Monday, March 17, 2025

Von der Biomedizin zur Wissenschaftspolitik - Tobias Hoffmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Tobias Hoffmann (@tobias1hoffmann.bsky.social)!
Tobias hat einen PhD in Biomedizin, und hat in Barcelona zu einem Regulator des mRNA splicing geforscht, der in Blasenkrebs häufig mutiert 
ist. Die Corona-Pandemie und eine Summer-School zu Science Diplomacy weckten in ihm dann aber den Wunsch in die Wissenschaftspolitik zu 
schnuppern. Das hat ihm dann so gut gefallen, dass er schlussendlich in einer Behörde in der Wissenschaftspolitik (bzw. Science Policy) gelandet 
ist. Jetzt wirbt er leidenschaftlich dafür, dass sich die akademische Forschung und die Politik aufeinander einlassen und die gegenseitigen Logiken und Denkweisen kennenlernen, sodass wir dann bei besserer (und Evidenz-basierter) Politik rauskommen. Er glaubt, dass es dafür auch mehr Menschen braucht, die (immer mal wieder) die Seiten wechseln.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich glaube wie bei vielen Naturwissenschaftlern war es ein Interesse daran, wie Dinge funktionieren. Ich fand in der Schule die Kombination aus Bio und Chemie super spannend, am Ende geht es ja dabei darum wie 
Leben funktioniert. Darum habe ich Biochemie in Halle/Saale studiert. Über Praktika wurde dann immer klarer, dass ich die Krebsforschung am spannendsten fand, dabei geht es auch noch ein bisschen um Evolution. Das war mein Lieblingsthema aus dem Bio-LK.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Obwohl ich mein Promotionsprojekt super spannend fand, waren die Ergebnisse nicht ganz so leicht in Publikationen umzumünzen. Nach dem PhD habe ich daher gemerkt, dass ich für einen Postdoc wieder ein ganz neues Projekt von Grund auf starten müsste. Das hat sich irgendwie so angefühlt, als würde man das Gleiche noch einmal von vorne machen. Daher 
war ich, glaube ich, offen für neue Impulse. Darum habe ich auch eine Summer School in Science Diplomacy gemacht und bin da auf Menschen 
gestoßen, die ebenfalls nach Wegen gesucht haben Wissenschaft in andere Richtungen und globaler zu denken. Das war extrem inspirierend und es tat richtig gut mal wieder herauszuzoomen und statt ein einzelnes 
Protein zu studieren mal wieder die Wissenschaft als Ganzes wahrzunehmen. Außerdem war ich zur Zeit der Pandemie in Spanien und fand den Kontrast beim Umgang mit der Pandemie zwischen Spanien und 
Deutschland extrem krass. Seitdem immer mehr darüber nachgedacht, wie man wissenschaftliche Erkenntnisse effektiv in die Politik einbringen 
kann.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Am Ende ein Bürojob. Das war schon eine Umgewöhnung, aber wenn man ein bisschen sucht ist man immer in der Nähe von Wissenschaft und coolen 
Ergebnissen. Außerdem ermöglicht es der Job ganz neu über Wissenschaft nachzudenken. Lohnt sich Förderung von Wissenschaft volkswirtschaftlich? 
Warum ist es sinnvoll, dass möglichst viele Forschende internationale Erfahrungen sammeln? Außerdem haben immer mehr gesellschaftliche Probleme eine ganz explizite Wissenschaftskomponente? Dabei ist die 
Klimakrise nur die offensichtlichste. Das gleiche gilt bei Fragen von neuen Technologien oder wenn es um Daten oder Medizin geht. Die Wissenschaft möchte dabei gerne mehr gehört werden, nicht immer lässt 
sie sich dabei aber auf die Funktionsweisen von Politik ein. Daran mitzuwirken, dass diese Science-Policy-Dialog besser wird, finde ich 
super spannend.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Ganz viel Information geht verloren, weil Wissenschaft und Politik nicht dieselbe Sprache und Geschwindigkeit haben. Wo Wissenschaft sich hütet 
vorschnelle Schlüsse oder absolute Aussagen zu treffen, muss die Politik das manchmal tun. Manche Erkenntnisse von Wissenschaft haben erst 
Jahrzehnte später Impact, dann aber massiv. Viele fordern mehr Evidenz in der Politik, gleichzeitig wäre eine Technokratie wohl etwas was die wenigsten wollen. Zum Glück gibt es viel Raum dazwischen, aber manchmal müssen Entscheidungen getroffen werden, ohne das definitive Evidenz vorliegt. Es ist also ein konstantes Abwägen und Aushandeln. Das kann 
anstrengend sein, aber genau deshalb täte es uns gut, wenn wir uns mehr aufeinander einlassen.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wer Citizen Science mag, kann sich im April die City Nature Challenge anschauen. Dabei machen sich weltweit Menschen an einem Wochenende in ihrer Stadt mit Kamera auf die Suche nach wildlebenden Tieren, Pilzen und Pflanzen und dokumentieren diese. Über inaturalist.com können die Beobachtungen dann hochgeladen und bestimmt werden. Ich finde das immer wieder eine gute Art einerseits die Nachbarschaft kennenzulernen, draußen zu sein, andererseits aber auch global gemeinsam von der 
Biodiversität begeistert zu werden. Ich mache da bestimmt wieder mit. Dieses Jahr ist die Challenge vom 25.4. bis zum 28.4. Viele Städte 
machen auch in Deutschland mit (u.a. Berlin, Hamburg, Osnabrück, Kiel). Hier der Link: https://www.citynaturechallenge.org/ (Wenn Deine Stadt nicht mitmacht, gibt es auch auf iNaturalist ein globales Projekt für alle Interessierten ohne teilnehmende Stadt).

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? 
Morgens wandern, ein schönes Picknick bei Sonnenschein und dann abends ein Kaltgetränk auf einer Terasse mit Sommerfrüchten.

Bitte begrüßt Tobias ganz herzlich auf dem Kanal!


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