Sunday, October 14, 2018

Wie man ein Jahrhundert wendet - Anette Schlimm ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Anette Schlimm (@AnetteSchlimm) vorstellen! Anette arbeitet als Akademische Rätin auf Zeit am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München. Dort stellt sie gerade ihre Habilitationsschrift mit dem Titel „Übergangsgesellschaften. Politik und Regierung im ländlichen Raum, 1850 bis 1950“ fertig. Sie wurde an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit einer Untersuchung über Verkehrsexperten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Großbritannien promoviert, vorher studierte sie erst Sozialwissenschaften auf Diplom, dann Geschichte und Politikwissenschaft auf Magister in Oldenburg und Huddinge (Schweden). Besonders interessiert sie sich für die Geschichte des ländlichen Raums in Europa, für die Geschichte von Herrschaftspraktiken und für die Theorie der Geschichte.


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Tja, das ist eine längere Geschichte - wo soll ich anfangen? Als ich mit dem Studium begann, war ich der festen Überzeugung, dass ich den gewählten Diplomstudiengang so schnell wie möglich durchziehen würde, um der Uni wieder den Rücken zu kehren. Einen Fachwechsel und einige Semester später stellte ich fest, dass das, was ich an der Uni tun konnte, mir wirklich sehr viel Spaß machte. In selbst organisierten studentischen Lesekreisen, "Intellektuellen Wochen" und studentischen Tagungen fand ich ein wirklich schönes, aber auch zeitraubendes Hobby - und das konnte ich mit viel Glück (Stellen fallen in den Geisteswissenschaften nicht vom Himmel) zum Beruf machen. Ich hoffe, dass das so bleibt, denn, nunja, unbefristete Stellen fallen in den Geisteswissenschaften noch viel seltener vom Himmel.



Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich bin eine Historikerin mit einem Schwerpunkt in der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Besonders interessiert mich die "erweiterte" Wende zum 20. Jahrhundert - sprich: die Zeit ca. zwischen 1880 und 1930. Diese Zeit finde ich deshalb so faszinierend, weil sie auf den ersten Blick noch recht nah an unserer eigenen Lebenswelt ist, denn viele Aspekte unserer Gegenwart haben ihre "Geburststunde" in dieser Zeit der Jahrhundertwende. Schaut man aber genauer hin, vergräbt sich in Quellenmaterial, dann wird mir diese Zeit schnell sehr fremd - und das ist das Faszinierende daran!


Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Arbeit besteht ungefähr zur Hälfte aus eigener Forschung - im Moment ist das fast ausschließlich meine Habilitationsschrift, die ich im nächsten Sommer einreichen muss, d.h. ich bin mit der Niederschrift meines Buches über die Regierung ländlicher Gesellschaften zwischen 1850 und 1950 beschäftigt. Die andere Hälfte ist sehr abwechslungsreich; in meiner Kuratorinnen-Woche beginnt das Wintersemester und damit auch meine beiden Kurse, die ich unterrichte. Außerdem gibt es Vorträge, die ich halte, Workshops, die ich besuche, allerlei Verwaltungskram an der Uni, ich schreibe an mehreren Rezensionen gleichzeitig und habe auch noch das eine oder andere Schreibprojekt am Start. Insgesamt also: ein bunter Blumenstrauß!



Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Zum einen weiß ich, dass viele Leute keine Vorstellung davon haben, was man an der Universität alles tut und macht. Nach außen wird nur sichtbar: Ach, die unterrichtet zwei Lehrveranstaltungen. Und was macht sie die restliche Zeit? Schlafen? Die Vielfalt des Arbeitsfeldes Universität, das will ich zeigen (und auch Verständnis UND Begeisterung dafür wecken). Zum anderen will ich natürlich über meine Forschungen berichten, über Politik und Regierung in ländlichen Räumen im 19. und 20. Jahrhundert. Das ist ein wenig bekanntes Thema, aber ein sehr spannendes!



Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Neben meiner Tätigkeit an der Uni betreibe ich - mit mal mehr, mal weniger zeitlichem Aufwand - ein Blog zu meinem Habilitationsprojekt. Weitere zusätzliche Tätigkeiten fallen mir gerade gar nicht ein - aber ich finde, die Vielfalt reicht auch wirklich schon!



Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Mein Hobby ist (im Moment) vor allem meine Familie - mein Mann und mein kleiner Sohn. 



Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Mein idealer freier Tag beginnt mit einem Frühstück in Ruhe (viel Kaffee!), danach scheint hoffentlich die Sonne und wir machen uns auf nach draußen, machen eine Fahrradtour oder eine Wanderung. Nachmittags gibt es selbstverständlich Kuchen (und Kaffee!). Abends kochen wir etwas, und wenn unser Sohn im Bett ist, spielen wir noch etwas an der Konsole - ich bin bekennender Fan (und sehr schlechte Fahrerin) von SuperMarioKart.


Bitte begrüßt Anette ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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