Auf seinem YouTube-Kanal und Blog dokumentiert und kommentiert er als „David der Doktorand“ die Entstehung seiner Dissertation. Dabei schildert er unter anderem den Alltag als Doktorand, mit welchen Themen er sich auseinandersetzt, welche Konferenzen er besucht oder welche wissenschaftlichen Artikel er liest.
Um ehrlich zu sein: eine Verkettung glücklicher Zufälle. Hauptsächlich, weil ich gefragt wurde, ob ich nicht promovieren wolle. Aber dazu gibt es natürlich eine Vorgeschichte:
Ursprünglich habe ich Geographie und Germanistik für das Lehramt an Gymnasien studiert. Als Student hatte ich ein paar Hiwi-Jobs, darunter einen am Zentrum für Mediales Lernen des Karlsruher Instituts für Technologie. Nachdem mein Studium zu Ende war und wir zu Hause als Familie bereits zu dritt waren, war es tatsächlich der einfachste Weg, dort als Mitarbeiter einzusteigen. Ein Glücksfall zur richten Zeit sozusagen. Dass der wissenschaftliche Leiter dieser Einrichtung später mal mein Doktorvater werden sollte, wusste ich damals noch nicht. Inzwischen habe ich zwei halbe Stellen am Karlsruher Institut für Technologie: eine am ZML, der zentralen E-Learning Einheit des KIT und eine weitere am Institut für Berufspädagogik und Allgemeine Pädagogik, wo ich promoviere.
Foto: Patrick Langer, KIT |
Die Entscheidung für mein Feld war dadurch im Grunde ausgemachte Sache: Lehren und Lernen, verknüpft mit den digitalen Medien. Dass diese Kombination interessant ist und in Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird, habe ich eindrucksvoll durch mein One-Hit-Wonder auf YouTube demonstriert bekommen: ich habe ein gehaltenes Referat als Video hochgeladen und inzwischen hat das mehr als 500k Klicks. „Lernen mit Videos im Netz – das ist die Zukunft,“ dachte ich mir.
Ich habe lange danach gesucht, wie ich denn „mein Feld“ bezeichnen soll: Ich habe Lehramt studiert, bin also „von Haus aus“ weder ein lupenreiner Natur- oder Geisteswissenschaftler, noch reiner Pädagoge. Als Mitarbeiter an einem traditionellen Institut und einer E-Learning-Servicestelle habe ich je einen Fuß in Forschung und Lehre und einen im Bereich Beratung und Dienstleistung. Ich platziere mich also genau an der Schnittstelle: Ich befasse mich damit, wie wir im Hochschulkontext mit Medien lernen. Gibt es „Hochschul-Mediendidaktik“?
Genau in diesem Feld bin ich jetzt unterwegs: am ZML konzipieren und produzieren wir Lernmedien – hauptsächlich Videos und darauf aufbauende Onlinekurse und MOOCs. Das heißt, ich kenne den ganzen Prozess vom Drehbuchschreiben über das Filmen und die Videobearbeitung bis hin zum didaktischen Setting in der Kursumgebung im Web. Das wird nie langweilig, da wir für jedes Projekt mit anderen Fachwissenschaften zusammenarbeiten. Das Know-How zum Thema Videoproduktion teilen wir vom ZML auch regelmäßig in Tagesworkshops in verschiedenen Hochschuldidaktik-Programmen. Ansonsten beraten wir Dozierende am KIT zu allen Belangen rund um E-Learning.
Für meine Promotion am Institut für Berufspädagogik und Allgemeine Pädagogik durfte ich mir mein Thema selbst aussuchen. Da lag es nahe, sich mit Webvideos zum Lernen zu befassen. So kann ich meine beiden halben Stellen am KIT ganz wunderbar miteinander verheiraten – auch wenn es auf dem Stundenzettel dann des Öfteren zum Ehekrach kommt 😉 In meiner Dissertation will ich herausfinden, wie videobasierte Onlinekurse gestaltet sein müssen, damit sie funktionieren. Dabei plane ich eine Design-Based-Research-Studie, die ich entlang eines Kurses aufziehe, den wir in den vergangenen drei Jahren am ZML erstellt haben. Fast alle Videos aus diesem Kurs sind auch auf YouTube verfügbar.
