Sunday, October 7, 2018

Im Kopf der Fruchtfliege - Patrick Krätschmer ist jetzt bei Real Scientists DE!

Wir freuen uns sehr, euch unseren neuen Kurator Patrick Krätschmer (@PKratschmer) vorstellen zu dürfen! Patrick absolvierte sein Abitur in Hamburg, bevor er an der Universität Oxford Zell- und Systembiologie studierte. Seit 2015 wird er vom Wellcome Trust gefördert - im 4-Jahres-PhD Programm in Neurowissenschaften am University College London. Im Department for Clinical and Experimental Epilepsy untersucht er molekulare und genetische Faktoren, die Epilepsie und Dyskinesie zu Grunde liegen - all das an Fruchtfliegen! Abseits des Labors spielt er Gitarre und trainiert konstant für einen Marathon, den er eventuell in naher (oder ferner) Zukunft zu laufen versuchen könnte.

Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich hatte sehr gute Unterstützung meines Gymnasiallehrers Herr Wiedenhöft, der mich für Chemie faszinierte und durchweg förderte. So bin ich in England in den Neurowissenschaften gelandet und habe durch Studien in Oxford und London dieses Interesse vertiefen können. Von hieraus war es ein Selbstgänger - die wichtigste Phase war wohl die der letzten beiden Abiturjahre, ohne die ich wohl nie Wissenschaftler geworden wäre.

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Neurowissenschaften interessieren wohl fast jeden Menschen - die meisten fangen an mit der Frage, wie das Gehirn 'funktioniert'; so war es auch bei mir. Das Gehirn ist wohl am meisten studierte und am wenigsten verstandene Organ unseres Körpers und wirft Fragen auf, die nicht nur wissenschaftliche, sondern auch philosophische/ethische, soziologische, oder juristische Relevanz haben. Wenn man in all das Interessiert ist und in einem Wissenschaftsbereich arbeiten möchte, in dem es großes Entdeckungspotenzial gibt, sollte man Neurowissenschaften in Erwägung ziehen.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Wir (ich + Kollaborateure) versuchen zu verstehen, wie Mutationen in einem bestimmten Gen (das wir alle haben) in Epilepsie und Dyskinesie resultieren. Diese Mutationen wurden in Menschenfamilien gefunden. Durch Gentechnik ('genetic engineering' oder 'gene editing') haben wir diese Mutationen in Fruchtfliegen eingefügt - der letzte gemeinsame Vorfahre von uns Menschen und Fruchtfliegen lebte vor ca. 600 Millionen Jahren; trotzdem sind geschätzte, sagenhafte 75 % der Gene, die in Menschen Krankheiten verursachen, in Fruchtfliegen erhalten geblieben. Diese genetische Konservierung erlaubt es uns, solche Krankheitsmutationen (wie in unserem Falle für Epilepsie und Dyskinesie) in das Fruchtfliegengenom einzuführen. Warum machen wir das? Fruchtfliegen sind genetisch unglaublich 'powerful': seit über 100 Jahren wird dieser Organismus von Genetikern benutzt: dies hat zur Folge, dass unglaublich viele Techniken und Methoden entwickelt wurden, durch die wir jedes einzelne der 14.000 Gene in der Fruchtfliege präzise manipulieren: aktivieren, inhibieren, visualisieren, oder alles zur gleichen Zeit!

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Unsere Forschung ist sowohl 'basic research' als auch krankheitsrelevant. Wir versuchen zu verstehen, wie neurologische Krankheiten entstehen, um dazu beizutragen, dass diese in der Zukunft besser behandelt (oder verhindert) werden können. Zur gleichen Zeit haben wir genetische Möglichkeiten, durch diese Arbeit fundamentale biologische Prozesse besser zu verstehen: denn oft sind die Mechanismen, die zu Krankheiten führen, auch unter Normalbedingungen nicht verstanden; unsere Arbeit trägt deshalb auch dazu bei zu verstehen, wie das Gehirn unter physiologischen Bedingungen funktioniert.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Nicht wirklich interessant, aber definitiv extern: zu versuchen, seit einem Jahr eine Department-Fußballmannschaft auf die Beine zu stellen - das ist schwerer als gedacht!

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich spiele klassische Gitarre seitdem ich klein bin. Ansonsten laufe und schwimme ich (un-)gerne und versuche meine Tage mit Sozialkontakten so bunt wie möglich zu gestalten.

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Den ganzen Tag im Bett durch abwechselndes Schlafen und Lesen von Herr der Ringe (+ relevante Filmmusik auf Spotify) verbringen!


Bitte begrüßt Patrick ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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