Sunday, May 12, 2024

Der Gärtner der Gene - Robert Hoffie ist zurück bei Real Scientist DE!

Wir begrüßen diese Woche Robert Hoffie bei Real Scientists DE! Robert  (@forscherrobert.bsky.social) hat an der Leibniz Universität Hannover Pflanzenbiotechnologie studiert. Bereits in seiner Masterarbeit hat er mit Genome-Editing-Techniken an Mais gearbeitet. Heute ist Robert Hoffie PostDoc am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben. Dort arbeitet er mit CRISPR/Cas an Gerste, um Genome Editing Methoden weiterzuentwickeln. Neben der Forschung ist Robert Hoffie außerdem in der Wissenschaftskommunikation aktiv. Unter anderem beteiligt ist er Mit-Begründer des Öko-Progressiven Netzwerks und dessen Plattform progressive-agrarwende.org. Als @ForscherRobert bringt er sich in sozialen Medien regelmäßig in den gesellschaftlichen Dialog zur Grünen Gentechnik und neuen Züchtungstechniken ein.




Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Für Natur und Technik habe ich mich schon als Kind sehr interessiert. Ich bin mit Peter Lustig und der Sendung mit der Maus aufgewachsen, die sicher prägend waren. In der Schule waren meine Lieblingsfächer Deutsch und Bio. Es war lange mein Plan, Journalist zu werden, obwohl ich zum Beispiel schon in der 9. Klasse meinen ersten Vortrag über Gentechnik gehalten habe. Während des Abiturs kam ich doch zu dem Entschluss, ein biowissenschaftliches Studium aufzunehmen. Ich wurde auf den Studiengang Pflanzenbiotechnologie an der der Uni Hannover aufmerksam und begann dort nach dem Zivildienst. Ziemlich schnell nach Beginn des Studiums wurde mir klar, dass ich auch danach die wissenschaftliche Laufbahn einschlagen möchte.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Dass ich aus der großen Bandbreite der Biologie eigentlich nur mit Pflanzen arbeiten wollte, war mir von Anfang an klar. Darum habe ich mich für den recht speziellen Studiengang Pflanzenbiotechnologie entschieden. Innerhalb dieses Teilbereichs war das Modulangebot in Hannover aber sehr breit. Von praktischen Anbaufächern im Bereich Gartenbau, über Züchtung bis hin zur Grundlagenforschung in der Molekularbiologie war alles dabei. Für meine Bachelorarbeit habe ich mich in einer Gruppe beworben, die verschiedene Aspekte der Photosynthese erforscht hat. So hätte ich auch gut in der Pflanzenphysiologie landen können. Doch es war gerade ein Thema zur Genregulation in der Photosynthese frei. So wurde es dann die Molekulargenetik. Für die Masterarbeit ergab sich die Möglichkeit, mit der gerade neuen CRISPR-Technik (es war 2015, knapp drei Jahre nachdem die Technik in Bakterien beschrieben wurde) Mutanten in Mais herzustellen. Diese Methode hat mich so beeindruckt, dass ich für meine Promotion gezielt nach einem solchen Thema gesucht habe. So bin ich am IPK gelandet und habe dort in meinem Promotionsprojekt an Virusresistenzen in Gerste geforscht und dabei mit Genome Editing gearbeitet.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Unsere Arbeitsgruppe hat mittlerweile einen deutlichen Schwerpunkt in der Entwicklung von Genome Editing Techniken, allen voran CRISPR, und ihrer Anwendung in Kulturpflanzen. Wir arbeiten vor allem mit Gerste, Weizen, Mais und Leindotter und erschließen auch immer wieder neue Pflanzenarten für diese Methoden. Das zweite Standbein der Gruppe ist die Entwicklung von Zellkultursystemen. Wir erarbeiten Protokolle, mit denen sich aus einzelnen Zellen in In-vitro-Kultur wieder ganze Pflanzen regenerieren lassen - eine Grundvoraussetzung für die Nutzung von Gentechnik. Ich arbeite mittlerweile vor allem an der Methode selbst. Zwar ist es beeindruckend, was bereits mit Genome Editing möglich ist. Aber andererseits kommen wir auch immer wieder an Grenzen und nicht jede genetische Veränderung lässt sich so umsetzen, wie wir es gern hätten. Das Bild vom Texteditor, mit dem wir beliebig den genetischen Code umschreiben können, stimmt für Pflanzen so (noch) nicht. Aber da wollen wir gern hinkommen. 

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Pflanzenforschung ganz allgemein wird häufig unterschätzt. Dabei sind Pflanzen die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Die Photosynthese produziert Sauerstoff und abgesehen von ein paar Bakterien leben alle anderen Lebewesen von Pflanzen oder von Lebewesen die Pflanzen gefressen haben. Die angewandte Pflanzenforschung, wie wir sie am IPK Gatersleben betreiben, steht ganz am Anfang einer langen Kaskade über Pflanzenzüchtung, Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft bis am Ende die Produkte im Supermarkt stehen, die wir alle täglich essen. Das speziellere Thema Gentechnik und mittlerweile zunehmend auch CRISPR hat da sogar noch vergleichsweise viel Aufmerksamkeit. Allerdings ist die Wahrnehmung, wie nützlich diese Methoden sind und ob sie besondere Risiken bergen, zwischen Wissenschaft und der breiteren Gesellschaft doch sehr unterschiedlich. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich in die Diskussion rund um diese Themen einbringen möchte.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?

Wie schon angedeutet, beteilige ich mich ein Stück weit an der Öffentlichkeitsarbeit des Instituts, nehme an Vortragsveranstaltungen oder Podiumsdiskussionen teil. Außerdem bin ich Mit-Begründer des Öko-Progressiven Netzwerks e.V. Mit unserem Verein wollen wir einen evidenzbasierten Nachhaltigkeitsdiskurs unterstützen. Eines unserer Projekte ist die Progressive Agrarwende. Auf diesem Blog und zugehörigen (Online-) Veranstaltungen versuchen wir, das Bild einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu entwickeln, die neue Techniken im Sinne von mehr Nachhaltigkeit nutzt.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Seit ein paar Jahren bin ich in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Es ist ein sehr guter Ausgleich zum Forschungsalltag und dem Engagement beim Öko-Progressiven Netzwerk, weil es mal ganz was anderes als Pflanzenforschung ist. Gleichzeitig ist es eine bunt gemischte Truppe, die davon lebt, dass alle ihre individuellen Kompetenzen einbringen, denn der Feuerwehralltag erfordert häufig kreative und schnelle Lösungen.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)

Ausschlafen, ein leerer Kalender und einfach tun, wonach mir gerade ist. Lesen, Fahrradfahren, im Garten buddeln, Freunde und Familie treffen.


Bitte begrüßt Robert ganz herzlich auf dem Kanal!


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