Wir freuen uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Lisa Matthias (@l_matthia) vorstellen zu dürfen! Lisa hat in Potsdam und Berlin Geschichte und North American Studies studiert und wird im Oktober ihre Promotion an der Graduate School for North American Studies an der Freien Universität Berlin beginnen. Dort wird sie untersuchen, wie der höchste Gerichtshof der USA von den amerikanischen Medien dargestellt und politisiert wird und welche Auswirkungen dies auf die öffentliche Meinung hat.
Abseits von US-amerikanischer Politik hat Lisa großes Interesse an den Themen psychische Gesundheit in der akademischen Welt und Open Science/Wissenschaftlicher Kommunikation - nachzulesen auf ihrem Blog.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich werde die Frage umformulieren: Wie bist du wieder in der Wissenschaft gelandet. Vor knapp 2 Jahren habe ich meinen Master in Nordamerikastudien an der FU Berlin beendet und brauchte danach erst mal eine Pause von der "Akademie". Während meines letzten Semesters war ich über ein Praktikum in den Bereich Open Science/Scholarly Communications gekommen, in dem ich die letzten zwei Jahre auch tätig war. Besonders begeistert war ich von der internationalen Open-Science-Community - plötzlich hatte ich
ein globales Netzwerk von Freunden und Kollegen, die immer hilfsbereit
und offen für Zusammenarbeit waren. Meine Arbeit und Forschungsprojekte
haben mir unheimlich viel Spaß gemacht, sodass ich mich auf eine
PhD-Stelle beworben habe, denn die Politikwissenschaft fehlte mir schon
so etwas. Ein wichtiger Entscheidungsfaktor war der soziale Aspekt des
Studiums - ich denke wir wissen alle, dass wissenschaftliches Arbeiten
ziemlich isolierend sein kann. Deshalb bin ich sehr dankbar für die
Open-Science-Community und auch dafür, dass mein Institut mehr Wert auf
Gemeinschaft als Konkurrenz legt.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ha, das ist eigentlich ganz witzig. Damals, im Abi, hatte ich Politik bereits als Leistungskurs, aber ich war grottenschlecht. Für den Bachelor hatte ich mich dann für Geschichte entschieden. Was mir jedoch nicht bewusst war: dies bedeutete 6 Semester fast ausschließlich brandenburgische Geschichte. Ein Kurs befasste sich jedoch mit US-Außenpolitik und den fand ich super spannend und dachte mir, für den Master wieder auf Politik umzuschwingen. Dass ich schließlich in der Politikwissenschaft geblieben bin, verdanke ich jedoch einem meiner Dozenten. Dieser nahm sich im ersten Mastersemester die Zeit mir ganz in Ruhe zu erklären, wie man in der Politk forscht und was die Unterschiede zu geschichtswissenschaftlichem Arbeiten sind. Der gleiche Dozent wurde später Betreuer meiner Masterarbeit und hat einen super Job gemacht mir zwar hin und wieder zu helfen, aber mich in erster Linie selbst den Weg aus dem Labyrinth finden zu lassen.
Von der fachlichen Seite betrachtet: Wenn man Forschungsarbeiten liest und sich dabei denkt "Ja geil, hammer Ding!" und es in den Fingern kribbelt, weil man selbst unbedingt forschen möchte, dann steckt dort eine gewisse Faszination und Begeisterung hinter. Und solange ich dieses Gefühl bekomme, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Politik: Ich bin daran interessiert, wie die amerikanischen Medien (besonders politische Kanäle, wie z.B. Fox News und MSNBC) Bericht erstatten und wie dies die öffentliche Meinung beeinflusst. Mein PhD-Projekt wird sich außerdem mit der Politisierung des US Supreme Courts (dem höchsten Gerichtshof der USA) befassen, das heißt inwiefern die US Medien den Gerichtshof als politisches/rechtsgebendes Organ (wie z.B. den deutschen Bundestag) und nicht als richterliche/rechtssprechende Gewalt darstellen.
Open Science: Meine Arbeit im Open-Science-Bereich beschäftigt sich damit, wie Wissenschaftler arbeiten und ihre Arbeit veröffentlichen, und wie dies transparenter und offener gestaltet werden kann.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Politik: Selbst wenn nicht jeder an US Politik interessiert ist, wir alle werden mehrmals täglich mit Medienberichten konfrontiert und sollten wissen, wie diese unsere Auffassung beeinflussen können und dass es wichtig ist, Dinge zu hinterfragen. Um einige Beispiele zu geben: Welche alternativen Darstellungen gibt es? Welche Motivationen hat Sender A, B, C? Beruht x, y, z auf Fakten? Sind diese Fakten glaubwürdig?
Open Science: Weil es darum geht, dass jeder freien Zugang (Open Access) zu wissenschaftlichen Arbeiten hat, nicht nur Akademiker, immerhin wird Forschung oftmals durch Steuergelder finanziert und von daher wäre es nur fair, wenn diese frei zugänglich für jeden wäre. Open Science erhöht außerdem die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in wissenschaftliche Forschungsergebnisse, da es auch darum geht, Forschungsdaten (Open Data) offenzulegen und somit weitaus mehr Personen die Ergebnisse überprüfen können. Nur weil etwas in einem "hoch qualitativen" Forschungsmagazin veröffentlicht ist, muss es nicht glaubwürdig oder gar "richtig" sein. Open Science ermöglicht weitere Qualitätskontrollen und auch, dass mehr Personen schneller auf wissenschaftliche Forschung aufbauen können.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich habe vor drei Wochen meinen Job beendet und werde im Oktober meinen PhD beginnen, bis dahin bin ich mit einigen Open Science Projekten beschäftigt, aber werde vor allem die freie Zeit genießen.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Auch wenn das in letzter Zeit etwas zu kurz kam: Ich backe und renne gern! Dabei kann ich komplett abschalten und meine ganze Energie in etwas anderes stecken. Bein rennen höre ich gern Podcasts, da ich gemerkt habe, dass es so leichter für mich ist mein natürliches Tempo zu finden (als mit Musik).
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Puh, mich für EINEN idealen freien Tag zu entscheiden ist ganz schön schwierig. Da ich viel auf Reisen bin, nehme ich mal zwei Varianten.
Zu Hause: Am Morgen früh aufstehen und in einem der Berlin Clubs tanzen, viele haben schöne Außenbereiche und ich liebe es dort nach dem Frühstück für ein paar Stunden in der Sonne zu tanzen (ab und zu auch mal zu arbeiten). Danach würde ich ein bisschen durch Berlin spazieren, irgendwo guten Kaffee trinken und dann am liebsten mit meiner Familie und/oder Freunden im Garten sitzen.
Auf Reisen: Auf irgendeinen Berg wandern und die Aussicht genießen - Berge bringen mir unheimlich viel Ruhe.
Bitte begrüßt Lisa ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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