Sunday, July 19, 2020

Wie Licht unser Leben beeinflusst - Manuel Spitschan ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unseren neuen Kurator Manuel Spitschan (@mspitschan) vorstellen! Manuel ist University Research Lecturer an der University of Oxford. Ursprünglich aus Norddeutschland, hat er die meiste Zeit seines Lebens im englischsprachigen Ausland verbracht: Nach Stationen in St. Andrews (Undergraduate-Studium in Psychologie), Philadelphia (Promotion) und Stanford (Postdoc 1) arbeitet er seit September 2017 in Oxford. Im Rahmen eines Fellowships vom Wellcome Trust war er zwischenzeitlich am Zentrum für Chronobiologie in Basel tätig, mit dem er weiterhin zusammenarbeitet. Seine Forschung bearbeitet die Frage, wie Licht auf den Menschen wirkt – sowohl in Bezug auf das Sehen, als auch in Hinblick auf die “nichtvisuelle” Wirkung von Licht (z.B. Unterdrückung von Melatoninsekretion oder Verschiebung der inneren Uhr durch Lichtexposition).


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 

Tatsächlich bin ich über eine glückliche Kette von meist zufälligen Umständen in der Wissenschaft gelandet. Mein Studium fing ich am University College Roosevelt in Middelburg an, das in Anlehnung an amerikanische Colleges eine Breite (Aus)bildung vorsieht. Im Sommer nach meinem ersten Studienjahr hatte ich das Glück, in einer neurowissenschaftlichen Gruppe mit Forschungsrichtung Schlaf in Amsterdam (Prof. Eus van Someren/Prof. Ysbrand van der Werf) ein Praktikum zu machen. Dies gefiel mir sehr gut. Ich habe dann die Uni gewechselt und mich auch für das Psychologiestudium entschieden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort? 
Mein jetziges Forschungsthema ist die Wirkung von Licht auf ‘nichtvisuelle’ Funktionen, also die Synchronisierung unserer inneren Uhr mit dem Tag-Nacht-Wechsel von Licht, Einfluss von Licht auf unseren Hormonhaushalt und die Regulierung der Pupillengröße durch Licht. Dieses Thema ist unglaublich interdisziplinär, da viele Felder in der Bearbeitung der Forschungsfragen wichtig sind: Genaue Messung von Lichtbedingungen, Verständnis des Sehsystems, etc. Ich bin zur Zeit noch einer der wenigen, der mit einem Fuß in der “Vision Science” und mit dem anderen Fuß in der Chronobiologie steht.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 
Ich verbinde Methoden aus der experimentellen Psychologie, den visuellen Neurowissenschaften und der Chronobiologie, um die Frage “Wie wirkt Licht auf den Menschen?” zu beantworten. Dabei gehe ich integrativ vor und versuche, die besten Methoden zur verwenden, um diese Frage und weiterführende Fragen zu beantworten. Manche Studien führe ich unter sehr kontrollierten Bedingungen im Labor durch, andere im Feld.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Licht beeinflusst unsere innere Uhr und kann daher sowohl negative als auch positive Auswirkungen haben. Licht zur falschen Zeit (zum Beispiel am biologischen Abend oder in der Nacht) verschiebt den Zeiger unserer inneren Uhr. Dies kann zur Folge haben, dass wir im permanenten “Jetlag” leben und unsere Physiologie nicht mehr synchroniert ist, was langfristig zu Problemen führen kann. Andererseits kann uns Licht am Morgen einen Boost geben. Da wir alle eine innere Uhr haben und uns Licht aussetzen, ist dieses Forschungsthema quasi universell. Ein basiswissenschaftliches Verständnis von den biologischen Wirkungen von Licht ist daher sehr wichtig zum Beispiel für evidenzbasierte Empfehlungen, welchem Licht wir uns wann aussetzen sollten.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 
Seit 2018 bin ich Vorsitzender der fachwissenschaftlichen Gruppe “Color Technical Group” in der Optical Society, einer wissenschaftlichen Gesellschaft. Als Vorsitzender organisiere ich Symposien, soziale Events bei Konferenzen und insbesondere in letzter Zeit sehr gut besuchte kostenlose Webinars zu verschiedenen Themen im Themenfeld Licht und Farbe.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 
Seit einigen Jahren (nun leider wegen COVID-19 unterbrochen) gehe ich 2x in der Woche Gewichte heben (Powerlifting). Daran fasziniert mich, dass eine besondere, fast tunnelartige Konzentration notwendig ist, die ich in meiner wissenschaftlichen Arbeit manchmal beim sehr konzentrierten Programmieren erfahre.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 
Gut ausgeschlafen bei Sonnenlicht aufwachen, ein Spaziergang mit meinem Hund und dann Frühstück inkl. Milchkaffee mit der Lektüre von einem “Longread”, also einer längeren Reportage. Anschließend eine Wanderung (gerne mit Bergen) oder eine Radtour. Nach einem langen Tag draußen dann ein gesundes Abendessen mit einem Craftbeer.

Bitte begrüßt Manuel ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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