Sunday, November 13, 2022

Wie digitale Ungleichheiten unser Leben beeinflussen! Bianca Reisdorf ist jetzt bei Real Scientists DE!

Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Bianca C. Reisdorf, D.Phil. (@bibireisdorf)! Bianca ist Associate Professor am Department für Kommunikationswissenschaften an der Universität North Carolina – Charlotte in den USA. Ihre Arbeit fokussiert sich auf die Schnittstelle zwischen Ungleichheiten und den digitalen Medien, sowie dem Internet. Dabei liegt ihr Schwerpunkt auf digitalen Ungleichheiten in marginalisierten Populationen. In ihrer Forschung, beschäftigt sich Bianca auch mit dem Internetzugang im Strafvollzug und wie Menschen nach ihrer Entlassung mit der technologieabhängigen Welt umgehen. Zusätzlich interessiert sie sich für die Internetbenutzung über Stellvertreter:innen und wie Internetnutzer:innen Informationen in verschiedenen Medien finden und bewerten.

 

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Mehr oder weniger aus Versehen, wenn ich ganz ehrlich bin. Als ich in meinem Diplomstudiengang Mediensoziologie studierte (Universität Bielefeld), wollte ich eigentlich noch in der PR arbeiten. Als ich dann aber anfing für meine Diplomarbeit zu forschen, merkte ich wie sehr ich die Forschung mag. Das motivierte mich dann zu promovieren (Information, Communication, and the Social Sciences, University of Oxford). 



Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Soziale Ungleichheiten haben mich fasziniert, seitdem ich angefangen habe Soziologie zu studieren. Ich komme selbst von einem "Arbeiterklasse" Hintergrund und fand es unfassbar, dass unser sozialer Hintergrund so einen massiven Einfluss auf unsere weiteren Lebenschancen hat. Als ich begann im Jahr 2007 an meiner Diplomarbeit zu arbeiten, war ich zunehmend interessiert an sogenannten digitalen Ungleichheiten, da sie mit allem verknüpft sind, was wir in unserem tagtäglichen Leben so machen, und Technologie schreitet so schnell voran, dass sich das Ziel der digitalen "Gerechtigkeit" immer weiter nach oben verschiebt. Wir realisieren oft nicht wie viele Bereiche unseres Lebens von digitalen Technologien beeinflusst sind und abhängen und wie digitale Ungleichheiten und digitale Spaltung beeinträchtigen, was wir im Alltag machen können und was nicht. 



Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Meine Forschung befasst sich mit digitalen Ungleichheiten im weitesten Sinne. Das schließt diverse Dinge mit ein, zum Beispiel wo und wie Menschen Internetanschluss haben, was für Endgeräte sie haben und wie gut diese funktionieren, was für digitale Kompetenzen sie haben, wofür sie das Internet benutzen und wie häufig, und wie all diese Dinge in Kombination ihr tägliches Leben beeinflussen. In den letzten 7-8 Jahren habe ich hauptsächlich mit marginalisierten Gesellschaftsgruppen zusammengearbeitet, zum Beispiel gering-verdienende Familien und Menschen, die eine Gefängnisstrafe absitzen oder abgesessen haben. Es gibt so viele Schichten und Nuancen in der digitalen Ungleichheitsforschung und ich freue mich darauf diese Bereiche mit den Real Scientist DE Follower:innen weiter aufdröseln zu können.  



Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Ich glaube die Öffentlichkeit hat begonnen zu realisieren, wie wichtig digitale Gerechtigkeit ist, als die COVID-19 Pandemie zu weitläufigen Lockdowns geführt hat und sich unser alltägliches Leben fast komplett in die Online-Sphäre verschoben hat. Die digitalen Ungleichheiten, über die die Forschung seit 20 Jahren gewarnt hat, wurden schmerzlich offenbart und sowohl die Öffentlichkeit als auch die Politik begannen diese Probleme zu erkennen und auch praktisch anzugehen. Es gibt heutzutage keinen Bereich unseres Lebens mehr, der nicht irgendwie von dem Internet und digitalen Technologien berührt wird. Deswegen ist es sehr wichtig, dass wir diesem Thema Aufmerksamkeit schenken. Ich würde viel Geld darauf verwetten, dass Jede:r, die/der meine Tweets diese Woche sieht jemanden kennt, der von digitaler Ungleichheit in irgendeiner Art und Weise betroffen ist.



Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich arbeite als Freiwillige mit lokalen Organisationen hier in Charlotte und in North Carolina, um die digitale Gerechtigkeit unserer Mitmenschen zu unterstützen. Ich habe das große Privileg, dass ich nicht nur wichtige Forschung betreiben kann, sondern dass ich auch ein aktiver Teil der praktischen Lösung sein kann, und das ist unglaublich bereichernd. Der beste Teil meiner Arbeit ist zu sehen, wie sich das Leben der Menschen ändern kann, wenn sie Endgeräte, Breitband-Internet in ihrem Zuhause, digitale Kompetenzen und technologische Unterstützung bekommen. Natürlich ist die Forschung ein wichtiger Teil der Lösung, da wir evidenzbasierte Lösungen vorschlagen und umsetzen können. 



Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Vielleicht nicht sonderlich spannend, aber ich war mal Ruderin und habe ein paar Halbmarathons absolviert. Ich habe vor knapp einem Jahr meine Tochter Ellis auf die Welt gebracht, also arbeite ich mich erst langsam wieder heran an die Halbmarathon-Fitness. ;-)



Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen (haha, geht nicht wirklich mit einem Baby), eine schöne entspannte Tasse Kaffee und ein großes Frühstück (Brunch wäre ideal), und dann ein langer Spaziergang mit unserem Hund und Ellis. Wenn das Wetter schön ist, treffe ich mich sehr gerne mit Freunden zum Spazieren, Laufen, oder Wandern (wir haben hier in der Nähe viele schöne Ecken zum Wandern). Später am Nachmittag oder frühen Abend sind wir gerne mit Freunden bei einer unserer Brauereien in der Nachbarschaft. Fun Fact: Charlotte hat mehr als 50 Brauereien, wir haben also viel Auswahl. Wenn ich ganz groß träumen könnte, dann würden wir den ganzen Tag am Strand verbringen. Nordlicht bleibt Nordlicht! 




Bitte begrüßt Bianca ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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