Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Lena Ackermann (@lenaackermann.bsky.social)! Lena studierte in Bonn, Paris und Marburg Französisch und germanistische Sprachwissenschaft. Ein Praktikum am Language Acquisition Research Center des Hunter College in New York weckte ihre Leidenschaft für Spracherwerbsforschung. 2016 begann sie ihre Dissertation an der Uni Göttingen, in der sie den Einfluss von Neugier und Interesse auf das kindliche Wortlernen untersuchte. Ab 2020 war sie am Baby & Child Research Center in Nimwegen (NL) für Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. 2021 schloss sie ihre Doktorarbeit ab und kehrte 2022 nach Göttingen zurück, wo sie seitdem als Wissenschaftsmanagerin arbeitet.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Aus Neugier und Wissensdurst. Im Bachelor habe ich
Germanistik und Französisch studiert und mich ursprünglich mehr für
Literaturwissenschaft interessiert. Als ich dann aber die ersten
Linguistik-Module belegt habe, war ich sofort fasziniert von Sprachwissenschaft.
Besonders spannend fand ich Psycholinguistik und Spracherwerb. Während meines
Linguistik-Masters habe ich ein Praktikum an einem Forschungszentrum für
kindlichen Spracherwerb gemacht, das mich in meinem Wunsch bestärkt hat, in
diesem Bereich zu forschen. So habe ich dann 2016 in Göttingen meine
Doktorarbeit zum Einfluss von Neugier und Interesse auf das kindliche
Wortlernen angefangen und 2021 abgeschlossen. Inzwischen forsche ich nicht mehr
selbst, sondern bin als wissenschaftliche Projektmanagerin im Hintergrund vor
allem koordinierend und administrativ tätig – der Wissenschaft aber treu
geblieben.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Im Wissenschaftsmanagement bin ich tatsächlich eher zufällig
gelandet. Während meiner Promotion in Göttingen habe ich mein Interesse für
Wissenschaftskommunikation entdeckt: Unter anderem habe ich vor fünf Jahren den
RealSci_de-Account schon mal bei Twitter kuratiert. Nach der Promotion habe ich
mich dann nicht für eine klassische wissenschaftliche Karriere entschieden,
sondern bin für zwei Jahre in die Niederlande gegangen, wo ich in der
Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit für das Baby and Child
Research Center in Nimwegen gearbeitet habe. Kurz vor Ende meines Vertrags dort
habe ich dann erfahren, dass in Göttingen jemand für die Koordination einer
Exzellenzcluster-Initiative gesucht wird, an der unter anderem meine
Promotionsbetreuerin federführend beteiligt ist. Was mir an meinem Job am
meisten gefällt: Durch den engen Austausch in unserem interdisziplinären
Konsortium bekomme ich Einblicke in die Forschung in ganz verschiedenen
Bereichen, während ich die Entwicklung der Forschung und des Standorts
Göttingen aktiv mitgestalten kann.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Auf dem Schild an meiner Bürotür steht unter meinem Namen der sperrige Begriff „Verbundprojektmanagement“. Unter Verbundprojekten versteht man Drittmittelprojekte, bei denen Forschende verschiedener Einrichtungen zusammenkommen, um als – oft interdisziplinäres – Konsortium große Forschungsfragen anzugehen. Für die Planung und Durchführung solch großer Forschungsprojekte sind Wissenschaftsmanager*innen zuständig, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen, zwischen verschiedenen Stakeholdern vermitteln und stets Zeit- und Budgetpläne im Auge haben.
Zurzeit arbeite ich an einer Initiative für ein
Exzellenzcluster. Exzellenzcluster sind auf sieben bis 14 Jahre angelegte
Verbundprojekte, auf die sich Universitäten im Rahmen der Exzellenzstrategie
des Bundes und der Länder bewerben können. In der aktuellen Ausschreibungssrunde
wurden letztes Jahr im Mai 145 Antragsskizzen eingereicht, die dann im Herbst
fachlich begutachtet wurden. Ich habe den Bewerbungsprozess für eine der
Göttinger Antragsskizzen von den ersten Treffen zur Ideenfindung bis hin zum
Begutachtungstermin begleitet. Jetzt warten wir gespannt auf den 01.02., an dem
wir erfahren, ob unsere Initiative zum Vollantrag aufgefordert wird.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Wissenschaftsmanagement läuft größtenteils hinter den
Kulissen ab und ist für die Öffentlichkeit meist unsichtbar. Selbst an der Uni
wissen einige nicht, was wir Wissenschaftsmanager*innen genau machen, obwohl
unsere Arbeit für das Funktionieren einer modernen Hochschule unerlässlich ist.
Die Arbeit der Forschenden und die des Technik- und Verwaltungspersonals, zu
dem ich als Wissenschaftsmanagerin gehöre, gehen an der Uni Hand in Hand. An
jeder wissenschaftlichen Studie, von der ihr in den Medien hört, waren nicht
nur Forschende beteiligt, sondern auch nicht-wissenschaftliches Personal.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Während wir darauf warten, ob unsere Clusterinitiative zum Vollantrag aufgefordert wird, unterstütze ich den Leibniz ScienceCampus PrimateCognition – ein anderes großes Verbundprojekt am Göttinger Campus – in der Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Ich organisiere „Science Movie Nights“, arbeite an einer Reihe von kurzen YouTube-Videos zu unserer Forschung mit und betreue ein Podcast-Projekt.
Aufgrund persönlicher Erfahrungen beschäftigt mich auch das Thema Mental Health bei Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen, zu dem ich zwei Mal bei einem Promovierenden-Retreat einen Vortrag halten durfte.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe 2015 mit Lacrosse angefangen. Seit meinem
Masterstudium in Marburg begleitet mich dieser Sport und ist mir im Laufe der
Zeit immer wichtiger geworden. Inzwischen bin ich Spielertrainerin hier in
Göttingen, Torhüterin im Perspektivkader der deutschen Nationalmannschaft und
Mitorganisatorin eines der größten Lacrosse-Turniere Europas.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Im Frühling und
Sommer bin ich an meinen freien Tagen meistens auf dem Lacrossefeld zu finden:
Fast jedes Wochenende steht ein Ligaspiel, Turnier oder Trainingslager im
Kalender. Im Herbst und Winter mache ich es mir lieber drinnen gemütlich. Ich
koche und backe oft, spiele sehr gerne komplexe Brettspiele und lese
stundenlang auf der Couch, während meine Katze Brezel neben döst.
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