Sunday, July 3, 2022

Neurowissenschaft mit Virtual Reality - Michael Wiesing ist jetzt bei Real Scientists!

Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Michael Wiesing (@VR_Neuroscience) vorstellen zu dürfen! Michael ist gelernter KFZ Mechaniker und studierte zwischen 2009 und 2015 Biologie und Experimentelle Neurowissenschaften an der Universität Köln. Von 2015 bis 2019 war er als Doktorand am Forschungszentrum Jülich am Institut für kognitive Neurowissenschaften tätig und ist nun seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Wahrnehmungspsychologie (Twitter: @MotorPerception) der Uni Düsseldorf.  

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Dass ich eines Tages in der Wissenschaft landen werde, hätte ich mir lange Zeit selbst in meinen
Träumen nicht vorstellen können. Nach meinem Realschulabschluss habe ich damals eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker angefangen. Im Laufe der Ausbildung wurde mir aber immer deutlicher, dass das nicht der richtige Beruf für mich ist. Stattdessen habe ich mich damals schon lieber mit Computern beschäftigt und fand auch wissenschaftliche Themen immer spannender als Autos. Nach meiner Ausbildung habe ich mein Abitur im zweiten Bildungsweg nachgeholt. Während dieser Zeit fand ich immer mehr Interesse an psychologischen und neurowissenschaftlichen Themen,
weshalb ich mit dem Gedanken gespielt habe, etwas in die Richtung zu studieren.
Bevor ich mit dem Studium begonnen habe, wollte ich noch einen Einblick in den Forschungsalltag
bekommen und habe ein Praktikum am Institut für kognitive Neurowissenschaften (INM-3) im
Forschungszentrum Jülich absolviert. Im Rahmen des Praktikums war ich in eine Studie über
Synästhesie mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) involviert. Ich fand sowohl das
Thema und auch den ganzen Prozess, Experimente zu entwickeln, sehr spannend. Die Erlebnisse in
der Zeit haben mir die letzte Gewissheit gegeben, mich für eine wissenschaftliche Laufbahn im
Bereich der kognitiven Neurowissenschaft zu entscheiden.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Bei der Wahl des Themas für meine Dissertation hat man mir viel Freiraum gegeben und ich konnte
mein Thema selbst wählen. Zu der Zeit habe ich auch zum ersten Mal die Oculus Rift Development Kit
2 bei einem Freund getestet und war sofort angetan von den Möglichkeiten zur Untersuchung
kognitiver Prozesse, die sich mit der Technik ergeben. Am Ende habe ich mich dafür entschieden,
Virtual Reality (VR) als Werkzeug zur Erforschung kognitiver Prozesse zum Thema meiner Dissertation zu untersuchen. Bis heute finde ich sowohl die Möglichkeiten die VR für kognitive Neurowissenschaft bringt sowie die technischen und methodischen Herausforderungen, die die Technik an uns Wissenschaftler stellt, sehr spannend.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Aktuell arbeite ich an der Heinrich-Heine-Universität in der Gruppe für Wahrnehmungspsychologie
und untersuche, wie motorische Prozesse unsere Wahrnehmung beeinflussen. Wenn wir uns
bewegen, erhalten wir über unsere Sinne zahlreiche Informationen über die Beschaffenheit unserer Umgebung. Virtual Reality ermöglicht es mir sensorische Informationen in Abhängigkeit von den
Bewegungen der Versuchspersonen in Echtzeit zu manipulieren und dabei zu untersuchen, wie sich
das Gehirn auf neue Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung und Motorik einstellt und
Verhalten sich den Gegebenheiten der Umwelt dynamisch anpasst.

Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Virtual Reality wird in Zukunft eine immer größere Rolle in unserem Leben spielen. Bislang ist aber
noch nicht wirklich verstanden, welche Auswirkungen die Technologie auf uns haben wird. In meiner
eigenen Forschung nutze ich VR als Werkzeug, um kognitive Prozesse zu untersuchen. Dafür ist es
wichtig, erstmal zu verstehen, wie die Technik sich auf die Wahrnehmung und das Verhalten von
Versuchspersonen auswirkt. Anders formuliert: Verhalten sich Versuchspersonen in einem
Experiment anders, nur weil das Experiment in VR stattfindet?

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Durch meine Arbeit habe ich gemerkt, dass ich sehr viel Spaß am 3D Rendering habe und so kommt
regelmäßig vor, dass ich meine Freizeit nutze und an den Umgebungen für meine Experimente feile.
Ob die Details, an denen ich dabei arbeite, einen experimentellen Vorteil bringen, sei erstmal
dahingestellt. Spaß macht es auf jeden Fall! Außerdem habe ich mir letzten Jahr einen 3D Drucker gekauft, der seitdem selten stillsteht.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Erst einmal ausschlafen und dann ein wenig in den Tag hineinleben, Freunde treffen und abends auf
die Couch, Serien oder Filme schauen, vorzugsweise mit ausreichend Junkfood.

Bitte begrüßt Michael ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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