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Ergonomie beschäftigt. Mit „klassischer Ergonomie“ hat ihre Arbeit jedoch recht wenig zu tun. In ihrer Forschung nutzt sie vor allem das EEG, eine Methode, die mithilfe von auf der Kopfhaut platzierten Elektroden die elektrische Aktivität unserer Gehirnzellen erfasst. Mithilfe des EEGs untersucht sie welche Prozesse im Gehirn dazu beitragen, dass wir uns in komplexen Umgebungen auf einzelne relevante Informationen fokussieren können, wie das visuelle und das auditive System dabei zusammenarbeiten, und wie wir solche Informationen aus verschiedenen Sinneskanälen im Arbeitsgedächtnis abspeichern.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich habe sowohl einen Bachelor als auch einen Master in Psychologie gemacht. Während des Studiums wurde die Promotion bzw. eine Laufbahn in der Wissenschaft meistens nicht groß beworben. Die meisten meiner Kommilito:innen wollten Psychotherapeut:innen werden. Während meines Masters an der Uni Freiburg habe ich dann als wissenschaftliche Hilfskraft in einem größeren Forschungsprojekt gearbeitet, in dem es darum ging, die Wirksamkeit von Online-Therapie-Programme für verschiedene Patientengruppen zu untersuchen. In dem Projekt habe ich dann auch meine Masterarbeit geschrieben und zum ersten Mal gemerkt, wie viel Spaß Forschung eigentlich macht. Und so kam dann irgendwie eins und zum anderen und ich habe mich nach Promotionsstellen umgeschaut.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Im Bachelor an der Ruhr Uni Bochum hatte ich den Schwerpunkt Kognitive Neurowissenschaften gewählt. Im zweiten Semester hatten wir dort ein Seminar mit dem Titel „Mal- und Bastelkurs“. In dem Kurs haben wir pro Seminareinheit eine bestimmte Hirnregion kennengelernt und diese zunächst mit Knete selbst „nachgebaut“ und dann z.B. echte Stücke dieser Hirnregion unterm Mikroskop angeschaut. Auch ein ganzes, präpariertes Gehirn durfte ich als Teil dieses Seminars in den Händen halten. Ich sage euch, es war magisch. Ich glaube, in diesem Moment wurde der Grundstein für meine Faszination und Begeisterung für das Gehirn gelegt!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Forschung ist an der Schnittstelle von Kognitionspsychologie und Neurowissenschaft einzuordnen. In meiner Promotion habe ich mich damit beschäftigt, welche Prozesse im Gehirn dazu beitragen, dass wir in komplexen Hörumgebungen fokussiert zuhören können. Zukünftig möchte ich mir noch stärker die Interaktion von Hören und Sehen beim Selektieren und Abspeichern von Informationen im Arbeitsgedächtnis anschauen – denn in unserer natürlichen Wahrnehmung spielen natürlich beide Sinneskanäle eine Rolle. Insbesondere was das Speichern von Informationen im Arbeitsgedächtnis angeht, ist die Forschung bisher sehr zentriert auf visuelle Verarbeitungsprozesse.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Unser Gehirn ist die Schaltzentrale, in der alle Informationen zusammenfließen, in der Denken, Fühlen und Handeln koordiniert werden. Es ist unfassbar faszinierend sich einmal zu gegenwärtigen, dass bei den alltäglichsten Dingen, die wir scheinbar mühelos tun, unser Gehirn auf Hochtouren arbeitet und unzählige Prozesse in Millisekunden-Schnelle ablaufen: Sitzen wir beispielsweise in einem gut gefüllten Restaurant und hören unserem Gegenüber aufmerksam zu, muss unser Gehirn zunächst die auf uns einprasselnden Geräusche in einzelne Schallquellen zerlegen (die Hintergrundmusik, das Gebrabbel der Gespräche anderer Gäste und die Stimme meines Gegenübers). Erst dann können wir uns auf die relevante Geräuschquelle fokussieren, während wir die Störgeräusche ausblenden. Um dem Gespräch zu folgen und zu verstehen, was gesagt wird, spielt auch unser Arbeitsgedächtnis eine wichtige Rolle: dort muss das Gehörte erstmal zwischengespeichert werden, bis ich es als zusammenhängendes Ganzes interpretieren kann. Denn akustische Information ist im Gegensatz zu den Dingen, die wir sehen und anfassen können, sehr kurzlebig. Man kann das gehörte Wort nicht noch einmal „ansehen“, wenn man es überhört hat.
Wir wissen immer noch relativ wenig darüber, wie unser Gehirn all diese Aufgaben tatsächlich koordiniert.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben meiner Forschung habe ich zwei Herzensprojekte, in denen ich ehrenamtlich mich engagiere: Ich selbst war in meiner Schulzeit für ein Jahr als Austauschschülerin in den USA. Seitdem bin ich ehrenamtlich für Experiment eV tätig, meine damalige Austauschorganisation. Ich führe zum Beispiel Interviews mit Bewerber:innen für einen Schüleraustausch, vertrete den Verein auf Messen oder Infoveranstaltungen oder betreue in meiner Region Gastfamilien, die eine:n Austauschschüler:in aufnehmen. Mein zweites Herzensprojekt ist die ehrenamtliche Arbeit beim ambulanten Kinder- und Jugend-Hospizdienst der Malteser in Dortmund. Dort begleite ich Familien, in denen ein Familienmitglied eine lebensbedrohende Erkrankung hat. Ich schenke den Familien primär Zeit und ein offenes Ohr.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Seit ich während meines Schüleraustausches in den USA für 10 Monate am Fuße der Wasatch Mountains leben durfte, habe ich das Wandern für mich entdeckt! Auch wenn es im Ruhrgebiet keine vergleichbaren Berge gibt, gibt es hier viele schöne Strecken zu erkunden. Wenn nicht gerade eine Corona-Welle wütet, spiele ich außerdem Badminton im Verein. Als Corona-konformen Sport-Ersatz, treffe ich mich aktuell regelmäßig mit Kolleginnen und Freundinnen zu einer Online Tabata Gruppe. Da mich das als sehr viel sportlicher erscheinen lässt, als ich mich fühle: ich koche auch sehr gerne und probiere mich in der Küche aus. Aktuell experimentiere ich sehr viel mit selbstgemachten Brotaufstrichen. In ein gutes Buch verliere ich mich auch gerne immer mal wieder: Auf meiner Weihnachtswunschliste steht „Natrium Chlorid“ von Jussi Adler Olsen.

