Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Amelie Haugg (@amhaugg) vorstellen zu dürfen! Amelie ist Kognitive Neurowissenschaftlerin und Doktorandin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Sie beschäftigt sich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen und trainiert Raucher, wie sie ihr Verlangen nach Rauchen mittels Neurofeedback reduzieren können. Nach einem Bachelorstudium in Kognitionswissenschaft in Tübingen zog es sie für den Master in Kognitiver Neurowissenschaft nach Maastricht in den Niederlanden. Ihre Masterarbeit schrieb sie letztlich in London Ontario in Kanada, wo sie bei Wachkomapatienten untersuchte, wie bewusst deren Gehirn einen spannungsgeladenen Hitchcock-Film verarbeiten kann. Seit 2016 ist sie nun in der Schweiz, wird aber demnächst ein paar Monate für einen Forschungsaufenthalt in Wien verbringen.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Zu Beginn meines Bachelorstudiums wollte ich einfach möglichst viel aus möglichst vielen verschiedenen Studienrichtungen kennenlernen. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass die Hirnforschung viele dieser Richtungen verbindet – sei es Informatik, Biologie, Psychologie, Linguistik oder Philosophie. Um das Gehirn auch nur ein bisschen verstehen zu können, müssen Experten aus allen Bereichen zusammenarbeiten. Diese interdisziplinäre Arbeitsweise hat mich fasziniert und ich habe mich schliesslich gezielt für einen Forschungs-Masterstudiengang beworben.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Meine Entscheidung für die Hirnforschung habe ich ja schon etwas erläutert und, seien wir mal ehrlich, irgendwie möchte doch jeder gerne wissen, wie sein Gehirn eigentlich funktioniert. Gerade da wir aber noch immer so verschwindend wenig über diese Funktionsweise des Gehirns – und deren Störungen – wissen, ist es ein unglaublich faszinierendes Gebiet. Für mich war dann auch sehr schnell klar, dass ich gerne mit neurologischen und psychiatrischen Patienten arbeiten möchte. Ich habe das große Glück, dass meine aktuelle Forschung sehr patientennah und anwendungsbezogen ist – jeder einzelne Proband kann von seiner Studienteilnahme profitieren. Den Nutzen seiner Forschung so konkret zu sehen ist einfach sehr bereichernd.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich beschäftige mich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen, die auf funktioneller Magnetresonanztomographie (auch: fMRT) basieren. Momentan arbeite ich dabei vor allem mit Echtzeit fMRT Neurofeedback. Das heißt, ich zeige meinen Probanden ihre Hirnaktivität in Echtzeit. Dadurch können sie lernen, wie sie diese Aktivität durch bestimmte mentale Strategien nach oben oder unten regulieren können. Je nach Hirnregion kann das dann verschiedenen Patientengruppen helfen, ihr Gehirn wieder besser unter Kontrolle zu bekommen. In meiner Hauptstudie handelt es sich bei den Probanden um Raucher, die lernen sollen, ihr Verlangen nach Rauchen (kodiert durch Aktivität im Anterioren Cingulate Cortex) zu reduzieren. Da ich an einer Psychiatrie arbeite, bin ich aber auch in Studien zu anderen psychiatrischen Krankheiten involviert, wie etwa Depression oder Schizophrenie.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Obwohl die Methode noch relativ neu ist, hat Echtzeit fMRT Neurofeedback in den letzten Jahren gezeigt, dass es durchaus Potential hat, in der Zukunft zur Verbesserung von klinischen Symptomen genutzt zu werden. Besonders spannend finde ich, dass Neurofeedback nicht-invasiv arbeitet und dabei vor allem auf einen entscheidenden Faktor setzt: Die Fähigkeit des Menschen zu lernen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin Mitglied der „Student and Postdoc Special Interest Group“ der „Organization for Human Brain Mapping“. Wir versuchen, das Leben von Doktoranden und Postdocs ein bisschen zu verbessern, indem wir beispielsweise ein Online Mentoring Programm anbieten, Workshops zum Thema Karriere veranstalten, oder Social Events und Partys zum Networken organisieren. Zudem habe ich auch auf lokaler Ebene schon den ein oder anderen Brainhack mitorganisiert – so nennen wir Hackathons mit Fokus auf die Hirnforschung.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Aufgewachsen im Allgäu, jetzt wohnhaft in der Schweiz – kein Wunder, dass ich alles liebe, was mit „Berg“ zu tun hat! Neben Wandern, Skifahren und Bouldern mache ich aber auch sehr gerne Yoga oder gehe zum Tanzen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich mag Orte ohne Internetverbindung, wo man nicht durch ständige Mails und Nachrichten gestört werden kann: hoch oben in den Bergen etwa, oder an einem abgelegenen Strand. Idealerweise bin ich an meinem freien Tag an einem solchen Ort, umgeben von lieben Menschen. Abends lasse ich mich aber gerne wieder von der Großstadt treiben oder gehe auf ein Konzert.
Bitte begrüßt Amelie ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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