Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Sofie Valk (@sofievalk) vorstellen zu dürfen! Sofie arbeitet als Postdoctoral Scholar am FZ Jülich/Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Hier erforscht sie die genetischen Grundlagen (Anlage und Umwelt) von Struktur und Funktion des Gehirns und deren Verbindung mit Verhalten. Sie kommt aus Amsterdam, wo sie geboren ist und "beta-gamma", ein interdisziplinärer Bachelor-Studiengang, studiert hat. Der Fokus im Bachelor lag auf künstlicher Intelligenz sowie sozialer und politischer Philosophie. Nach Abschluss des Bachelor hat sie einen Master in Human Brain and Cognitive Sciences in Amsterdam gemacht, in dessen Rahmen sie Praktika am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften sowie an der University of California in Berkeley, USA, absolvierte. Nach abgeschlossenem Master hat sie in Leipzig am MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften einen PhD in sozialen Neurowissenschaften abgeschlossen. Dabei hat sie die Verbindung zwischen sozialen Funktionen und Gehirnstruktur erforscht und entdeckt, dass sich Gehirnstruktur durch Trainieren von sozialen Fähigkeiten ändert. Nach ihrem PhD ging Sofie als Postdoc an das Forschungszentrum Jülich, wo sie die Erblichkeit von Gehirn und Verhalten erforscht. Nebenbei versucht Sofie, Geige zu lernen, was eigentlich nicht richtig funktioniert, und sie hat zwei liebe Söhne im Alter von 1 und 3 Jahren.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Gute Frage, ich habe mir das nie so richtig vorgestellt, aber ich hatte eine so tolle Zeit in Leipzig als Masterstudentin, dass ich dachte 'hier möchte ich mehr von'. Als Kind fand ich immer den Erfinder bei der Mickey Maus ganz cool, da der immer neue Sachen entdeckt. Auch bin ich sehr neugierig und ich finde es angenehm meinen eigenen Weg zu gehen und kreativ zu denken. Das sind Eigenschaften, die ich oft anwenden kann in der Forschung. Langfristig hoffe ich, dass ich wenn ich ganz alt bin ein Zimmer voller Bücher habe und einfach eine vernünftige und glückliche Person werde (oder besser gesagt bleibe). Ich denke, wenn ich weiterhin beim Forschen bleibe, das ich dieses Ziel erreichen kann. Auch finde ich es schön an etwas Größerem als ich beizutragen, meiner Meinung nach ist Forschung ein Projekt, zu dem ich gerne ein klein bisschen (oder wenn möglich natürlich so groß wie möglich) beitrage.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Gerade arbeite ich sehr interdisziplinär und ich kombiniere Neuroscience mit Psychologie und Behavioural Genetics. Der Alltag ist meistens Programmieren, Paper lesen und schreiben, und Austausch mit Kollegen über die Forschung. Da ich einen Bachelor in Interdisziplinären Wissenschaften habe und mich dabei auf künstliche Intelligenz und soziale Philosophie fokussiert habe, passt das eigentlich alles ganz gut zu meinen breiten Interessen.
Was mich da hält... mmm, erstmal habe ich gute berufliche Perspektiven, was natürlich ein großer Luxus ist und pragmatisch erst mal ein guter Anfang ist, um bei der Sache zu bleiben. Zudem habe ich einen starken inneren Trieb noch etwas ganz Cooles zu verstehen oder zu erfinden, und ich bin einfach super neugierig und ehrgeizig das Gehirn zu verstehen (was natürlich ein sehr großes Ziel ist ;) ).
