Eberhard Karls Universität im schönen Tübingen. Zuvor studierte Nils Psychologie an der TU Chemnitz und promovierte in der Fachrichtung Psychologie der TU Dresden. Er wurde u.a. 2014 mit dem Werner-Straub-Preis für seine herausragende Promotion von der TU Dresden ausgezeichnet und erhielt 2017 eine Förderung zum Aufbau einer IZKF Nachwuchsgruppe von der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen. 2018 erhielt er einen Publons Peer Review Reward für sein außergewöhnliches Engagement als Gutachter wissenschaftlicher Arbeiten. Seit 2019 ist er Editor bei Appetite und Scientific Reports.
Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, Nils unsere üblichen Fragen zu stellen:
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe mich schon immer für die Lösung von komplizierten Problemen aller Art interessiert. Die Wissenschaft schien da nur konsequent, denn an offenen Fragen großer Relevanz mangelt es nicht. Außerdem wollte ich gern einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten und das sah ich am ehesten in der Wissenschaft gegeben.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Inhaltlich war ich nie stark festgelegt, denn ich kann mich für viele Themen begeistern, besonders wenn sie relevante Fragen für unser Leben aufwerfen. An Psychologie hat mich die Arbeit mit Daten schon immer am meisten gereizt und so bin ich für die Promotion in die neurowissenschaftliche Richtung gegangen, da ich mir tiefere Einblicke in die Steuerung von Verhalten versprochen habe. Im Rahmen der Promotion habe ich mich anschließend mit dem Thema Verlangen, gerade in Verbindung mit Abhängigkeitserkrankungen, beschäftigt. Weshalb es uns bis heute nicht gelingt, das Verlangen für bestimmte Dinge wie kalorienreiches Essen so gezielt zu beeinflussen, dass es Menschen wieder willentlich kontrollieren können, treibt mich noch genauso um wie am ersten Tag.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich sehe die zentrale Aufgabe unserer Arbeit darin, dass wir es ermöglichen müssen, zielgerichtetes Verhalten wiederherzustellen, wenn bspw. der Umgang mit bestimmten "Versuchungen" zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen führt. Dafür setzen wir eine ganze Palette von Methoden und Datenebenen ein. Einerseits versuchen wir, Verhalten mechanistisch zu verstehen und nutzen dafür statistische und computationale Modelle. Andererseits versuchen wir, die biologische Grundlage der Mechanismen von Verhaltenssteuerung besser zu verstehen und nutzen dafür Bildgebung wie funktionelle Magnetresonanz-Tomographie oder Positronen-Emissions- Tomographie, Hirnstimulation oder pharmakologische Interventionen. Die größte Herausforderung liegt in der sinnvollen Kombination dieser verschiendenen Ebenen und Methoden, um aus der Dynamik von Verhalten tatsächlich auf grundlegende Prozesse schließen zu können.
Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wir haben das Privileg, dass sich jeder unter unseren Forschungsthemen "Motivation, Handlungen und Verlangen" etwas vorstellen kann. Außerdem kennt jeder andere Personen, die von bestimmten Störungen in ihrer Motivation oder Handlungssteuerung betroffen sind. Motivationale Symptome kennzeichnen viele psychische Erkrankungen und sind oft besonders schwer nachhaltig und effektiv zu behandeln obwohl sie häufig einen hohen Leidensdruck erzeugen. Unsere Arbeit in der translationalen Psychiatrie soll eine Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendbarkeit darstellen und somit dabei helfen den Erkenntnisfortschritt der kognitiven Neurowissenschaften in die Praxis zu übersetzen. Manchmal können falsche Annahmen aber auch einen Balast für Verhaltensänderungen darstellen. Deswegen müssen wir aktiv kommunizieren, was wissenschaftlich gesichert ist und was nicht.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich habe mehrere Jahre die Raucherambulanz der TU Dresden geleitet und selbst Rauchfrei-Seminare gehalten. Inzwischen nimmt mich das Leiten meiner Nachwuchsgruppe und mein kleiner Sohn vollständig ein.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Auch außerhalb der Arbeit kann ich mich für Belohnungen wie gutes Essen (zu kochen) und sportliche Aktivitäten begeistern. Aktuell bleibt auf der Zielgerade zur Habil allerdings nicht so viel Zeit übrig.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Gute Frage, das verändert sich häufig. Manchmal habe ich gern einfach nichts zu tun und genieße den Luxus tatsächlich freie Zeit zu haben. Manchmal packt es mich und ich will raus und mir etwas Anschauen. Aktuell versuche ich meine freie Zeit möglichst viel mit meinem kleinen Sohn zu verbringen. Er sorgt auch dafür, dass es nicht langweilig wird.
Bitte begrüßt Nils ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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