Monday, March 24, 2025

Sprache und Macht - Derya Gür-Seker ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Derya Gür-Şeker (@deryaguerseker.bsky.social)! Derya hat einen Dr. und eine Habilitation in Germanistischer Linguistik/Medienlinguistik, und ist seit Oktober 2023 Professorin an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Fachbereich Sozialpolitik und soziale Sicherung. Das klingt erstmal ungewöhnlich, denn was hat Linguistik mit Sozialpolitik zu tun? Und was macht eine Germanistin auf einer Professur für Kommunikation und Gesellschaft mit dem Schwerpunkt Social Media? Dass das alles sehr gut zusammenpasst und wie interdisziplinäre Forschung und Transfer Deryas Forschungsschwerpunkte bereichern und für Synergien sorgen, die in Zeiten digitaler Diskurse wichtiger denn je sind, das erfahrt ihr in dieser Woche. 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe nach meinem Studium der Germanistik, Politik- und Medienwissenschaft (2006) zunächst als externe Doktorandin begonnen, parallel bei Siemens im Bereich interne Kommunikation in Duisburg gearbeitet und dann den Weg in die Wissenschaft geschafft.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
In der germanistischen Linguistik hat mich immer die Frage umgetrieben, wie Sprache und Medien Gesellschaften prägen und beeinflussen, wer auf welche Weise — und ob mehr oder weniger — sichtbar ist. Bei mir dreht sich vieles also um Sprache und Macht. Nach Weiterbildungen zur Social Media Managerin und Online Marketing Managerin habe ich erkannt, dass neue Kommunikationsplattformen unser Verständnis von Öffentlichkeit und Kommunikation grundlegend verändern. Das war auch der Startschuss für mich, eine kleine Social Media Agentur zu gründen und auch außerhalb der Wissenschaft Erfahrungen zu sammeln. Mit der Professur an einer HAW hat sich dann alles thematisch und fachlich gefügt, weshalb ich immer sagen würde, dass das eigene Interesse an Themen und auch die Neugierde auf neue Wege in der Wissenschaft wichtig sind.



Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Seit Oktober 2023 bin ich Professorin für Kommunikation, Gesellschaft mit dem Schwerpunkt Social Media an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Fachbereich Sozialpolitik und soziale Sicherung. Meine Professur konzentriert sich in Forschung und Lehre auf die Bereiche digitale Kommunikation, Social Media und transferorientierte Ansätze, die digitale Zugänge auf Kommunikation und Gesellschaft verknüpfen. Dabei verbinde ich neben Diskurs- und Medienanalyse insbesondere Online und Social Media Marketing, um Studierenden praxisnahe Kompetenzen u.a. in den Bereichen Social-Media-Kommunikation oder digitales Storytelling zu vermitteln. So lernen Studierende, wie sie (sozial)politische Themen und Reformmaßnahmen öffentlich und zielgruppenspezifisch kanalisieren können. 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich möchte nicht nur die Chance nutzen, meine Forschungsthemen zu Diskursen, kulturwissenschaftliche KI-Forschung, Flucht, Rechtspopulismus und auch neuere Social-Media-Analysen zu präsentieren, sondern zeigen, dass interdisziplinäre Zugänge und Transfer wichtig sind. Wissenschaftskommunikation spielt dabei für mich eine zentrale Rolle. Ich sehe hier noch großes Potenzial — insbesondere, wenn es um die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen als Expertinnen geht. Auch zum Thema Frauen und Mütter in der Wissenschaft wird es sicher das ein oder andere spannende Posting geben.



Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Seit Mai 2024 bin ich Vertrauensdozentin der Hans Böckler Stiftung. Als Arbeiterkind ist es mir eine besondere Ehre und auch persönliche Pflicht, Wege für junge Menschen und zukünftige Wissenschaftler:innen aufzuzeigen, weil ich weiß, wie schwierig es ist, eine Wissenschaftskarriere überhaupt in Erwägung zu ziehen. Gleichzeitig bin ich auch Speakerin, moderiere Veranstaltungen und führe Workshops rund um die Themen Social Media oder Medienerziehung durch. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wenn ich Zeit dafür finde, zeichne ich gerne (leider viel zu selten). Meist sind es abstrakte Bilder oder aber auch Comic-Figuren. Vor meiner Wissenschaftskarriere wollte ich immer Künstlerin werden – vielleicht zeige ich euch auch ein zwei Bilder, die ich gemalt habe.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? 
Meinen idealen freien Tag verbringe ich mit meiner Familie und meinen Kindern, mit denen ich aktuell oft Fußball spiele, weil alle drei im Fußballverein aktiv sind.

