Sunday, June 30, 2019

Wissen auf YouTube und Virtual Reality im Museum - Andrea Geipel ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Andrea Geipel (@AndreaGeipel) vorstellen! Andrea ist Sportwissenschaftlerin und promoviert derzeit am MCTS der Technischen Universität München zum Themenfeld Wissenschaftskommunikation auf YouTube. In ihrem Studium hat sie sich schwerpunktmäßig mit sportwissenschaftlichen Fragestellungen an der Schnittstelle zwischen Neuropsychologie und Lernforschung beschäftigt. Seit Januar 2018 ist sie Projektkoordinatorin am Deutschen Museum und beschäftigt sich mit dem Einsatz von Virtual Reality sowie weiteren 3D-Technologien in der musealen Vermittlung.
Neben ihrer Forschungsarbeit ist sie auch in der Lehre tätig. Derzeit gibt sie Workshops zu den Themen Projektmanagement und Netzwerken am Karlsruher Institut für Technologie sowie für Wissenschaftskommunikation in sozialen Medien an der Technischen Universität München.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Eigentlich wollte ich da gar nicht unbedingt hin. Ich habe mich damals für das Sportstudium entschieden, weil ich mehr über den Einfluss von Bewegung auf den Körper erfahren wollte - und weil es mir so viel Spaß gemacht hat Muskeln, Knochen und Gehirne zu zeichnen. Während dem Studium habe ich viel ausprobiert, ich hatte Kurse in Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik. Auch im Sportstudium selbst habe ich viel ausprobiert, habe in der Sportpsychologie, in der Bewegungswissenschaft und in der Trainingswissenschaft als studentsiche Hilfskraft gearbeitet. In der Sportpsychologie und in der Arbeit mit dem Elektroenzephalogram hatte ich am meisten Gefallen gefunden und wollte dann noch etwas mehr darüber lernen. Als ich dann aber eine Promotion zum Einfluss kurzzeitiger Belastungen auf neuroelektrische Marker von Daueraufmerksamkeit begonnen hatte, wurde mir plötzlich bewusst, dass mich gerade die Vielfalt in Kombination mit der Lehre und dem Präsentieren von neuen Inhalten so gereizt hat. Es hat dann noch etwas gedauert, bis ich gemerkt habe, dass es mich ins Museum zieht, dass ich wissenschaftliche Inhalte vermitteln möchte. Erst dann habe ich mich für die Promotion im Fach Science and Technology Studies entschieden. Jetzt arbeite ich in der Forschungsabteilung am Deutschen Museum und damit sehr praxisnah und für mich genau das Richtige.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Nach meinem Studium habe ich mich erst mal hingesetzt und überlegt, was mir Spaß macht, was ich schon als Kind gerne gemacht habe und so weiter. Also ganz strategisch. Und da ist mir aufgefallen wie gerne ich Museen mag - die Atmosphäre, die Schautafeln, die Exponate - und wie viel es mir macht zu unterrichten. Danach war es irgendwie ganz einfach. Ich habe mir eine Professorin gesucht, die mir zutraut auch ohne tiefergehendes sozialwissenschaftliches Vorwissen eine Promotion zum Thema Wissenschaftskommunikation zu machen. Und ich bin mit der Wahl immer noch sehr zufrieden. Es macht mir Spaß, jetzt sehr praktisch und gleichzeitig forschend tätig zu sein. Ich vermittle gerne Wissen und mache mir Gedanken darüber, wie man Methoden der digitalen Vermittlung in unterschiedliche Lernkontexte integrieren kann. Am meisten gefällt mir aber, dass ich so viel Einblick in so unterschiedliche Themengebiete und Forschungskontexte bekomme in meinem Feld. Die Science and Technology Studies behandeln alle möglichen Themen an der Schnittstelle Technik, Wissenschaft und Gesellschaft und auch im Museum habe ich es mit Kunsthistoriker*innen, Ingenieur*innen und Naturwissenschaftler*innen zu tun. Es macht mir Spaß jeden Tag etwas Neues zu lernen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Seit 1,5 Jahren bin ich als Projektkoordinatorin am Deutschen Museum tätig. Ich arbeite im Team Deutsches Museum Digital (https://digital.deutsches-museum.de / @dmdmuc) in der Forschungsabteilung. Das Projekt, das ich betreue, ist ein Teilprojekt von museum4punkt0 (www.museum4punkt0.de / @museum4punkt0). Darin untersuchen insgesamt 6 Museen wie man digitale Technologien in den musealen Alltag integrieren kann. In unserem Teilprojekt am Deutschen Museum geht es z.B. darum, wie man 3D-Technologien im Museum sinnvoll einsetzen kann. Dazu gehören Fragen zum Einsatz von Virtual Reality oder Augmented Reality (in all ihren Facetten) in Ausstellungsräumen genauso wie das Testen von 3D-Scan-Verfahren zur Digitalisierung der Sammlungen - zur Nachnutzung in der Forschung oder zur Verwendung in der Vermittlung. Um die ganzen Fragen rund um das Thema 3D-Technologien im Museum nachhaltig zu erfassen, testen wir verschiedene Szenarien, erstellen Angebote für die Besucher*innen (z.B. unser VRlab im Deutschen Museum), evaluieren und dokumentieren vor allem. Ziel des Verbundprojekts ist es unsere Erfahrungen anderen Museen nachnutzbar zur Verfügung zu stellen - in Form von Handlungsempfehlungen, Prototypen, Source Code und Evaluierungsmethoden. Meine Aufgabe als Projektkoordinatorin umfassen quasi alles was so anfällt - ich bin zuständig für die Finanzplanung, das Projektmanagement, die Umsetzung der Teilprojekte, den Betrieb und die Evaluation des VRlabs im Deutschen Museum sowie die Dokumentation. Das ist manchmal anstrengend, aber auch sehr spannend, weil ich in ganz viele Bereiche Einblicke bekomme (z.B. Mittelabrufe beim Projektträger oder die Kommunikation mit den Werkstätten im Haus).

