Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Claudia Frick (@FuzzyLeapfrog) vorstellen! Claudia hat einen Doktor in Meteorologie und einen Master in Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Sie arbeitet als Fachbereichs- und Teamleiterin in der Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich. Von dort aus will sie Open Access zum Standard für wissenschaftliche Veröffentlichungen machen. Nach dem Diplomstudium der Meteorologie in Mainz zog es sie für den Doktor an die ETH in Zürich. Hier brachte sie dem Wettervorhersagemodell des Deutschen Wetterdienstes bei, dass Schneeflocken beim Fallen durch die Atmosphäre schmelzen können. Nach Zwischenstationen beim Deutschen Wetterdienst und an der Uni Köln, arbeitet sie nun seit 2014 im Forschungszentrum Jülich als Bibliothekarin.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Eigentlich wollte ich schon als Jugendliche immer Mathematik studieren, weil ich dort meine Leidenschaft für Ordnung und Logik ausleben konnte. Wenn mir in der Schule das Lernen von Französischvokabeln Kopfschmerzen bereitete, löste ich zur Entspannung Gleichungen. Mathematik schien mir die schönste aller Fremdsprachen zu sein. Kurz vor dem Abitur ging es an das Einschreiben an der Uni und in einem Anflug von Kühnheit entschied ich, dass Mathematik alleine nur eingeschränkt seine Schönheit entfalten kann. Eine Sprache sprechen ist eine Sache, sie anwenden eine andere. Also schrieb ich mich für Physik ein. Nach nicht allzu langer Zeit spezialisierte ich mich dann auf die Meteorologie. Hier konnte ich die Mathematik nicht nur sprechen, sondern sie auch in meiner Umwelt sehen und erleben. Neben Mathematik und Atmosphärenphysik lernte ich viel über Chemie, Elektronik, Geophysik und vor allem das Programmieren. Mithilfe dieser neuen Sprache brachte ich von nun an Computern Mathematik und Naturgesetze bei.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Für meine Promotion in Meteorologie habe ich meine deutsche Heimatuniversität verlassen und bin an die ETH in Zürich gewechselt. Eine der ersten E-Mails, die mich dort erreichte, war von einer ehemaligen Kollegin aus Deutschland, die mich fragte, ob ich ihr nicht diesen einen wissenschaftlichen Artikel runterladen und schicken könnte, auf den sie keinen Zugriff hat. Ich habe das getan und, was soll ich sagen, das sollte nicht die letzte E-Mail dieser Art bleiben. Um ehrlich zu sein, bekam ich sehr viele und ich habe sie alle beantwortet. Da fing ich an, mich zu fragen, wie es denn sein kann, dass Wissenschaftler*innen und auch alle anderen, die über Steuergelder Forschung finanzieren, keinen Zugriff auf die Ergebnisse dieser Forschung haben. Umso mehr ich darüber lernte, umso absurder fand ich dieses System, wollte es noch besser verstehen, eine weitere Perspektive davon sehen, um es dann zu verändern. Also begab ich mich in die Welt der wissenschaftlichen Bibliotheken, übernahm die Leitung des Teams “Wissenschaftliches Publizieren” am Forschungszentrum Jülich und machte noch einen Master in Bibliotheks- und Informationswissenschaft.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich kümmere mich in der Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich um so ziemlich alles, was mit dem Publizieren von Forschungsergebnissen zu tun hat. Das fängt an mit der tagtäglichen Beratung unserer Wissenschaftler*innen zu allen Fragen rund ums Publizieren und endet bei der Entwicklung, Unterstützung und Umsetzung von Strategien zu einer Welt, in der Forschungsergebnisse frei für alle Menschen zugänglich sind. Viele Wissenschaftler*innen wissen gar nicht, welche Unterstützung ihnen ihre Bibliothek in diesem Bereich bieten kann. Deshalb tue ich auch sehr viel, um unser Wissen immer wieder passend zu platzieren. Wir können den Wissenschaftler*innen Unsicherheiten und Arbeit abnehmen, was ihnen mehr Zeit für ihre eigene Forschung lässt.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Die meisten Menschen wissen nicht, dass sie zwar die Forschung durch ihre Steuergelder finanzieren, sie aber gar keinen Zugang zu deren Ergebnissen haben. Von diesem Skandal sollte aber eigentlich jede*r wissen. Wenn man dann auch noch weiß, wie viel Steuergeld aufgewendet wird, um zumindest den Wissenschaftler*innen diese Forschungsergebnisse wieder zugänglich zu machen, wird ein riesiger Skandal daraus. In Zeiten des Klimawandels können wir es uns gesellschaftlich nicht leisten, Wissenschaft hinter Bezahlschranken zu verstecken.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin aktiv bei Jugend hackt. Jugend hackt ist ein Hackathon für programmierbegeisterte Jugendliche, die ein Wochenende gemeinsam Prototypen, Webseiten und Konzepte für ihre Vision einer besseren Gesellschaft entwickeln und umsetzen. Neben der organisatorischen und pädagogischen Unterstützung, sind auch ehrenamtliche Mentor*innen dabei, die bei technischen Fragen und Problemen aller Art unterstützen. Eine der Letzteren bin ich: schon 5 mal in Köln, gerade letztes Wochenende in Berlin und die Woche nach meiner Zeit hier bei Real Scientist DE in Tokyo.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
An meinen Wochenenden mache ich Tae Bo und boxe freudig auf Schaumstoffpratzen ein. Zum Ausgleich gibt es dann Yoga.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Aufstehen, wenn ich wach werde. Frühstücken, Sport, Duschen. Den Laptop schnappen und in der Innenstadt in einem Café in der Sonne lesen, basteln, programmieren. Abends mit Freund*innen etwas unternehmen und essen gehen.
Bitte begrüßt Claudia ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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