Bitte begrüßt Derya ganz herzlich auf dem Kanal!


Monday, March 17, 2025

Von der Biomedizin zur Wissenschaftspolitik - Tobias Hoffmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Tobias Hoffmann (@tobias1hoffmann.bsky.social)!
Tobias hat einen PhD in Biomedizin, und hat in Barcelona zu einem Regulator des mRNA splicing geforscht, der in Blasenkrebs häufig mutiert 
ist. Die Corona-Pandemie und eine Summer-School zu Science Diplomacy weckten in ihm dann aber den Wunsch in die Wissenschaftspolitik zu 
schnuppern. Das hat ihm dann so gut gefallen, dass er schlussendlich in einer Behörde in der Wissenschaftspolitik (bzw. Science Policy) gelandet 
ist. Jetzt wirbt er leidenschaftlich dafür, dass sich die akademische Forschung und die Politik aufeinander einlassen und die gegenseitigen Logiken und Denkweisen kennenlernen, sodass wir dann bei besserer (und Evidenz-basierter) Politik rauskommen. Er glaubt, dass es dafür auch mehr Menschen braucht, die (immer mal wieder) die Seiten wechseln.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich glaube wie bei vielen Naturwissenschaftlern war es ein Interesse daran, wie Dinge funktionieren. Ich fand in der Schule die Kombination aus Bio und Chemie super spannend, am Ende geht es ja dabei darum wie 
Leben funktioniert. Darum habe ich Biochemie in Halle/Saale studiert. Über Praktika wurde dann immer klarer, dass ich die Krebsforschung am spannendsten fand, dabei geht es auch noch ein bisschen um Evolution. Das war mein Lieblingsthema aus dem Bio-LK.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Obwohl ich mein Promotionsprojekt super spannend fand, waren die Ergebnisse nicht ganz so leicht in Publikationen umzumünzen. Nach dem PhD habe ich daher gemerkt, dass ich für einen Postdoc wieder ein ganz neues Projekt von Grund auf starten müsste. Das hat sich irgendwie so angefühlt, als würde man das Gleiche noch einmal von vorne machen. Daher 
war ich, glaube ich, offen für neue Impulse. Darum habe ich auch eine Summer School in Science Diplomacy gemacht und bin da auf Menschen 
gestoßen, die ebenfalls nach Wegen gesucht haben Wissenschaft in andere Richtungen und globaler zu denken. Das war extrem inspirierend und es tat richtig gut mal wieder herauszuzoomen und statt ein einzelnes 
Protein zu studieren mal wieder die Wissenschaft als Ganzes wahrzunehmen. Außerdem war ich zur Zeit der Pandemie in Spanien und fand den Kontrast beim Umgang mit der Pandemie zwischen Spanien und 
Deutschland extrem krass. Seitdem immer mehr darüber nachgedacht, wie man wissenschaftliche Erkenntnisse effektiv in die Politik einbringen 
kann.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Am Ende ein Bürojob. Das war schon eine Umgewöhnung, aber wenn man ein bisschen sucht ist man immer in der Nähe von Wissenschaft und coolen 
Ergebnissen. Außerdem ermöglicht es der Job ganz neu über Wissenschaft nachzudenken. Lohnt sich Förderung von Wissenschaft volkswirtschaftlich? 
Warum ist es sinnvoll, dass möglichst viele Forschende internationale Erfahrungen sammeln? Außerdem haben immer mehr gesellschaftliche Probleme eine ganz explizite Wissenschaftskomponente? Dabei ist die 
Klimakrise nur die offensichtlichste. Das gleiche gilt bei Fragen von neuen Technologien oder wenn es um Daten oder Medizin geht. Die Wissenschaft möchte dabei gerne mehr gehört werden, nicht immer lässt 
sie sich dabei aber auf die Funktionsweisen von Politik ein. Daran mitzuwirken, dass diese Science-Policy-Dialog besser wird, finde ich 
super spannend.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ganz viel Information geht verloren, weil Wissenschaft und Politik nicht dieselbe Sprache und Geschwindigkeit haben. Wo Wissenschaft sich hütet 
vorschnelle Schlüsse oder absolute Aussagen zu treffen, muss die Politik das manchmal tun. Manche Erkenntnisse von Wissenschaft haben erst 
Jahrzehnte später Impact, dann aber massiv. Viele fordern mehr Evidenz in der Politik, gleichzeitig wäre eine Technokratie wohl etwas was die wenigsten wollen. Zum Glück gibt es viel Raum dazwischen, aber manchmal müssen Entscheidungen getroffen werden, ohne das definitive Evidenz vorliegt. Es ist also ein konstantes Abwägen und Aushandeln. Das kann 
anstrengend sein, aber genau deshalb täte es uns gut, wenn wir uns mehr aufeinander einlassen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wer Citizen Science mag, kann sich im April die City Nature Challenge anschauen. Dabei machen sich weltweit Menschen an einem Wochenende in ihrer Stadt mit Kamera auf die Suche nach wildlebenden Tieren, Pilzen und Pflanzen und dokumentieren diese. Über inaturalist.com können die Beobachtungen dann hochgeladen und bestimmt werden. Ich finde das immer wieder eine gute Art einerseits die Nachbarschaft kennenzulernen, draußen zu sein, andererseits aber auch global gemeinsam von der 
Biodiversität begeistert zu werden. Ich mache da bestimmt wieder mit. Dieses Jahr ist die Challenge vom 25.4. bis zum 28.4. Viele Städte 
machen auch in Deutschland mit (u.a. Berlin, Hamburg, Osnabrück, Kiel). Hier der Link: https://www.citynaturechallenge.org/ (Wenn Deine Stadt nicht mitmacht, gibt es auch auf iNaturalist ein globales Projekt für alle Interessierten ohne teilnehmende Stadt).

