Es freut uns sehr, euch unseren neuen Kurator vorzustellen: Lars Dittrich (@dittrich_lars), Postdoc am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn! Lars hat in Köln Biologie studiert und promovierte über visuelle Kategorisierung in Tauben, im Rahmen der International Graduate School of Neuroscience in Bochum.
Hier ist Lars in seinen eigenen Worten:
Ich wollte mich im Studium möglichst die ganze Zeit mit etwas beschäftigen, das ich spannend finde. Deswegen habe ich das Fach Biologie gewählt. Das habe ich nie bereut. Von da an bin ich immer in die Richtung weitergegangen, wo mich meine Fragen hingetrieben haben. Weil immer neue Fragen dazugekommen sind, wollte ich in der Wissenschaft bleiben. Da darf ich mich nicht nur ausgiebig mit Fragen beschäftigen, die mich interessieren, ich werde auch noch dafür bezahlt. Ist doch geil!
Mäuse müssen genauso schlafen wie Lars
Eine der abgefahrensten schlafbezogenen Krankheiten ist die tödliche familiäre Schlaflosigkeit (FFI, für fatal familial insomnia). Das ist eine sehr seltene Erbkrankheit. Patienten führen ein ganz normales Leben und wissen oft gar nicht, dass sie das haben. Irgendwann im mittleren Alter, so 40-50, entwickeln sie schlagartig enorme Schlafprobleme. Das geht schnell so weit, dass sie überhaupt gar nicht mehr schlafen können (zumindest in ihrer subjektiven Wahrnehmung - wissenschaftlich ist ja immer alles ein bisschen komplizierter). Entsprechend schnell bauen sie ab. Innerhalb von etwa einem Jahr fallen sie ins Koma und sterben.
Mein Chef ist Molekularbiologie und hat eine Maus gezüchtet, die die gleiche Mutation trägt wie Menschen mit FFI. Ich untersuche jetzt, wie die Mutation das Schlafverhalten der Maus ändert.
FFI ist eine Mutation des Gens für das Prionprotein, das z.B. auch bei Rinderwahnsinn (BSE) eine Rolle spielt. Das Projekt ist deswegen gleichermaßen spannend für Leute, die an neurodegenerative Erkrankungen forschen, wie für Leute, die verstehen wollen, wie Schlaf funktioniert. Perfekt für mich.
Meine Arbeit ist in erster Linie Grundlagenforschung. Ich will verstehen, wie Sachen funktionieren. Wir alle müssen schlafen. Jeden Tag. Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn man nicht ausreichend geschlafen hat. Aber warum ist das so?! Wie funktioniert das?! Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie sich irgendjemand NICHT dafür interessieren kann. Aber wem das nicht reicht, dem sei gesagt, dass Schlaf eine sehr wichtige Rolle für unsere Gesundheit spielt. Vermurkster Schlaf erhöht das Risiko für alle möglichen Krankheiten, einschließlich Krebs und Alzheimer. Jeder Dritte kann nicht so schlafen, wie er das gerne hätte. Unsere Möglichkeiten da zu helfen, sind bescheiden (Schlafmittel sind langfristig nix, Verhaltenstherapien helfen, aber könnten besser sein). Außerdem wüssten aktive Menschen gerne, wie viel Schlaf denn unbedingt sein muss und was genau passiert, wenn man denn weniger kriegt. Vielleicht wüssten sie auch gerne, was man machen kann, um mit weniger Schlaf auszukommen und trotzdem gesund zu bleiben. Um hier mit Rat und Tat (sinnvoll) zur Seite stehen zu können, müssen wir zuerst die Grundlagen verstehen. Ohne Grundlagenwissen keine richtigen Antworten und keine Ansatzpunkte für Therapien oder Medikamente.
Ich bin ehrenamtlich in einer Tierschutzkommission tätig. Da werden beantragte Tierversuche genau unter die Lupe genommen. Wenn Tiere schon für die Wissenschaft geopfert werden müssen, dann bitte mit so wenig Beeinträchtigungen für die Tiere wie möglich, und nur so, dass auch ganz klar ein wissenschaftlicher Nutzen entsteht. Wir prüfen dann z.B., ob die Wissenschaftler auch die Methoden benutzen, die am wenigsten Schmerzen für die Tiere bedeuten, oder ob man die Fragestellung nicht sogar ganz ohne Tiere beantworten könnte. Auch ob vorher durchgerechnet wurde, wie viele Tiere man für diesen Versuch wirklich benötigt. Mehr als nötig werden nicht bewilligt. Weniger als nötig aber auch nicht. Wenn ein Tierversuch statistisch „underpowert“ ist, dann weiß man nachher genauso wenig wie vorher, und die Tiere sind umsonst gestorben. Sowas würden wir dem Antragsteller um die Ohren hauen. In so einer Kommission sitzen Wissenschaftler und Tierschützer gemeinsam. Unser Ergebnis wird als Ratschlag an die zuständige Behörde übermittelt, die dann über den Antrag entscheidet.
Wenn ich Zeit finde, mache ich Wissenschaftskommunikation für interessierte Laien. Ich habe ein paar Erklär-Videos auf Youtube (Kanal: Lars und die Welt) und gerade eine öffentliche Facebookseite angefangen (facebook.com/LarsUndDieWelt).
Außerdem bin ich bei Pro-Test-Deutschland e.V. aktiv. Das ist ein gemeinnütziger Verein, hauptsächlich von jungen Wissenschaftlern. Wir erklären aus unserer Perspektive, warum wir die Tierversuche, die wir machen, für notwendig und ethisch gerechtfertigt halten. Das machen wir über unsere Homepage, soziale Medien und öffentliche Veranstaltungen, z.B. Diskussionsrunden oder Stände in Fußgängerzonen.
Ich halte mich fit mit Brazilian Jiu-Jitsu. Großartiger Sport!
Wie sieht dein idealer freier Tag aus?
Mit meiner Lebensgefährtin und unserem einjährigen Sohn. Wir gehen z.B. in den Zoo oder einfach spazieren. Ich freue mich schon darauf, dass es bald wärmer wird, weil er jetzt langsam alt genug für den Spielplatz ist.
Bitte heißt Lars ganz herzlich bei Real Scientists DE willkommen!
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