Ob das nun wirklich interessante Hobbies sind, überlasse ich mal den Leser:innen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück! Auf einer Wanderung  - natürlich inklusive umfangreichem Lunch-Paket - verbringe ich Zeit mit Freunden Zeit in der Natur, am liebsten ohne Handy und altmodisch mit Karte. Abends entspanne ich in der Badewanne und höre dann eins meiner allerliebsten Harry-Potter Hörbücher zum Einschlafen. 

Bitte begrüßt Laura ganz herzlich bei Real Scientists DE!



Sunday, December 5, 2021

Ein Herz fürs Herz - Ariane Pessentheiner ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Ariane Pessentheiner (@artsci_arp) vorstellen! Die Biochemikerin Ariane Pessentheiner beschäftigt sich aus ganz verschiedenen Perspektiven mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Seit über 12 Jahren ist sie in der Forschung tätig und widmet sich nun hauptberuflich der Wissenschaftskommunikation. Mit ihrem Projekt “HerzSache” möchte sie mit viel Kreativität besonders junge Menschen auf Herzkrankheiten aufmerksam machen.


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Angefangen hat es mit einer guten Bio-Lehrerin, die die erste Neugier in mir geweckt hat herauszufinden wie biologische Prozesse im Körper ablaufen. Da war ich 12 und wollte ab dem Zeitpunkt eigentlich immer Bio studieren. Einen kurzen Abstecher hab ich dann doch noch vor dem Studium gemacht und die Aufnahmeprüfung zur Physiotherapie-Ausbildung versucht, aber nachdem ich da nicht genommen wurde, zog es mich dann nach Graz zum Biologiestudium. Nach den ersten drei Semestern bin ich dann in der Biochemie gelandet und seit meiner Masterarbeit mit dem Thema Stoffwechselerkrankungen verbandelt (österreichisch für „verbunden“ 😉). Danach gab’s viele Ups and Downs (wie wohl bei jedem), die mich jedoch zu der Wissenschaftlerin und Wissenschaftskommunikatorin gemacht haben, die ich jetzt bin.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Bis vor einem halben Jahr war ich die typische Laborwissenschaftlerin. Mein Fachgebiet sind wie gesagt Stoffwechselerkrankungen zu denen Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören. Als Grundlagenforscherin habe ich immer versucht experimentell gewisse „Warums“ zu beantworten, was für mich auch den Reiz der Forschung ausmacht. Warum passiert in unserem Körper bzw. unseren Zellen etwas Bestimmtes? Irgendwann war es mir aber nicht mehr genug, nur in der Grundlagenforschung zur Bekämpfung dieser Krankheiten beizutragen. Unter anderem war das ein Grund warum ich dann zur Wissenschaftskommunikation gekommen bin. Wissenschaft zu kommunizieren verbindet sowohl meine kreativen Fähigkeiten, als auch meine wissenschaftliche Neugier. Es ist also die perfekte Kombination. Zur Zeit bin ich in der glücklichen Situation, dass ich ein Projekt leite (und dafür natürlich auch bezahlt werde), das sich zu 100% mit WissKomm beschäftigt. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Mein letztes Forschungsprojekt hab ich größtenteils in den USA, genau genommen in San Diego, durchgeführt. Es handelte davon Zucker, die in der menschlichen Muttermilch vorhanden sind, auf ihre entzündungshemmende Wirkung zu untersuchen. Ich habe das jedoch nicht im Zusammenhang mit Babys gemacht, sondern getestet ob man bestimmte Zuckermoleküle für die Bekämpfung von chronischen Entzündungserkrankungen, zu denen auch Atherosklerose gehört, bei Erwachsenen einsetzen kann. Atherosklerose ist die krankhafte Ablagerung von Cholesterin, Kalzium und Immunzellen in unseren Arterien, die im schlimmsten Fall zum Verschluss der Gefäße und dadurch zu Herzinfarkt und Schlaganfällen führen können.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Diese Frage führt mich zur Erklärung, was ich gerade im Augenblick mache. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind leider nach wie vor die tödlichsten Erkrankungen weltweit. Durch meine Forschung war ich mit Risikofaktoren für diese Erkrankungen ständig konfrontiert und trotzdem hab ich über Herz-Kreislauf-Erkrankungen in meinem Umfeld und bei mir selbst wenig nachgedacht. So geht es vielen, besonders auch jungen Leuten, dass sich ihrer Risikofaktoren gar nicht bewusst sind oder diese ignorieren. Deshalb versuche ich mit meinem Wissenschaftskommunikationsprojekt „HerzSache – Unser Herz soll uns am Herzen liegen“ genau dieses Bewusstsein zu stärken und das auf sehr kreative und zugängliche Weise. Mehr dazu findet ihr auf www.herzaehlungen.at

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
In meiner „Freizeit“ male ich zur Zeit Wissenschaftscomics. Eines davon „Marko, der Makrophage“ erhielt auch eine Förderung und wird derzeit gemeinsam mit einem Illustrator umgesetzt. Mein erstes, selbst gezeichnetes Comic wird auch demnächst fertig. Nur so als Teaser – wer schon immer mal eine sexy Fettzelle sehen wollte kommt hier auf seine Kosten 😉.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Eigentlich alles was mit kreativem Gestalten zusammenhängt, dabei variieren die Projekte immer sehr (von Häkeln bis Töpfern ist alles dabei).

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Aufwachen, eine halbe Stunde länger im Bett verbringen um langsam aufzuwachen und zu schauen, was so auf Social Media abgeht, dann Pancakes gemeinsam mit meinem Mann machen. Danach raus in die Natur für eine Wanderung mit Freunden und anschließend noch zur Einkehr in eine gemütliche Buschenschank (eine Art Gasthaus) und mit einem Glas Wein und einer Bretteljause die Beine ausstrecken. 

Bitte begrüßt Ariane ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 28, 2021

Stress im Krankenwagen und im Gehirn - Anne Gärtner ist jetzt bei Real Scientists DE!


Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Anne Gärtner (@gaertner_anne) vorstellen! Anne hat an der TU Dresden Psychologie studiert und dort die Freude an der Wissenschaft entdeckt. In ihrer Prpmotion, ebenfalls an der TU Dresden, untersuchte sie, inwiefern sich Menschen darin unterscheiden, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen, was dabei im Gehirn passiert und wie z.B. Rettungsdienstmitarbeiter:innen in teilweise stressigen und traumatischen Situationen ihre Emotionen regulieren. Aktuell ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Differentielle und Persönlichkeitspsychologie der TU Dresden wo sie sich weiterhin mit der Frage beschäftigt, wie sich Menschen in ihrem emotionalen Erleben unterscheiden und welche Ursachen das hat. Außerdem engagiert sie sich für Open Science und reproduzierbare Wissenschaft.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Als Kind war ich nicht gerade besonders wissbegierig oder ständig an Lösungen für Probleme interessiert. Vor meinen Studium hatte ich auch nicht den Wunsch, Wissenschaftlerin zu werden. Mich haben aber schon immer Menschen interessiert, was sie antreibt, was sie fühlen und warum sie sich verhalten, wie sie sich verhalten. Während meines Studium war ich ab dem 3. Semester als studentische Hilfskraft in verschiedenen Projekten tätig und habe Wissenschaft kennen und lieben gelernt. Zum Ende meines Studiums habe ich ein Praktikum am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München absolviert und festgestellt, dass ich unbedingt promovieren wollte. Ich fand (und finde es immer noch ;-) sehr spannend neue Fragestellungen zum menschlichen Verhalten zu untersuchen, die vorher noch niemand untersucht hat.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Mich interessieren vor allem biologische Grundlagen menschlichen Erlebens und Verhaltens, also zum Beispiel was genau im Gehirn abläuft während wir denken und fühlen. Auch die Frage, welche Rolle Gen- und Umweltfaktoren spielen finde ich spannend. Mich fasziniert außerdem, wodurch Persönlichkeitsunterschiede entstehen, also warum manche Menschen zum Beispiel ängstlicher oder optimistischer sind als andere. Ich mag die Zusammenarbeit mit den vielen tollen, klugen und netten Kolleg:innen und die aktuelle Bewegung, Wissenschaft vertrauenswürdiger, transparenter und reproduzierbarer zu machen. Ich sehe mich als einen kleinen Teil davon und möchte gemeinsam mit anderen versuchen, diese Bewegung weiter voran zu treiben.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Obwohl ich Psychologin bin, arbeite ich im Alltag vor allem am Computer statt mit Menschen – das irritiert machmal Freude oder Bekannte. Ich bin eher Neurowissenschaftlerin als Psychologin, neben mir kann man sich also eher einen MRT Scanner als eine Couch vorstellen. ;-) Ich lese wissenschaftliche Publikationen, plane und organisiere Projekte, rechne statistische Analysen und gebe Lehrveranstaltungen. Ich fahre auch gerne auf Konferenzen, um meine wissenschaftlichen Befunde vorzustellen und mich mit anderen über Forschung zu unterhalten.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Forschung über den Menschen betrifft uns alle, und gerade psychologische Forschung ist unglaublich spannend! Wer fragt sich nicht manchmal, was eine andere Person gerade denkt oder fühlt? Jede:r von uns hat heute schon mehrere Emotionen durchlebt und wird auch noch einige durchleben. Gerade Psychologie wird aber auch leicht zur Küchenpsychologie, eben weil Vieles so nachvollziehbar oder bekannt erscheint. Dabei folgt psychologische Forschung harten wissenschaftlichen Methoden und Standards, und das meiste ist überhaupt nicht so einfach, wie man denkt.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich bin Vertreterin des wissenschaftlichen Nachwuchses in einer Fachgruppe der Deutschen Gesellschaft für Psychologe und außerdem in mehreren Open Science Initiativen und Interessengruppen tätig. Zudem bin ich Co-Projektleiterin in einem Sonderforschungsbereich und organisiere ein strukturiertes Promotionsprogramm. Wir erarbeiten zum Beispiel gerade ein Open Science Modul, das allen Doktorand:innen und später allen Mitarbeiter:innen unserer Fakultät zur Verfügung gestellt werden soll. 
 
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Neben meiner Arbeit meditiere ich und mache Yoga. Außerdem möchte ich mich mehr für Natur- und Umweltschutz einsetzen und schaue oft nach Projekten oder Kampagnen. In meiner Wohnung leben zudem zwei ungewöhnliche Haustiere: Landeinsiedlerkrebse. Die gehören aber eigentlich meinem Freund. ;-)
 
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?

Ausschlafen, gemütlich frühstücken, im Wald spazieren oder durch die Sächsische Schweiz wandern, und Freunde/Familie sehen oder abends eine Serie schauen. 

Bitte begrüßt Anne ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 21, 2021

Die kleine Welt ganz groß - Anna Schueth ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Anna Schueth (@SchuethAnna) vorstellen! Im zarten Alter von sieben Jahren hat Anna die Faszination für Mikroskopie gepackt und nicht mehr losgelassen. Ihr weg brachte sie bis zur Co-Entwicklung eines Prototypen für light-sheet-Mikroskopie, mit dem dickere Proben als bisher in 3D untersucht werden können. Aktuell arbeitet sie als Postdoc am Department of Cognitive Neuroscience an der Universität Maastricht. Auf ihrer Webseite annaschueth.com widmet sich Anna zusätzlich dem Thema mentale Gesundheit und Stigma in der Wissenschaft.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Nach dem Biostudium habe ich mich für Doktorandenstellen beworben und bin seit 2008 in der Forschung.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Mikroskopie ist meine große Leidenschaft schon seit der Kindheit und nach dem Studium arbeite ich seit 2008 in Forschungsprojekten rund um die Mikroskopie.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich arbeite als Post-doc an der Uni Maastricht und mache zur Zeit mein VENI Projekt (finanziert von der niederländischen Forschungsgesellschaft NWO). Ich arbeite mit optisch geklärten menschlichen Gehirn- und Prostatakrebsproben und Biopsien, zusammen mit mehreren Partnern aus Industrie (Mikroskopentwicklung, Software), Klinik (Pathologie) und Wissenschaft (Demenz, Alzheimer, Data Science, Anatomie, Neurowissenschaft). 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich finde #OpenScience und #OpenAccess sehr wichtig und würde mir wünschen, wenn es weniger von dieser “Ellbogenmentalität” geben würde. Sharing is caring 😊.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 

Außerhalb der Forschung mache ich noch: 1) STEM Coaching und Mentoring mit @cybermentor seit 2009, um Schülerinnen für diese Fächer zu begeistern und ihnen zu helfen. 2) Ich setze mich für die Entstigmatisierung von mentaler Gesundheit an meiner Uni und darüber hinaus ein, einmal mit meinem Blog annaschueth.com und mit der neuen Gruppe #FlourishMaastricht. Auf meinem Blog teile ich seit Februar 2021 Geschichten von mir und anderen über mentale Gesundheit in der Wissenschaft und verschiedene Sigmata. Mittlerweile habe ich damit über 6 Millionen Seitenbesuche und erreiche weltweit Leute und erhalte täglich Nachrichten. Die Gruppe Flourish Maastricht habe ich gegründet zusammen mit meinem Arbeitskollegen und Freunden Dr. Tiffany Leung, MD und Dr. Mark Kawakami. Wir möchten das Stigma rund um mentale Gesundheit und Erkrankungen in der Wissenschaft reduzieren, aufklären und Hilfe leisten für Studenten und Mitarbeiter der Uni und des Uniklinikums. Am 22.11. haben wir unser 1. Meeting und ich werde darüber berichten. 3) Ich bin Mitglied des Data Science Podcasts Uni Maastricht @DSMINSETS und das macht total viel Spaß. Ich tweete auch regelmäßig über unsere Gäste, Themen und "behind the scenes" Fotos. 4)Wahrscheinlich vergesse ich gerade die Hälfte. 😊 Tweete aber eigentlich über alles was ich so mache.  

