Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Robert Hoffie (@ForscherRobert)
vorstellen zu dürfen! Robert hat an der Leibniz Universität Hannover Pflanzenbiotechnologie studiert. Bereits in seiner Masterarbeit hat er mit Genome-Editing-Techniken an Mais gearbeitet. Heute ist Robert Hoffie Doktorand am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben. Dort arbeitet er mithilfe von CRISPR/Cas an Gerste, um diese resistent gegen eine Viruskrankheit zu machen.
Neben der Forschung ist Robert Hoffie außerdem in der Wissenschaftskommunikation aktiv. Unter anderem beteiligt er sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Gatersleben unter dem Namen „CRISPR/Gate“ am Videoprojekt „erforschtCRISPR“ und ist Mit-Initiator der Plattform progressive-agrarwende.org. Als @ForscherRobert bringt er sich bei Twitter regelmäßig in den gesellschaftlichen Dialog zur Grünen Gentechnik und neuen Züchtungstechniken ein.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Für Natur und Technik habe ich mich schon als Kind sehr interessiert. Ich bin mit Peter Lustig und der Sendung mit der Maus aufgewachsen, die sicher prägend waren. In der Schule waren meine Lieblingsfächer Deutsch und Bio. Es war lange mein Plan, Journalist zu werden, obwohl ich zum Beispiel schon in der 9. Klasse meinen ersten Vortrag über Gentechnik gehalten habe. Während des Abiturs kam ich doch zu dem Entschluss, ein biowissenschaftliches Studium aufzunehmen. Ich wurde auf den Studiengang Pflanzenbiotechnologie an der der Uni Hannover aufmerksam und begann dort nach dem Zivildienst. Ziemlich schnell nach Beginn des Studiums wurde mir klar, dass ich auch danach die wissenschaftliche Laufbahn einschlagen möchte.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Dass ich aus der großen Bandbreite der Biologie eigentlich nur mit Pflanzen arbeiten wollte, war mir von Anfang an klar. Darum habe ich mich für den recht speziellen Studiengang Pflanzenbiotechnologie entschieden. Innerhalb dieses Teilbereichs war das Modulangebot in Hannover aber sehr breit. Von praktischen Anbaufächern im Bereich Gartenbau, über Züchtung bis hin zur Grundlagenforschung in der Molekularbiologie war alles dabei. Für meine Bachelorarbeit habe ich mich in einer Gruppe beworben, die verschiedene Aspekte der Photosynthese erforscht hat. So hätte ich auch gut in der Pflanzenphysiologie landen können. Doch es war gerade ein Thema zur Genregulation in der Photosynthese frei. So wurde es dann die Molekulargenetik. Für die Masterarbeit ergab sich die Möglichkeit, mit der gerade neuen CRISPR-Technik (es war 2015, knapp drei Jahre nachdem die Technik in Bakterien beschrieben wurde) Mutanten in Mais herzustellen. Diese Methode hat mich so beeindruckt, dass ich für meine Promotion gezielt nach einem solchen Thema gesucht habe. Darum arbeite ich heute mit CRISPR in Gerste.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Unsere Arbeitsgruppe hat mittlerweile einen deutlichen Schwerpunkt in der Entwicklung von Genome Editing Techniken, allen voran CRISPR, und ihrer Anwendung in Kulturpflanzen. Wir arbeiten vor allem mit Gerste, Weizen, Mais, Leindotter und Tomate. Das zweite Standbein der Gruppe ist die Entwicklung von Zellkultursystemen. Wir erarbeiten Protokolle, mit denen sich aus einzelnen Zellen in In-vitro-Kultur wieder ganze Pflanzen regenerieren lassen - eine Grundvoraussetzung für die Nutzung von Gentechnik.
In meinem Projekt geht es hauptsächlich darum, die CRISPR-Genschere zu nutzen, um Gerste resistent gegen eine Viruskrankheit zu machen. Meine Arbeit umfasst die Auswahl von Zielen für die Genschere in den jeweiligen Kandidatengenen, den „Zusammenbau“ der Genschere und ihres Navigationssystems im Labor und die Vorbereitung für die Übertragung in die Pflanzenzelle. Anschließend müssen die regenerierten Pflanzen untersucht werden: Hat das Experiment funktioniert, hat die Genschere Mutationen an der vorgegebenen Stelle ausgelöst? Bis zu diesem Punkt sind ungefähr 4 bis 6 Monate vergangen. Bis die Pflanzen reif sind, dauert es etwa nochmal so lange. Das ist das Schicksal derer, die mit Kulturpflanzen arbeiten. Ob die ausgelösten Mutationen den gewünschten Effekt haben, können wir meist erst in der nächsten Pflanzengeneration testen.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Pflanzenforschung ganz allgemein wird häufig unterschätzt. Dabei sind Pflanzen die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Die Photosynthese produziert Sauerstoff und abgesehen von ein paar Bakterien leben alle anderen Lebewesen von Pflanzen oder von Lebewesen die Pflanzen gefressen haben.
Die angewandte Pflanzenforschung, wie wir sie am IPK Gatersleben betreiben, steht ganz am Anfang einer langen Kaskade über Pflanzenzüchtung, Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft bis am Ende die Produkte im Supermarkt stehen, die wir täglich essen.
Das speziellere Thema Gentechnik und mittlerweile zunehmend auch CRISPR hat da sogar noch vergleichsweise viel Aufmerksamkeit. Allerdings ist die Wahrnehmung, wie nützlich diese Methoden sind und ob sie besondere Risiken bergen, zwischen Wissenschaft und der breiteren Gesellschaft doch sehr unterschiedlich. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich in die Diskussion rund um diese Themen einbringen möchte.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Wie schon angedeutet, beteilige ich mich ein Stück weit an der Öffentlichkeitsarbeit des Instituts, nehme an Vortragsveranstaltungen oder Podiumsdiskussionen teil. Darüber hinaus bin ich mit meinen Kollegen Iris Koeppel, Christian Hertig und Julie-Sophie Himpe am Videoprojekt „erforschtCRISPR“ beteiligt. Dort versuchen wir, in YouTube-Videos unsere Arbeit zu zeigen und unsere Projekte zu erklären. Außerdem bin ich Mit-Initiator der Plattform progressive-agrarwende.org, wo wir versuchen, das Bild einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu entwickeln, die neue Techniken im Sinne von mehr Nachhaltigkeit nutzt.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nach Feierabend oder am Wochenende gehe ich gerne in den Garten. In der Erde wühlen, Gemüse aussäen, den Pflanzen beim Wachsen zu gucken, ernten, essen. Die Forschung ist ja oft doch recht abstrakt und Ergebnisse bekommt man oft erst nach vielen Monaten Arbeit. Im Garten sieht man am gleichen Tag, was man geschafft hat. Das tut gut.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ausschlafen, nichts vorhaben und einfach tun, wonach mir gerade ist. Lesen, Fahrradfahren, Freunde und Familie treffen.
Bitte begrüßt Robert ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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