Sunday, May 31, 2020

Die Schmerzen der Anderen - Helena Hartmann ist jetzt bei Real Scientists DE!

Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Helena Hartmann (@helenahhartmann) vorstellen! Helena ist Psychologin und soziale Neurowissenschaftlerin, die in ihrer Dissertation die neurophysiologischen Mechanismen von Empathie und prosozialem Verhalten im Bereich Schmerz erforscht. Konkret ist sie daran interessiert, inwiefern unser eigenes Schmerzerleben einen Einfluss darauf hat, ob und wie wir Empathie empfinden bzw. anderen helfen. Sie nutzt dafür Verhaltensexperimente kombiniert mit funktioneller Magnetresonanztomographie, misst aber auch physiologische Daten wie Herzrate und Hautleitwert. Sie arbeitet seit 2017 an der Social, Cognitive and Affective Neuroscience Unit in Wien unter der Leitung von Claus Lamm.


Wie bist du in der Wissenschaft gelandet? 
Ehrlich gesagt war das ein sehr glücklicher Zufall!
Ich habe meinen Master in Klinischer und Biologischer Psychologie in Wien gemacht und wollte eigentlich direkt danach in Richtung Praxis, also Psychotherapie-Ausbildung, gehen. Durch mehrere Praktika im wissenschaftlichen Bereich und meiner sehr neurowissenschaftlich ausgerichteten Masterarbeit ist mir aber aufgefallen, wie spannend Forschung generell sein kann und auch, wie viel wir noch nicht darüber wissen, wie eigene Emotionen und Emotionen anderer im Gehirn verarbeitet werden. Und das Ganze im Bereich Schmerz erforschen? - sign me up!

Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort? 
Mich hat zuerst sehr fasziniert, mit wie viel Planung und Präzision man an Forschung herangehen sollte, um sinnvolle Schlussfolgerungen ziehen zu können. Gerade die Kombination von Psychologie mit Methoden aus der Neurowissenschaft hat mich sehr gereizt, da man dadurch sowohl subjektive als auch objektive Maße bekommt und seine Forschungsfragen von mehreren Seiten fundiert beleuchten kann. Innerhalb meiner Arbeit habe ich auch das Feld Open Science für mich entdeckt und es mir zum Ziel gemacht, gute und transparente Wissenschaft zu produzieren. Zuletzt hat auch das Team der SCAN-Unit, an der ich arbeite, einen großen Beitrag geleistet, mich in der Wissenschaft zu halten. Ich finde es toll, wie verschiedene Forscher*innen sich gegenseitig unterstützen können und voneinander profitieren können, um Wissen voranzutreiben.

Erzähle uns etwas über deine Arbeit! 
Ich interessiere mich dafür wie wir den Schmerz anderer Personen wahrnehmen und verarbeiten, was dabei im Gehirn passiert und welche genauen Gehirnregionen eine Rolle spielen. Konkret interessiert mich, welche Rolle unser eigenes Schmerzerleben hat, wenn es darum geht, den Schmerz Anderer zu bewerten. Was passiert, wenn wir selber weniger Schmerz spüren, z.B. durch ein Schmerzmittel? Verändert sich dann auch, wie wir Schmerz in unserer Umgebung wahrnehmen? Ich untersuche diesbezüglich die "Theorie der geteilten Repräsentationen", die besagt dass wir im Gehirn ähnliche funktionale Prozesse verwenden, wenn wir selber eine Emotion empfinden und wenn wir sehen, wie jemand anderer diese Emotion empfindet. Sie nimmt daher an, dass wir durch eine Art Simulation der beobachteten Emotion in uns selbst mit anderen Personen mitfühlen können.

Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren? 
Es gibt so viele tolle Erkenntnisse, die durch Wissenschaft produziert werden, die aber keiner außerhalb der Wissenschaft wirklich mitbekommt! Gerade mein Forschungsfeld, also Empathie für den Schmerz anderer Personen und prosoziales Verhalten, finde ich sehr relevant für jeden einzelnen, da es etwas ist, was wir sehr oft erleben. Wir kommen täglich mit anderen Menschen in Kontakt und verarbeiten was um uns herum geschieht, ob in einer Partnerschaft oder im Supermarkt an der Kasse. Deswegen finde ich es besonders wichtig, dass Wissenschaft auch verständlich an die Allgemeinheit vermittelt und weitergegeben wird.

Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten? 
Ich bin freiwillige Mitarbeiterin bei Pint of Science Austria, einem Wissenschaftsfestival, das dieses Jahr zum ersten Mal in Wien stattfinden soll. Dieses Jahr mache ich auch zum zweiten Mal bei der "Langen Nacht der Forschung" in Wien mit, um zu zeigen, an was wir in unserer Arbeitsgruppe forschen. Außerdem arbeite ich seit Kurzem als Psychologin und Wissenschaftlerin für MyMind, ein Start-Up, das ein portables Neurofeedbackspiel für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung entwickelt. Ich bin sehr aktiv auf Twitter und mache regelmäßig Takeovers im Bereich der Wissenschaftskommunikation und habe auch schon in zwei Podcasts mitwirken können und dort über meine Forschung berichtet (Every Little Thing, The Aaron Halliday Podcast).

Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest? 
Ich mache (fast) jeden morgen Yoga und sortiere wahnsinnig gerne alles Mögliche in meiner Wohnung (z.B. meine Bücher nach Farbe)! Ordnung ist mein ganzes Leben ;)

Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)? 
Früh aufwachen, aber den Vormittag mit einem spannenden Buch, Croissant und vielen Tassen schwarzem Tee im Bett verbringen. Yoga oder einen Online-Sportkurs machen. Ein Eis essen gehen und durch meinen Bezirk Ottakring bummeln, um noch nicht gesehene Ecken zu entdecken oder bei Regen gemütlich zu Hause bleiben. Am Abend gutes Essen kochen (am Liebsten Pasta) und ein (virtueller) Spieleabend mit Freund*innen.

Bitte begrüßt Helena ganz herzlich bei Real Scientists DE!

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