Sunday, July 26, 2020

Hinter den Kulissen der Wissenschaftsjournale - Christian Schnell ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren Kurator Christian Schnell (@NeuroSchnell) vorstellen zu dürfen! Christian arbeitet als Associate Editor im Neuroscience-Team von Nature Communications. Ursprünglich aus dem Sauerland, hat er in Göttingen in Neurophysiologie promoviert und dort auch einen ersten Postdoc gemacht. Anschlieβend hat er für drei Jahre in Cardiff (Wales) an der Huntington-Krankheit geforscht und getestet wie die Transplantation von neuronalen Stammzellen die Symptome der Krankheit in Tiermodellen bessern könnte. 2017 startete er in London seine Karriere als Editor mit Vertretungsstellen bei Nature Methods, Nature Neuroscience, und Nature Biomedical Engineering. Seit Januar 2019 ist er dauerhaft bei Nature Communications und betreut dort vor allem Manuskripte aus dem Bereich Neurophysiologie, Neurotechnologien, und Systems Neuroscience.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Abgesehen von Programmieren und Sport galt mein Interesse schon immer allem was krabbeln und fliegen konnte. Nach einem Ausflug in die Bioinformatik habe ich dann schnell festgestellt, dass mir der biologische Teil eindeutig mehr lag. Eine Freundin erzählte mir dann von ihren neurowissenschaftlichen Kursen und schnell war klar, dass ich das auch machen möchte. Schon im Studium habe ich dann alles über das Gehirn und Elektrophysiologie aufgesogen und das Patchen von Ciliaten gelernt.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort? 
Die Faszination übers Gehirn hat mich nie wieder losgelassen, ein anderes Gebiet kam für mich auch als Postdoc nicht in Frage. Nach fast zehn Jahren Arbeit im Labor war es Zeit für mich etwas Neues auszuprobieren. Ein ehemaliger Kollege berichtete mir über seine Arbeit als Editor und mir war schnell klar, dass mir dieser Job auch gefallen würde. Ich konnte weiterhin den Neurowissenschaften treu bleiben und meine tägliche Neugierde stillen. So kam ich dann über Umwege zu meinem heutigen Traumjob als wissenschaftlicher Editor.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 
Meine Hauptarbeit ist das Betreuen von Manuskripten, die Forscher beim Journal einreichen. Ich lese die Manuskripte, die in mein Themenspektrum fallen und schreibe einen kurzen Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen und ob das Manuskript grundsätzlich für das Journal geeignet ist. Dann wird es entweder abgelehnt oder ich suche externe Gutachter (Reviewer) für das Manuskript, die die technischen und methodischen Details überprüfen können. Basierend auf diesen Gutachten entscheide ich dann zusammen mit meinen Kollegen, ob wir das Manuskript veröffentlichen möchten oder ob die Autoren noch Fehler beheben müssen. Dieser Prozess kann über mehrere Runden gehen. Einen groβen Teil meiner Zeit nimmt die Kommunikation per E-Mail oder Telefon mit Gutachtern oder Wissenschaftlern ein. Wir reisen auch zu vielen wissenschaftlichen Konferenzen und besuchen Forscher im Labor um mehr über ihre Arbeit zu lernen. Häufig geben wir auch Vorträge, z.B. darüber wie man Editor wird oder wie man am besten seine Arbeit bei uns einreicht.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 
Es ist erstaunlich zu sehen, wie wenig viele Menschen auβerhalb der Wissenschaften darüber wissen, wie Forschung (und deren Veröffentlichung) funktioniert. Dadurch gibt es viele Missverständnisse und ich denke, dass Aufklärung darüber sehr hilfreich sein kann, wissenschaftliche Erkenntnisse besser einzuordnen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 
Ich programmiere nach wie vor sehr gerne. Früher habe ich viel fürs Labor programmiert und Daten schneller und besser auszuwerten. Momentan programmiere ich wieder viel an meinem E-Learning-System, das ich vor vielen Jahren mit einem Freund zusammen entwickelt habe und das durch COVID-19 wieder mehr nachgefragt wird.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 
Ich habe ein paar Jahre begeistert an Triathlons teilgenommen. Momentan (siehe nächster Punkt) ergibt sich leider selten die Gelegenheit zum Trainieren, aber das ist etwas was ich bei Gelegenheit wieder gerne aufnehmen würde.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 
Am idealen freien Tag wird bis um 11 Uhr geschlafen, ein langer Lauf gemacht, und sich im Garten beim Lesen entspannt. Momentan wecken mich zwei kleine Racker eher morgens um 7 Uhr (wenn es gut läuft) und sorgen dafür, dass keine Langeweile oder Gelegenheit zum Entspannen aufkommt. Was mindestens genauso spaβig ist wie der ideale freie Tag!

