Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Lena Ackermann (@masterwahnsinn) vorstellen! Lena studierte in Bonn, Paris und Marburg Französisch und germanistische Sprachwissenschaft. Ein Praktikum am Language Acquisition Research Center des Hunter College in New York weckte ihre Leidenschaft für die Spracherwerbsforschung. Seit 2016 promoviert sie in Göttingen an der Schnittstelle von Linguistik und Psychologie mit einem Projekt zum kindlichen Wortlernen. Insbesondere interessiert sie sich hierbei für individuelle Unterschiede im frühkindlichen Wortschatz sowie den Einfluss von Neugier und Interesse auf das Lernen neuer Wörter.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Kurz gesagt: Durch Neugier und Wissensdurst. Ich habe im Bachelor Germanistik und Französisch studiert und hoffte zu Beginn meines Studiums, eines Tages in der Literaturwissenschaft zu promovieren. Dann lernte ich die Sprachwissenschaft kennen und lieben und habe mich für einen forschungsorientierten Linguistik-Master in Marburg entschieden. Während des Masterstudiums wollte ich gerne tiefer ins Thema Spracherwerb einsteigen, weswegen ich mich bei mehreren Forschungsgruppen für ein Praktikum beworben habe. 2014 habe ich 10 Wochen am Language Acquisition Research Center in New York verbracht, in denen sich mein Wunsch festigte, in dem Bereich auch zu promovieren. Nach meiner Masterarbeit, die ich zu deutschen Dialekten geschrieben habe, habe ich mich nach PhD-Stellen umgesehen und so in der Wissenschaft gelandet.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Dass Kinder ihre Muttersprache in der Regel scheinbar mühelos erwerben, hat mich schon früh fasziniert. Leider wurden in meinem Bachelor und Master keine Kurse explizit zum Thema Spracherwerb angeboten, sodass meine Neugier darauf nur größer wurde. Nach meinem Praktikum in dem Bereich war mir klar, dass ich gerne in dem Feld forschen und promovieren würde. Die Spracherwerbsforschung kombiniert viele Aspekte, die mich interessieren und begeistern: Linguistik, Kognitionswissenschaften, Statistik und nicht zuletzt die Arbeit mit Kindern.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
In meinem Promotionsprojekt untersuche ich individuelle Unterschiede im kindlichen Wortschatz: Warum können manche Kinder alle Tiere im Zoo benennen, während andere jedes Fahrzeug auf der Baustelle kennen? Welche Rolle spielen Neugier und Interesse hierbei? Um der Antwort auf diese Fragen näher zu kommen, führe ich Studien zum Wortlernen durch. Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren besuchen uns in unserem Lab, der WortSchatzInsel. Sie schauen kurze Filme, in denen sie neue Wörter lernen, während ihre Augenbewegungen mit einem Eye-Tracker aufgezeichnet werden. Die so gesammelten Daten geben mir Aufschluss darüber, wie Kinder neue Wörter verarbeiten. So konnte ich zeigen, dass das Interesse für Kategorien und Gegenstände das Wortlernen fördert. Interessiert sich ein Kind zum Beispiel für Tiere, lernt es neue Wort-Objekt-Paare aus dieser Kategorie besonders gut. Zusätzlich forsche ich auch dazu, ob und wie Kinder von einer Touchscreen-App neue Wörter lernen können. Hierbei steht das aktive Lernen im Vordergrund: Lernen Kinder besser, wenn sie sich ihre Lerninhalte selber aussuchen dürfen?
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Eltern sind immer wieder fasziniert davon, dass ihre Kinder in so kurzer Zeit so viele neue Wörter lernen können, insbesondere während des sogenannten Wortschatzspurts im zweiten und dritten Lebensjahr. Gleichzeitig sind sie oft verunsichert, ob sie den Spracherwerb ihrer Kinder ausreichend fördern. Meine Forschung liefert mögliche Erklärungen für das rasante Wortschatzwachstum und zeigt auf, welche Faktoren sich positiv auf Lernprozesse auswirken. Zudem ist unsere Grundlagenforschung zur Sprachverarbeitung auch wichtig für angewandte Disziplinen wie Sprachtherapie und klinische Linguistik.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich teile die Ergebnisse meiner Forschung gerne mit anderen Menschen und mache sie einem breiteren Publikum zugänglich: Ich verwalte die Facebook-Seite meiner Arbeitsgruppe, auf der wir unter anderem unsere Studienergebnisse präsentieren, ich nehme an Science Slams teil und ich bin als Kursleiterin bei der Deutschen SchülerAkademie tätig. Außerdem bin ich gerade dabei, mit anderen Doktorandinnen einen Göttinger Ableger der R Ladies aufzubauen, einer Organisation für Frauen und geschlechtliche Minderheiten, die mit der Statistik-Software R arbeiten.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich spiele seit vier Jahren Lacrosse, zuerst bei den Marburg Saints, inzwischen bei Göttingen Lacrosse. Der Sport bietet mir die Möglichkeit, mich nach einem langen Tag am Schreibtisch richtig auszupowern. Auch neben dem Spielfeld engagiere ich mich für Göttingen Lacrosse, indem ich unsere Social-Media-Kanäle betreue, Spieltage plane und jedes Jahr in die Organisation eines großen Lacrosse-Turniers eingebunden bin.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Der Tag beginnt mit gutem Wetter und einem ausgiebigen späten Frühstück im Garten meiner Sechser-WG. Danach steht eine Lacrosse-Trainingseinheit inklusive Schnack mit meinen Teamkameradinnen auf dem Programm. Nachmittags setze ich mich mit einem Iced Coffee und einem Buch in den Schatten unseres Apfelbaums, während mein Kater Brezel durchs Unterholz streunt. Zum Abendessen habe ich ein paar Leute eingeladen, mit denen ich danach zum Open-Air-Kino im nahegelegenen Freibad gehe. Wir schwimmen eine Runde, gucken einen guten Film und teilen uns eine Flasche Weißwein.
Bitte begrüßt Lena ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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