Diese Woche freuen wir uns sehr, euch unsere neue Kuratorin Natalie Sondermann (@sofridaynight) vorstellen zu dürfen! Natalie hat zunächst Biologie studiert und ist aktuell Doktorandin am Leibniz Institut für umweltmedizinische Forschung. In ihrer Forschung dreht sich alles um die Auswirkungen von Umweltschadstoffen auf unsere Haut. Das sagt Natalie über sich in ihren eigenen Worten:
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Völlig ohne Vorstellung davon, was es genau bedeutet und mit sich bringt, wollte ich schon als Kind immer Forscherin bzw. Wissenschaftlerin werden. Dabei dachte ich in der Grundschule aber eher an das alte Ägypten und Dinosaurier - wahrscheinlich geprägt durch die ganzen Dokus, die ich mir damals reingezogen habe.
Während der Schulzeit habe ich mir eigentlich keine allzu großen Gedanken gemacht, wo es mich mal hinführen würde. Dass ich studieren wollte, war mir klar, aber was genau? Medizin? Journalismus? Anglistik? Da hatte ich absolut keinen Plan. Im letzten Schuljahr entschied ich mich dann für Biologie - etwas spät vielleicht, da ich es nicht mal als Leistungskurs hatte. Nach dem Abi schrieb ich mich ein und bekam einen Platz.
Die folgenden Jahre waren geprägt von der Frage, „Biologie? Also auf Lehramt oder wie?“, und meinem stetigen Verneinen. Nach zahlreichen Momenten, in denen ich überfordert das Studium abbrechen wollte, Klausuren bis ins Unendliche geschoben hatte und mit einigen Nebenjobs fernab der Regelstudienzeit lag, beendete ich mein Bachelorstudium mit meiner praktischen Abschlussarbeit über das Pollensammelverhalten der dunklen Erdhummel. Das erste Mal überhaupt praktisch und selbstständig wissenschaftlich zu planen und zu arbeiten, hat mir echt viel Spaß gemacht und mich enorm motiviert – endlich, das wollte ich!
Darauf folgte also der
fließende Übergang in das Masterstudium der Biologie. Ich legte meinen
Schwerpunkt auf die molekulare Biomedizin und bewarb mich für meine
Masterarbeit am Leibniz-Institut für umweltmedizinische
Forschung (IUF), wo ich auch heute noch arbeite.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden und was hält dich dort?
Im Master belegte ich Vertiefungsmodule über innere Organe, Gehirnfunktion und Genomanalyse. Letztlich, sicher auch durch mein großes Interesse an Tätowierungen, wollte ich meine Masterarbeit aber am liebsten wenigstens in grobem Zusammenhang mit der Haut schreiben.
Tatsächlich arbeitete ich in meiner Masterarbeit dann auch mit Hautzellen und untersuchte die Auswirkungen eines bestimmten Medikaments zur Behandlung von Hautkrebs und dessen Nebenwirkungen in Zusammenhang mit UVB-Strahlung.
Für mich ist die Haut einfach ein besonders spannendes Organ, da wir über sie konstant in Kontakt mit unserer Umwelt und deren Einflüssen stehen. Wirklich aktiv für exakt dieses Feld entschieden habe ich mich wohl aber nicht wirklich – da hat vielmehr auch das Glück mitgespielt, in meiner jetzigen Arbeitsgruppe gelandet zu sein und hier nun auch promovieren zu können!
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Aktuell bin ich also immer noch am IUF und behandle mittlerweile im
zweiten Jahr meiner Promotion in erster Linie das Thema
Umweltschadstoffe und deren Interaktion mit einem bestimmten Rezeptor in
der Haut. Dabei versuche ich unter anderem, den Mechanismus
hinter der Entstehung bestimmter Hautkrankheiten genauer zu
entschlüsseln.
Hierzu gehört letztlich auch eine Reihe verschiedener Experimente und Methoden. Das erstreckt sich von Computersimulationen und 3D-Modellierungen über diverse Versuche in Zellkulturen.
Motivation: warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Da ich eher Grundlagenforschung zu bestimmten Molekülinteraktionen betreibe, ist das Ganze doch recht fern vom alltäglichen Leben. Dann wiederum arbeite ich mit in unserer Umwelt vorhandenen Schadstoffen - zum Beispiel Chemikalien aus der Plastikproduktion, Pestizide oder Nebenprodukte verschiedener Industriezweige.
Die Haut, als Schutzbarriere zwischen Körper und Umwelt, muss sich solchen Einflüssen täglich aussetzen. Doch was genau dadurch passiert oder passieren kann, ist nicht für jede chemische Verbindung im Detail bekannt.
Nun könnte man meinen,
dass diese Details nicht wirklich relevant sind, doch
Grundlagenforschung und das genaue Verständnis bestimmter molekularer
Mechanismen kann zum Beispiel auch neue präventive Ansätze oder
Behandlungsansätze für diverse Krankheiten hervorbringen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Gemeinsam mit meinem Freund habe ich 2017 ein Tattoo-Magazin gegründet: Feelfarbig (https://feelfarbig.com). Dort bin ich seitdem als Redakteurin tätig und verfasse regelmäßig Artikel, führe Interviews oder kuratiere Tattoo-Künstler*innen.
Für mich ist die Literaturrecherche in diesem Themengebiet besonders spannend, weil die Forschung rund um Tätowierungen immer noch relativ nischig ist. Wenn ein neues, interessantes Paper erscheint, ist die Freude also groß! Und das Ganze dann nicht nur zu lesen, sondern diese Forschungsergebnisse für eine breite Masse aufzubereiten und teilen zu können, macht mir einfach Spaß.
Da es im
deutschsprachigen Raum nur wenige Tattoo-Fachmagazine gibt und gerade
dem wissenschaftlichen Gesichtspunkt bisher nie viel Aufmerksamkeit
geschenkt wurde, freuen wir uns auch besonders über den großen
Anklang bei unserer Leserschaft!
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Vor rund zwei Jahren habe ich damit angefangen, entomologische Präparate anzufertigen - meist wissenschaftlich und mal mit etwas künstlerischer Freiheit. Dafür habe ich mir bei Antiquariaten viele alte Broschüren, Hefte und eine Menge Bücher über Falter und das Präparieren besorgt. Mit denen versuche ich dann auch mal die ein oder andere Art zu bestimmen, was mir auch unheimlich viel Spaß macht.
Ansonsten schreibe ich
in meiner Freizeit gerne oder esse Süßkram und gucke Serien – das sind
dann aber vielleicht eher weniger interessante Hobbies.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Am liebsten verbringe ich einen freien Tag draußen in der Sonne (natürlich mit Sonnenschutz :D) und gucke mir irgendwelche heimischen Tiere an. Da bin ich wirklich einfach zu begeistern: eine Hummel? Super, da setz ich mich mal 10 Minuten hin und guck, wie sie Nektar oder Pollen sammelt. Ein Eichhörnchen? Komplette Eskalation - aber nur innerlich, damit es nicht verschreckt wird. Ein Vogel? Cool, direkt mal in der Vogel-App nachschauen, ob es ein Gartenbaumläufer oder ein Waldbaumläufer ist.
Im Optimalfall begleitet mich mein Freund dabei und wir snacken später noch Kuchen oder Eis (im besonders optimalen Optimalfall halt Kuchen UND Eis).Bitte begrüßt Natalie ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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