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? 
Morgens wandern, ein schönes Picknick bei Sonnenschein und dann abends ein Kaltgetränk auf einer Terasse mit Sommerfrüchten.

Bitte begrüßt Tobias ganz herzlich auf dem Kanal!


Sunday, March 9, 2025

Neurobiologie unter dem Mikroskop! Sebastian Markert ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Sebastian Markert (@scibastian.bsky.social)! Man erkennt Sebastian, aka sci_bastian, immer sofort an der Fliege. Er ist YouTuber, angestellter Spezialist für Mikroskopie und Professor für Neurobio. Nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge! Alle drei Jobs verbindet aber der Spaß daran, Wissenschaft anschaulich zu machen. Er erklärt unheimlich gern komplexe Zusammenhänge so, dass sie jede/r verstehen kann und er macht Wissenschaft buchstäblich anschaulich, wenn er mit seinen Mikroskopen Fotos von Biologie schießt.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich war schon immer in der Wissenschaft. Wollte schon als kleines Kind alles wissen und Professor werden.


Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Neurobio ist doch einfach das spannendste Feld, weil es da um unser Gehirn geht und warum wir so sind, wie wir sind. Gibt es ein spannenderes Objekt im Universum als das menschliche Gehirn?


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin Nachwuchsprofessor. Das bedeutet, ich arbeite nur halb als Professor und arbeite die andere Hälfte der Zeit in einer Firma. Für eine HAW (früher hat man FH gesagt) Professur muss man mehrere Jahre praktische Berufserfahrung außerhalb des Hochschulbereichs vorweisen, und das hole ich gerade nach. Duale Professur, quasi. Ich darf also bei der Firma ZEISS ganz viel mit Mikroskopen spielen und an der htw saar darf ich Professor spielen, also Vorlesungen halten und forschen. Ein guter Deal!


Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ich mache Bilder mit Mikroskopen! Das sind ganz anschauliche, aber nicht unbedingt alltägliche Einblicke. Wer würde nicht gerne mal ein Tintenfischbaby direkt nach dem Schlüpfen sehen wollen? Oder den Rüssel einer Biene im Elektronenmikroskop? Oder Bakteriophagen, wie sie ein Bakterium infizieren, ein Schwarm todbringender schlechter Nachrichten? Und das sind nur die Bilder. Dann kann man ja auch noch viel über (Neuro-) Biologie lernen, wenn man mir zuhört. Und darüber, was ich als Neurobiologe von KI wie ChatGPT halte (Spoiler Alert: Weniger, als man vielleicht erwartet).


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Nun ja, ich betreibe einen YouTube-Kanal, in den ich ab jetzt wieder mehr Energie reinstecken möchte. Videos über Pilze sind gerade in der Pipeline und ich bin schon sehr auf die Resonanz gespannt :) Wie immer werde ich versuchen, das Thema aus einem Blickwinkel zu betrachten, den man so vielleicht noch nie hatte. Und natürlich alles in das große Ganze der Evolution und des Stammbaums des Lebens einordnen.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich backe gerne! Auch da wird es manchmal wissenschaftlich. Um zu testen, welches Klebereismehl für mein neues Lieblingswaffelrezept das Beste ist, habe ich dem Letzt eine doppelt verblindete Studie daraus gemacht, denn man kann sich ja viel einbilden! Jetzt weiß ich genau, mit welchem Mehl die besten Waffeln am besten werden. Wissenschaftlich erwiesen.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?
Selbstgemachte Pizza im Ofen, Freunde sind da, man spielt Brettspiele, unterhält sich über das Leben, und dann gibt es einen von mir gebackenen Nachtisch. Vielleicht meine berühmte Himbeertorte. Oder meine neuen Lieblingswaffeln.