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Ich laufe sehr gern (joggen) und möchte immer nochmal einen Marathon schaffen. Bis jetzt hat es nur bis 35km gereicht und die letzten km fehlen mir noch. Mein Blog ist mein Hobby und ich höre sehr gern Podcasts. Außerdem engagiere ich mich für die non-profit Organisation “Dragonfly Mental Health”. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

Ich habe 2 kleine Kinder (Lily 2, Ben 7) und die halten mich ganz schön auf Trab. Falls ich mal Zeit für mich habe höre ich gern Hörbücher, gehe joggen oder mache Yoga.

Bitte begrüßt Anna ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, November 14, 2021

Transparente und vertrauenswürdige Forschung - Rima-Maria Rahal und das German Reproducibility Network sind jetzt bei Real Scientists DE!

Unsere neue Kuratorin ist eine alte Bekannte: Vor nicht mal einem halben Jahr hatten wir Rima-Maria Rahal (@rimamrahal) bei uns zu Gast. Dieses Mal wird Rima allerdings nicht hauptsächlich von ihrer eigenen Arbeit erzählen, sondern das German Reproducibility Network (@GermanRepro) vertreten. Und das hat einen besonderen Anlass - am Dienstag, 16.11., wird auf dem German Reproducibility Day diskutiert, wie transparente und zuverlässige Arbeit in der deutschen Forschung gefördert werden kann (wer mitmachen will, kann sich hier anmelden).
Aber nun zur Sache: Das German Reproducibility Network (GRN) ist ein dezentral organisiertes, fächerübergreifendes Konsortium und strebt an, die Vertrauenswürdigkeit und Transparenz wissenschaftlicher Forschung in Deutschland zu erhöhen. Dabei konzentriert sich das Netzwerk auf folgende Aktivitäten:
  • Die Unterstützung von Forscher:innen bei der eigenen Weiterbildung in Open-Science-Praktiken und bei der Gründung lokaler Open-Science-Communities.
  • Die Verknüpfung lokaler oder themenspezifischer Reproducibility-Initiativen zu einem nationalen Netzwerk und die Förderung ihrer Vernetzung.
  • Die Beratung von Institutionen bei der Verankerung von Open-Science-Praktiken in ihrer Arbeit.
  • Die Vertretung der Open-Science-Community gegenüber den Stakeholdern in der weiteren Wissenschaftslandschaft.

Das GRN ist verankert in einem wachsenden Netzwerk ähnlicher Initiativen in Großbritannien, der Schweiz, Australien und der Slowakei. Es ist offen für neue Mitglieder und bietet verschiedene Möglichkeiten zur Beteiligung.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich interessiere mich dafür, Dinge über die Welt herauszufinden. Ich mag es, Rätsel zu lösen und einzelne Puzzlesteine zusammenzufügen, um nach und nach so etwas wie Wissen oder Erkenntnisse über bestimmte Fragestellungen zu erlangen. Das habe ich vermutlich mit vielen anderen Wissenschaftler*innen gemeinsam.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich setze mich für offene Wissenschaft (Open Science). Dabei geht es mir darum, dass wissenschaftliche Prozesse transparent gemacht werden, man also wissen kann: Wie ist in Studie XY die Erkenntnis YZ entstanden, und was kann man daraus schlussfolgern?
Mir ist natürlich klar, dass nicht aus jeder einzelnen wissenschaftlichen Untersuchung zwangsläufig gesicherte Erkenntnisse über den Zustand der Welt erlangt werden können. Aber mich interessiert, wie wir als Forschende so arbeiten können, dass wir belastbarere Studien durchführen und damit hoffen können, robustere Erkenntnisse zu erlangen und diese auch fair und transparent kommunizieren. Und umgekehrt: wie wir problematische oder wenig belastbare, sowie intransparente Methoden vermeiden können.
Deswegen engagiere ich mich im GRN. Dort ist es unsere Mission, über Disziplinen hinweg die Transparenz und Zuverlässigkeit wissenschaftlicher Forschung zu fördern. Mit anderen Worten: Wir setzen uns für offene Wissenschaft (Open Science) ein.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Das GRN ist noch gar nicht so alt – uns gibt es erst seit Anfang 2020. Aber es läuft schon richtig prima: es sind schon über 20 Grassroots Initiativen, die sich in Deutschland für offene Wissenschaft einsetzen, mit dabei. Eine wichtige Aufgabe für uns ist, diese Initiativen zu vernetzen.
Außerdem wollen wir Forschende dabei unterstützen, ihre Arbeit offener und robuster zu gestalten, zum Beispiel indem sie Experimente genau dokumentieren oder Manuskripte öffentlich verfügbar machen. Deswegen halte ich immer wieder Vorträge zum Thema und gebe auch Workshops dazu.
Außerdem wollen wir uns dafür einsetzen, dass es grundlegende Veränderungen in der Wissenschaftspraxis gibt, hin zu transparenteren und robusteren Arbeitsweisen. Das kann aber in meinen Augen nur klappen, wenn nicht nur einzelne Gruppen von Forschenden sich dafür einsetzen. Deswegen wollen wir den Dialog zwischen Forschenden, Institutionen, Verlagen und Fördern anstoßen, um wirklich etwas zu bewegen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ein Großteil der wissenschaftlichen Arbeit in Deutschland wird aus öffentlichen Mitteln gefördert. Da ist es klar: die Öffentlichkeit kann und soll etwas darüber wissen, wie mit diese Mitteln geforscht werden kann, wie damit geforscht wird und wo sich die Wissenschaft hinentwickeln könnte. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Im Moment organisiere ich den German Reproducibility Day mit (16.11., ab 13 Uhr)! Dabei wollen wir eine Diskussion dazu anstoßen, wie die deutsche Forschungslandschaft es schaffen kann, transparentere und zuverlässigere wissenschaftliche Arbeit zu unterstützen. Falls das für euch spannend klingt, könnt ihr euch hier anmelden, mit dazu kommen und direkt mitdiskutieren: https://reproducibilitynetwork.de/germanreproday/

