Mit großer Vorfreude möchten wir euch Tanja Gabriele Baudson (@TGBaudson) als unsere neue Kuratorin vorstellen! Tanja Gabriele ist Begabungs- und Hochbegabungsforscherin, derzeit als Vertretungsprofessorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Luxemburg. Zusätzlich zu ihrem Diplom in Psychologie hat sie einen M.A. in Romanistik und sich für Forschung und Studium bereits in sechs Ländern auf vier Kontinenten herumgetrieben. Als Co-Initiatorin und -Koordinatorin des March for Science in Deutschland wurde sie vom Deutschen Hochschulverband als „Hochschullehrerin des Jahres 2018“ ausgezeichnet.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Über einen Magister in Französischer Literaturwissenschaft, Schwerpunkt Lyrik der Moderne, also ein Hardcore-Anwendungsfach. Die Psychologie war in diesem Studiengang mein zweites Nebenfach und Resultat einer Münzwurfentscheidung – wäre die Münze anders gelandet, wäre ich vielleicht Philosophin geworden. Dann fand ich die Psychologie aber so faszinierend, dass ich noch ein Diplom nachgeschoben habe. Im Rahmen meiner Diplomarbeit, die ich im Rahmen einer Kooperation mit Fraunhofer geschrieben habe, habe ich dann meine Freude am empirischen wissenschaftlichen Arbeiten entdeckt. Ich finde es faszinierend, wie verschlungen die Wege manchmal sind; aber für mich ist dieser doppelte Hintergrund eine große Bereicherung. Ich wollte diese Erfahrung nicht missen.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Research is me-search, hat mir ein ganz wundervoller älterer Kollege auf den Kopf zu gesagt, als ich noch ziemlich am Anfang meiner Dissertation stand. In der Tat hatte ich zunächst zu aggressivem Lehrerverhalten geforscht, sah dann aber eine Stellenausschreibung für eine Promotion in der Hochbegabungsforschung und wusste: Das ist es.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Im Grunde das, was man aus der Grundschule kennt: schreiben, rechnen, lesen. Und unterrichten: Mit drei Vorlesungen bin ich aktuell ganz gut ausgelastet, da muss man zusehen, dass für die Forschung noch genug Zeit bleibt. Außerdem halte ich gerne Vorträge für die allgemeine Öffentlichkeit – Praktiker/innen, Vereine, vor kurzem habe ich am TEDx-Event der Universität Luxemburg teilgenommen. Wissenschaftskommunikation ist klasse, weil es ein ganz anderes Publikum ist. Man lernt sehr viel über das eigene Kommunikationsverhalten (und auch darüber, wie begrenzt die eigene Filterblase doch manchmal ist).
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Weil das Stereotyp, dass Hochbegabte zwar intelligent und leistungsstark sind, gleichzeitig aber soziale und emotionale Schwierigkeiten haben, so unglaublich hartnäckig ist. In Deutschland verbinden allein zwei Drittel der Menschen dieses Klischeebild mit Hochbegabten (Baudson, 2016, Frontiers) – eine Herausforderung für Hochbegabte, die diese Ambivalenz ja irgendwie in ihr Selbstbild einbauen müssen! Und das zieht Ressourcen, die gerade eine so leistungsstarke Gruppe ja besser investieren könnte: nicht nur in wirtschaftliches Wachstum (das Lieblingsargument in der Politik), sondern auch ins Glücklichsein (den Eudämonie-Gedanken, dass die Umsetzung des eigenen Potenzials zum Lebensglück beiträgt, gibt es ja schon seit der Antike). Der Gedanke ist grundsätzlich auf alle Menschen anwendbar. Hochbegabte sind keine besondere Spezies, sondern auch nur Menschen mit individuellen Bedürfnissen
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich engagiere mich einerseits für den „March for Science“ in Deutschland, den ich gemeinsam mit Claus Martin in Deutschland initiiert habe und koordiniere. Außerdem bin ich Beisitzerin für Hochbegabtenforschung des Hochbegabtenvereins Mensa in Deutschland e.V.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Zeitgenössische Kunst und Fotografie, die ich sowohl gerne anschaue als auch produziere. Die Expertiseentwicklung schreitet zwar deutlich langsamer voran als in meiner wissenschaftlichen Laufbahn, aber ich habe ja hoffentlich noch ein paar Jährchen.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Eine Auswahl, weil ich immer auf mehr Sachen Lust habe, als in den freien Tag hineinpasst: Ausschlafen, schreiben, mit meinem Lebensgefährten spät frühstücken, lesen, rausgehen in die Natur, dann eine Ausstellung besuchen. Schönheit macht mich glücklich, und das beschränkt sich nicht auf die Schönheit der Wissenschaft. Kaffee und Törtchen. Danach „Nacharbeit“ – Recherche über interessante neu entdeckte Künstler/innen und Techniken, vielleicht selbst was Künstlerisches machen. Abends Zeit nehmen, um zu kochen, oder ausgehen. Nach Dessert und Espresso Kreation von punktstarken Neologismen beim Scrabble. (Ich finde Essen so toll, dass ich sogar zwei Jahre da gewohnt habe. Sorry für den platten Kalauer.)
Bitte begrüßt Tanja Gabriele ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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