Ihren Doktor hat sie 2014 in Nijmegen in den Niederlanden verteidigt, ihre Dissertation
beschäftigt sich mit Computermodellen des frühen Spracherwerbs. Ihre ersten Schritte in der Wissenschaft hat sie in Deutschland gemacht und im beschaulichen Osnabrück
Kognitionswissenschaften studiert, unterbrochen von einem Erasmus
Semester in Lissabon.
Ich
komme aus einer Akademikerfamilie und hatte deswegen quasi keine Wahl.
Es war zumindest schon immer klar dass ich Abitur mache und dann
studiere. Mit den Kognitionswissenschaften und der Frage, wie das Gehirn
und Denken so funktionieren, habe ich dann aber auch direkt ein Thema
gefunden, das mich seit nun über 10 Jahren begeistert. Ich glaube, ohne
die Unterstützung aus meinem Umfeld hätte ich diesen Schritt nie gewagt,
ein Fach zu studieren, bei dem es ausserhalb der Forschung keinen klar
definierten Beruf wie etwa Psychologe oder Mediziner gibt. Dank einer
guten Portion Glück habe ich bisher auch immer wieder einen weiteren
Schritt in der Wissenschaft machen können. Derzeit bin ich aber wieder
auf Jobsuche, drückt mir die Daumen, dass es auch weiterhin in der
Wissenschaft klappt. Sonst muss ich halt ein Café am Meer aufmachen.
Ich bin da
ein bisschen reingerutscht, allerdings mit weit offenen Augen. Ich habe
viel ausprobiert, auch künstliche Intelligenz und Philosophie, aber
hatte am meisten Spass an der Frage, wie Sprache verarbeitet werden
kann. Das habe ich dann auch in meiner Bachelorarbeit untersucht. Im
Master stiess ich dann auf widerspruechliche Theorien wie Kinder ihre
Muttersprache lernen, und ich hatte eine Idee, wie sich ein besonderer
Diskussionspunkt testen lassen könnte. Dabei habe ich dann auch direkt
die Erfahrungen aus meinem Bachelorprojekt anwenden können. Und schon
war ich Teil eines grossartigen Babylabs und einer Gemeinschaft von
Sprachforschern. Es ist mittlerweile fast wie ein Klassentreffen, wenn
ich auf bestimmte Konferenzen fahre und Leute, die ich vor 8 Jahren
kennengelernt habe, wiedersehe.
Ein weiterer
Reiz ist die Vielfältigkeit der Arbeit. Manchmal bin ich
Sprachwissenschaftlerin, manchmal Psychologin oder Computerlinguistin.
Ich kann somit meine Ausbildung in verschiedenen Gebieten der
Kognitionsforschung immer wieder Anwenden und Erkenntnisse aus
verschiedenen Methoden kombinieren, um neue Einsichten oder
Forschungsideen zu erhalten.
Meine
Arbeit ist durch ihren interdisziplinären Charakter sehr vielfältig.
Manchmal sitze ich viel vor dem Computer und programmiere und/oder
schreibe (man muss ja auch seine Programme vernünftig kommentieren!),
dann wieder habe ich viele Projekte mit Kollegen und treffe mich mit
ihnen (meist via Skype und co) um sicher zu stellen, dass die Arbeit
weitergeht. Ich teste auch Kleinkinder im Babylab und interagiere dabei
viel mit Familien, das ist ein ganz besonderer Aspekt meiner Arbeit, der
mich sehr inspiriert und mir viel Spass macht. Natürlich ist es auch
anstrengend, weil man kleinen Kindern schwer sagen kann, dass sie jetzt
doch bitte 5 Minuten stillsitzen. Es ist mein Job als Versuchsleiter,
das Experiment so spannend und kurzweilig wie möglich zu gestalten,
damit der Besuch für die ganze Familie angenehm ist und ich gleichzeitig
ein paar Daten erheben kann.