Sunday, November 7, 2021

Evolutionär - Marina Wirth ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Marina Wirth (@Marina_Wirth) vorstellen zu dürfen! Marina ist eine original Küsten-Deern – an der Nordsee geboren und fürs Studium an die Ostsee gezogen. In ihrem Studium der Biologie in Kiel hat sie sich auf Evolution und Biodiversität spezialisiert. Dafür hat sie in ihrer Bachelorarbeit an Spinnenseide geforscht und im Master Populationen von Seeigeln in Nord- und Ostsee untersucht. Seit 2017 ist sie in Berlin, arbeitet in der Wissenschaftskommunikation und hat seit diesem Jahr sogar einen eigenen YouTube-Kanal.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich bin schon immer wissbegierig und immer neugierig gewesen, wie „Dinge“ funktionieren. Von meinem Motorroller, den ich als Teenager mehrfach auseinandergebaut habe, zu meiner letzten Überlegung, was wohl die psychologischen und soziologischen Mechanismen sind, wie aus Werbung neue Schönheitsideale entstehen können (recherchiere hier noch, was die Forschung sagt) – mich hat immer interessiert wieso und wie unsere Welt funktioniert. Als ich im Biounterricht in der Oberstufe das erste Mal etwas über DNA und über Stoffwechselprozesse gelernt habe, war ich „hooked“ mit der Wissenschaft, die erforscht, wie Leben funktioniert. Von da an wollte ich etwas mit Bio machen. Ich habe zunächst eine Berufsausbildung zur Biologische Technischen Assistentin gemacht und dann in einem Forschungslabor in Kiel gearbeitet. Allerdings bin ich schnell zu dem Punkt gekommen, dass ich gern selbstständiger arbeiten möchte und kann. Also habe ich beschlossen noch Biologie zu studieren und dort hat mich vor allem die Evolutionsbiologie fasziniert.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
„Nichts in der Biologie macht Sinn außer im Licht der Evolution!“ – Theodosius Dobzhansky
Vor allem biologische Strukturen, ihre Funktionen und die Mechanismen, nach denen sie sich entwickeln haben mich seit meiner ersten Vorlesung faszinierend. Dass ich während des Studiums als studentische Hilfskraft im Zoologischen Museum in Kiel gearbeitet habe, hat sein Übriges getan. Wie kann man von leuchtenden Tintenfischen, von Seepferdchen mit Tarnkappen und Teleskopaugen von Springspinnen nicht vollkommen geflasht sein? ☺
Tatsächlich arbeite ich aber ja derzeit nicht in der Wissenschaft, sondern mache Wissenschaftskommunikation. Dazu bin ich gekommen, weil ich nach meinem Master Zeit sinnvoll überbrücken wollte, da die Antwort zu meinen Bewerbungen auf Promotionsstipendien in Irland noch ausstand. Ich hatte bereits einige Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation durch meine Arbeit im Museum gesammelt, dachte ich könnte das etwas vertiefen und so habe ich ein Praktikum in der Onlineredaktion bei Wissenschaft im Dialog begonnen. Das führte dann über ein Volontariat, dann zur Stelle der Projektmanagerin für den Webvideo-Wettbewerb Fast Forward Science, der Webvideos über Wissenschaft und Forschung auszeichnet und das Educational Escape Game „Bio Economy Now!“.
Zu meiner Liebe zur Wissenschaft wurde kam somit meine Leidenschaft für Wissenschaftskommunikation und besonders für Webvideos.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Seit Mitte diesen Jahres arbeite ich daran meinen eigenen YouTube-Kanal Evolutionary aufzubauen und als „One-Woman“-Betrieb mache ich alles selbst. Ich überlege mir Themen, recherchiere, schreibe Videoskripte, drehe Videos und schneide diese. Dazu kommt die Pflege der Social-Media-Kanäle. Außerdem lerne ich nebenbei ein bisschen über Grafik Design und Animation, um meine Videos aufzupeppen. ☺
Vor allem aber verbringe ich gerade viel Zeit mit der Stellensuche – denn ich möchte gerne wieder zurück in die Wissenschaft und noch promovieren. Leider hat das damals nach dem Master nicht geklappt, aber ich habe das nicht aufgegeben. Mir ist klar, dass der Weg zurück sicherlich etwas schwierig ist, einfach weil ich jetzt eine Weile raus bin und sich neue Methoden etabliert haben, die ich dann vielleicht neu erlernen muss. Gleichzeitig habe ich durch die Zeit außerhalb der Wissenschaft meine Perspektiven erweitert und ein Skillset entwickelt von dem ich überzeugt bin, dass es meine Forschung und mein wissenschaftliches Arbeiten nur bereichern können.
Mein Ziel für die nächsten drei Jahre ist es als Doktorandin zu forschen und nebenbei Wissenschaftsvideos zu machen. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Naja – die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Wissenschaft ist und wie wichtig es ist diese zu kommunizieren. Um die wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen zu beantworten oder auch konstruktiv kritisch hinterfragen zu können müssen wir alle ein Grundverständnis davon haben, wie Wissenschaft und Forschung funktionieren. Dafür ist es wichtig nicht nur Ergebnisse zu kommunizieren, sondern auch, wie diese entstanden sind, und zwar so, dass es für alle zugänglich ist.
Wissenschaft betrifft uns alle – von Medikamenten über Smartphones zu Sneakers, die aus Fasern bestehen, die nach dem Vorbild von Spinnenseide hergestellt wurden. Und was viele vergessen: Unser Wissen von heute ist die Forschung von gestern. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Seit diesem Jahr bin ich im Netzwerk von Arbeiterkind.de. Das ist ein Netzwerk für Menschen aus nicht-akademischen Haushalten, die Schüler*innen aus nicht akademischen Haushalten auf ihrem Weg ins und durchs Studium mit Rat und Tat unterstützen. Dabei gibt es ein breites Angebot, von Infoveranstaltungen zur Studienfinanzierung, Schulbesuche, um interessierte Schüler*innen zu ermutigen bis hin zum Austausch über die größeren Hürden und kleineren Stolpersteine, die einem als Arbeiterkind auf der akademischen Laufbahn begegnen. Und mittlerweile gibt es auch ein Promotionsnetzwerk. Im Dezember habe ich meinen ersten Schulbesuch und freue mich schon sehr darauf. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nähen, Rock’n’Roll-Tanzen und Motorradfahren. ☺ Außerdem bin ich gerade auf der Suche nach einem coolen Chor in Berlin. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Puh – das kommt ganz auf meine Stimmung an. ☺  Meinen letzten perfekten freien Tag habe ich mit meinen „Homies“, meinen allerliebsten Herzensmenschen, im Hochseilgarten verbracht. Wir kennen uns aus dem Studium und wie das so ist, wohnen wir nun sehr verstreut, was die gemeinsame Zeit umso wertvoller macht. Schön sind auch Gaming-Brunches – dazu kommen Freunde vormittags zum Frühstück, das bis spät in die Nacht gehen kann und nebenbei spielen wir Brettspiele. Manchmal freue ich mich aber auch einfach über „Quality-Me-Time“, die ich dann nur mit meiner Nähmaschine und meinen Lieblingsfolgen Doctor Who teile. ☺  
So oder so fängt mein perfekter Tag ganz entspannt, mit einer heißen Tasse zimtversetzten Kaffee und einem fantastisch duftenden Croissant vom französischen Café gegenüber an.