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Für meine Promotion sollte sich die Öffentlichkeit interessieren, weil ich versuche herauszufinden, welchen Einfluss digitale bzw. soziale Plattformen auf unsere Kommunikation von Wissen bzw. Wissenschaft haben. Also eben welchen Einfluss YouTube und die Regeln dort (z.B. Vorschlagsalgorithmen) sich darauf auswirken, wie Wissen(schafts)-Videos produziert werden, wie über Wissen(schaft) gesprochen und wie Wissen(schaft) rezipiert wird. Gerade am aktuellen Fall des Videos von Rezo vor der Europawahl konnte man ganz deutlich sehen, wie interessant das Thema der Rezeption von Videoinhalten in sozialen Medien ist. Verändert sich hier die Zuschreibung von Expertise und verschiebt sich möglicherweise die Bedeutung von den präsentierten Inhalten zu der Frage wie diese präsentiert werden? Das sind Fragen, die mich interessieren und die auch für die Gesellschaft spannend sind.
Aber auch die Frage der Integration von 3D-Technologien in Museen ist eine interessante für die Öffentlichkeit. Gerade in Museen stellt sich die Frage des Bewahrens des gesammelten Wissens, der Objekte, der Dokumente, der Bücher. Wie geht man das auf Dauer digital an, wie muss Digitalisierung in Kultureinrichtungen integriert werden, damit dies gelingen kann, wie können Schnittstellen geschaffen werden, um das digitale Wissen über Institutsgrenzen hinweg für die Gesellschaft und die Forschung zugänglich zu machen? Gerade im Hinblick auf den Brand in Notre Dame oder auch im brasilianischen Nationalmuseum zeigen, wie wichtig es ist sich über die nachhaltige Bewahrung kulturellen Wissens Gedanken zu machen.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben der Arbeit im Museum und der Promotion bin ich auch weiterhin in der Lehre aktiv, weil mir schon immer die Vermittlung und der Austausch mit Studierenden Spaß gemacht hat. Am Karlsruher Institut für Technologie unterrichte ich Projektmanagement und Netzwerken im beruflichen Umfeld. Außerdem halte ich seit kurzem auch Workshops für Promovierende zum Thema Wissenschaftskommunikation in sozialen Medien. Generell bin ich im Bereich Wissenschaftskommunikation auch über meine Promotion hinaus aktiv - mit zwei Freundinnen planen wir derzeit die Wissenschaftskommunikations-Szene in München noch besser zu vernetzen, evtl. auch Workshops zu organisieren.
Außerdem interessiere ich mich seit meiner Schulzeit für Wale und Delfine - und in diesem Rahmen für Meeresbiologie. Vor zwei Jahren war ich zum ersten Mal als Citizen Scientist auf einem Forschungsboot in Italien und habe selbst für eine Woche Daten über Wale und Delfine erhoben. Gerne würde ich mich hier noch mehr mit meiner eigenen Expertise einbringen oder über das Thema Citizen Science bzw. Science Tourism forschen - aber dazu fehlt dann doch die Zeit.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ähnlich wie im Beruf habe ich auch privat eigentlich viel zu viele Hobbies, um sie in meiner freien Zeit unterzubringen. Ich spiele Volleyball und singe in zwei Chören. Ich lese sehr viel und gerne (meist auf den langen S-Bahn-Fahrten in die Arbeit). Außerdem male und zeichne ich sehr gerne Dinge aus der Neuroanatomie, der Meeresbiologie oder einfach der Natur.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich kann ausschlafen und dann ganz in Ruhe in den Tag starten, in dem ich lese oder Yoga mache. Danach gibt es ein gutes Frühstück bevor es raus geht zum Fotografieren, spazieren, malen oder um ein Museum zu besuchen. Nachmittags ein Kaffee in der Stadt, ein kurzer Einkaufsbummel durch diverse Buchläden und abends gut kochen.

