Diese Woche begrüßen wir Anna S. Brasch auf dem Kanal! Anna (@AnnaSBrasch.bsky.social) ist derzeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im sprachhistorischen Wörterbuchprojekt Wortgeschichte digital an der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Von Haus aus Literaturwissenschaftlerin, verfolgt sie neben der Projektarbeit ein Monographieprojekt zur Wissens- und Literaturgeschichte des Boxens im deutschsprachigen Raum. Zuvor war sie, zunächst als Doktorandin, dann als PostDoc, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bonn. Dort hat sie zum Weltanschauungsroman der Jahrhundertwende und zur Transformation der kurzen Erzählform zwischen 1650 und 1850 geforscht.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Als ich angefangen habe, zu studieren, wollte ich eigentlich in den Journalismus gehen. Neben meinem Studium habe ich auch lange in diesem Bereich gearbeitet – Erfahrungen, die mir bis heute zugutekommen. Ab den ersten Semestern an der Universität hat mich die Wissenschaft dann mehr und mehr fasziniert. Es war für mich daher früh klar, dass ich nach dem Studium eine Promotion anschließen wollen würde. Danach ging es zunächst mit einer PostDoc-Stelle an der Uni Bonn weiter, bevor ich als Lexikografin, sprich: Wörterbuchbearbeiterin, auf meine derzeitigen Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen gewechselt bin.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Arbeit schlägt – über das Fundament der Historischen Semantik bzw. genauer der Diskurssemantik – eine Brücke zwischen Literaturwissenschaft und Linguistik: Derzeit arbeite ich im Wörterbuchprojekt Wortgeschichte digital. Neben der Projektarbeit habe ich in den vergangenen Jahren ein Monographieprojekt zur Wissens- und Literaturgeschichte des Boxens im deutschsprachigen Raum bearbeitet.
Als Lexikografin im neuartigen Wörterbuchprojekt Wortgeschichte digital verfasse ich Wörterbucheinträge: Unser ‚digital native‘-Wörterbuchprojekt, das am Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL) angesiedelt ist, erarbeitet die Bedeutungsgeschichte von zentralen Wörtern des Deutschen von 1600 bis heute nach Themenfeldern. Derzeit ist es das Themenfeld „Politik und Gesellschaft“. Zu den zahlreichen Wörtern, die ich bereits bearbeitet habe und die unter wortgeschichten.zdl.org veröffentlicht werden, gehören sehr alte und bis heute verwendete Wörter wie Revolution oder Kommune, aber auch heute kaum mehr gebrauchte wie zum Beispiel Emeute oder Protestation.
Daneben übernehme ich zunehmend auch die in Göttingen liegenden Aufgaben aus dem Bereich der Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit unseres Projekts. Sie sind eine willkommene Abwechslung in meinem Arbeitsalltag und machen mir viel Freude.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Dass ich im Augenblick als Lexikografin arbeite, hat sich aus der theoretischen und methodischen Basis meines Promotionsprojektes ergeben: Ich habe in meiner Dissertation eine begriffsgeschichtliche Aufarbeitung des Wortes Kolonie geleistet, um mir anschließend anzuschauen, wie bestimmte Texte an die Bedeutungsaspekte des Wortes anschließen. Die Begriffsgeschichte ist nun einer von verschiedenen Ansätzen im Forschungsfeld der Historischen Semantik – zu der auch die historische Lexikografie, also die sprachwissenschaftliche Wörterbucharbeit, gehören. Ich finde es immer wieder spannend, welche Bedeutungsschichten Wörter haben, wie sich ihre Bedeutung und ihre Verwendung über die Jahrhunderte verändert.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Jeder und jede verwendet Sprache, sie geht uns also alle an. Manche Wörter haben historische Bedeutungsschichten – zum Beispiel aus der Zeit des Nationalsozialismus – derer man sich bewusst sein sollte. Und auch Wörter, die plötzlich überall präsent erscheinen, wie zum Beispiel Zeitenwende, haben in der Regel eine länger zurückreichende Wortgeschichte, die Lexikografinnen und Lexikografen aufarbeiten und die wissenswerte und interessante Aspekte zu Tage bringen kann.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich treibe gerne Sport und mache Musik – für mich ist beides ein guter und wichtiger Ausgleich nach der Kopf- und Schreibtischarbeit am Tag.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?
Als passionierte Museumsgängerin stände für mich ein Besuch in einer interessanten Ausstellung ganz oben auf der Liste.
Bitte begrüßt Anna ganz herzlich auf dem Kanal!
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