Foto: Michael Brauer |
Ich wollte eigentlich nie Wissenschaft machen bis ich ein super spannendes Seminar zu Brain-Computer Interfaces im 6. Semester belegt habe. Da dachte ich das erste Mal, das könnte was für mich sein. Durch ein Forschungspraktikum an der Uni Cambridge habe ich dann das erste Mal richtige "Forschungsluft" schnuppern dürfen. Während der Diplomarbeit habe ich dann gemerkt, dass das total mein Ding ist. Um meine Traumstelle zu bekommen, musste ich mich dann um ein Promotionsstipendium bewerben, zum Glück hat das letztlich geklappt :). Insgesamt waren eine Menge Zufälle involviert.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich bin über die Bewusstseinsforschung bei Patienten mit schweren Bewusstseinsstörungen nach Hirnschädigungen zum Thema Schlaf gelangt. Klingt erst einmal nicht nach einer so offensichtlichen Verbindung, doch auch den Schlaf kann man ja als einen Zustand veränderten Bewusstseins beschreiben. Zudem hat das Labor, in dem ich an der Uni Salzburg promoviert habe, neben der klinischen Forschung einen zweiten Schwerpunkt: die Schlafforschung. Da war es fast unvermeidlich, dass ich irgendwann mit dem Thema in Kontakt komme ;). Das Tolle am Thema Schlaf ist, dass es sehr leicht ist, Grundlagenforschung und Anwendung zu verbinden und die Anwendungsperspektive ist mir bei meiner Forschung sehr wichtig. Jede/r kann etwas dazu sagen und beitragen und es ist ein hoch relevantes Thema. Darüber hinaus habe ich viele tolle Kollegen, die auch ein ganz wichtiger Faktor für meine Motivation sind.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Meine Arbeit ist total vielfältig und das genieße ich ganz besonders. Gerade arbeite ich sehr viel praktisch im Labor, leider auch recht oft am Abend und in der Nacht, da meine Probanden natürlich bei uns im Labor schlafen und während der Messungen betreut werden müssen. Das bedeutet dann Elektroden kleben, Probanden motivieren, Speichelproben nehmen, etc. Derzeit erhebe ich Daten für meine vom österreichischen Wissenschaftsfonds geförderte Studie, in der ich die Wirkung von künstlichem Licht am Abend auf den Schlaf untersuche. Neben der Schlafqualität allgemein, von der man weiß, dass künstliches Licht einen negativen Einfluss hat, interessiere ich mich in dieser Studie vor allem dafür, wie möglicherweise die Interaktion zwischen Gehirn und Umwelt durch das Licht verändert wird. Dazu messe ich die Hirnströme meiner Probanden während sie schlafen und bestimmte akustische Reize abgespielt werden.
Wenn ich nicht im Labor bin, muss ich natürlich meine Studie koordinieren, Probanden planen, etc. Außerdem engagiere ich mich sehr gerne auch in der Lehre, das gemeinsame Arbeiten mit den Studierenden macht mir viel Spaß. Immer wieder sind wir natürlich auch z.B. bei Konferenzen und treffen Kollegen zum Austausch oder arbeiten an konkreten gemeinsamen Projekten, das ist natürlich auch schön. Außerdem gibt es auch gerade beim Thema Schlaf immer wieder spannende Projekte im Bereich der Wissenschaftskommunikation. Und letztlich müssen wir natürlich auch unsere Daten, die wir erheben auswerten und publizieren, das schließt auch recht viel Programmierarbeit mit ein sowie das Verfassen von Manuskripten.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Schlaf ist ein super wichtiges Thema für jeden von uns - nicht nur für die 20% der Bevölkerung, die über eine schlechte bis sehr schlechte Schlafqualität klagen. Für uns als Schlafforscher sind viele Verhaltensregeln oder Empfehlungen für einen guten Schlaf völlig intuitiv, doch vielen Menschen fehlt ein gesundes Gespür für ihren Schlaf und was ihnen beim Schlafen hilft oder eben auch nicht. Ich interessiere mich besonders für die Effekte von künstlichem Licht auf den Schlaf. Künstliches Licht und insbesondere moderne LED Bildschirme, denen besonders negative Effekte auf den Schlaf nachgesagt werden, sind in der Menschheitsgeschichte sehr junge Entwicklungen. Dass z.B. der Gebrauch von Handy oder Laptop am Abend den Schlaf beeinflusst ist kaum verwunderlich, doch wie und warum sie das genau tun, darüber wissen wir noch nicht so viel.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich engagiere mich ehrenamtlich bei der Debating Society Germany e.V., einem Verein, der Wettbewerbe im englischen Debattieren an Schulen veranstaltet und Schulen, die dies anbieten wollen, bei der Umsetzung unterstützt. Während meiner Schulzeit war ich selbst aktive Debattiererin und das hat mir einfach so viel gegeben, dass ich nun etwas zurückgeben möchte. Außerdem bin ich Mentorin für eine Doktorandin an der Uni Salzburg, was mir viel Spaß macht.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich rudere sehr gerne, wandere im Sommer gerne und im Winter mache ich Langlauf - draußen und an der frischen Luft zu sein und mich zu bewegen sorgt bei mir für den richtigen Ausgleich zur sonst eher kopflastigen Arbeit. Außerdem spiele ich im Uniorchester Cello. Und an den Wochenenden backe ich super gerne Kuchen, das entspannt mich irgendwie total ;)
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
An einem idealen Tag gehe ich im Sommer am frühen Vormittag mit meinem Ruderpartner für 10km aufs Wasser und genieße den Blick auf die Berge. Nach einer kurzen Abkühlung im Fluss und einem zweiten Frühstück mache ich mich dann zu Fuß auf einen Berg, um dort eine gute Freundin , die mit dem Rad kommt, auf einer kleinen Almhütte zu treffen. Und dann genieße ich am liebsten noch den Sonnenuntergang an einem schönen Ort mit einem weißen Spritzer...
Bitte begrüßt Christine ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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