Bitte begrüßt Andrea ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, June 23, 2019

Monkey see, monkey do - Daniela Buchwald ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Daniela Buchwald (@LittlePrimate) vorstellen zu dürfen! Daniela ist Bioinformatikerin und erforscht Tastsinn und Griffplanung bei nicht-menschlichen Primaten. Sie hat an der Universität Göttingen Biologie und Angewandte Informatik studiert und arbeitet seit 2015 am Deutschen Primatenzentrum an ihrer Doktorarbeit zum Thema "Visual and tactile signal processing for high-order object recognition". Nebenbei betreut sie den Twitter-Account der Göttinger Initiative "Women's Careers and Networks" (@WoCaNet).
Hier ist Daniela in ihren eigenen Worten:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Als Kind habe ich mich schon immer für Tiere und Pflanzen interessiert. Mein Bruder und ich waren eigentlich dauernd im Wald, haben Ameisen oder andere Tiere beobachtet, Eicheln für Eichhörnchen gesammelt und so weiter. Eine Weile wollte ich unbedingt Tierarzt werden, später gefiel mir der Gedanke den ganzen Tag mit kranken Tieren zu arbeiten nicht mehr.

In der Schule waren meine Lieblingsfächer Biologie und Informatik. Nach dem Abitur wusste ich, dass ich gerne studieren möchte, habe aber eine Weile gebraucht, bis ich mit zwischen Biologie und Informatik entschieden hatte. Das Gebiet der Bioinformatik, auf das ich mich zuerst spezialisiert habe, kannte ich damals noch gar nicht, das habe ich erst während des Studiums kennen gelernt.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Während des Bachelorstudiums habe ich mich zuerst auf Bioinformatik spezialisiert, weil ich Evolution total interessant fand und gerne programmiere. Das erste Mal von der Bioinformatik abgewichen bin ich während meiner Masterarbeit, wo es um automatische Objekterkennung auf Bildern ging. Am Deutschen Primatenzentrum bekam ich dann die Möglichkeit, Objekterkennung im Gehirn von Primaten zu untersuchen. Ich habe damals zuerst gezögert, weil ich eigentlich keine Tierversuche machen wollte. Mein Chef und ich hatten uns damals darauf geeinigt, dass ich erstmal zur Probe arbeiten kann, um mir alles genau anzusehen, bevor ich entscheide, ob ich selber mit den Tieren arbeiten möchte, nur mit vorhandenen Daten arbeiten möchte oder mich lieber woanders umschaue. Ich durfte die ersten Wochen einen anderen Doktoranden begleiten und habe dabei auch gemerkt, dass man bei dieser Art der Versuche total auf das Vertrauen der Tiere angewiesen ist. Wenn die Affen dir nicht vertrauen, machen sie nicht mit.

