Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Marina Wirth (@Marina_Wirth) vorstellen zu dürfen! Marina ist eine original Küsten-Deern – an der Nordsee geboren und fürs Studium an die Ostsee gezogen. In ihrem Studium der Biologie in Kiel hat sie sich auf Evolution und Biodiversität spezialisiert. Dafür hat sie in ihrer Bachelorarbeit an Spinnenseide geforscht und im Master Populationen von Seeigeln in Nord- und Ostsee untersucht. Seit 2017 ist sie in Berlin, arbeitet in der Wissenschaftskommunikation und hat seit diesem Jahr sogar einen eigenen YouTube-Kanal.
Ich bin schon immer wissbegierig und immer neugierig gewesen, wie „Dinge“ funktionieren. Von meinem Motorroller, den ich als Teenager mehrfach auseinandergebaut habe, zu meiner letzten Überlegung, was wohl die psychologischen und soziologischen Mechanismen sind, wie aus Werbung neue Schönheitsideale entstehen können (recherchiere hier noch, was die Forschung sagt) – mich hat immer interessiert wieso und wie unsere Welt funktioniert. Als ich im Biounterricht in der Oberstufe das erste Mal etwas über DNA und über Stoffwechselprozesse gelernt habe, war ich „hooked“ mit der Wissenschaft, die erforscht, wie Leben funktioniert. Von da an wollte ich etwas mit Bio machen. Ich habe zunächst eine Berufsausbildung zur Biologische Technischen Assistentin gemacht und dann in einem Forschungslabor in Kiel gearbeitet. Allerdings bin ich schnell zu dem Punkt gekommen, dass ich gern selbstständiger arbeiten möchte und kann. Also habe ich beschlossen noch Biologie zu studieren und dort hat mich vor allem die Evolutionsbiologie fasziniert.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
„Nichts in der Biologie macht Sinn außer im Licht der Evolution!“ – Theodosius Dobzhansky
Vor allem biologische Strukturen, ihre Funktionen und die Mechanismen, nach denen sie sich entwickeln haben mich seit meiner ersten Vorlesung faszinierend. Dass ich während des Studiums als studentische Hilfskraft im Zoologischen Museum in Kiel gearbeitet habe, hat sein Übriges getan. Wie kann man von leuchtenden Tintenfischen, von Seepferdchen mit Tarnkappen und Teleskopaugen von Springspinnen nicht vollkommen geflasht sein? ☺
Tatsächlich arbeite ich aber ja derzeit nicht in der Wissenschaft, sondern mache Wissenschaftskommunikation. Dazu bin ich gekommen, weil ich nach meinem Master Zeit sinnvoll überbrücken wollte, da die Antwort zu meinen Bewerbungen auf Promotionsstipendien in Irland noch ausstand. Ich hatte bereits einige Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation durch meine Arbeit im Museum gesammelt, dachte ich könnte das etwas vertiefen und so habe ich ein Praktikum in der Onlineredaktion bei Wissenschaft im Dialog begonnen. Das führte dann über ein Volontariat, dann zur Stelle der Projektmanagerin für den Webvideo-Wettbewerb Fast Forward Science, der Webvideos über Wissenschaft und Forschung auszeichnet und das Educational Escape Game „Bio Economy Now!“.
Zu meiner Liebe zur Wissenschaft wurde kam somit meine Leidenschaft für Wissenschaftskommunikation und besonders für Webvideos.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Seit Mitte diesen Jahres arbeite ich daran meinen eigenen YouTube-Kanal Evolutionary aufzubauen und als „One-Woman“-Betrieb mache ich alles selbst. Ich überlege mir Themen, recherchiere, schreibe Videoskripte, drehe Videos und schneide diese. Dazu kommt die Pflege der Social-Media-Kanäle. Außerdem lerne ich nebenbei ein bisschen über Grafik Design und Animation, um meine Videos aufzupeppen. ☺
Vor allem aber verbringe ich gerade viel Zeit mit der Stellensuche – denn ich möchte gerne wieder zurück in die Wissenschaft und noch promovieren. Leider hat das damals nach dem Master nicht geklappt, aber ich habe das nicht aufgegeben. Mir ist klar, dass der Weg zurück sicherlich etwas schwierig ist, einfach weil ich jetzt eine Weile raus bin und sich neue Methoden etabliert haben, die ich dann vielleicht neu erlernen muss. Gleichzeitig habe ich durch die Zeit außerhalb der Wissenschaft meine Perspektiven erweitert und ein Skillset entwickelt von dem ich überzeugt bin, dass es meine Forschung und mein wissenschaftliches Arbeiten nur bereichern können.
Mein Ziel für die nächsten drei Jahre ist es als Doktorandin zu forschen und nebenbei Wissenschaftsvideos zu machen.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Naja – die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Wissenschaft ist und wie wichtig es ist diese zu kommunizieren. Um die wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen zu beantworten oder auch konstruktiv kritisch hinterfragen zu können müssen wir alle ein Grundverständnis davon haben, wie Wissenschaft und Forschung funktionieren. Dafür ist es wichtig nicht nur Ergebnisse zu kommunizieren, sondern auch, wie diese entstanden sind, und zwar so, dass es für alle zugänglich ist.
Wissenschaft betrifft uns alle – von Medikamenten über Smartphones zu Sneakers, die aus Fasern bestehen, die nach dem Vorbild von Spinnenseide hergestellt wurden. Und was viele vergessen: Unser Wissen von heute ist die Forschung von gestern.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Seit diesem Jahr bin ich im Netzwerk von Arbeiterkind.de. Das ist ein Netzwerk für Menschen aus nicht-akademischen Haushalten, die Schüler*innen aus nicht akademischen Haushalten auf ihrem Weg ins und durchs Studium mit Rat und Tat unterstützen. Dabei gibt es ein breites Angebot, von Infoveranstaltungen zur Studienfinanzierung, Schulbesuche, um interessierte Schüler*innen zu ermutigen bis hin zum Austausch über die größeren Hürden und kleineren Stolpersteine, die einem als Arbeiterkind auf der akademischen Laufbahn begegnen. Und mittlerweile gibt es auch ein Promotionsnetzwerk. Im Dezember habe ich meinen ersten Schulbesuch und freue mich schon sehr darauf.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Nähen, Rock’n’Roll-Tanzen und Motorradfahren. ☺ Außerdem bin ich gerade auf der Suche nach einem coolen Chor in Berlin.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Puh – das kommt ganz auf meine Stimmung an. ☺ Meinen letzten perfekten freien Tag habe ich mit meinen „Homies“, meinen allerliebsten Herzensmenschen, im Hochseilgarten verbracht. Wir kennen uns aus dem Studium und wie das so ist, wohnen wir nun sehr verstreut, was die gemeinsame Zeit umso wertvoller macht. Schön sind auch Gaming-Brunches – dazu kommen Freunde vormittags zum Frühstück, das bis spät in die Nacht gehen kann und nebenbei spielen wir Brettspiele. Manchmal freue ich mich aber auch einfach über „Quality-Me-Time“, die ich dann nur mit meiner Nähmaschine und meinen Lieblingsfolgen Doctor Who teile. ☺
So oder so fängt mein perfekter Tag ganz entspannt, mit einer heißen Tasse zimtversetzten Kaffee und einem fantastisch duftenden Croissant vom französischen Café gegenüber an.
Bitte begrüßt Marina ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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