Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Kerstin Neuhaus (@microtopico.bsky.social)! Kerstin hat an der Universität Münster Geowissenschaften studiert und danach am Fraunhofer ISC in Würzburg ihr Masterprojekt abgeschlossen. Für ihre Doktorarbeit ging sie an das Institut für Anorganische und Analytische Chemie in Münster und blieb dort zunächst auch für ihr Postdoc-Stelle. Seit April 2020 ist sie nun Arbeitsgruppenleiterin am Helmholtz-Institut Münster, engagiert sich aber auch als Geschäftsführerin der Internationalen Forschungsschule für Batterie-Chemie, Charakterisierung, Analytik, Recycling und Anwendung (BACCARA) und unterstützt dort auch das Administrationsteam im Rahmen einer Elternzeitvertretung.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Forscherin werden wollte ich eigentlich schon immer, seit ich
einen ernstzunehmenden Berufswunsch äußern konnte: Ich habe bereits in der
Schule an Jugend forscht-Wettbewerben teilgenommen und war einfach neugierig.
Besonders faszinierend fand ich dabei Prozesse, die in der Natur vorkommen und
insbesondere Vulkane. Da mich alle Naturwissenschaften gleich stark
interessierten, habe ich schon mit 14 beschlossen, dass ich als gute Mischung
aus allem Geowissenschaften studieren möchte und habe das konsequent durchgezogen.
Anfangs sah ich mich noch im Feld, mit Kompass und Hammer, aber ich habe mich
während des Studiums in die Mikroskopie verliebt und bin dann schließlich doch
im Labor gelandet.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Die Entscheidung war relativ pragmatisch. Nach meiner Bachelorarbeit in der Planetologie, wo ich über die Verwitterung von Meteoriten, sobald sie auf die Erde gefallen sind, geschrieben habe, habe ich festgestellt, dass das zwar wahnsinnig interessant ist, aber ich irgendwas Handfesteres machen möchte. Etwas, dass man vielleicht auch im Alltag anwenden können sollte. So habe ich zunächst in meinem Masterstudium versucht, das Ganze mehr Richtung Materialwissenschaften auszurichten und habe dann eine Promotion in Anorganischer Chemie mit einem Fokus auf leitfähigen Keramiken angeschlossen. Die ganze Zeit haben mich dabei mikroskopische Analysetechniken begleitet.
Meine Promotion ist inzwischen über zehn Jahre her und ich habe
mich innerhalb des Forschungsfeldes der leitfähigen Keramiken weg von
Hochtemperatur- und hin zu Batterieanwendungen bewegt. Das Feld ist extrem
spannend, da es sehr dynamisch ist. Ständig gibt es neue Erkenntnisse, die
Community ist weltweit vernetzt und sehr groß. Es gibt viele Möglichkeiten zur
Kooperation und gerade in Münster extrem viele Möglichkeiten, an sehr aktuelle
Fragestellungen anzuknüpfen.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich baue derzeit eine Forschungsgruppe auf, d.h. ich verbringe
tatsächlich noch relativ viel Zeit selbst im Labor. Einerseits sitze ich dabei
an meinem Rasterkraftmikroskop und untersuche verschiedenste Proben mit ganz
unterschiedlichen Fragestellungen (in den vergangenen Jahren gab es da auch
Kooperationen in Richtung Implantatentwicklung oder für die Entwicklung von
Katalysatoren) oder ich entwickele andererseits tatsächlich neue Keramiken. Das
bedeutet dann zunächst klassische Laborarbeit mit Kolben und Bechergläsern und
anschließend sehr viel Analytik im Sinne von Charakterisierung der
Zusammensetzung, Mikrostruktur, Kristallstruktur und der ionischen und
elektronischen Leitfähigkeit.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Energiespeicher sind ein wichtiger Bestandteil für die Transformation unseres Energienetzes und notwendig für das Gelingen der Energiewende. Darüber hinaus sind die Materialwissenschaften ein extrem innovatives, vielfältiges und interdisziplinäres Feld. Wenn man naturwissenschaftlich interessiert ist, gibt es da immer irgendwelche spannenden Entdeckungen, die man verfolgen kann.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Ab dem nächsten Monat bin ich wegen einer Elternzeitvertretung wieder mit 5 Stunden pro Woche an der Internationale Forschungsschule für Batterie-Chemie (BACCARA) an der Uni Münster tätig und unterstütze das Administrationsteam. Ich habe die Schule seit ihrer Gründung 2020 bis 2022 geleitet – zunächst alleine, dann mit einem größer werdenden Team – und habe in dieser Zeit sehr viel über Wissenschaftsmanagement gelernt. Da ich das neben meiner Arbeit in der Forschung getan habe, war ich aber auch sehr froh, als ich nach Ende meiner Personalgestellung an die Uni wieder mehr Zeit für Laborarbeit und Forschung hatte. Wenn ich jetzt mit fünf Stunden wieder einsteige, ist das ein gutes Gleichgewicht zwischen Forschungsarbeit und den spannenden und vielfältigen Aufgaben, die die Administration einer Forschungsschule so mit sich bringt.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Eigentlich nichts sonderlich Ausgefallenes: ich koche und wandere gerne, gehe außerdem regelmäßig joggen und zum Cycling ins Fitnessstudio.
Einen Monat im Jahr, im September, bin ich außerdem im
Moderationsteam des Mineral Cup tätig, einem Format zur Wissenschaftskommunikation
im Bereich Mineralogie/Geowissenschaften, das zunächst auf Twitter entstand,
seit dem letzten Jahr aber plattformüberspannend ausgetragen wird. 32 Minerale
treten gegeneinander an, jeder kann mitmachen und etwas zu seinen Lieblingsmineralen
posten. Jeden Tag gibt es eine Abstimmung bis Ende September der Sieger gekürt
wird.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Ich mache morgens einen Ausflug mit meiner Familie, in den Tierpark, ins Museum oder einfach eine Runde spazieren an einem schönen Ort. Danach verbringen wir den Tag im Garten und kochen oder grillen abends mit Freunden.
Bitte begrüßt Kerstin ganz herzlich bei Real Scientists DE!
No comments:
Post a Comment