Bitte begrüßt Sebastian ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, March 2, 2025

Wie Kindheitsbelastungen die Darm-Hirn-System beeinflussen! Julia Ditzer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Julia Ditzer Porträtforo
Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Julia Ditzer (@juliaditzer.bsky.social)! Julia ist Doktorandin in Klinischer Kinder- und Jugendpsychologie an der TU Dresden. Sie erforscht, wie frühe Lebenserfahrungen – insbesondere Misshandlung, Vernachlässigung oder Trennung von Bezugspersonen – die Entwicklung des Darm-Hirn-Systems beeinflussen. Ihr Promotionsprojekt ist international ausgerichtet, und sie arbeitet sowohl mit Prof. Dr. Anna-Lena Zietlow in Dresden als auch mit Prof. Dr. Bridget Callaghan an der UCLA zusammen.

Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Rolle des Darmmikrobioms für die interozeptive Wahrnehmung – also darauf, wie wir innere Körpersignale spüren und interpretieren. Da interozeptive Prozesse eine Schlüsselrolle für Emotionen, Stressverarbeitung und psychische Gesundheit spielen, bietet ihre Forschung neue Einblicke in die langfristigen Auswirkungen früher Belastungen. Ziel ist es, biologische Mechanismen zu identifizieren, die psychische Gesundheit nach belastenden Kindheitserfahrungen beeinflussen, um langfristig bessere Interventionsmöglichkeiten zu entwickeln.

Julia Ditzer studierte Psychologie (B.Sc. und M.Sc.) in den USA und Deutschland. Ihren Masterabschluss machte sie an der Universität Leipzig. Während ihres Studiums sammelte sie umfangreiche Forschungserfahrung in den Bereichen Entwicklungspsychologie, Neurobiologie von Stress und interozeptive Prozesse. Sie absolvierte Forschungsaufenthalte an der UCLA, Stanford University und Yale University und ist in mehreren internationalen Forschungsnetzwerken aktiv. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert sie sich in Mentoring-Programmen und Initiativen für Frauen, Erstakademiker:innen und Studierende mit Migrationshintergrund.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

An meinem ersten Tag an der MLU Halle hatte ich ein Gespräch mit Dr. Kay Brauer, der damals selbst promoviert hat und Dozent für eins meiner belegten Seminare war. In diesem Gespräch hat Kay mit mir ganz selbstverständlich über das Leben in der Wissenschaft gesprochen als wäre offensichtlich, dass ich das ja auch anstrebe. Irgendwie war für mich ab diesem Gespräch klar: Ich werde auch promovieren und in die Wissenschaft gehen. Die restliche Studienzeit (immerhin 5,5 Jahre) habe ich eigentlich nur darauf gewartet, dass ich endlich mit der Promotion starten darf.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich habe mich schon sehr lange für Psychotraumatologie interessiert. Auf das Thema Kindesmisshandlung bin ich dann während eines Praktikums in der Kinderpsychiatrie gekommen. Fast alle, wenn nicht sogar alle, Kinder, mit denen ich dort gearbeitet habe, hatten Misshandlung und/oder Vernachlässigung in ihrem Leben erlebt. Das war für mich sehr eindrücklich.

