Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unseren neuen Kurator Claus Haslauer (@planetwater) vorstellen zu dürfen! Claus hat an der Universität Stuttgart Umweltschutztechnik und an der University of Waterloo Earth and Environmental Sciences studiert, wurde in Stuttgart zum Doktoringenieur promoviert und an der Universität Tübingen im Bereich Geohydrologie habilitiert. Entsprechend reicht seine Erfahrung in den vielfältigen Bereichen der
Wasserwirtschaft von der Brunnenhydraulik, der Evaluierung von besten
landwirtschaftlichen Praktiken auf Grundwasserqualität, über die
Kartierung und Risikoabschätzung regionaler Grundwasserqualität bis hin
zur Entwicklung multivariater geostatistischer Modelle.
Claus ist Wissenschaftler und Technischer Leiter der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS, auch auf Twitter) an der Universität Stuttgart. In seiner Forschung beschäftigt er sich hauptsächlich mit der mathematischen Beschreibung von räumlich verteilten Parameterfeldern (Geostatistik). Zum Beispiel führt eine verbesserte Beschreibung der hydraulischen Leitfähigkeit in einem Aquifer zu einer verbesserten Abschätzung wann Grenzwerte von Schadstoffen in Trinkwasserbrunnen überschritten werden. Bei VEGAS werden hauptsächlich innovative in-situ Saniertungstechnologien für kontaminierte Standorte entwickelt. Eine Spezialität von VEGAS sind thermische in-situ Verfahren.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich wollte einen möglichst breitgefächertes quantitatives Studienfach belegen. Die Uni Stuttgart hat damals schon solch ein fundiertes, breit-gefächertes, qualitatives Studienfach angeboten: Umweltschutztechnik.
Von da an habe ich versucht, die Augen offen zu halten und dem zu folgen, was mich interessiert. Das war zunächst ein recht angewandtes Thema: Es ging um die Evaluierung der nachhaltige landwirtschaftliche Bewirtschaftung in einem Einzugsgebiet auf eine öffentliche Trinkwasserversorgung. Ich ging der Frage nach, wie landwirtschaftlicher Betrieb und Trinkwasserversorgung unter bestmöglichen Bedingungen co-existieren können. Das Thema beinhaltete viel Feldarbeit (z.B. Bohren, Wasser Proben nehmen und analysieren, geophysikalische Kampagnen, Beprobungs-System für Drainage-Systeme entwickeln) und auch die darauf aufbauende numerische Simulationen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sich mit einem Problem beschäftigt findet man sehr oft neue spannende wissenschaftliche Fragestellungen. Ich habe während der Feld-Arbeit im Woodstock Drumlin Field festgestellt, dass sich manche Parameter (z.B. Regen-Intensität, hydraulische Leitfähigkeit) recht stark auf relativ kleinem Raum verändern. Diese Veränderungen und Zusammenhänge mathematisch (statistisch) zu beschreiben, Modelle dafür zu entwickeln und deren Auswirkungen zu testen wurde das Thema meiner Dissertation.
Ich beschäftige mich gerne mit Theorie, z.B. auch in meiner Dissertation, aber ich brauche auch immer wieder die "Erdung" wie die Theorie in der Praxis angewandt wird. Ergebnisse meiner Dissertation haben zum Beispiel zur Weiterentwicklung des operativen Computercodes beigetragen, der regionale Grundwasserqualitätskarten für das Land Baden-Württemberg erstellt.
Das Zusammenspiel von Neugierde ("Wie funktioniert das?") mit der Erdung ("Wie und wo hilft uns das?") ist für mich genug Antrieb, in der Wissenschaft zu bleiben! Es macht mir außerdem großen Spaß, mich um die Ressource Wasser zu kümmern.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Wasser und Grundwasser sind eine essentielle Ressource! Ich finde es spannend mich darum zu kümmern, nicht nur durch Wassersparen!
