Sunday, June 23, 2024

Freiberuflich in der Hochschuldidaktik unterwegs - Cornelia Kenneweg ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir begrüßen diese Woche Cornelia Kenneweg bei Real Scientists DE! Cornelia  (@ckenneweg.bsky.social)ist  arbeitet seit 2011 freiberuflich als  Trainerin, Beraterin und Coach für Hochschuldidaktik und Lehrentwicklung. Studiert hat sie Südslavistik, Geschichte und Philosophie in Leipzig, 2007 wurde sie mit einer Arbeit zu Städten als Erinnerungsräumen an der MLU Halle-Wittenberg promoviert und hat dann zunächst als Postdoc an einem außeruniversitären Forschungsinstitut wieder in Leipzig gearbeitet. 2014 hat sie berufsbegleitend einen Master of Higher Education an der Uni Hamburg abgeschlossen.


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?

Mir hat Lernen wohl schon immer Freude gemacht und meine bildungsbürgerlich geprägte Familie hat akademische Interessen sehr gefördert. Was länger gedauert hat: in Bezug auf Wissenschaft am richtigen Ort zu landen.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?

Zunächst habe ich einen ziemlich geradlinigen ersten akademischen Werdegang durchlaufen: Studium (Südslavistik, Geschichte und Philosophie), Promotion, Postdoc an einem außeruniversitären Forschungsinstitut. Dann ließen mich die schwierigen Aussichten in meinem Fach und die Freude an der Lehre, die ich schon im Studium als Tutorin und später in Lehraufträgen an mehreren Unis erlebt hatte, nach Möglichkeiten suchen mich im Bereich Hochschullehre weiter zu qualifizieren. Damals, vor inzwischen etwa 15 Jahren, gab es in Sachsen noch kein hochschuldidaktisches Zertifikatsprogramm. Ich wurde stattdessen an der Universität Hamburg fündig und habe berufsbegleitend einen Master of Higher Education abgeschlossen, dem ich viel neues Wissen, neue Erfahrungen und vor allem ein Netzwerk an ähnlich interessierten Menschen verdanke. Während ich also noch einmal studierte, kam dann eins zum anderen: auf der einen Seite wuchs mein Interesse für Hochschuldidaktik durch den Master und durch weitere Weiterbildung.  Ich entdeckte für mich neue Zugänge zum Lernen, zu Wissenschaft und zur Entwicklung von Menschen an Hochschulen. Auf der anderen Seite lief meine Stelle aus, ein Antrag und ein paar Bewerbungen scheiterten. Und so habe ich nach einer Übergangsphase vor über zehn Jahren den Sprung in die Freiberuflichkeit gewagt.  

Warum ich die Hochschuldidaktik als Beruf und die Freiberuflichkeit als Form gewählt habe, hat mehr Gründe als ich hier aufzählen kann. Es gefällt mir selbst dauernd und intensiv lernen zu dürfen und mit wissenschaftlich denkenden und arbeitenden Menschen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen in Kontakt zu sein. Als freie Hochschuldidaktikerin bekomme ich Einblicke in ganz verschiedene Fächer, Lehrentwicklungsprozesse und Hochschultypen. An der Freiberuflichkeit gefällt mir, dass ich mir eine gewisse Unabhängigkeit leisten kann, auch wenn ich natürlich darauf angewiesen bin, dass mein Angebot auf Interesse stößt.  Obwohl auch in der Hochschuldidaktik nicht alles eitel Sonnenschein ist, bringe ich wohl auch eine Portion Idealismus mit, im Sinne einer Hoffnung zu guten Bedingungen in Studium und Lehre für alle Beteiligten beitragen zu können.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!

Als freie Hochschuldidaktikerin werde ich in der Regel von hochschuldidaktischen Einrichtungen an Hochschulen beauftragt, seltener auch von anderen Institutionen oder von Einzelpersonen.  Oft werde ich angefragt Workshops in hochschuldidaktischen Zertifikatsprogrammen zu leiten, die online oder vor Ort stattfinden und zwischen wenigen Stunden bis mehrere Tage, verteilt über mehrere Monate, umfassen können. Das ist aber nur ein Teil meiner Arbeit, vielleicht der Teil, unter dem sich die meisten etwas vorstellen können. Ein wachsender Teil meiner Arbeit besteht darin, in unterschiedlichen Rollen Lehrentwicklungsprozesse zu unterstützen: Mal bringe ich didaktische Expertise als Input in Projekttreffen ein, mal coache ich einzelne Lehrende, die neue Aufgaben übernehmen oder Module bzw. Studiengänge überarbeiten, mal moderiere ich Austausch über Lehre in unterschiedlichen Formaten. Meine Aufgabe sehe ich vor allem darin Reflexion über Lehre zu ermöglichen, um so angemessene Entscheidungen zur Lehrgestaltung, im besten Fall unter Beteiligung von Studierenden, zu befördern. Im Arbeitsalltag bedeutet das Workshops, Veranstaltungen und Beratungsgespräche vor- und nachzubereiten, Vorgespräche und Auswertungsgespräche zu führen, die Aufträge zu verwalten, mich über Entwicklungen durch Lektüre, Tagungsbesuche und Netzwerkarbeit auf dem Laufenden zu halten und selbst weiterzubilden. Zwischen all dem versuche ich noch Zeit zu reservieren, um an eigenen Themenschwerpunkten zu arbeiten und mich ehrenamtlich in Fachgesellschaft und Initiativen einzubringen.

Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?

Die Frage lässt sich wohl auf mindestens zwei Ebenen beantworten: alle, die studieren, studiert haben, lehren oder gelehrt haben, könnten sich dafür interessieren, wie ihre Erfahrungen mit Hochschullehre zu einer professionellen und wissenschaftlichen Perspektive darauf passen. Hochschuldidaktische Fragen haben zudem durchaus gesellschaftliche Relevanz, weil Bedingungen und Gestaltung von Studium und Lehre ja auch über Bildungs- und Zukunftschancen mitentscheiden.

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?

Bisher konnte ich mit dem Konzept Hobby immer wenig anfangen. Nach mehreren Nordseereisen und anderen Ausflügen in die Natur, wächst meine Sammlung an Büchern zu Vogelbestimmung und Vogelbeobachtung. Seit ich mir dann ein Fernglas zum Geburtstag gewünscht habe, kann ich nicht mehr leugnen, dass da wohl ein schönes Hobby im Entstehen ist.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus? (Forschende sind ja auch nur Menschen)

Das kommt darauf an, ob dieser freie Tag eine Alltagspause oder ein Urlaubstag ist. Hier in Leipzig beginnt ein idealer freier Tag mit Ausschlafen und einem späten Frühstück. Es gibt Zeit für Lektüre, vielleicht auf meinem Balkon. Ich gehe mit meinem Patenkind ein Eis essen und treffe Freund*innen auf ein Glas Wein oder besuche mit ihnen ein Konzert.Im Urlaub verbringe ich meinen idealen freien Tag auf einer Nordseeinsel, genieße es allein zu sein und entscheide spontan, worauf ich Lust habe. Bestimmt habe ich Lust auf längere Spaziergänge am Strand oder auf dem Deich und freue mich dabei den einen oder anderen Vogel zu beobachten (s.o.)

Bitte begrüßt Cornelia ganz herzlich zurück auf dem Kanal!


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