Zur gleichen Zeit bin ich auf eine Ausschreibung von Dr. Anat Talmon an der Stanford University gestoßen, die zu den Folgen von Kindesmisshandlung forschte und ihr Team verstärken wollte. Ich habe mich beworben – und der Rest ist Geschichte. 😊 Seitdem lässt mich das Thema nicht mehr los.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich forsche dazu, wie frühe Belastungen – etwa Misshandlung oder Vernachlässigung – die Entwicklung von Interozeption und die Darm-Hirn-Achse beeinflussen. Da Interozeption zentral für Emotionen und psychische Gesundheit ist, möchte ich verstehen, welche biologischen Mechanismen hier eine Rolle spielen.
Neben meiner inhaltlichen Leidenschaft für das Thema liebe ich es, Meta-Analysen durchzuführen. Leider haben sie den Ruf nicht besonders viel Spaß zu machen. Viele finden sie trocken – für mich sind sie das Gegenteil! Ich mag sie wirklich sehr. In meiner Promotion kombiniere ich deshalb Meta-Analysen mit experimentellen Methoden, um ein umfassenderes Bild der langfristigen Folgen früher Belastungen zu gewinnen.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Etwa jedes dritte Kind erlebt Misshandlung oder Vernachlässigung – mit gravierenden Folgen. Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen lässt sich darauf zurückführen und auch viele körperliche Erkrankungen werden dadurch begünstigt. Trotzdem wird in unserer Gesellschaft erstaunlich wenig über dieses Thema gesprochen. Es fehlt an Aufmerksamkeit, Prävention und vor allem an adäquater Hilfe für betroffene Kinder.

 

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich engagiere ich mich in verschiedenen Organisationen (z.B. International Society for Developmental Psychobiology, Society for Psychophysiological Research) und Mentoring-Programmen (z.B. ApplicAid, Senkrechtstarter, Legmon) für Bildungsgerechtigkeit und bessere Bedingungen für Minderheiten im akademischen Betrieb.

 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich mache gerne (wenn auch noch eher als Anfängerin) Kampfsport: Besonders Muay Thai und Kickboxen. Davon abgesehen liebe ich alles, was mit Wasser zutun hat. Meine Bucket List besteht fast ausschließlich aus verschiedenen Wal- und Haiarten, die ich gern mal ganz aus der Nähe sehen und mit ihnen schwimmen möchte.

 

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

An meinem idealen freien Tag gehe ich morgens zu meinem Lieblingskurs in meinem Fitnessstudio, der eher einer großen, lauten Party ähnelt. Danach Brunch mit Freunden und unseren Kindern in einem der vielen großartigen Cafés in Leipzig. Und dann sitzen wir einfach nur stundenlang rum und reden über das Leben. Es gibt guten Kuchen und Iced Chai Latte.


Bitte begrüßt Julia ganz herzlich bei Real Scientists DE!

 

Sunday, February 23, 2025

Medizinethik – Über Fragen des guten und richtigen Handelns im Bereich des Gesundheitswesens! Joschka Haltaufderheide ist jetzt bei Real Scientists DE!

Joschka Haltaufderheide und Roboter

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Joschka Haltaufderheide (@joschkahalt.bsky.social)! Joschka ist Philosoph und Medizinethiker und arbeitet seit 2022 an der Juniorprofessur für Medizinethik mit Schwerpunkt auf Digitalisierung an der Universität Potsdam. Davor hat er an der Ruhr-Universität Bochum gearbeitet, wo er 2015 auch promoviert hat. Er forscht zu ethischen Fragen von digitalen Gesundheitstechnologien zum Beispiel zum Einsatz von Large Language Modellen in der Medizin und sozialen Robotern in der Altenpflege.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Zu Beginn meines Studiums hatte ich allenfalls eine sehr vage Vorstellung davon, was Wissenschaft ist. Aber das Denken in Begriffen und Konzepten hat mich fasziniert. Also habe ich Philosophie und Literaturwissenschaften studiert. Während meines Studiums hatte ich dann das große Glück, auf leidenschaftliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu treffen, die mich ermutigt haben, diesen Weg zu versuchen. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich das kann und will – ich habe es einfach ausprobiert und habe seitdem den besten Beruf der Welt.

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Ich arbeite in der Medizinethik. Das ist die wissenschaftliche Reflexion von Fragen des guten und richtigen Handelns im Bereich des Gesundheitswesens. Ich forsche zum Beispiel zur Nutzung von künstlicher Intelligenz in der Medizin und dem Einsatz von sozialen Robotern in der Altenpflege. Die Medizinethik ist etwas ganz Besonderes. Man kann sich mit ihr als Wissenschaftler wunderbar zwischen alle Stühle setzen. Medizinethikerinnen und Medizinethiker arbeiten geisteswissenschaftlich, sind aber oft an medizinischen oder gesundheitswissenschaftlichen Fakultäten angestellt, wo sie zum Beispiel die Ethiklehre für das Medizinstudium übernehmen. Medizinethik ist eine angewandte Ethik, also praktische Philosophie, aber sie verwendet auch empirische Methoden, zum Beispiel aus der Sozialwissenschaft. Ihr Ziel ist es, Theorie und konkrete Praxis zusammenzubringen und am Ende des Tages sagen zu können, was richtig und gut ist. Ich mag das interdisziplinäre und anwendungsnahe Arbeiten mit einer Kombination von Expertisen und Methoden, die man kaum in einem anderen Bereich so findet.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