Bitte begrüßt Marina ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Monday, November 1, 2021

Steigert die Wissenschaftskompetenz - Dennis Eckmeier ist jetzt (wieder) bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch einen Real-Scientists-DE-Wiederholungstäter vorzustellen: Dennis Eckmeier (@DennisEckmeier) beehrt uns bereits zum dritten Mal! Seinen Werdegang seit seinem ersten Dienst als Real-Scientists-DE-Kurator könnt ihr mit den Blogposts zu seiner ersten Kuration in in 2017 und seiner zweiten Kuration in 2018 nachverfolgen.


Wie bist du in der Wissenschaftskommunikation gelandet?


Ich hatte als Kind Bücher über Evolution, Anatomie, Verhalten und Ökologie von Dinosauriern und auch von Urmenschen. Diese Bücher haben eine Faszination für komplexe systemische Zusammenhänge und unbekannte Welten geweckt. Deshalb war Biologie genau das Richtige für mich. Innerhalb der Biologie war ich hin und her gerissen zwischen Evolution und Genetik und habe mich dann logischerweise für Tierverhalten und elektrische Signale in Gehirnen entschieden. Ich habe 2010 promoviert und war danach noch 7 Jahre lang Postdoc in den USA und in Portugal.

Zur Wissenschaftskommunikation habe ich gefunden, weil ich - neben der Wissenschaft - auch ein Faible für Kommunikation habe. Als Sohn von Musikern habe ich früh gelernt, dass kreative Arbeit die Verbindung von handwerklichem Können und Kreativität ist. Das finde ich sehr spannend. Da ich außerdem viel Erfahrung im Wissenschaftsbereich habe, liegt Wissenschaftskommunikation natürlich nahe. Vor allem macht es mir dabei Spaß, Skripte zu planen und zu gestalten, und diese dann mit Audio und/oder Video umzusetzen. Die Arbeit ist sehr erfüllend. Ich habe auch immer gerne Vorträge gehalten und auch Lehren würde ich gerne wieder.

Es gibt aber auch weniger hedonistische Gründe für den Wechsel. Ich hatte von Januar 2011 bis Sommer 2014 einen Postdoc in den USA gemacht und war dann nach Lissabon gezogen. So habe ich nicht nur Brexit sondern auch die Wahl Trumps recht nah in meinem Bekanntenkreis mitbekommen - und natürlich per Social Media. Das Ausmaß an Experten- und Wissenschaftsfeindlichkeit fand ich schon sehr erschreckend. Deshalb halte ich es für wichtig, dass Wissenschaftler ihre Expertise mit der Öffentlichkeit teilen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Als selbständiger Wissenschaftskommunikator ist es mein Ziel, Forschenden zu helfen, ihre Forschungsarbeit zu kommunizieren und sich dabei auch dem Publikum vorzustellen. In meinem neuen Wissenschaftspodcast erzähle ich deshalb zusammen mit den Wissenschaftlern ihre Forschungsgeschichten. Dabei fokussiere ich auf Gebiete, auf denen ich auch eigene Expertise habe. Außerdem arbeite ich an einem Online-Kurs für Wissenschaftler, die gerne mit digitalen Medien Wissenschaftskommunikation machen möchten. 

Zum Podcast produziere ich auch Kurzvideos mit Neuigkeiten aus der Forschung - ein eher wissenschaftsjournalistisches Format. Ich bin weiterhin der Social Media Manager für ScienceSlam.de - und damit unter anderem Mitproduzent des Video-Formats "Frag ein Slammy". Ich habe einige YouTube-Tutorials zum akademischen Schreiben gedreht und in einem Nebenprojekt arbeite ich mit meinem Vater an einem YouTube-Kanal zum Klarinettenspiel. Letzteres ist zwar keine Wissenschaftskommunikation, aber eine gute Übung, YouTube-Videos zu machen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 

Wissenschaft spielt in unserer heutigen Zivilisation eine zentrale Rolle. Ohne die Wissenschaft kann man den globalen Krisen der heutigen Zeit nicht begegnen, sondern muss ihre volle Wucht durchleben. In einer Demokratie sind an den großen Entscheidungen immer ein Stück weit die Menschen beteiligt. Als mündiger Bürger in einer Demokratie ist es deshalb sehr wichtig, zu verstehen, wie Wissenschaft funktioniert, wie man gute Arbeit erkennt und wie Wissenschaftler denken."Science Literacy" ist wichtig für unsere Zukunft.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Meine Arbeit ist irgendwie gleichzeitig auch Hobby, im Moment. Das ist schön.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

An einem idealen freien Tag kann ich mich nach einem langen Spaziergang aufs Sofa fläzen, Serien bingen und Chips essen.


Bitte begrüßt Dennis ganz herzlich zurück bei Real Scientists DE!