Bitte begrüßt Christian ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, July 19, 2020

Wie Licht unser Leben beeinflusst - Manuel Spitschan ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unseren neuen Kurator Manuel Spitschan (@mspitschan) vorstellen! Manuel ist University Research Lecturer an der University of Oxford. Ursprünglich aus Norddeutschland, hat er die meiste Zeit seines Lebens im englischsprachigen Ausland verbracht: Nach Stationen in St. Andrews (Undergraduate-Studium in Psychologie), Philadelphia (Promotion) und Stanford (Postdoc 1) arbeitet er seit September 2017 in Oxford. Im Rahmen eines Fellowships vom Wellcome Trust war er zwischenzeitlich am Zentrum für Chronobiologie in Basel tätig, mit dem er weiterhin zusammenarbeitet. Seine Forschung bearbeitet die Frage, wie Licht auf den Menschen wirkt – sowohl in Bezug auf das Sehen, als auch in Hinblick auf die “nichtvisuelle” Wirkung von Licht (z.B. Unterdrückung von Melatoninsekretion oder Verschiebung der inneren Uhr durch Lichtexposition).


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 

Tatsächlich bin ich über eine glückliche Kette von meist zufälligen Umständen in der Wissenschaft gelandet. Mein Studium fing ich am University College Roosevelt in Middelburg an, das in Anlehnung an amerikanische Colleges eine Breite (Aus)bildung vorsieht. Im Sommer nach meinem ersten Studienjahr hatte ich das Glück, in einer neurowissenschaftlichen Gruppe mit Forschungsrichtung Schlaf in Amsterdam (Prof. Eus van Someren/Prof. Ysbrand van der Werf) ein Praktikum zu machen. Dies gefiel mir sehr gut. Ich habe dann die Uni gewechselt und mich auch für das Psychologiestudium entschieden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort? 
Mein jetziges Forschungsthema ist die Wirkung von Licht auf ‘nichtvisuelle’ Funktionen, also die Synchronisierung unserer inneren Uhr mit dem Tag-Nacht-Wechsel von Licht, Einfluss von Licht auf unseren Hormonhaushalt und die Regulierung der Pupillengröße durch Licht. Dieses Thema ist unglaublich interdisziplinär, da viele Felder in der Bearbeitung der Forschungsfragen wichtig sind: Genaue Messung von Lichtbedingungen, Verständnis des Sehsystems, etc. Ich bin zur Zeit noch einer der wenigen, der mit einem Fuß in der “Vision Science” und mit dem anderen Fuß in der Chronobiologie steht.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 
Ich verbinde Methoden aus der experimentellen Psychologie, den visuellen Neurowissenschaften und der Chronobiologie, um die Frage “Wie wirkt Licht auf den Menschen?” zu beantworten. Dabei gehe ich integrativ vor und versuche, die besten Methoden zur verwenden, um diese Frage und weiterführende Fragen zu beantworten. Manche Studien führe ich unter sehr kontrollierten Bedingungen im Labor durch, andere im Feld.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Licht beeinflusst unsere innere Uhr und kann daher sowohl negative als auch positive Auswirkungen haben. Licht zur falschen Zeit (zum Beispiel am biologischen Abend oder in der Nacht) verschiebt den Zeiger unserer inneren Uhr. Dies kann zur Folge haben, dass wir im permanenten “Jetlag” leben und unsere Physiologie nicht mehr synchroniert ist, was langfristig zu Problemen führen kann. Andererseits kann uns Licht am Morgen einen Boost geben. Da wir alle eine innere Uhr haben und uns Licht aussetzen, ist dieses Forschungsthema quasi universell. Ein basiswissenschaftliches Verständnis von den biologischen Wirkungen von Licht ist daher sehr wichtig zum Beispiel für evidenzbasierte Empfehlungen, welchem Licht wir uns wann aussetzen sollten.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 
Seit 2018 bin ich Vorsitzender der fachwissenschaftlichen Gruppe “Color Technical Group” in der Optical Society, einer wissenschaftlichen Gesellschaft. Als Vorsitzender organisiere ich Symposien, soziale Events bei Konferenzen und insbesondere in letzter Zeit sehr gut besuchte kostenlose Webinars zu verschiedenen Themen im Themenfeld Licht und Farbe.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 
Seit einigen Jahren (nun leider wegen COVID-19 unterbrochen) gehe ich 2x in der Woche Gewichte heben (Powerlifting). Daran fasziniert mich, dass eine besondere, fast tunnelartige Konzentration notwendig ist, die ich in meiner wissenschaftlichen Arbeit manchmal beim sehr konzentrierten Programmieren erfahre.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 
Gut ausgeschlafen bei Sonnenlicht aufwachen, ein Spaziergang mit meinem Hund und dann Frühstück inkl. Milchkaffee mit der Lektüre von einem “Longread”, also einer längeren Reportage. Anschließend eine Wanderung (gerne mit Bergen) oder eine Radtour. Nach einem langen Tag draußen dann ein gesundes Abendessen mit einem Craftbeer.