In meiner Arbeit geht es um die ethischen Auswirkungen des Einsatzes von digitalen Gesundheitstechnologien. Was bedeutet es, wenn eine künstliche Intelligenz an der Diagnose beteiligt ist? Können und dürfen Roboter menschliche Pflege ersetzen? Sollten wir generative künstliche Intelligenz in der Psychotherapie einsetzen? Bei diesen Fragen geht es ganz oft darum, was wir mit solchen Technologien machen: Was sind die Folgen, Auswirkungen und Risiken. In meiner Forschung drehe ich das Bild um. Ich frage zuerst, was macht die Technologie mit uns? Wie verändert sich unsere Wahrnehmung und unsere Art zu handeln mit Technologie? Und ist das gut?

Dieser andere Blick ist spannend, weil er offenlegt, dass die Technologien, die uns im Gesundheitsbereich mittlerweile überall umgeben, eben keine einfachen neutralen Werkzeuge sind, die man nur gut oder schlecht benutzen kann. Sie sind selbst „wertbeladen“ und können unser Handeln in bestimmte Richtungen beeinflussen. Das zu verstehen, darüber zu reflektieren und damit umgehen zu können ist sehr wichtig.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet rasant voran. Neue Gesundheitstechnologien bieten viele Potenziale aber auch große Risiken. Ein verantwortlicher Umgang mit solchen Technologien setzt Wissen darüber voraus, was ethisch angemessen ist. Diese Fragen betreffen individuell jeden, der schon einmal ein Arzt besucht hat und unsere Gesellschaft als Ganzes, die sich demokratisch darüber verständigen muss, was für eine Gesundheitsversorgung wir in Zukunft wollen.  

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Medizinethikerinnen und Medizinethiker arbeiten nicht nur in der akademischen Forschung, sondern oft auch im Rahmen der konkreten ethischen Beratung – sei es in der medizinischen Forschung oder in der Krankenversorgung. Ich bin im Moment unter anderem in der forschungsethischen Beratung eines Projektes der European Research Commission tätig und gründe gerade mit Kolleginnen und Kollegen eine außerklinische Ethikberatung für Brandenburg.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Ich fürchte ich bin ein Nerd. Neben einer ausgeprägten Leseleidenschaft verliere ich mich leidenschaftlich gern in mitunter ziemlich spleenigen Technikprojekten. Von einer KI, die nachts die Füchse in meinem Garten auseinanderhält bis hin zu allen möglichen kleinen Gadgets und Helferlein. Gibt es nicht? Dann bau ich‘s halt! Geht oft genug schief, ist aber immer kurzweilig.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Mein idealer Tag beginnt mit einem späten Frühstück, danach gehe ich ein kleines bisschen Sport machen und widme mich dann irgendeinem verschrobenen kleinen Bastelprojekt oder verbringe Zeit mit meiner Familie. Nachmittags kommen vielleicht meine Geschwister zum Kaffeetrinken vorbei und abends treffe ich mich mit ein paar Freunden und wir spielen was zusammen. Irgendwann, wenn es ruhig wird, krabbel ich noch ein bisschen in meinen Lieblingssessel und lese ein paar Seiten bevor ich einschlafe.

Bitte begrüßt Joschka ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, February 16, 2025

