Diese Woche freuen wir uns auf Sandra Dullau. Sandra (sandradullau.bsky.social) forscht für mehr Biodiversität in urbanen Räumen, Kultur- und Energielandschaften. Über Projekte der angewandten Forschung erhebt und analysiert sie Daten für nachhaltige Konzepte zur Renaturierung von Offenlandlebensräumen und für das Grünlandmanagement. Auch die Biodiversität von Freiflächen-Photovoltaikanlagen ist zu einem wichtigen Thema ihrer wissenschaftlichen Arbeit geworden. Feldversuche sind ein zentraler Bestandteil ihres Forschungsalltags, um praxisnahe Lösungen zu entwickeln und zu testen. Dazu ist sie vor allem zwischen April und September auf unseren Versuchsflächen in Mitteldeutschland unterwegs. Ihr Wissen als Botanikerin und Landschaftsökologin gibt sie zudem seit langem auch in der Lehre an Studierende der Hochschule Anhalt weiter.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Bereits meine Diplomarbeit habe ich im Rahmen eines Forschungsprojektes verfasst, damals ging es um Waldbestände im ehemaligen Tagebau Goitsche bei Bitterfeld. Die Projektleiterin holte mich anschließend in ihre Arbeitsgruppe, und dort durfte ich mein erstes Projekt bearbeiten, dem viele weitere folgten.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Unsere Arbeitsgruppe forscht schon seit den 90ern zur Renaturierung von Lebensräumen und der Förderung der Biodiversität – beides nach wie vor hochaktuelle und wichtige Themen. Für mich ist es immer wieder aufs Neue sehr spannend, sich der Herausforderung zu stellen, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu testen – mit dem Ziel diese in die Praxis zu überführen.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In meiner Forschung bin ich gerne und viel draußen bei der Feldarbeit. Ich betreue seit 8 Jahren im Harz einen großen Grünlandbewirtschaftungsversuch und erfasse dort Daten zur Vegetation, den Erträgen, der Futterqualität sowie zum Boden. Außerdem arbeite ich für das KompetenzGrün Projekt und setze gemeinsam mit vielen verschiedenen Partnern in der Strukturwandelregion Sachsen-Anhalts Maßnahmen zur Verbesserung der Grünen Infrastruktur um. Ein mir ganz wichtiges Thema ist die Entwicklung von Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität in Solarparks sowie in der Agriphotovoltaik – ein Muss für die naturverträgliche Energiewende. Dafür habe ich gemeinsam mit ganz engagierten Kolleg:innen verschiedene Wildpflanzensaatmischungen konzipiert und in Solarparks sowie in unseren Campus-Forschungsanlagen ausgesät. Unsere gewonnenen Erkenntnisse werden wir demnächst in einer digitalen Toolbox für die Anwender zur Verfügung stellen. Und da sind wir auch schon beim Thema Transfer, der einen nicht unerheblichen Teil meiner Arbeit ausmacht: Feldtage, Führungen zu Versuchen, Weiterbildungen, Konferenzen … Denn unsere Forschungsergebnisse müssen auch immer im Fachforum diskutiert werden und letztendlich mit niedrigschwelligen Angeboten die Anwender erreichen.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Der Verlust der Artenvielfalt und die Zerstörung von Ökosystemen ist als eine der großen Krisen in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Indem wir zeigen, dass Wissenschaftler:innen sich intensiv für praxisorientierte Lösungen zur Umkehr dieser Entwicklung einsetzen und diese auch funktionieren, finden sich Menschen, die schließlich zu „Mittätern“ im Sinne der Biodiversität werden. Als Feedback auf meine eigene Social Media Arbeit bekomme ich immer mal wieder ein Danke für die spannenden Ergebnisse und Anregungen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Forscherin bin ich nur zur Hälfte, mit dem anderen Teil lehre ich u.a. im Studiengang Naturschutz und Landschaftsplanung, was sich gegenseitig ziemlich gut ergänzt. Zusätzlich bin ich im Netzwerk der Hochschulinitiativen für Biodiversität aktiv (Werbung für alle, die das Netzwerk HIB noch nicht kennen!), engagiere mich beim NABU im Bundesfachausschuss Botanik und biete das BANU Zertifikat für Feldbotanik an – um die so dringend nötigen Artenkenner wieder zu mehren.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Das geordnete Chaos aus Kulturarten und Wildpflanzen meines großen Gartens im Gleichgewicht halten. Und grad fange ich mal wieder an zu herbarisieren … Pflanzen sind doch etwas sehr Ästhetisches und einfach schön!
Wie sieht dein idealer freier Tag aus?
Ein paar mehr Stunden Schlaf und all die wichtigen und schönen Dinge tun, zu denen ich sonst nicht komme!
Bitte begrüßt Sandra ganz herzlich auf dem Kanal!
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