In der Hochschullandschaft kommt der Lehre und dem Lernen relativ wenig Aufmerksamkeit zu. Meiner Meinung nach sollte ihr Stellenwert viel höher sein, um dem der Forschung zumindest in etwa zu entsprechen. Denn ohne eine gute Lehre kann man keine guten Forscherinnen und Forscher ausbilden.
Ich will mit meiner Arbeit dazu beitragen, dass wir besser verstehen, wie Lernen heutzutage gestaltet werden kann. Dazu gehört, dass wir die digitalen Technologien nicht als Add-On oder Trend betrachten, sondern als so selbstverständlich wie das Buch oder die Tafel ansehen. Das betrifft sowohl die Lerner als auch diejenigen, die Inhalte (zum Lernen) bereitstellen. Der sinnvolle Einsatz dieser Technologien muss von vielen aber noch geübt werden. Gute Bildungsangebote sind gefragt, die von den neuen Möglichkeiten ernsthaft Gebrauch machen. Heute mehr denn je – und insbesondere solche im Internet, die frei und offen zugänglich sind.
Im letzten Jahr habe ich bei der Neuaufstellung des am KIT dezentral organisierten Konvents der Doktorandinnen und Doktoranden geholfen und bin seitdem der Vorsitz dieses Gremiums*. Salopp gesagt ist das so etwas wie eine Fachschaft für Promovierende unserer Fakultät. Wir werden zu Rate gezogen, wenn es um Änderungen an der Promotionsordnung geht, dürfen Stellungnahmen bei der Wahl von Ombudspersonen abgeben und stehen Promotionsinteressierten Rede und Antwort. Ich will in dieser Position bewirken, dass sich Promovierende untereinander austauschen, denn: ist das Format „Promotion“ überhaupt noch zeitgemäß? Man sitzt mehrere Jahre quasi alleine an seinem eigenen Mammut-Projekt. Überall sonst werden Teamwork, Zusammenarbeit und Kollaboration gefordert, nur bei seiner Doktorarbeit ist man auf sich gestellt. Ich glaube, es ist schon viel gewonnen, wenn man sich regelmäßig mit Personen austauschen kann, die in einer ähnlichen Situation stecken.
*Neuwahlen am 25.07. (ob ich wieder dabei bin, weiß ich erst dann)
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Seit ich fünf bin, habe ich ein Schlagzeug und beinahe hätte ich Jazz-Schlagzeug studiert. Inzwischen bin ich aber froh, dass ich mir die Musik als reines Hobby erhalten habe. Nach einer sehr aktiven Zeit spiele ich inzwischen nur noch in einer Bigband, der Up To Date Bigband. Ihr könnt ja mal auf unserer Webseite vorbeischauen. Dort gibt’s auch ein paar verlinkte Videos.
Außerdem fotografiere ich ganz gerne; noch nicht sehr lange, aber immerhin. Meine besten Schnappschüsse teile ich über Flickr.
Gibt es denn als Wissenschaftler einen freien Tag? Mir fällt es jedenfalls sehr schwer, meinen Kopf abzuschalten oder wirklich frei zu bekommen. Am ehesten hilft da tatsächlich volles Programm: ein Tagesausflug mit Familie irgendwo draußen in der Natur. Kamera im Anschlag für ein paar nette Schnappschüsse der Kids oder schöne Aufnahmen von Landschaft, gutes Wetter (nicht zu warm!) und am Ende ein gutes Essen in Aussicht.
Ja, das klingt ziemlich ideal.
Bitte begrüßt David ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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