Was fördert und hemmt Vertrauen in Wissenschaft? Marlene Altenmüller ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Marlene Altenmüller (@marlephie.bsky.social)! Marlene ist Sozialpsychologin und leitet seit Oktober 2024 als Juniorprofessorin das Science Reception Lab am Leibniz-Institut für Psychologie in Trier. Davor war sie sechs Jahre lang Mitarbeiterin in der Sozialpsychologie an der LMU München, wo sie 2022 auch zu Vertrauen in Wissenschaft promovierte. Sie hat in Marburg Psychologie (B.Sc. & M.Sc.) und Kunstgeschichte mit Geographie (B.A.) studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Wissenschaftsrezeption und -kommunikation, soziale Metawissenschaft und Kunstrezeption und Museumserlebnis.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich hatte schon immer das "Problem", dass ich mich für sehr viel Verschiedenes interessiert haben. Nach dem Abitur war die Entscheidung, was ich studieren soll, für mich sehr schwer, so viele Fächer kamen in Frage und so viele Berufe hätte ich spannend gefunden. Ich entschied mich schließlich für die Psychologie, weil ich hier das Gefühl hatte, etwas Handfestes zu studieren, das viele Felder vereint (Natur-, Sozial-, Lebens-, und auch ein bisschen Geisteswissenschaften, von allem etwas), mit dem mir aber immer noch alle Türen offen standen (Wirtschaft, Beratung, klinisch-therapeutische Praxis, Journalismus,... und auch Forschung). Am Ende meines Studiums und nach ein paar Praktika wusste ich dann zumindest, dass es eher nicht die wirtschaftliche oder klinische Praxis werden sollte, da hatte es einfach nicht so geklickt. Da war stattdessen dieses hartnäckige Gefühl, dass ich noch nicht fertig damit war, Neues zu lernen und die Welt um mich herum tiefer ergründen und verstehen zu wollen. Zudem hatte ich im Rahmen meiner Abschlussarbeiten und meiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft eine besondere Liebe für die Sozial- und Persönlichkeitspsychologie entwickelt. Somit war mir klar: Da muss noch eine Promotion kommen. Ich bekam eine Lehrstuhlstelle in der Sozialpsychologie an der LMU München, wo ich wirklich optimal gefordert und gefördert wurde: Ich konnte meine eigenen Forschungsinteressen verfolgen, bekam Einblicke in die Forschungscommunity und sammelte umfangreiche Lehrerfahrung. Da war dann doch schnell klar: Sozialpsychologie, Wissenschaft, Uni, Lehre - das passt, hier will ich bleiben. 

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Schwerpunktmäßig befasse ich mich mit Wissenschaftsrezeption. Das bedeutet, ich erforsche wie Laien, aber auch Forschende selbst, auf Wissenschaft blicken. Dabei beschäftige mich mit Fragen wie: Was fördert und hemmt Vertrauen in Wissenschaft? Oder, wie denken Menschen über die Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft? Meine Forschung baut meist auf sozialpsychologische Theorien auf, beispielsweise zu Stereotypen über Forschende (die "kalten, aber kompetenten Nerds im Elfenbeinturm"), und nutzt sozialpsychologische Methoden, insbesondere experimentelle Fragebogenstudien, die ich online, im Feld und im Labor durchführe. Aber ich reichere diese quantitativen Daten gern auch mit weiteren Informationsquellen an, zum Beispiel mit qualitativen Erkenntnissen aus offenen Texten und Interviews oder Verhaltensdaten aus Virtual Reality Settings, Social Media oder Museen. 

 

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Am Thema Wissenschaftsrezeption finde ich so toll, dass es nicht nur gesellschaftlich relevant und nützlich ist, sondern mir auch Berührungspunkte mit allen möglichen wissenschaftlichen Disziplinen und Inhalten bietet. Ich arbeite zum Beispiel mit Wissenschaftsmuseen zusammen, wobei ich Einblicke in Themen wie die Meeresforschung, Chemie, und Wissenschaftsgeschichte erhalte und gleichzeitig etwas über Museumsdidaktik und Museumsmanagement lernen. Mit meinem Forschungsthema bin ich in ganz verschiedenen Kontexten unterwegs, von der sozialpsychologischen Grundlagenforschung, über interdisziplinäre Kooperationen bis zur Anwendung in Museen, Politik und Medien. Ich liebe diese Vielfalt und das Gefühl, zu realen Herausforderungen beitragen zu können.

 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Alles um uns herum ist (oder könnte) durch Wissenschaft informiert werden. Wissenschaft hilft uns, uns in unserer komplexen Welt zurecht zu finden und Entscheidungen zu treffen - im Alltäglichen genauso wie in Krisenzeiten: Welche Lebensmittel sind gesund und unbedenklich und was sagt eigentlich die Smartphone-App, ob es gleich regnet? Wie kann eine Pandemie wirksam eingedämmt und die Klimakrise bewältigt werden? Wir leben in einer so hochspezialisierten Welt, dass wir uns eigentlich ständig auf wissenschaftliche Expertise verlassen müssen. In anderen Worten: Ohne Vertrauen in Wissenschaft wird es schwierig in unserer Gesellschaft. Daher ist es wichtig, einerseits Wege zu finden, Wissenschaft und ihre gesellschaftliche Funktion besser zu kommunizieren und zu vermitteln, und andererseits, Wissenschaft und ihre Erkenntnisprozesse selbst besser zu machen. Zu beide Perspektiven kann die Psychologie mit ihrem Blick auf menschliches Erleben und Verhalten beitragen.