Inzwischen trainiere ich selbst zwei Rhesusaffen, Homer und Ralph. Mit den beiden zu arbeiten macht mir sehr viel Spaß und motiviert mich. Nach über 3 Jahren der Zusammenarbeit kenne ich den Charakter der beiden, Vorlieben und so weiter. Beide haben ihren eigenen Charakter, auf den ich während des Trainings natürlich auch eingehen muss. Dabei baut man natürlich automatisch auch gegenseitiges Vertrauen und eine Bindung auf.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In meiner Doktorarbeit untersuche ich den Einfluss von verschiedenen Sinnen auf die Planung von Bewegungen. Speziell vergleiche ich dabei, was im Gehirn passiert, wenn ein Objekt gegriffen wird, das nur gesehen wurde und was passiert, wenn das Objekt vorher nur erfühlt wurde und ob es dabei Unterschiede gibt.

Da wir wissen möchten, was direkt im Gehirn passiert, sind wir dabei auf Tierversuche angewiesen. Diese Art der Messungen sind beim Menschen nicht so einfach möglich. Und da wir Greifbewegungen untersuchen, können wir auch nicht zum Beispiel auf Zellkulturen oder Multi-Organ-Chips zurückgreifen, weil die ja keine Greifbewegungen durchführen können. Affen nutzen wir daher, weil sie ihre Hände ähnlich wie wir nutzen können und ihre Hände ähnlich zu unseren sind, Mäuse haben zum Beispiel keinen beweglichen Daumen und sind daher weniger für unsere Fragestellungen geeignet.

Für mein Projekt habe ich die beiden Affen mit denen ich arbeite so trainiert, dass sie im Dunkeln verschiedene Objekte greifen, die vor ihnen platziert werden. Manchmal geht kurz das Licht an, sie sehen das Objekt und müssen es dann greifen. In den restlichen Durchgängen bleibt das Licht aus und statt dessen bekommen sie ein Signal, dass das Objekt jetzt befühlt werden soll und danach gegriffen. Für das richtige Greifen gibt es dann den bevorzugten Saft als Belohnung.

Während des Greifens machen wir dann Aufnahmen der Gehirnaktivität und können so vergleichen, ob gesehene und erfühlte Objekte bei der Greifplanung dieselben Aktivitätsmuster hervorrufen oder ob es dabei Unterschiede gibt.

Eigentlich hatten wir nicht erwartet, da große Unterschiede zu finden, da die Bewegung, die am Ende ausgeführt wird, die gleiche ist, es wird also das gleiche Objekt auf die gleiche Art gegriffen, der Unterschied ist nur, mit welchem Sinn das Objekt vorher erforscht wurde, also durch das Sehen oder Erfühlen. Tatsächlich sieht man aber, dass die Aktivität während der Planung des Griffes nicht exakt gleich ist. Erst, wenn die Bewegung dann tatsächlich ausgeführt wird, ist die Aktivität gleich.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Luke Skywalker! Gruppen weltweit versuchen derzeit zu verstehen, was genau das Gehirn macht, um bestimmte Bewegungen auszuführen. Dieses Wissen kann genutzt werden, um Prothesen zu steuern und damit entweder Gliedmaßen zu ersetzen, die Patienten zum Beispiel durch einen Laserschwertkampf verloren haben, oder um querschnittsgelähmten Menschen mehr Autonomie zu geben, indem man ihnen Roboterarme und -hände zur Verfügung stellt, die sie dann nur mit ihrem Gehirn steuern können, um so ohne, oder zumindest mit weniger, Hilfe durch den Alltag zu bekommen.

Mein Projekt ist Teil dieser Vision. Ich untersuche, wie Greifbewegungen entstehen, wo genau die Information herkommt, die das Gehirn für die Planung benutzt, und wie die Herkunft (also zum Beispiel welcher Sinn genutzt wurde) diese Planung beeinflusst. Wenn wir einmal wirklich verstehen, wie das Gehirn das macht, können wir in einem zweiten Schritt die Informationen, die wir im Gehirn abgreifen, nutzen um quasi nur mit Gedanken einen Roboterarm oder eine Hand zu steuern.

