Diese Woche begrüßen wir Markus Pössel zurück auf dem Kanal! Markus (@mpoessel.de) ist von seinem ursprünglichen Forschungsthema (Quantengravitation) schon als Doktorand in die Wissenschaftskommunikation gerutscht. Nach Wisskomm-Tätigkeiten am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Einsteinjahr 2005!) und für das World Science Festival in New York ist er seit 2009 am Haus der Astronomie, einem von der Max-Planck-Gesellschaft auf dem Königstuhl in Heidelberg betriebenen Zentrum für astronomische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Dort forscht er auch wieder, diesmal zur Didaktik insbesondere der relativistischen Astrophysik. Neben all dem hat er zahlreiche Zeitschriftenbeiträge, zwei Bücher, eine dreistellige Zahl von Pressemitteilungen und von Blogbeiträgen bei den Scilogs (spektrum.de) sowie eine fünfstellige (oder sind es schon sechs?) Zahl von Social-Media-Posts verfasst.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe schon als Kind Sachbücher zu Physik und Astronomie verschlungen. Mein Vater hat damals direkt neben einer Öffentlichen Bücherhalle gearbeitet und mir jede Woche einen neuen Stapel Bücher
mitgebracht. Insbesondere Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie, aber auch die Teilchenphysik und die Astronomie fand ich von Anfang an sehr spannend. Und wie so oft haben auch gute Lehrer eine wichtige Rolle gespielt: Richard Geißler, der mich in der 8. oder 9. Klasse für Mathe und Physik begeisterte, und Dr. Dr. Olaf Störmer in der Oberstufe – damals, also etwa 1989, erfuhr ich, soweit ich das erinnere, auch das erste Mal von Gravitationswellen, lange vor dem Nachweis. Über die hatte Störmer nämlich eine seiner beiden Doktorarbeiten geschrieben, bevor er dann als Quereinsteiger in die Schule wechselte.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich bin in mein aktuelles Feld, die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ("Outreach") eher so hineingerutscht. Meine Doktorarbeit habe ich zu einem Thema aus der Quantengravitation am Albert-Einstein-Institut angefertigt, dem Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik. Als ich mit meiner Promotion fertig war, stand das Einstein-Jahr 2005 vor der Tür – und das Institut suchte jemanden, der bei den Vorbereitungen helfen konnte. Ich hatte vorher schon einiges in Richtung Outreach gemacht, von öffentlichen Vorträgen bis zu Kurzartikeln in "Spektrum der Wissenschaft". Das hatte mir immer schon großen Spaß gemacht, und vor dem Einstein-Jahr bin ich dann ganz in diese Richtung umgeschwenkt. Anschließend konnte ich mit Zeitverträgen noch weiter am Albert-Einstein-Institut bleiben, bevor Brian Greene mich dann 2007 für das erste World Science Festival nach New York geholt hat – das war dann doch eine ziemliche Umstellung! Bald ging es aber nach Deutschland zurück: das Haus der Astronomie, damals gerade noch im Entstehen begriffe, war dann doch eine zu reizvolle Gelegenheit, endlich all die Dinge, die mich an der Wissenschaftskommunikation reizen, miteinander zu verbinden.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Das ist ein recht weites Spektrum. Ein Teil davon ist klassische Öffentlichkeitsarbeit, etwa das Verfassen von Pressemitteilungen oder die Organisation von Veranstaltungen wie dem Tag der Offenen Tür. Seit es mit Covid losging, sind wir auch verstärkt online unterwegs, derzeit jeden Montag um 19 Uhr mit der Talksendung Astro & Co (https://www.youtube.com/watch?v=ANtRfPnqeZM&list=PL6v1Ej3QgEXVh0EtfxLJXsGa96n_LVTmj) Besonders viel Spaß machen mir die Bildungsarbeit und die Fachdidaktik, wobei ich mich da vor allem für die Elementarisierung relativistischer Physik (Schwarze Löcher, Urknall etc.) einerseits, für den schultauglichen Umgang mit astronomischen Daten andererseits interessiere. Universitäre Lehre ist auch dabei, konkret die Ausbildung von Lehramtsstudierenden und Veranstaltungen für Hörer*innen aller Fachbereiche. Dazu kommt ein gehöriger Batzen an organisatorischen Aufgaben. Mein Team im Haus der Astronomie hat 20 Mitarbeitende, und genau so wie im Rest der Wissenschaft beantragen wir regelmäßig Projektmittel, um Vorhaben jenseits des Regelbetriebs stemmen zu können. Seit Ende 2019 sind wir außerdem der Office of Astronomy for Education (OAE) der Internationalen Astronomischen Union (IAU) - das ist auch der Grund, warum ich diese Woche auf der IAU-Generalversammlung bin. Als IAU-OAE versuchen wir, astronomische Bildungsarbeit weltweit zu unterstützen.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Astronomie hat den großen Vorteil, dass sie allgemein auf großes Interesse stößt. Und diese Woche poste ich noch aus ganz besonderem Anlass: die letzte und diese Woche findet hier in Kapstadt die Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union statt. Vielleicht findet das der/die eine oder andere interessant, auch wenn diesmal keine so folgenreichen Abstimmungen wie über den Planetenstatus von Pluto stattfinden.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Tatsächlich nicht, das ist bei mir alles Teil der Haupttätigkeit!
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich habe seit dem Frühjahr eines der neuen, preiswerten, robotischen Mini-Teleskope, ein Seestar S50, mit dem auch eher theoretisch
veranlagte Menschen wie ich ganz einfach Astrofotos machen können. Auch hier in Kapstadt habe ich schon ein paar Aufnahmen gemacht. Leider ist das Wetter hier aber derzeit meist bewölkt und/oder regnerisch (Südhalbkugel-Winter!).
Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Spät aufstehen. Gemütlich lesen. Zwischendurch eine Fahrradrunde. Sicher auch ein paar Dinge am Computer schreiben, aber nur Texte, bei denen das Schreiben Spaß macht.
Bitte begrüßt Markus ganz herzlich zurück auf dem Kanal!
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