Es sind eine Reihe von Fragen, deren Antworten etwas Nachdenken (also Wissenschaft) erfordern: Wie entscheiden wir, ob ein Grundwasserleiter "in gutem Zustand" ist? Wann wird ein Grenzwert für einen Schadstoff in einem Brunnen überschritten? Wie können wir einen Schadstoff wieder aus dem Grundwasser und aus dem Boden bekommen (zu vertretbaren Kosten und in verhältnismäßiger Zeit)?
In meiner momentanen Position kann ich mich sowohl um Grundlagenforschung als auch um angewandte Forschung in einem Bereich kümmern, der für uns lebenswichtig ist - Wasser.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Bei VEGAS sind wir circa 20 Leute mit sehr unterschiedlichen Hintergründen: Mechaniker (z.B. für Rohrleitungsbau und Versuchsaufbauten), chemisch-technische Assistentinnen, WissenschaftlerInnen und Ingenieure verschiedener Ausprägungen: Verfahrenstechniker, Physiker, mathematische Modellierer, Chemiker, Geologen, Biologen, uvm. Das sorgt für Abwechslung und verschiedene Reize!
Ich bin bei VEGAS seit ungefähr einem Jahr dabei, und versuche eine Balance zu finden zwischen Projekt-Akquise (Anträge schreiben), Ergebnisse publizieren (Papers schreiben), Lehre ("Statistik für Ingenieure", "Boden- und Grundwassersanierung" und "Environmental Monitoring und Measurement Technologies"), Projektarbeit und Mitarbeiter-Motivation!
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Wasser geht uns alle an! Ohne Wasser kein Leben! Es gibt unzählige Probleme hinsichtlich der Wassermenge und der Qualität: zu viel Wasser ist schlecht (Fluten durch Extrem-Niederschläge), zu wenig Wasser ist schlecht (Dürre). Und es gibt eine Vielzahl von Stoffen, die Wasser verunreinigen, z.B. aus Landwirtschaft, Chemie und Industrie. Viele Stoffe sind so neu, dass wir über ihr Verhalten in der Natur recht wenig wissen. Trotzdem sind sie oft schon recht weit verbreitet.
Ich mache die Erfahrung, dass diese Probleme in der Allgemeinheit trotz der Wichtigkeit nicht bewusst sind. In Baden-Württemberg zum Beispiel kommt das Wasser aus ca. 3/4 aller Wasserhähne aus dem Bodensee. Und der ist für die meisten Benutzer weit weg.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Je weiter "fortgeschritten" oder auch je älter ich werde, desto mehr bekomme ich Einblick in Gremien die einen größeren Über-/Ein- Blick in die Themenvielfalt der Wasserwirtschaft gewähren. Beispiele sind die Editoren-Tätigkeiten für Fachzeitschriften oder Tätigkeiten im wissenschaftlicher "Beirat" von Konferenzen (@geoEnv2020), wo wir Themen auswählen oder eingereichte Beiträge bewerten.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Meine Familie ist mein größtes Hobby!
Zum Ausgleich mache ich Musik (z.B. im Posaunenchor und mit Gitarre) und Sport. Gerne Eishockey, aber die Eiszeiten sind mittlerweile zu spät für mich... ;-) deswegen zum Auspowern seit 'nem Jahr Zirkeltraining und zum Ausgleich seit Jahren Yoga! Ab und zu schaff ich's auch, nicht nur Fachliteratur zu lesen! Letztes Jahr wurde ich 'mal zum Bogenschießen mitgenommen. Könnte sein, dass sich da was entwickelt...
Mit meinen Jungs sind wir gerne draußen. Eigentlich egal wo und egal zu welcher Jahreszeit: auf Bergen, auf Kletterfelsen, im Wasser.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ich habe einen Doktoranden, der würde jetzt erstmal den Freiheitsbegriff diskutieren wollen! ;-)
Wenn ich was von meiner letzten Antwort schaffe, finde ich das super! ;-)
Bitte begrüßt Claus ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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