Und Luke kann seine Hand ja nicht nur bewegen, sondern auch fühlen. Daher ist es auch wichtig den Tastsinn mit einzubeziehen und herauszufinden, was genau das Berühren von bestimmten Dingen im Gehirn auslöst und was genau das Gehirn dann mit diesen Informationen macht. Mit diesem Wissen kann man dann Prothesen einen künstlichen Tastsinn geben, der sie nochmal sehr viel nützlicher machen wird.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Im März diesen Jahres habe ich geholfen das Women's Careers and Networks Symposium (WoCaNet) mit zu organisieren und ich betreue bis heute deren Twitteraccount. WoCaNet fand zum ersten Mal 2010 statt und richtet sich vorrangig an weibliche Wissenschaftler. Es werden, zumeist weibliche, Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen und aus der Industrie eingeladen und erzählen von ihrem Werdegang. Ziel ist es eine Plattform zu bieten, wo eben weibliche Wissenschaftler sich mit anderen über Karrieremöglichkeiten austauschen können.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
In meiner Freizeit schwimme und photographiere ich gerne. Früher habe ich das auch im Verein gemacht, zur Zeit aber nur noch mit Freunden in meiner Freizeit. Zudem sammle ich Warhammer 40.000 Figuren. Damit habe ich, ich glaube, 2011 angefangen. Dabei kauft man Bausätze, die man selbst zusammenbauen und positionieren kann, dann malt man sie an und kann sie für ein Strategiespiel nutzen. Mir macht dabei vor allem das Sammeln und Basteln Spaß.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Er beginnt definitiv mit lange schlafen und geht dann ruhig weiter. Entweder ich lese ein Buch oder spiele Videospiele, dann kümmer ich mich um meine Pflanzen auf dem Balkon. Abends dann ein gutes Brettspiel mit meinem Freund.

Bitte begrüßt Daniela ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, June 16, 2019

Medizin aus dem Bakteriengenom - Nadine Ziemert ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Nadine Ziemert (@nadineziemert) vorstellen! Nadine promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin und war anschließend Postdoc- und Projektwissenschaftlerin am Scripps Institution of Oceanography in La Jolla, Kalifornien. Seit 2015 ist sie Professorin an der Universität Tübingen und leitet dort eine interdisziplinäre Forschungsgruppe, die sich mit Genom-Mining-Ansätzen und der Evolution von Sekundärmetaboliten in Bakterien und ihren vielfältigen Funktionen befasst.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Naturstoffbiologie ist ein sehr diverses und interdisziplinäres Feld, es ist sehr wichtig in der angewandten Forschung, zum Beispiel in der Medikamentenentwicklung, aber es gibt auch viele unbeantwortete Fragen für die Grundlagenforschung.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Die Naturstoffforschung beschäftigt sich mit chemischen Molekülen und deren Funktionen, die von lebenden Organismen produziert werden. In meinem Fall interessieren wir uns für die chemische Diversität in Bakterien. Bakterielle Naturstoffe sind vor allem wichtig, da sie die Grundlage für viele neue Antibiotika bilden, die dringend gebraucht werden.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wie schon erwähnt werden Naturstoffe oft als Medikamente verwendet, wie zum Beispiel als Chemotherapeutika in der Krebsmedizin, als Schmerzmittel oder als Antibiotika. Penicillin, Aspirin, und Morphium sind die wahrscheinlich bekanntesten Beispiele. Bakterielle Naturstoffe sind vor allem in der Antibiotikaforschung wichtig. Aufgrund der steigenden Resistenzen von Keimen gegenüber den allgemein genutzten Antibiotika werden dringend neue Antibiotika gebraucht.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Interessant, nicht wirklich. Ich bin Mitglied in verschiedenen Ausschüssen an der Uni, aber das ist seltener interessant. Ich setze mich ansonsten noch für Frauen in der Forschung ein, und versuche unsere Gemeinschaft etwas mehr auf die Problematik und Ungleichbehandlung aufmerksam zu machen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Zur Zeit nicht viele, da ich eine kleine zwei jährige Tochter habe, bis vor zwei Jahren war ich noch Yoga-Lehrerin.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen :-), schwimmen gehen, ein gutes Essen, und mit Freunden treffen.


Bitte begrüßt Nadine ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Friday, June 7, 2019

Komparatistik - Solvejg Nitzke ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch Solvejg Nitzke (@NitzkeSolvejg) als unsere neue Kuratorin vorstellen zu dürfen! Dr. Solvejg Nitzke studierte Germanistik und Komparatistik (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft) in Bochum, Växjö (Schweden) und Charlottesville (USA). Sie ist seit Nov 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin (Open Topic Postdoc Position) an der TU Dresden. Zuvor war sie Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Zeit des Klimas“ an der Universität Wien. 2015 promovierte sie mit einer Arbeit über die Produktion von Wissen und Katastrophe an der Ruhr-Universität Bochum. Ihr aktuelles Forschungsprojekt „Prekäre Natur. Schauplätze ökologischen Erzählens“ untersucht die Reflexion und Produktion von Umwelt in populären Diskursen zwischen 1840 und 1915.

