Sunday, March 17, 2019

Bloß nicht austrocknen - Kristina Corthals ist jetzt bei Real Scientists DE!


Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Kristina Corthals (@K_Corthals) vorstellen! Kristina hat in Göttingen Biologie studiert und dabei offenbar ihre Liebe für Drosophila entdeckt - deren Verhaltensanpassungen an Lichtmangel widmete sie nämlich im Anschluss ihre Doktorarbeit am Department of Cellular Neurobiology, ebenfalls in Göttingen. Ende letzten Jahres schloss sie dort die Promotion erfolgreich ab und arbeitet jetzt als Postdoc in der Abteilung Functional Zoology in Lund, Schweden.
Hier ist Kristina in ihren eigenen Worten:

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?  
Schon als Kind wollte ich immer den Mechanismus hinter allem verstehen, hab Sachen auseinander gebaut um zu gucken wie sie funktionieren. Kennt ihr diese Bären, die brummen wenn man sie umdreht? Naja, meinen konnte ich jedenfalls nicht mehr richtig zusammenbauen, also hatte ich dann einen stummen Bären… Eigentlich hatte ich schon immer Lust auf etwas Wissenschaftliches, aber das hat gewechselt von Archäologie (nachdem ich „Die Mumie“ gesehen habe), Geologie, Geschichte und dann irgendwann Biologie, ich weiß aber nicht mehr, warum ich das plötzlich so sicher wusste.
Ich habe dann Biologie in Göttingen studiert und mir war fast die ganze Zeit klar, dass ich auch noch eine Doktorarbeit machen will. Das habe ich dann auch gemacht und im Dezember 2018 meine Arbeit verteidigt. Tatsächlich habe ich während der Doktorarbeit zwar viel geflucht, aber war mir trotzdem immer sicher, dass ich wenigstens ein Jahr als Postdoc arbeiten will und auch, dass ich gerne ins Ausland ziehen möchte dafür. Zum Glück habe ich dann relativ schnell eine Stelle an der Universität in Lund gefunden und arbeite da seit Anfang Februar.
 
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Das Feld in dem ich arbeite nennt sich „Neuroethologie“ und versucht die neuronalen Grundlagen von verschiedenen Verhalten zu verstehen. Typische Modelle für neuroethologische Arbeiten sind z.B. die Echolokation von Fledermäusen, das Navigationsverhalten von Insekten und (Zug-)Vögeln und die verschiedenen Sinnessysteme von ungefähr jedem vorstellbaren Tier. Ich mag besonders, dass man dabei versucht nicht nur zu verstehen wie ein Verhalten funktioniert, sondern auch was für einen Sinn es z.B. in dem natürlichen Habitat macht. Viele Neuroethologen machen auch Feldforschung um „ihre“ Tiere im natürlichen Verhalten zu beobachten und zu verstehen.
Ich finde super interessant, wie die verschiedenen Sinne und deren Verarbeitung im Gehirn dazu führen, wie die Umwelt wahrgenommen wird. Für meinen Postdoc habe ich vom visuellen System zur Feuchtigkeitswahrnehmung gewechselt und bin sehr gespannt, was wir herausfinden werden.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im Grunde versuche ich zu verstehen, wie Feuchtigkeitswahrnehmung bei Insekten auf einer neuronalen Ebene funktioniert. Für Insekten ist es furchtbar wichtig die richtige Feuchtigkeit zu erkennen, denn wenn es zu trocken ist, dann können sie aufgrund ihrer sehr geringen Körpermasse schnell austrocknen (nicht so gut). Aber wenn es zu feucht ist, dann könnte das kondensierte Wasser ihre Flügel oder andere Teile des Körpers verkleben (auch nicht so gut).
Mein Chef hat letztes Jahr drei Rezeptoren bei Drosophila gefunden, die das Verhalten regeln. Allerdings sind noch viele Fragen offen und an die wagen sich jetzt das Team aus Anders, dem Chef, und Elton und mir, den Postdocs. Wir sind also ein ganz neues Labor und bauen uns einen Grundstock aus Methoden auf, die wir verwenden wollen, um der ganzen Sache auf den Grund zu gehen.
 
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Also erst mal wäre es unheimlich spannend zu verstehen, wie genau Luftfeuchtigkeit wahrgenommen und verarbeitet wird. Es scheint ein relativ wichtiger Umweltfaktor zu sein und den Mechanismus dahinter zu verstehen, bringt und wieder etwas mehr wissen darüber, wie Tiere ihre Umwelt wahrnehmen.
Ist der Mechanismus einmal bekannt, dann könnte man versuchen ihn auf Roboter zu übertragen, vielleicht sogar welche die so klein sind wie Insekten? Das könnte dabei helfen die gängigen Luftfeuchtigkeitsmessungen zu verfeinern oder auch die Messung von Feuchtigkeit in Hauswänden zu verbessern.
 
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wie alle die an der Uni arbeiten, betreue ich immer mal wieder Studenten in Praktika. Ab Mai bekommen wir 3 Studentinnen in unser Labor, die für 6 Wochen ein Projekt mit mir zusammen bearbeiten wollen. 

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
In Schweden lernt man am einfachsten Leute kenne, indem man eine gemeinsame Aktivität findet. Deswegen habe ich angefangen einen Bollywoodtanzkurs zu machen und es macht einfach unheimlich viel Spaß!
 
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen (natürlich), am liebsten irgendwo draußen sein, Wandern, Schwimmen oder Klettern zum Beispiel und zwischendrin eine große Schüssel Pasta essen.

Bitte begrüßt Kristina ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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