Diese Woche freuen wir uns auf unseren neuen Kurator Stefan Hartmann! Stefan (@hartmast) ist seit 2020 Juniorprofessor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er hat in Mainz studiert und promoviert und war anschließend in Hamburg und Bamberg als Postdoc tätig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Sprachwandel, frühkindlicher Spracherwerb und die Frage, wie Sprache evolutionär entstanden ist.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ursprünglich habe ich Germanistik auf Lehramt studiert, aber dann festgestellt, dass mir die wissenschaftliche Welt doch deutlich mehr liegt. Nach dem Studium hat sich die Gelegenheit zu einer Promotion geboten, wenn auch zunächst ohne Finanzierungsmöglichkeit - nach etwa einem Dutzend erfolgloser Bewerbungen auf Stellen und Stipendien habe ich dann erfreulicherweise ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung erhalten. Anschließend war ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter zunächst in Mainz, dann in Hamburg und Bamberg tätig, bis ich dann 2020 meine aktuelle Juniorprofessur antreten konnte.
In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit verschiedenen Fragestellungen, die mit Sprache zu tun haben - um sie zu untersuchen, verwende ich vor allem sogenannte korpuslinguistische Methoden, d.h. ich werte authentische Daten, vor allem Texte, in der Regel quantitativ aus und schaue, welche Schlussfolgerungen sich aus den Mustern ziehen lassen, die man dabei beobachten kann. Darüber hinaus habe ich aber auch schon mit experimentellen Methoden und Fragebogenstudien gearbeitet. In der Lehre bringe ich ebenfalls häufig empirische Methoden ein, unterrichte aber auch Einführungsveranstaltungen, in denen es unter anderem darum geht, hartnäckige Vorurteile darüber, wie Sprache funktioniert, zu widerlegen und die Studierenden dazu anzuhalten, ganz neu über Sprache nachzudenken.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Ich habe meine Abschlussarbeit eigentlich in einem ganz anderen Gebiet der Germanistik geschrieben, nämlich in der älteren deutschen Literatur. Das hat zwar viel Spaß gemacht, aber beim Schreiben habe ich gemerkt, dass ich die eher naturwissenschaftlich geprägte Herangehensweise der Sprachwissenschaft spannender finde als literaturwissenschaftliches Arbeiten. Hinzu kam, dass ich ein Promotionsangebot aus der Sprachwissenschaft hatte - letztendlich bin ich also auf Umwegen und aus teilweise eher opportunistischen Gründen in meinem aktuellen Feld gelandet. Das hat sich aber als richtige Entscheidung herausgestellt, denn ich könnte mir wenig vorstellen, was mir mehr Spaß macht.
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Es gibt wenig, was unser soziales Leben und unseren Alltag so prägt wie Sprache, und viele Fragen, die bei weitem nicht nur für die Sprachwissenschaft relevant sind, ranken sich um Sprache(n): Warum gibt es keine andere Spezies, die über ein auch nur annähernd so komplexes Kommunikationssystem verfügt? Wie genau funktioniert dieses komplexe Kommunikationssystem? Wie kommen Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachen zustande? Wie hängen Sprache und Denken zusammen? - Welche Rolle Sprache in unserem Alltag spielt, zeigt sich auch daran, dass Debatten über Sprache oft sehr emotional und erhitzt geführt werden - man denke an die Debatte übers Gendern, die seit Jahren medial geführt wird und bei der sich scheinbar unversöhnliche Positionen gegenüberstehen.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Während ich das schreibe, organisiere ich gerade eine große Konferenz, worüber ich in meinen Tweets natürlich auch berichten werde. Das ist auch der Grund, warum diese Vorstellung etwas kürzer ausfällt, als es sonst vermutlich der Fall gewesen wäre :)
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Gelegentlich mache ich bei Science Slams mit, aber nicht wirklich oft genug, um das als Hobby zu bezeichnen... Ansonsten interessiere ich mich für Literatur (ein bisschen) und Film (ein bisschen mehr), also nichts allzu Ausgefallenes...
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur Menschen)
Eigentlich bräuchte ich zwei: einen ganz ohne Termine und ohne Pläne und einen, den ich mit guten Freunden verbringe. Letzteres ist aber auch auf den meisten Konferenzen der Fall, die ich besuche (oder organisiere), insofern bin ich in der sehr erfreulichen Situation, dass Arbeit und Freizeit für mich fließend ineinander übergehen.
Bitte begrüßt Stefan ganz herzlich auf dem Kanal!
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