Academia: https://dresden.academia.edu/SolvejgNitzke
Uni-Seite: https://tu-dresden.de/gsw/slk/germanistik/mwndl/die-professur/beschaeftigte/dr-solvejg-nitzke

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Manchmal habe ich das Gefühl, ich wollte da schon immer hin. Es war jedenfalls kein Zufall, aber definitiv Glück. Das Glück bestand darin, dass schon in meinem Studium an der Ruhr-Uni Bochum ein tolles Klima herrschte und ich beinahe sofort tolle Kommiliton*innen gefunden habe. Mit denen war dann ein beinahe altmodisches Leben in der Blase möglich v.a. als es dann ins heilige Hilfskraftbüro der Komparatistik (Allgemeine u. Vergleichende Literaturwissenschaft ging). Das war eine Blase, weil wir uns jeden Tag (den ganzen Tag und abends auch noch) mit ‚unseren‘ Texten beschäftigen konnten und wollten und über Literatur, Filme, Trash, Horror, Theorie, Texte schreiben, lesen, setzen…geredet haben, als gäbe es nichts Wichtigeres. Egal welche Idee wir da vorbrachten, so lange sie begründet und recherchiert war, wurde sie in Bochum (auch in der Germanistik) von den Lehrenden unterstützt. Verloren für die Außenwelt war ich dann, als ich durch den Tipp von Uwe Lindemann auf das Tunguska-Ereignis gekommen bin und beschlossen habe, meine Diss. darüber zu schreiben (sein Kommentar irgendwann: „Das machst Du jetzt im Ernst!??“, aber er unterstützt mich bis heute). Auch wenn das Landen in der Wissenschaft manchmal härter war, als ich das aus meiner Bochumer Blase erwartet hätte, zu solchen Dingen forschen zu können, wird mich noch eine Weile bei der Stange halten.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe damals angefangen Komparatistik zu studieren, weil ich dachte, das käme einem „Studium Generale“ von allen Fächern am nächsten. Das sehe ich immer noch so. Es gibt so viele Forschungsrichtungen, wie es Texte gibt und man ist nicht mal an Dinge gebunden, die es „wirklich“ gibt. Darin steckt unheimlich viel Freiheit: Anhand des Tunguska-Ereignisses und der Mythen und Verschwörungstheorien, die sich darum ranken (einfach googeln, der Wikipedia-Artikel ist super), habe ich dann angefangen, zu untersuchen, wie Wissen eigentlich zu Stande kommt und was passiert, wenn die gewohnten Wege der Wissensbildung scheitern. Die Katastrophen und Weltuntergangszenarien, die mit diesem „Rätsel“ zusammenhängen haben mich dann Stück für Stück der „prekären Natur“, meinem aktuellen Thema, näher gebracht.

