Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere Kuratorin Christina Bergmann (@chbergma) erneut vorstellen zu dürfen! Christina ist seit März 2022 Recruiterin und Talentmanagerin an der Hochschule Osnabrück, wo sie eine neue, diversere Generation Professor*innen für eine Karriere an einer HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaften) gewinnt. Daneben setzt sich Christina für offene Wissenschaft und den freien Zugang zu aktuellen Erkenntnissen ein; wie sie das tut könnt ihr hier nachlesen. Christina’s wissenschaftliche Laufbahn begann mit einem Bachelor in Kognitionswissenschaften an der Universität Osnabrück und einem Erasmussemester in Computational Logic an der Universidade Nova in Lissabon. Danach ging es in die Niederlande für einen Master in kognitiven Neurowissenschaften, gefolgt von einem interdisziplinären PhD über Computermodelle, die wie Babys sprechen lernen sollen. Der nächste Umzug 2014 führte nach Paris, an die traditionsreiche École Normale Supérieure, wo Christina die Vorhersagen ihrer Dissertation im lokalen Babylab testete. Als Postdoc ging es zurück in die Niederlande, da 2017 ein neues Department am Max Planck Institut für Psycholinguistik zum Thema Sprachentwicklung eröffnete. Ab 2020 war Christina dort als Senior Investigator und Leiterin des Innovations Teams tätig, mittlerweile ist sie Gastwissenschaftlerin. Ihre Veröffentlichungen findet ihr frei zugänglich hier,
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Wie ich schon bei meiner ersten Runde bei realscientists schrieb, bin ich in die Wissenschaft ein bisschen reingerutscht. Aber ohne eine große Portion Unterstützung und Glück hätte es nicht geklappt. Ich sehe sowohl meine bisherige Laufbahn als auch meine aktuelle Stelle als großes Privileg an, denn ich kann und konnte mich immer mit Themen beschäftigen, für die ich mich einfach sehr interessiere.Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?Auch hier war wieder der Zufall und Glück am Werk. Ich war auf der Suche nach Professuren, mitten in der #IchBinHanna Debatte. Nach all den befristeten Verträgen wollte ich gern eine Perspektive und endlich irgendwo "ankommen". Bewerben ist ein aufreibender Prozess, bei dem man immer wieder mehrseitige Schreiben und Konzepte generiert, die genau auf die Stelle und die Arbeitsumgebung passen. Nicht ganz einfach, gerade wenn man mit einem Kleinkind zu Hause auf das Ende eines befristeten Vertrags zusteuert, und nebenbei noch Pandemie herrscht. Dafür habe ich mich, wie ich finde, gut geschlagen – geklappt hat es aber leider trotzdem nicht. Gerade als ich wieder den deutschen Stellenmarkt durchforstete, und als Plan B "Wissenschaftsmanagement" eingab statt "Professur", kam genau diese Stellenanzeige – und das auch noch an einem Ort, an dem ich mich auskenne! Noch nie ging mir eine Bewerbung so leicht von der Hand, auch weil die Anforderungen und Erwartungen sehr klar formuliert waren und mich die Themen wirklich bewegen. Beim Vorstellungsgespräch musste ich dann vorab eine Aufgabe erfüllen und hatte dann ein sehr schönes Gespräch mit meinen zukünftigen Kolleg*innen und Vorgesetzten, sodass ich direkt einen tollen Eindruck und richtig Lust auf diese Aufgabe hatte. Wissenschaft betreibe ich noch in meiner Freizeit und versuche, hier eine gute Balance zu finden.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin Teil des Career Lab (CarLa) Osnabrück, wo ich mit vielen unterschiedlichen und sehr interessanten Personen arbeite. Derzeit sind wir noch in der Entwicklungsphase des „Osnabrücker Karrierewegs“ in eine HAW-Professur, sodass ich hauptsächlich mit ganz unterschiedlichen Leuten rede und neue Ideen erarbeite. Ich lerne gerade auch unheimlich viel über Wissenschaftsmanagement und wie so eine Hochschule von innen funktioniert, nachdem ich schon ein bisschen die Studierendenperspektive während meines Bachelor als AStA Referentin und Mitglied des Studierendenparlamentes kennenlernen konnte.
Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Im Grunde beschäftigt sich meine aktuelle Aufgabe mit der Frage, wer 2030 gemeinsam mit den Studierenden die Welt von morgen erforschen wird. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, auch bekannt als Fachhochschulen oder jetzt HAWs, beschäftigen sich damit, aktuelle Probleme zu bearbeiten und nachhaltige Lösungen zu finden. Dieser starke Anwendungsbezug unterscheidet sie von Unis, wo der Blick eher auf Grundlagenforschung gerichtet ist. Aus meiner bisherigen Arbeit kenne ich das selbst: Eine mögliche praktische Anwendung ist in der Regel noch einige Jahre von den eigenen Studien und Ergebnissen entfernt, auch wenn man sich natürlich fragt, wie sich diese oder jede Studie auf den Alltag auswirken könnte. Natürlich brauchen wir beide Arten von Forschung, und darum kooperieren Universität und Hochschule Osnabrück miteinander, genau wie das an vielen anderen Standorten der Fall ist.
Da Professuren an der Hochschule so nah an der Anwendung arbeiten, ist es natürlich auch wichtig, hier Menschen zu gewinnen, die andere inspirieren, gerne mit jungen Menschen zusammenarbeiten, und gemeinsam Ideen entwickeln und umsetzen. Eine besondere Fähigkeit, die viele Personen hier an der Hochschule auszeichnet, ist es, Herausforderungen, die gerade in der Praxis vorhanden sind, zu erkennen und erforschen, um kreative und nachhaltige Lösungen zu finden. Zum Thema ideale*r Professor*in haben wir alle sicher viele Ideen und Erwartungen... Also nehme ich diese Ideen mit, aber schaue auch, dass wir möglichst vielfältige Personen für diese wichtige Aufgabe gewinnen können und uns nicht unnötig auf ein bestimmtes Bild beschränken. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass viele unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven nur ein Gewinn sein können. Also möchte ich Personen gewinnen, die sich und andere für ihre Themen begeistern können. Solche Professor*innen bedeuten gute Lehre und somit Studierende, die die Herausforderungen der Zukunft meistern können.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben meiner Arbeit engagiere ich mich schon seit Längerem bei ManyBabies – einem globalen Netzwerk für informative Kleinkindforschung. Die Grundideen hinter ManyBabies sind offene Wissenschaft, Zusammenarbeit, und Wertschätzung für ganz unterschiedliche Ansätze und Ideen. Ich bin unheimlich stolz, hier einen Beitrag leisten zu können und gemeinsam besser zu verstehen, was in Kinderköpfen so passiert und wie wir das so verlässlich wie möglich herausfinden können.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Puh, das Backen habe ich leider vorerst aufgegeben – dafür kocht mein Mann ganz toll für die ganze Familie. Abends erholen wir uns bei den neuesten Serien, auch wenn binge watching mit Kind leider nicht mehr drin ist. Also bitte nicht spoilern! Aber Empfehlungen nehme ich gerne entgegen, auch für spannende Science Fiction und Fantasy Romane, die lese ich nämlich besonders gerne. Durch die Pandemie sind viele andere kleine Freuden verloren gegangen, die ich gerade langsam wiederentdecke, zum Beispiel auf einer Terrasse sitzen und einen Latte trinken – für das Kind gibt es dann Milchschaum. Ich freue mich auch schon sehr darauf, Europa als Familie zu erkunden, und Freunde, die ich ewig nicht mehr gesehen hab, in San Sebastian, Paris, Berlin,... zu besuchen. Das ist einer der Vorteile des Nomadenlebens in der Wissenschaft, auch wenn es schade ist, dass viele Freundschaften über Kurz oder Lang auf Distanz geführt werden müssen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Hier ist meine Antwort noch dieselbe wie 2017: Mein idealer freier Tag besteht entweder aus einem Tag am Meer, natürlich im Strandkorb und mit viel Sonne, oder einer Stadterkundung, am liebsten mit Brunch und vielen spannenden Ecken, die man entdecken kann.
Bitte begrüßt Christina ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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