Monday, October 25, 2021

Politischer und religiöser Extremismus - Annika Brockschmidt ist jetzt (wieder) bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch eine alte Bekannte vorstellen: nachdem sie 2018 bereits eine Woche bei Real Scientists DE kuratiert hatte, ist Annika Brockschmidt (@ardenthistorian) zum zweiten Mal bei uns zu Gast. Annika hat einen Bachelor in Geschichte und Germanistik von der Uni Heidelberg und einen Master in War and Conflict Studies von der Uni Potsdam. Sie ist als freie Journalistin für den Tagesspiegel, ZEIT Online und ZEIT Geschichte tätig und hat zwei Sachbücher bei Rowohlt veröffentlicht: "Goethes Faust und Einsteins Haken" und diesen Oktober "Amerikas Gotteskrieger. Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet". Wenn sie nicht gerade (zu Recherchezwecken) Predigten von Televangelists schaut, oder über die Religiöse Rechte schreibt, ist sie mit ihrem Hund in der Natur oder mit der Nase in einem Buch zu finden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich fand es immer schon spannend, was Menschen dazu bringt, sich Extremen anzuschließen - sei es politischem oder religiösem Extremismus, oder beidem. In meiner historischen Ausbildung habe ich mich viel mit Propaganda und Genozid beschäftigt, ein Hintergrund, der mir auch jetzt bei der Arbeit am Buch "Amerikas Gotteskrieger" geholfen hat, wenn es darum ging, rechtsextreme Rhetorik zu entschlüsseln und Gewaltmechanismen herauszustellen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich halte mich täglich auf dem Laufenden, was in der amerikanischen Politischen und Religiösen Rechten geschieht - das ist mühsam, deprimierend und kann frustrierend sein, gleichzeitig ist es aber auch wahnsinnig spannend, quasi an einem "lebendigen" Thema zu recherchieren und darüber zu schreiben. Man weiß nie, was als nächstes kommt. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ohne Christlichen Nationalismus und die Religiöse Rechte in den USA zu verstehen, kann man die aktuelle politische Lage in den USA weder richtig begreifen noch durchdringen. Wer beides unterschätzt, trifft eine fatale Fehleinschätzung: Denn so oft die Religiöse Rechte auch für tot erklärt wurde, ist sie nie von der politischen Bildfläche verschwunden. Und sie wird auch in der nahen Zukunft der USA weiterhin eine massive Rolle spielen, da sie die Radikalisierung der Republikaner massiv vorantreibt. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich produziere den Podcast "HistoPod" für die Bundeszentrale für Politische Bildung und "Wissen Entgrenzen" für die Max Weber Stiftung. Außerdem habe ich einen neuen Podcast zur Religiösen Rechten in den USA gestartet, namens "Kreuz und Flagge", der sowohl für Deutsch - als auch Englischsprachige Hörer*innen spannend sein könnte. Über Patreon erhalten Abonnenten zusätzlich erweiterte Episoden, den Patreon-exklusiven Podcast "USA-Update" zur aktuellen politischen Lage in den USA und weitere Inhalte, wie Texte, Essays und Fotos. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Um den Kopf freizukriegen verbringe ich vielen Stunden mit dem Hund draußen - sonst hätte ich vermutlich längst den Verstand verloren. 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen (Hündchen ist Langschläferin), ausgedehntes Frühstück, Spaziergang mit Frieda und ihren Hundefreunden am Meer, ein fauler Tag inklusive Mittagsschlaf (Schlafdefizit hat mittlerweile besorgniserregende Ausmaße erreicht) mit vielen Büchern, Pausen zum Spielen und einem Abendessen mit Freunden.

Bitte begrüßt Annika ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 17, 2021

Sprache als Schlüssel zur Geschichte - Maria Zielenbach ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Maria Zielenbach (@dietweeterei) vorstellen! Maria hat Linguistik an der Universität zu Köln studiert und auch einen BA in Islamwissenschaften („Sprachen und Kulturen der islamischen Welt“). Zurzeit promoviert sie an der Vrijen Universiteit Amsterdam zur Geschichte der Nord-Halmahera-Sprachen im ERC Projekt OUTOFPAPUA (Papuans on the move). Thema ihrer Dissertation ist eine Rekonstruktion von Proto-Nord-Halmahera und weiter die Untersuchung eines möglichen Anschluss der Sprachfamilie an Sprachen in Westpapua. Maria ist Schriftführerin des Verein Junge Sprachwissenschaft e.V. Weiterhin ist sie bei der Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V. aktiv, moderiert das Diskussionsformat TolkShow und den Podcast Silmaria.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Während meines Studiums habe ich im Institut für Linguistik in Köln gearbeitet und dabei den Wissenschaftsalltag kennengelernt. Obwohl der natürlich seine Tücken hat, war mein Plan A immer in die Forschung zu gehen, einfach, weil ich gerne Dinge herausfinden möchte. Nach meinem Masterabschluss im Frühjahr habe ich dann zu meinem eigenen Erstaunen sehr schnell eine Promotionsstelle gefunden, sodass ich seit September jetzt voll drin bin.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich wusste schon relativ früh, dass ich Linguistik studieren möchte. Ich fand Grammatik einfach toll und jeder Aspekt von Sprache hat mich fasziniert. Das ist immer noch so. Mein Weg zur historischen Linguistik war etwas verwickelt. Im Bachelor in Köln muss man im ersten Semester Kurse zu allgemeiner Sprachwissenschaft, Phonetik und historischer Sprachwissenschaft belegen. Letzteres heißt konkret klassische Indogermanistik. Ich habe mich dann zuerst dafür entschieden, aber im 3. Semester die Sprachtypologie für mich entdeckt und die Indogermanistik erstmal hinter mich gelassen. Da ich im Nebenfach Islamwissenschaften studiert hab, bin ich über Arabisch zur Semitistik gekommen und dabei habe ich festgestellt, dass es nicht die historische Sprachwissenschaft, sondern die indogermanischen Sprachen sind, die mich nicht wirklich interessieren. Darum habe ich angefangen mich mit der Diachronie (der Entwicklung) von anderen Sprachfamilien zu beschäftigen und nebenher weiterhin Kurse zu Typologie und Sprachdokumentation belegt. Daher bin ich ziemlich breit aufgestellt. Meine Stelle in Amsterdam vereint alles, was ich im Studium so gemacht hab: Historische Sprachwissenschaft, Sprachdokumentation, Austronesistik und Typologie. 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich erforsche die Familie der Nord-Halmahera-Sprachen. Halmahera ist eine indonesische Insel vor dem Vogelkopf von Neuguinea, etwas kleiner als Sachsen. Dort leben etwa 500.000 Menschen. Aus linguistischer Perspektive ist die Insel geteilt: im Süden werden austronesische Sprachen gesprochen (weitläufig verwandt mit Indonesisch, Maori usw.), im Norden Sprachen, die keiner größeren Sprachfamilie zugeordnet werden können. Zu der Familie gehören auch Sprachen auf den umliegenden Inseln Ternate, Tidore, Makian und Morotai. Die ersten drei kennt man vielleicht als „Gewürzinseln“. Sie waren lange Zeit der einzige Ort der Welt, an dem Gewürznelken wuchsen. Keine der Sprachen hat mehr als 100.000 Sprecher*innen. Durch die zunehmende Rolle der Kommunikationssprachen Moluccan Malay und der Amtssprache Indonesisch, gelten sie alle als von Sprachtod bedroht. Außerdem sind sie bislang nur wenig erforscht. Thema meiner Dissertation ist eine Rekonstruktion der Ursprache, aus der sich alle Nord-Halmahera-Sprachen entwickelt haben. Außerdem beschäftigt sich unser Projekt mit der Frage, ob die Nord-Halmahera-Sprachen mit Sprachen im Westen von Neuguinea verwandt sind und ob sich darüber Populationsbewegungen erschließen lassen.
Da ich noch ganz am Anfang meiner Promotion bin besteht meine Arbeit aktuell noch hauptsächlich aus der Lektüre der vorhandenen Literatur und dem Abtippen von Wörterbüchern (kein Witz), um Datensätze in die Datenbank unseres Projekts einzupflegen. Mit deren Hilfe kann ich dann hoffentlich bald mit der eigentlichen Forschung (Rekonstruktion) beginnen. Es ist auch vorgesehen, dass ich zur Sprachdokumentation nach Indonesien reise. Durch Corona ist das aber erstmal in den Hintergrund gerückt.
Kurzfassung: Ich starre auf Daten. 

