Bitte begrüßt unseren neuen Kurator Bernhard Werner. Bernhard (@.bsky.social) ist nach einem Studium der Mathematik mit Nebenfach Physik immer mehr in Richtung der Entwicklung von Lernsoftware abgedriftet: ein interaktives Schulbuch für Sechstklässler’innen, eine Onlineplattform für Lehramtsstudierende, ein interaktives Mathemärchen für Kinder und Jugendliche und einiges mehr. Es waren zwar immer unterschiedliche Schwerpunkte, aber seit zehn Jahren ditscht er so in dem Dreieck aus Mathematik, Unterrichten und Programmieren umher. Und seit Oktober 2023 ist er an der Hochschule München als Referent für Lerntechnologie angestellt und kann diese Arbeit jetzt dauerhaft machen.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
War bei mir fast ungewollt. Mathematik hat mir schon immer Spaß gemacht und es war früh klar, dass ich das einmal studieren werde. Auch wenn ich mit ca. zwölf Jahren natürlich nicht wusste, was das genau bedeutet. Im Laufe des Studiums hatte ich dann aber sehr zu kämpfen. Obwohl alles Spaß gemacht hat und ich hinten raus auch gute Noten hatte, hab’ ich mich immer irgendwie überfordert gefühlt. Über Promotionen haben meine Kommiliton’innen und ich natürlich viel geredet, hätt’ ich mir allerdings nie zugetraut. Die Betreuerin meiner Masterarbeit hat mir dann allerdings eine Promotionsstelle angeboten; da ich noch nicht viel über Alternativen nachgedacht hatte, hab’ ich zugesagt. Nachdem ich diese Promotion dann aber abbrechen musste, hat mich doch der Ehrgeiz ein wenig gepackt und ich es noch einmal versucht. Dann aber in einem Bereich, der sehr viel besser zu mir passt. Und, insbesondere, ein Bereich, in dem ich etwas beitragen konnte.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden und/oder was hält dich da?
Hm… Ein großer Punkt ist, dass ich zwar unglaublich gerne Dinge herausfinde, aber wenig Lust habe, das dann (als wissenschaftlichen Artikel) aufzuschreiben. Zudem macht mir Unterrichten sehr viel Freude. Gerade in der Mathematik — aber auch bei anderen Themen — interessiert mich weniger, warum etwas stimmt, sondern wie man es erklären kann.
Und bei der Entwicklung von Lernsoftware kann ich viele kleine Probleme lösen. Ich lerne sowohl über das Thema sehr viel Neues als auch über die Technologie, die ich zur Vermittlung einsetze. Und ich kann lange und intensiv darüber nachdenken, wie ich bestimmte Details denn vermitteln möchte.
Erzähl uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin an der Fakultät für Informatik und Mathematik der Hochschule München als „Referent für Lerntechnologie“ angestellt. In dieser Rolle unterstütze ich die Lehre fakultätsweit mit einem Schwerpunkt auf den Einsatz von Hard- und Software. Ich sitze irgendwo zwischen den Dozent’innen und unseren technischen Mitarbeitenden und kümmere mich um Dinge wie:
Planung und Durchführung des Vorkurses für Erstsemester.
Mitarbeit in der Weiterentwicklung unserer Planungssoftware für Lehrveranstaltungen.
Aufbau und Betrieb eines kleinen Filmstudios, in dem (Lehr-)Video erstellt werden sollen.
Entwicklung von interaktiven Online-Kursen.
Weiterentwicklung von Lehrkonzepten und Werkzeugen im Bereich hybrider Lehre.
Und noch vieles mehr. Das meiste davon soll auch beforscht werden — im einfachsten Fall z. B. ob interaktives Zusatzmaterial für eine Lehrveranstaltung von den Studierenden angenommen wird und zu einem Lernzuwachs führt.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für eure Forschung/Arbeit interessieren?
Alle Menschen sollten so viel lernen können, wie sie wollen. Und unsere heutigen (Lern-)Technologien ermöglichen viele Wege dafür. Sie ermöglichen personalisierte Bildungserfahrungen, die auf individuelle Bedürfnisse, Fähigkeiten und Lerngeschwindigkeiten abgestimmt sind. Sie bieten Zugang zu Ressourcen und Expertenwissen über geographische und sozioökonomische Grenzen hinweg und machen Lernen damit inklusiver. Die Fortschritte in der Technologie, wie Künstliche Intelligenz und datenbasiertes adaptives Lernen, können zu tiefgreifenden Einsichten in Lernprozesse führen und die Wirksamkeit von Bildung erhöhen. Außerdem können Lehrpersonen mit den passenden Werkzeugen effizienter, nachhaltiger und kreativer unterrichten.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich spiele begeistert Go — ein asiatisches Brettspiel, dessen Namen man vielleicht aus Kreuzworträtseln oder Schlagzeilen von Artikeln über KI kennt. Allerdings komme ich zurzeit nicht wirklich zum Spielen. Um den Anschluss nicht ganz zu verlieren, bin ich seit ein paar Jahren Vorstandsmitglied im Bayerischen Go-Verein und engagiere mich dadurch ein bisschen.
Außerdem hab’ ich im Sommer 2022 einen YouTube-Kanal gestartet. Unter dem Namen “Sum and Product”, https://www.youtube.com/@sumandproduct, erzähle ich über ausgewählte Themen der Mathematik und vielleicht auch einmal über andere MINT-Themen. Mit zehn Videos in zwei Jahren und 2400 Abonnenten ist der jetzt nicht mega groß. Aber da ich den Kanal nicht professionell betreibe, bin ich ganz zufrieden damit.
Wie sieht für dich ein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)?
Kommt darauf an: Ist unser Zweijähriger bei seinen Großeltern?
Falls ja, wären ein Kinobesuch und gemütliches Abendessen gehen etwas, das meine Partnerin und ich uns schon lange nicht mehr gegönnt haben. Und zuvor natürlich lange ausschlafen.
Bitte begrüßt Bernhard ganz herzlich auf dem Kanal!
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