Bitte begrüßt Manuel ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, July 12, 2020

Wissenschaft lesen lernen - Monica Gonzales-Marquez ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Monica Gonzales-Marquez (@aeryn_thrace) vorzustellen! Monica ist zur Zeit Gastwissenschaftlerin am Institut für Psychologie der RWTH Aachen. Ursprünglich hat sie Linguistik studiert, sich aber dann für eine wissenschaftliche Karriere in den Kognitionswissenschaften entschieden. Da sie Deutsch zwar gut versteht, aber sich beim Schreiben doch auf Englisch leichter tut, bekommt sie diese Woche Unterstützung von ihrer Kollegin Andrea Philipp. Aus dem gleichen Grund hat Monica unsere Fragen auf Englisch beantwortet*.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Did undergrad in linguistics but wanted evidence, not just theory, so I switched to cognitive science.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Open science is a social imperative. There are many inequities in science that must be remedied. Helping any way I can is my goal. Teaching to read science, a skill that is largely ignored by universities the world over, is one way I can do this.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Our work focuses on teaching to read science. Most students are never taught how to read papers, and it shows. We use a theory called cognitive narrative to help learners understand the relationship between the science that was done, and the science that was documented.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
It is part of the German constitution that all citizens should be active participants in civic life. Science is a cornerstone of modern society, yet most citizens are functionally science illiterate. Our work is intended to help remedy this problem.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
I also work on a project called the Meta-Data Inventory whose goal is to create a global, searchable, open-access data-base of exhaustive scientific knowledge, much like we see on Star Trek. I also head the Empirical Methods in Cognitive Linguistics workshop. These workshop focus on teaching research methods in cognitive science in an intensive, hands-on, collaborative, open science setting.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Raising my child, cooking, walking, science fiction in all forms, and meeting different kinds of people.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus?
Packing a picnic and getting on a random bus or a train with my kid to have an adventure, destination unknown.

Bitte begrüßt Monica ganz herzlich bei Real Scientists DE!

* wer die Antworten lieber auf Deutsch lesen möchte kann sie sich z.B. hier übersetzen lassen (Anmerkung d. Moderatoren) 

Sunday, July 5, 2020

Das Leben ist (k)ein Disneyland - Sabrina Mittermeier ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Sabrina Mittermeier (@S_Mittermeier) vorzustellen! Sabrina Mittermeier hat an der LMU München in amerikanischer Kulturgeschichte promoviert. Ihre Monographie A Cultural History of the Disneyland Theme Parks – Middle-Class Kingdoms erscheint im Oktober 2020 bei Intellect und University of Chicago Press. Sie ist außerdem Mitherausgeberin von Fighting for the Future – Essays on Star Trek: Discovery (Liverpool University Press 2020) und des Routledge Handbook to Star Trek (2021), sowie mehrerer anderer Artikel zu Themenparks, Film und Fernsehen der amerikanischen, aber auch deutschen oder britischen Populärkultur. Außerdem ist sie Vorsitzende der German Popular Culture Studies Association (GPCA). Das sagt Sabrina über sich in ihren eigenen Worten:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Ich habe mich nach dem Master für die Promotion entschieden, und habe mit Glück eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem DFG Projekt bekommen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Tatsache, dass man in der Amerikanistik / Kulturwissenschaft Populärkultur wissenschaftlich untersuchen kann.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich beschäftigte mich vorrangig mit Populärkultur (Themenparks, Film und Fernsehen), aber auch viel zu LGBT* Geschichte und Public History. Ich unterrichte, schreibe und editiere Artikel und Bücher zu meiner Forschung und organisiere Veranstaltungen. Vor Corona (und hoffentlich auch bald wieder) bin ich auch viel beruflich gereist, zu internationalen Konferenzen und zu Archivrecherche.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil Media Literacy wichtig ist – Film und Fernsehen vermitteln uns viel über die Welt, in die wir leben, und es ist wichtig, diese „lesen“ zu können, also z.B. erkennen zu können, wenn dort negative Stereotypen vermittelt werden. LGBT* Geschichte, mein anderer Hauptforschungsgegenstand, wird bis heute weder in deutschen Schulen noch an Universitäten wirklich unterrichtet, braucht aber dringend mehr Aufmerksamkeit.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin im Vorstand des Forum Queeres Archiv München e.V., betreue dort also ein LGBT*/queeres Archiv mit, und organisiere aber auch Ausstellungen, Lesungen o.ä. mit und mache historische Stadtführungen.  Ich habe außerdem mit einigen Kolleginnen die German Popular Culture Studies Association gegründet, die Wissenschaftlerinnen, die im deutschsprachigen Raum zu Populärkultur forschen, vernetzen soll


Wie sieht dein idealer freier Tag aus?
Urlaub in Walt Disney World oder New York.

Bitte begrüßt Sabrina ganz herzlich bei Real Scientists DE!