Diese Woche freuen wir uns auf unseren Kurator Lambert Heller (@biblionik.bsky.social)! Lambert ist Bibliothekar. Er leitet das Open Science Lab an der TIB, dem Leibniz Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften. Er hat viele Drittmittel- und Auftragsprojekte (mit-)entwickelt, u.a. NFDI4Culture, Projekte zur digitalen Erinnerungskultur wie WikiRemembrance, den Hackathon Coding da Vinci Niedersachsen, offene Lehrbuchprojekte und mehr.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich hatte das Glück in einem Akademiker-Haushalt in einem reichen Land mitten in Europa aufzuwachsen. Bei meinen Eltern standen viele Bücher im Regal, es wurde Zeitung gelesen, und ich hatte Lego-Bausteine in allen damals erhältlichen Formen und Farben.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort?
Als typischer Vertreter der Generation X hatte ich das Gefühl, bei der Internet-Revolution live dabei gewesen zu sein. Mich hatte früh der Aspekt interessiert, selbst Dinge ausprobieren zu können, aber auch unbedingt verstehen zu müssen, wie das da draußen alles funktioniert, und letztlich dann auch, was dieses Internet mit Forschung und Kultur macht. (Spoiler Alert: Die Frage muss man immer wieder neu beantworten, weil sich das gefühlt jedes Jahr ändert.)
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Realistisch betrachtet: Ich versuche potenzielle Drittmittel- und Auftraggeber von Projektideen zu überzeugen.
Etwas idealistischer, aber immer noch nah dran: Ich versuche rauszufinden, wie wir im kleinen Maßstab zu offeneren Infrastrukturen für Forschung und Kulturgütern beitragen können, und wie wir dabei auf bestehende, bewährte Infrastrukturen (Bibliotheken!, aber inzwischen auch ganz stark: Open-Source- und Open-Data-Ökosysteme) aufbauen.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Eine digitale Welt, in der man das gesamte Wissen UND das gesamte kulturelle Erbe der Menschheit in strukturierter Form online hat - das könnte so schön sein, wer wollte das nicht? Und wir kommen dem insofern näher, dass Forschungsergebnisse immerhin zunehmend nicht mehr hinter Paywalls versteckt werden. ("Open Access".) Aber wir können und sollten an dieser Stelle nicht stehen bleiben! Die Infrastruktur, die alles offen und verfügbar hält, muss gemeinschaftlich gepflegt werden, und verträgt sich leider nur schlecht mit dem anzeigengetriebenen Geschäftsmodellen der Datenindustrie. (Sie verträgt sich übrigens auch schlecht der Arbeitswelt der Forschenden in Deutschland, hallo an alle "Ich bin Hannah" und "Ich bin Reyhan" da draußen.) Gerade im kleinen Maßstab, z.B. bei clever entwickelten digitalen akademischen Lehrbüchern, wird jedoch erkennbar, wie cool eine Online-Welt sein könnte, die wir offen und partizipativ gestalten.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Es kann sein, dass ich gerade ein bisschen stolz darauf bin, als Advisor der ISCC Foundation diese ein paar Jahre dabei begleitet zu haben, aus dem ISCC einen ISO-Standard zu machen. Die Welt braucht dringend einen robusten, offenen und reproduzierbaren Standard für Content Identification, sie weiß es (manchmal) nur noch nicht!
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich stapfe barfuß durchs Wattenmeer von Cuxhaven zur Insel Neuwerk, wenn die Ebbe mich lässt.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Ausschlafen, Frühstücken und Zeitung lesen, Saunabesuch, Essen gehen, Netflix gucken.
Bitte begrüßt Lambert ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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