Dass es sich bei meiner Arbeit oft nicht im engsten Sinne um Literaturwissenschaft und/oder Germanistik handelt hat mich nie gestört, im Gegenteil. Ich glaube nicht an Literatur als Phänomen im luftleeren Raum. Was ich viel spannender finde, ist, wie Erzählungen dazu beitragen, die (Um-)Welten zu produzieren, in denen wir leben. Was mich also im Schwellenraum zwischen Geistes- und Naturwissenschaft hält – z.B. Katastrophen, Klima, Science Fiction, Dorf, Pflanzen, Erzählte Ökologie... – ist nicht nur die Aktualität der Themen, sondern die Frage nach der Rolle des Erzählens in einem ganz breiten Sinne.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Gerade arbeite ich im Rahmen einer sogenannten „Open Topic Postdoc Postition“ daran, mein Projekt zur „Prekären Natur“ auch langfristig auf feste Füße zu stellen. Die Stelle hat also keine vorgefassten Aufgaben, sondern soll ein Sprungbrett sein, um ein eigenes Projekt zu entwickeln und (wer hätte es geahnt) Drittmittel dazu einzuwerben. Den Antrag habe ich vor kurzem eingereicht und darin geht es um die Frage, wie Ökologie zwischen 1840 und 1915 zu dem einflussreichen Denk- und Erzählmodell wird, dass sie heute ist. Dafür schaue ich mir Dorfgeschichten, kulturkritische Texte und populärwissenschaftliche Abhandlungen daraufhin an, inwiefern sie bestimmte Erzähltechniken und Narrative nutzen, um (proto-)ökologisches Wissen nutzbar zu machen und zu popularisieren. In der Wartezeit bis das Projekt bewilligt wird (Optimismus!) kann ich wieder schamlos in anderen, verwandten Feldern wildern und aktuellere Texte dazu nehmen. Z.B. arbeite ich gerade viel im Rahmen der Literary and Cultural Plant Studies (https://plants.sites.arizona.edu/). Das ist v.a. deswegen toll, weil ich noch nie so viel und so produktiv in Kollaboration gearbeitet habe (manchmal wird es bei uns im Fach etwas einsam am Schreibtisch). Mein Spezialgebiet hier sind Bäume – dazu unterrichte ich gerade mit meiner Dresdner Kollegin Elisabeth Heyne ein Seminar und mit zwei Bochumer Kolleginnen (Simone Sauer-Kretschmer und Stephanie Heimgartner) arbeite ich an einem Sammelband. Ansonsten geht es um Idyllen, Heimat und Aussteiger, aber davon erzähle ich dann auf Twitter mehr.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wenn wir nicht verstehen, wie Wissen zu Stande kommt, welchen Status die Texte haben, die wir lesen und die Geschichten die wir hören und auf so unterschiedliche Weise rezipieren, laufen wir Gefahr unwillentlich und unwissentlich manipuliert zu werden. Nicht etwa, weil irgendwer verschwörerisch im Geheimen Pläne schmiedet, um uns zu kontrollieren, sondern – und das ist mir wichtig – weil wir dann außer Acht lassen, dass sich „Wirklichkeit“ nicht auf simple Gegenüberstellungen reduzieren lässt. Meine Arbeit ist eine, die Erzählungen „de-naturalisiert“, d.h. ich arbeite mit daran, Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit (z.B. in Bezug auf ‚Heimat‘) in Zweifel zu ziehen. Diese Arbeit ist deswegen für die meisten von uns interessant, weil sie das Potenzial hat (Entscheidungs-)Freiräume zu schaffen. Freiräume, die erlauben, sich zu positionieren, aber eben auch an der Wirklichkeit mitzuarbeiten und sie kreativ zu gestalten, anstatt sie nur hinzunehmen (oder eben darüber zu streiten, was sie überhaupt ist). Abgesehen davon, sitze ich einfach an ziemlich abgefahrenen Themen…

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Leider nicht so viele, wie ich gern hätte und ich kann sie kaum trennen, von dem, was ich sonst so tue. Aber es gibt ein paar: erstens habe ich eine Familie hier in Dresden. Meine kleine Tochter ist die beste Fragenstellerin überhaupt und hat mich hoffentlich gut trainiert, um von meiner Forschung zu erzählen. Ich moderiere außerdem immer mal wieder literarische Veranstaltungen im Hygiene-Museum und in der Stadtbibliothek und hab neulich zum ersten Mal als Trainerin gearbeitet. (Letzteres trägt hoffentlich dazu bei, dass ich mich mehr engagieren kann, was die Stellung von Postdocs m/w/d in den Wissenschaften angeht…)

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Hm. Ich singe und sticke und male und fahre gern Fahrrad und ich koche total gern – zählt das?

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Wiese, Fluss, Buch und Schattenplatz unter einem Baum – wahlweise nehme ich auch das Meer und einen Sonnenschirm (Buch ist Pflicht). Fahrradfahren oder Rumlaufen mit dem Kind ist auch ziemlich super. Ansonsten bin ich auch immer für ausgedehnte Museumsbesuche mit Buchhandlungs- und Cafézeit zu haben…

Bitte begrüßt Solvejg ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, June 2, 2019