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im Lab von Prof. Dr. Simon Eickhoff im FZ Jülich und der Heinrich Heine Universität Düsseldorf erforsche ich seit 2 Jahren die Erblichkeit von Gehirnorganisation und genetischen Zusammenhängen zwischen Gehirn und Verhalten. Hier bin ich vor allem interessiert an abstraktem Denken sowie sozialen Fertigkeiten und Emotionen, aber auch an Persönlichkeit. Ich nutze Zwillingsmodellen um die Erblichkeit und genetische Korrelationen zwischen Gehirn und Verhalten zu berechnen. In meinen Studien nutze ich gerade "Open Data", das meint Gehirnscans die nicht durch mich erhoben sind, sondern von anderen geteilt werden. Das hat zum Vorteil, dass die Anzahl von Probanden in meiner Forschung relativ groß ist. Hierbei nutze ich Algorithmen, die automatisch graue und weiße Substanz ausmessen und die Dicke der Gehirnrinde messen können. Diese Dicke ist unterschiedlich zwischen Menschen, und ich schau ob die Unterschiede mit Verhalten und Genetik zu tun haben. In meinen Studien nach der Erblichkeit schaue ich, ob der Zusammenhang von Gehirnstruktur und Verhalten bei monozygotischen Zwillingen anders ist als bei dizygotischen. Da monozygotische Zwillinge genetisch (fast) identisch sind und dizygotische Zwillinge nur zu ~50% genetisch gleich, ist es möglich die Rolle von Genen in Variationen von Gehirn und Verhalten zu erforschen. Neben Projekten bezüglich Erblichkeit, erforsche ich auch die Reliabilitat der automatischen Berechnung von Dicke der grauen Substanz, schaue ob mentale Übungen das Gehirn verändern können, und beschäftige ich mich mit der Frage wie Struktur und Funktion zusammenhängen. Meistens arbeite ich mit Gehirn- und Verhaltensdaten von gesunden erwachsenen Probanden, darüber hinaus habe ich auch einige Studien über Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung gemacht, und wie und warum deren Gehirne anders sind.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Alle Menschen sind unterschiedlich, aber warum ist nicht so einfach zu erklären. Oft ist es nur schön, wichtig und gut, dass es Unterschiede zwischen Menschen gibt, aber im Falle der psychiatrischen Erkrankungen ist es nicht gut. Meine Forschung versucht zu verstehen was die biologischen Grundlagen sind für inter-individuelle Unterschiede von komplexem Verhalten und versucht dabei zu verstehen was die Rolle und Interaktion von Genen und Umwelt sind. Ich hoffe und glaube, dass durch besseres Verständnis davon, wie erbliche und Umweltfaktoren einwirken auf das Gehirn und Verhalten, es vielleicht möglich ist Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen besser zu helfen. Dabei denke ich, dass es per se interessant ist zu wissen wie die Biologie zusammenhängt mit Verhalten, aber auch was wir noch nicht wissen können nur dadurch, ein Gehirn zu sehen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben der Wissenschaft bin ich vor allem beschäftigt mit meinen zwei kleinen Söhnen, die 1 und 3 Jahre alt sind. Sonst finde ich es wichtig mich zu engagieren für Outreach, wie das Falling Walls Lab oder das Brainstorms Festival in Wien, und habe zusammen mit Kollegen Brainhack in Jülich organisiert. Dabei versuch ich Zeit zu schaffen, um anderen Forschern/Studenten zu helfen mit Mentoring-Projekten, und versuche auch zu einer besseren Forschungskultur beizutragen.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Wahrend meines PhDs habe ich angefangen mit Geigenunterricht. Geige zu lernen ist ein ziemliche Herausforderung und meistens bild ich mich ein ich fühle mein Gehirn jucken nach ein halben Stunde Unterricht (nein, ich glaube nicht, dass das physiologische Basis hat). Während meines Studiums in Holland war ich sehr beschäftigt mit Rudern. Ich trainierte neben meinem Studium so 15-20 Stunden pro Woche und habe an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen. Momentan ist mein 'Hobby' auch Stillen, was vielleicht nicht so interessant ist aber auch viel Zeit und Energie fordert.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
In der idealen Welt würde ich mal ausschlafen... (oder vielleicht ist das gerade nicht so realistisch), in jeden Fall gibt es gute gelungenen Kaffee und leckeres Brot beim Frühstück, alle haben gute Laune und ich kann kurz die Zeitung lesen. Dann machen ich und mein Freund einen schönen Ausflug mit den Kids, und nachmittags spiel ich draußen Fußball mit Freunden (die Sonne scheint, es sind 19 Grad). Abends gehe ich mit meinem Freund essen und danach gehen wir mal wieder tanzen und Tischtennis spielen um dann bei Morgendämmerung das erste Brötchen beim Backer zu kaufen (und die Kinder hatten ein tolle Nacht mit den Großeltern, ich nehm für sie aber auch ein Brötchen von Bäcker mit).
Bitte begrüßt Sofie ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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