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Was ist zusätzlich, was ist extern in der Forschungswelt? Irgendwie gehört ja alles zusammen und die Grenzen sind fließend. Ich bin seit vergangenem Oktober Juniorprofessorin am Leibniz-Institut für Psychologie und leite dort das Science Reception Lab. In dieser neuen Funktion sind für mich einige zusätzliche Aufgaben sowohl als Gruppenleitung als auch als Teil der Institutsleitung dazu gekommen. Mehr zum Stellenwechsel und meiner Arbeit als Juniorprofessorin dann in der Woche.


Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe meine Hobbies auch zum Teil meines Berufs gemacht: Ich beließ es nicht beim Psychologie-Studium, sondern absolvierte parallel aus Interesse auch noch ein Bachelorstudium in Kunstgeschichte und Geographie. Ich liebe Museen und Kunst und habe mittlerweile die Kunstrezeptionsforschung zu einem zweiten psychologischen Forschungsschwerpunkt gemacht. Außerdem kann ich mich sehr für Tiere und Pflanzen begeistern, was ich unter anderem als gelegentliche Bürgerforscherin (Vögel zählen!) auslebe - und nun habe ich auch ein Forschungsprojekt über Citizen Science.


Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, Frühstück, Stadtspaziergang, Museumsbesuch, Café. Oder nach draußen in die Berge.



Bitte begrüßt Marlene ganz herzlich bei Real Scientists DE!

Sunday, February 9, 2025

Genetische Methoden für den Naturschutz! Gernot Segelbacher ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Gernot Segelbacher (@gsegelbacher.bsky.social)! Gernot studierte an der Universität Tübingen Biologie, mit den klassischen Fächern Zoologie, Botanik und Geologie. Danach promovierte er an der TU München im Bereich Molekulare Ökologie. Nach einem Post-Doc am MPI für Ornithologie in Radolfzell wechselte er an die Universität Freiburg. Dort forscht und unterrichtet er als apl. Professor. Seine Forschung konzentriert sich auf molekulare Methoden im Naturschutz und der Umsetzung von genetischen Ansätzen in Politik und Management von Schutzgebieten.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Das Interesse an Natur hatte ich seit meiner Kindheit - und irgendwann ist dann das Hobby zum Beruf geworden. Prägend waren dabei vor allem meine Zeit an der Universität Tübingen und Auslandsaufenthalte in Finnland und Schweden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Für Naturschutz habe ich mich als Ornithologe schon immer interessiert. Zu Beginn meines Studiums der Biologie wurde uns damals noch verkündet, dass wir damit auf jeden Fall arbeitslos werden. Ich habe dann dennoch das Studium angefangen und abgeschlossen. Die faszinierenden Möglichkeiten genetischer Methoden, auch für den Naturschutz, hat mich dann dazu bewogen in diesem Feld zu promovieren. Und es ist superspannend zu sehen wie schnell sich Methoden und Analysen entwickeln. Die Umsetzung in die Praxis find ich nach wie vor reizvoll und spannend.

 

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Ich arbeite an der Schnittstelle von Forschung und Naturschutz und versuche mit modernen genetischen Methoden Erkenntnisse für Naturschutzmanagement zu liefern. Das bedeutet zum einen Laborarbeit, Auswertungen und natürlich das Schreiben von Publikationen. Die Betreuung von Studierenden, Doktoranden und Post-Docs ist ebenfalls Bestandteil der Arbeit, genauso wie die Lehre zu unterschiedlichsten Themen (von Naturschutzgenetik bis Ökophysiologie).  Gleichzeitig engagiere ich mich international im Bereich der Naturschutzpolitik in verschiedenen Netzwerken und Verbünden. Daher gehören auch sehr viele Videokonferenzen zu meiner Arbeit.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Ich arbeite an der Schnittstelle von Forschung und Naturschutz. Auch wenn mittlerweile genetische Methoden weit etabliert sind, ist es für viele Praktiker immer noch ein Buch mit sieben Siegeln und die Anwendungsgebiete unklar. Gleichzeitig haben wir ja auch einen internationalen Auftrag zur Erfassung und um Monitoring genetischer Vielfalt. Während das Artensterben für viele Menschen zumindest ein Begriff ist, ist der Verlust genetischer Vielfalt für viele noch unbekannt. 


Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Ich leite unter anderem die Conservation Genetic Specialist Group der IUCN und engagiere mich innerhalb der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bodensee.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Vögel beobachten und rund ums Jahr Schwimmen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?

Gerne bin ich in den Bergen unterwegs und mache eine lange Wanderung.


Bitte begrüßt Gernot ganz herzlich bei Real Scientists DE!