Krieg und Frieden - Tim Williams ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Tim Williams (@_tim_williams_). Tim ist Konfliktforscher und arbeitet als Postdoc am Zentrum für Konfliktforschung an der Uni Marburg in Lehre und Forschung. Sein Fokus liegt auf der Untersuchung von Völkermord und Täter*innen, sowie die Politik der Erinnerung nach Völkermord - an diesen verschiedenen Themen arbeitet er zusammen mit Kolleg*innen in Marburg, Lund, Stockholm, Durham, Glasgow, Bern und Phnom Penh. Vor allem basiert seine Forschung auf Feldforschung: in Kambodscha und neuerdings auch Ruanda hat er Daten in Form von Interviews, ein Survey, Beobachtungen usw. gesammelt. Von Haus aus ist er Politikwissenschafter, hat an der Uni Mannheim und London School of Economics studiert und sich an der Uni Marburg zum Thema ’The Complexity of Evil. Modelling Perpetration in Genocide’ promoviert. Wenn mal sein Laptop zu ist, findet man ihn meistens im Theater, wo er Hobby-Regisseur und -Schauspieler ist.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Eigentlich wollte ich Schauspieler werden, aber nachdem die Aufnahmeprüfungen an Schauspielschulen nicht so ganz liefen, wie ich mir das vorgestellt hatte, schrieb ich mich für Politikwissenschaft ein - und war begeistert. Ich hatte direkt ab dem ersten Semester so viel Spaß daran Hausarbeiten zu schreiben und Forschungsprojekte zu machen, dass mir schnell klar wurde: das will ich Vollzeit machen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Innerhalb der Politikwissenschaft hatte ich im Bachelor schon ein paar Seminare zu Konflikt, sodass ich mich für einen Master mit diesem Schwerpunkt entschied. Es sind die sozialen und politischen Prozesse, die dem Gewaltkonflikt unterliegen, die mich so sehr faszinieren und da sind am unergründesten eben die Täter*innen von Massengewalt - sie machen das Unsäglichste und das möchte ich eben verstehen!

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich forsche zu Massengewalt, Völkermord und Täter*innen - sowohl zu den Dynamiken während der Gewalt und den Motivationen, sich zu beteiligen, wie auch zu der Aufarbeitung und Erinnerung danach. Meine Arbeit ist vor allem durch Feldforschung informiert, wo ich viel Zeit in Kambodscha und seit letztem Jahr auch in Ruanda verbringe, Interviews führe, Veranstaltungen beobachte, Gespräche führe, Orte mir anschaue. Diese Daten und Einsichten analysiere ich dann und versuche die Welt der Gewalt und der Erinnerung daran aus verschiedenen Blickwinkeln besser zu verstehen. Ich rede nicht nur mit den Eliten, sondern ganz bewusst auch mit den Täter*innen und Opfer, die die Gewaltdynamiken aus nächster Entfernung kennen, und versuche, ihre Perspektiven auf die Vergangenheit und das Jetzt zu verstehen und nachzugehen.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Jede*r hat sich mal gefragt, warum Menschen Böses tun, warum Menschen andere quälen und töten. Manche werden sich bestimmt auch gewundert haben, wie ein Zusammenleben mit Überlebenden danach möglich sein kann. Diesen Fragen gehe ich auf unterschiedlicher Art nach und bekomme immer wieder mit, wie sehr diese Themen auch andere bewegen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich habe mal mit einem Freund die NGO Beyond Violence gegründet, welche Informations- und Kommunikationstechnologien nützt, um Kampagnen für gewaltlose Konflikttransformation durchzuführen - ich leite die Organisation seit ein paar Jahren nicht mehr, helfe aber noch als Berater aus. Ich bin auch Section Editor für ein Journal (Journal of Perpetrator Research) und im Vorstand der International Association of Genocide Scholars.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Meiner großen Leidenschaft gilt dem Theater - ich bin ganz froh, das nicht professionell verfolgt zu haben, so habe ich das als Hobby: am liebsten führe ich zurzeit Regie, aber stehe auch regelmäßig selber auf der Bühne. Am liebsten inszeniere ich Stücke eher modern und liebe es Element von Bewegungstheater zu integrieren.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Nach einem gemütlichen Aufstehen sollte es zum Sekt-Brunch mit Freund*innen gehen, dann gemütlich ein Brettspiele-Nachmittag auf der Terrasse und dann ab ins Theater, um eine abgefahrene, moderne Inszenierung zu schauen.

Bitte begrüßt Tim ganz herzlich bei Real Scientists DE!