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Eine kleine Inselgruppe in Indonesien ist für die meisten erstmal sehr weit weg und auch meine Forschung hat für viele keinerlei praktische Anwendung. Im Grunde leistet sie aber einen Beitrag zu sehr grundlegenden Frage: wie verändern sich Sprachen und wie sind Populationen auf und um Papua gewandert. Dein Leben wird es also nicht verändern, aber es ist spannend. Und die Sprecher*innen der Sprachen haben genauso ein Recht, etwas über die Geschichte ihrer Sprachen zu wissen, wie wir hier in Europa es über unsere Sprachen tun. 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
An der Uni habe ich bislang keine, allerdings bin ich seit einem halben Jahr im Vorstand der Jungen Sprachwissenschaft e.V., einem Verein für Linguistikstudierende und -promovierende. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Historische Linguist*innen haben den Ruf weg, die nerdigsten unter den ohnehin schon nerdigen Linguist*innen zu sein. Ich tu mein Bestes, um diesem Klischee zu entsprechen und bin sehr aktiv in der Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V. In diesem Rahmen gebe ich öfters Vorträge, die auch immer was mit Linguistik zu tun haben. Seit einem halben Jahr moderiere ich auch ein Online-Diskussionsformat (die TolkShow) und seit Kurzem habe ich einen Podcast zum Silmarillion: Silmaria (ja, der ist nach mir benannt – nein, ich habe den Namen nicht erfunden). 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Lesend auf einer Couch liegend während jemand für mich kocht (an dieser Stelle möchte ich meine Eltern grüßen)

Bitte begrüßt Maria ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, October 10, 2021

Gletscher in Grönland - Jenny Turton ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Jenny Turton (@TurtonJ1990) vorstellen zu dürfen. Jenny ist Polarmeteorologie- und Klimaforscherin. Ihre Arbeit konzentriert sich auf den Einfluss verschiedener atmosphärische Prozesse auf das schmelzen von Gletschern und Schelfeis in der Antarktis und Grönland. Außerdem ist sie Vertreterin für Nachwuchswissenschaftler bei der European Geosciences Union (EGU).

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich genoss unabhängige Forschung für mein Bachelor-Projekt, also beschloss ich, weiter zu forschen, indem ich habe einen Master durch Forschung (MRes) gemacht habe. Während mir die Forschung Spaß machte, wollte ich mich auf die Polarregionen oder Berge konzentrieren, also führte mich dies zu meiner Doktorarbeit beim British Antarctic Survey und der Universität Leeds.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Als Kind wollte ich Wettervorhersager und Moderator werden und ich liebe die Kälte und den Schnee. Also habe ich die beiden irgendwie zusammengebracht und bin jetzt Polarmeteorologieforscherin. Ich arbeite gerne an der Schnittstelle zwischen Atmosphäre und Kryosphäre.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 

Meine Arbeit konzentriert sich auf den Einfluss verschiedener atmosphärische Prozesse (z.B Föhn Wind, Warmluft Advection, Stürme, atmosphärische Flüsse), auf das schmelzen von Gletschern und Shelfeis. Im moment konzentrierte ich auf Nioghalvfjerdsfjorden Gletscher (kurz 79° Nord) in Nordostgrönland. Ich führe regionale Atmosphärenmodelle für Fallstudien der atmosphärischen Prozesse durch und verwende Simulationen aus Oberflächenmassenbilanzmodellen, um zu sehen, welche Auswirkungen sie auf die Eisoberfläche haben. Meine Arbeit ist Teil des GROCE-projekt (@GROCE79N), das Ozean, Eis und Atmosphäre im Nordosten Grönlands untersucht.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 

Der 79° Nord Gletscher ist das größte verbleibende Schelfeis in Grönland. Ein großer Teil des Gletschers schwimmt auf dem Ozean und ist der Erwärmung des Ozeans und der Atmosphäre ausgesetzt. Der Gletscher verliert an Masse durch Oberflächen- und Basalschmelzen sowie durch Eiskalben. Die Atmosphäre in dieser Region hat sich um über 3°C erwärmt, was schneller ist als der globale Durschnitt.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 

Ich betreue Masterstudenten und unterrichte gelegentlich Kurse. Außerdem bin ich stellvertretende Vertreterin für 'Early Career' (Nachwuchs-) Wissenschafteren bei der European Geosciences Union (EGU). Das heißt, ich höre auf die Bedürfnisse der Mitglieder (durch die 22 Bereichsvertreter) und diskutiere diese mit den Ratsmitgliedern. Wir haben regelmäßige Online-Meetings, um Veränderungen zu besprechen, Networking- und Karriere-Events vorzuschlagen und die jährliche Konferenz zu organisieren.  

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 

Ich mache gerne "wissenschaftliche Handarbeit". Wie Kreuzstichkarten der Antarktis und das Grundgestein der Länder, einen Schal mit Farben stricken, die das Wetter repräsentieren und saisonale Dekorationen für meine Wohnung machen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 

Morgens laufen gehen, um aufzuwachen, dann einen frischen Kaffee in meinem Lieblingscafé kaufen, durch den Park laufen (hoffentlich wenn es schneit, aber ich nehme auch Sonnenschein), sitzen und mein Buch lesen. Abends gehe ich mit Freunden auf Cocktails trinken und Abendessen oder grille im Park. In Nürnberg regnet es nicht allzu oft, so dass man einige Samstage so verbringen kann. Als ich in Großbritannien lebte, habe ich jedes Wochenende Netball gespielt (denken Sie an Basketball, aber ohne Dribbling und mit mehr Regeln) und ich vermisse Mannschaftssportarten.

Bitte begrüßt Jenny herzlich bei Real Scientists DE!