Sunday, August 28, 2022

Von Machine-Lerning-Forschung zum Buchautor! Christoph Molnar ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Christoph Molnar (@ChristophMolnar)! Christoph hat Statistik (Bachelor und Master) an der LMU München studiert, und 2022 im Bereich Machine Learning promoviert. Er ist jetzt freiberuflicher Autor und schreibt Fachbücher rund um das Thema Machine Learning.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Auf Umwegen.

Nach meiner Masterarbeit war ich mir sicher: Ich will absolut nicht in die Wissenschaft. Das Schreiben der Masterarbeit war nervenaufreibend und ich war froh nie wieder eine wissenschaftliche Arbeit schreiben zu müssen.
Ironischerweise bin ich mittlerweile hauptberuflich Autor. Nach dem Studium habe ich als Data Scientist bei einem Startup gearbeitet, später als Statistiker bei dem Schweizer Register für rheumatische Erkrankungen. Abstand zur Uni und neue Erfahrungen haben mir geholfen. Ich habe gemerkt, wie unperfekt und chaotisch die Welt ist, und dass auch die Wissenschaft alles andere als perfekt ist. So konnte ich meinen eigenen Perfektionismus durch mehr Pragmatismus austauschen. Aus meinem neuen Blick auf unsere chaotische Welt war die Forschung nicht mehr so abschreckend. Gleichzeitig habe ich neben meinem Statistiker-Job wieder angefangen Paper zu lesen, und deren Inhalte zusammenzufassen (Schreiben also!). Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich entschied einen Doktor zu machen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Die Entscheidung Statistik zu studieren war einfach, weil es in gewisser Hinsicht bedeutete, dass ich mich NICHT entscheiden musste: Statistik ist wie ein Hausmeisterschlüssel der die Türen zu allen Branchen aufmachen kann. Daten analysiert man (fast) überall: In quantitativen Wissenschaften (z.B. Ökologie), in mittelständischen Unternehmen, in der medizinischen Forschung, im Marketing, ...
Machine Learning ist ein ähnliches "Schweizer Taschenmesser", welches Einsatz in vielen Bereichen findet, von automatischer Erkennung von Produktschäden, und Vorhersage von Absatzzahlen, bis hin zur Erkennung von Hackerangriffen. Allerdings gibt es ein Problem: Prognosemodelle des Machine Learning sind oft undurchsichtige Algorithmen. Statistik ist das Gegenteil: Statistische Modelle sind (weitestgehend) interpretierbar, da man meist über Zusammenhänge lernen möchte. Zum Beispiel ob ein Medikament den Krankheitsverlauf beeinflusst, oder warum manche Wälder stärker von Dürre betroffen sind. Mein Feld, Interpretable Machine Learning, beschäftigt sich damit Interpretierbarkeit - soweit möglich - auch zum Machine Learning zu bringen.

Tatsächlich bin ich aber nicht mehr an der Universität, sondern freiberuflicher Autor. Mich hat letztendlich das Paper schreiben genervt: Es gibt starke Konventionen wie ein Paper formatiert und strukturiert werden muss -  zum Teil sinnvoll, aber für mich nimmt es den Spaß am Schreiben; Publish-or-perish bedeutet: Es ist wichtiger viele, aber möglichst kleine "Forschungspakete" in den "richtigen" Journals zu publizieren, anstatt bedeutungsvolle Forschung zu machen. Der Peer Review Prozess - im Kern eine super Idee - gleicht mehr einer Lotterie als einer Qualitätsprüfung, weil Editoren (in meinem Feld) Schwierigkeiten haben, anständige Reviewer zu finden.
Jetzt schreibe Fachbücher rund um das Thema Machine Learning. Interpretierbarkeit ist weiterhin ein zentrales Thema, über das ich schreibe.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Die Antwort hat zwei Teile: Meine Doktorzeit und meine Zeit danach.

 

In meiner Doktorarbeit habe ich mich mit der Interpretierbarkeit von Algorithmen des Machine Learning beschäftigt. Da dieses Feld teilweise neu ist, war ein Teil meiner Arbeit die Konsolidierung von Methoden: Übersichtsarbeiten schreiben, Software entwickeln, Stärken und Schwächen verschiedener Interpretationsmethoden zusammenfassen. Ansonsten habe ich mich in meiner Doktorarbeit mit der Weiterentwicklung bestehender Methoden und mit der Untersuchung von Limitationen von Interpretationsmethoden beschäftigt.

Als selbstständiger Autor ist ein Teil dieser Arbeit gleichgeblieben, vor allem das Lesen von Papern und natürlich das Schreiben an sich.
Aber ich muss mich jetzt auch um Marketing kümmern, und dem ganzen Orgakram rund um die Selbstständigkeit wie z.B. Buchhaltung.
Meine Fachbücher richten sich an Personen die sich bereits mit Machine Learning auskennen. Mein erstes Buch, Interpretable Machine Learning, stellt Methoden vor, um Machine Learning Modelle interpretierbar zu machen. Im Moment arbeite ich an meinem zweiten Buch, Modeling Mindsets, welches die verschiedenen Philoshopien beschreibt, mit denen man Daten analysieren kann, zum Beispiel Statistik versus Machine Learning.



Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Machine Learning und Statistik sind nützliche Werkzeuge, um Forschung zu betreiben, (digitale) Produkte zu bauen und Prozesse zu automatisieren.
Aber gerade Machine Learning, oder besser gesagt Künstliche Intelligenz, ist viel von Hype umgeben, getrieben von fehlenden Informationen, und übertriebenen Pressemitteilungen.
Ich denke, dass speziell die Interpretierbarkeit von Machine Learning ein wichtiges Mittel ist, um einen genaueren Blick auf Machine Learning Algorithmen zu werfen. Interpretierbarkeit ist auch ein wichtiges Werkzeug, um Probleme von Machine Learning Algorithmen aufzudecken, Fairness zu studieren und Vertrauen aufzubauen.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Tatsächlich bin ich gerade dabei, mich von vielen Aufgaben zu trennen und mich aufs Schreiben zu konzentrieren. Das bedeutet zum Beispiel, dass ich oft Nein sage zu den meisten Meetings und Einladungen für Talks. Das wird wahrscheinlich nicht immer so bleiben.
Zum Beispiel bin ich am Überlegen nicht nur Bücher zu schreiben, sondern auch später einmal Onlinekurse anzubieten.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich mache Calisthenics, also Kraftsport mit Eigengewicht, meistens draußen. Ansonsten habe ich Spaß an allem was mit Essen zu tun hat: Von Einkaufen, Kochen, und Essen, bis hin zu mit Gewürzen zu experimentieren und selber Lebensmittel zu fermentieren, z.B. Tempeh oder Sauerkraut.
Wenn ich in eine neue Stadt bereise, mache ich diese zwei Dinge immer als erstes: Nach einem Calisthenics Park suchen, und in einen Supermarkt gehen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Sport machen. Zum Beispiel Calisthenics oder einen Fahrradausflug mit meiner Partnerin und Freunden. Dann für Freunde kochen und gemeinsam essen.


Bitte begrüßt Christoph ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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