Dann halte ich auch wieder
Vorträge und besuche Konferenzen und Workshops, wo ich zumeist mit
andern Forschern interagiere und sowohl deren neueste Projekte sehe als
auch Feedback auf meine Arbeit und Ideen einhole.
Das
wird jetzt viele überraschen: Es ist noch überhaupt nicht geklärt, wie
genau Babies Sprache lernen. Es gibt also noch viele offene Fragen. Wir
wissen allerdings schon einige Dinge, die wichtig sind, etwa dass man
schon früh viel mit Kindern interagiert. Diese werden aber zu wenig
kommuniziert.
Ich rede immer wieder mit interessierten
Eltern, und beide Seiten lernen viel von diesen Interaktionen. Eltern
haben heutzutage eine Wahnsinnsaufgabe und sind so vielen Erwartungen
und gutgemeinten Ratschlägen ausgesetzt; nicht alle sind wirklich
wissenschaftlich fundiert. Ausserdem ändert sich die Einstellung zum
Elternsein (ist es etwa Lebensmittelpunkt, Pflicht, oder eine Art Hobby)
kontinuierlich, so dass es schwer ist, von den Erfahrungen der eigenen
Eltern zu lernen. Dazu kommen noch kulturelle Unterschiede, Kinder haben
in den Niederlanden zum Beispiel schon einen anderen Status als in
Deutschland. Dies Alles beeinflusst, wie wir mit Kindern (den eigenen
wie auch fremden) und Eltern umgehen. Es kann also nur helfen, wenn wir
zum einen besser verstehen was für Kinder gut und wichtig ist, und zum
anderen wissen, wo man vielleicht auch etwas entspannter rangehen kann.
Was
ich nicht kann, ist Diagnosen zur Sprachentwicklung stellen, sei es via
Twitter oder im Labor. Ich habe weder die entsprechende Ausbildung,
noch sind meine Experimente auf solche Aussagen ausgelegt. Da ich
Grundlagenforschung betreibe, sind meine Ergebnisse zum "typischen"
Erwerbsverlauf langfristig auch für Diagnosen relevant, dazu bedarf es
aber noch einiger Jahre an Studien.
Neben meiner Forschung habe ich noch mit meiner Kollegin Sho einen Blog names CogTales,
wo wir regelmaessig ueber Wissenschaft und das Leben als weibliche
Juniorwissenschaftlerinnen schreiben. Hier blogge ich auch über meine
extrakurrikulären Aktivitäten, wie etwa die Organisation der monatlichen
R-Ladies Treffen (hier schreibe ich mit meiner Kollegin Page, warum wir das tun) oder die erfolgreiche #barbarplots Kickstarter Kampagne.
Dann leite ich einmal pro Woche eine Deutschgruppe für Kollegen, die gern besser die Sprache sprechen möchten.
Meine Hobbies sind vielleicht
etwas langweilig, aber ich bin stolz darauf, mir Zeit nehmen zu können
um ihnen nachzugehen. Zum einen backe ich sehr gern, manchmal auch etwas
experimenteller. Leider gibt es in Frankreich nicht alle Zutaten für
mein Lieblingsrezept: Schokomuffins mit Quarkfüllung. Mein anderes Hobby
kann ich auch oft mit dem Beruf verbinden, denn ich reise unheimlich
gern und dank verschiedener Konferenzen habe ich schon so manchen
spannenden Ort besucht, an den es mich sonst nicht so schnell
verschlagen hätte. Mein Fernweh ist aber auch schon mit dem Leben im
Ausland gut bedient, auch nach 3 Jahren noch entdecke ich neue Ecken in
Paris und Umgebung, es wird also nie langweilig.
Mein idealer freier Tag
besteht entweder aus einem Tag am Meer, natürlich im Strandkorb und mit
viel Sonne, oder einer Stadterkundung, am Liebsten mit Brunch und vielen
spannenden Ecken, die man entdecken kann. Das überrascht jetzt sicher
nicht bei meiner Reiselust.
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